Neuanfang nach Scheitern
Was ich aus meiner gescheiterten Gründung gelernt habe

Mit ihrer ersten Gründung ist impulse-Bloggerin Manuela Nikui krachend gescheitert. Sie hat sich nicht entmutigen lassen und vor zwei Jahren neu eine PR-Agentur gegründet. Was sie aus dem Scheitern gelernt hat.

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Auch wenn man mit einer Gründung scheitert, ist das kein Grund, den Traum von der Selbstständigkeit aufzugeben. Man muss nur aus seinen Fehlern lernen.
Auch wenn man mit einer Gründung scheitert, ist das kein Grund, den Traum von der Selbstständigkeit aufzugeben. Man muss nur aus seinen Fehlern lernen.
© Wachiwit / iStock / Getty Images Plus

Meine eigene Chefin zu sein – dieser Traum begleitet mich schon lange. Doch getraut habe ich mich erst mit 47, als mich meine damalige Geschäftspartnerin gefragt hat, ob ich bei ihr einsteigen möchte. Sie hatte seit vielen Jahren eine PR-Agentur, wollte ihre Kundenbasis erweitern und die Verantwortung gerne auf mehrere Schultern verteilen. Ich wollte, und wie! Also habe ich mich schnell für die Selbstständigkeit entschieden – und bin krachend gescheitert.

Knapp drei Jahre habe ich – haben wir beide – durchgehalten, dann war Schluss. Unsere Vorstellungen waren einfach zu unterschiedlich. Das fing schon bei kleinen Dingen wie Bürozeiten an. Ich ging früher morgens ins Fitnessstudio und war nicht bereit, darauf zu verzichten. Dafür war ich abends meist die Letzte, die das Büro verlassen hat. Meine Partnerin kam früher und ging eher.

Auch hatten wir beide eine unterschiedliche Arbeitsweise. Wenn ich beispielsweise Präsentationen vorbereite, bespreche ich die Marschrichtung am Anfang und möchte dann in Ruhe am Thema arbeiten, bevor ich das Ergebnis bespreche. Meine Partnerin wollte laufend in den Prozess mit einbezogen sein. Auch Pitches beim Kunden wurden zunehmend zur Zerreißprobe, da sich keine das Zepter aus der Hand nehmen lassen wollte. Irgendwann wurden die Spannungen zu viel und ich konnte und wollte sie nicht mehr so einfach wegstecken. Der Versuch, mithilfe einer Mediatorin aus diesem Dilemma herauszukommen, misslang. Also zog ich die Reißleine.

Diese Erfahrung war sehr schmerzhaft und hat meinem Selbstbewusstsein einen empfindlichen Hieb versetzt. Heute bin ich für das Scheitern dankbar. Denn es hat mich gestärkt für mein zweites Unternehmen, das ich seit inzwischen mehr als zwei Jahren erfolgreich führe. Ich habe mich als Texterin und PR-Beraterin selbstständig gemacht. Meine Wunschkunden sind Managementberater und Führungskräftetrainer, die Blog-, Website-, Fach- und Pressetexte brauchen und/oder ihre PR-Arbeit auslagern wollen. Außerdem arbeite ich leidenschaftlich gerne mit meinen Kunden daran, ihr Alleinstellungsmerkmal herauszufinden.

Aus meiner ersten Selbstständigkeit habe ich vor allem diese drei Dinge gelernt:

1. Auch Misserfolge haben ihr Gutes

Klingt platt? Ist aber so. Ich habe noch nie so viel in meinem Leben gelernt wie durch mein Scheitern. Zugegeben, am Anfang war ich ziemlich durch den Wind und habe meine Wunden geleckt, zumal die Trennung selbst sehr schwierig war. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich Zeit geben sollte. Denn dadurch konnte ich Abstand gewinnen und reflektieren:

  • Woran ist diese Partnerschaft zerbrochen?
  • Welchen Anteil hatte ich daran?
  • Was will ich für die Zukunft, was nicht mehr?
  • Hätte sich dieser Bruch vermeiden lassen, und wenn ja, wie?
  • Bin ich der Typ für die Selbstständigkeit?

Die letzte Frage habe ich sehr schnell mit Ja beantwortet. Natürlich habe ich überlegt, wieder in ein Unternehmen zu gehen oder zumindest Teilzeit zu arbeiten und mir dann wieder etwas Eigenes aufzubauen. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich meine Unabhängigkeit nicht aufgeben möchte, und nur ein bisschen Unternehmerin hat für mich nicht funktioniert.

Mir war auch klar, dass ich nicht noch einmal Geschäftspartner möchte. Ich bin ein Fan von Partnerschaften, die sich für ein Projekt bilden und danach auch wieder auseinandergehen können. Aber ich möchte meine eigene Herrin bleiben und bei der geschäftlichen Ausrichtung keine Kompromisse eingehen.

Meine ehemalige Geschäftspartnerin und ich hatten wohl beide zu unterschiedliche Vorstellungen davon, wo die gemeinsame Reise hingehen und wie der Weg aussehen soll: Welche Kunden wir ansprechen wollen, wie unser Leistungspaket aussieht, wer wofür verantwortlich ist, welche Infrastruktur die Agentur braucht. Am Ende stritten wir über jedes Thema. Rückblickend denke ich, wir hätten uns einiges erspart, wenn wir uns weniger hemdsärmelig in dieses Abenteuer gestürzt hätten. Vielleicht hätten wir dann schon eher festgestellt, dass wir auf den zweiten Blick doch nicht so gut zusammenpassen wie auf den ersten.

2. Ein gutes Netzwerk ist hilfreich

Nach dem Ausscheiden aus meiner alten Agentur habe ich sämtliche alte Verbindungen gekappt. Ich wollte meiner Ex-Geschäftspartnerin nicht über den Weg laufen, und ich wollte auch nicht, dass unsere ehemals gemeinsamen Kunden in diese Geschichte hineingezogen werden. Außerdem wollte ich meinen Ruf nicht aufs Spiel setzen und als Zicke im Gedächtnis bleiben, bei der man vielleicht Angst haben muss, dass Projekte nicht sauber durchgeführt werden.

Daher habe ich mich erstmal auf die Suche nach einem Netzwerk gemacht. Denn ich habe gelernt: Social Media sind gut und wertvoll und helfen bei der Kontaktpflege. Sie sind aber auch sehr unverbindlich. Nichts geht über das persönliche Gespräch. Über meinen damaligen Gründungsberater bin ich zu BNI (Business Network International) gekommen. Diese Gruppe trifft sich wöchentlich zum Frühstücken und Netzwerken. Der Charme: Jede Branche ist nur einmal vertreten, also gibt es keine Konkurrenz. BNI war (und ist) für mich auch eine sehr gute Schule gewesen, was den Elevator Pitch  angeht – sich in ein bis zwei Sätzen so präsentieren, dass es beim Gegenüber hängen bleibt. Und dank dieses Netzwerks konnte ich spannende Kontakte knüpfen und Projekte an Land ziehen.

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3. Das Büro hat im Wohnzimmer nichts zu suchen

Für die erste Zeit war es für mich in Ordnung, zuhause zu arbeiten. Zumal ich mir nicht gleich zu Beginn meiner zweiten Selbstständigkeit ein Büro leisten wollte und konnte. Ich musste ja komplett neu anfangen und scheute mich davor, gleich hohe Fixkosten zu haben. So habe ich mir in meinem Wohnzimmer eine Arbeitsecke eingerichtet; einen separaten Raum habe ich nicht. Doch spätestens mit dem ersten Kundentermin kamen die Zweifel: Kunden nach Hause einzuladen, gerade zu Beginn der Zusammenarbeit – das geht gar nicht. Zudem hat die Arbeitsecke immer mehr Raum eingenommen, nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch im Privatleben. Und ich hatte immer schon ein komisches Gefühl, meine Privatadresse auf meiner Visitenkarte zu haben.

Also habe ich mir Büroräume gesucht. Das fühlt sich sehr gut an. Ich gehe mit Begeisterung ins Büro. Mir bestätigen auch viele Unternehmer, dass es nach außen hin viel professioneller wirkt, Büroräume zu haben. Seit ich eigene Räume habe, habe ich auch mehr Aufträge. Ich genieße meine Gastgeberrolle und freue mich, wenn ich für Kunden in meinen Räumen eine Arbeitsumgebung schaffen darf, in der sie sich wohlfühlen.

Natürlich gehe ich auch zu den Kunden. Mich interessiert es sehr, sie in ihrem eigenen Umfeld zu erleben. Diese Eindrücke brauche ich, um besser zu erfassen, was sie ausmacht. Und wenn ich mal Lust habe, auf meinem Balkon zuhause zu arbeiten, dann tue ich das und genieße diese Freiheit.

Ich halte es mit Winston Churchill

Schlechte Erfahrungen sollten kein Grund sein, etwas nicht zu versuchen. Ich kann jedem nur raten, sich die Zeit zu geben, diese Erfahrungen zu verdauen, darüber zu reden – das gibt Klarheit – und ehrlich zu analysieren, was falsch gelaufen ist. Ich halte es mit Winston Churchill: „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.“

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Meine eigene Chefin zu sein - dieser Traum begleitet mich schon lange. Doch getraut habe ich mich erst mit 47, als mich meine damalige Geschäftspartnerin gefragt hat, ob ich bei ihr einsteigen möchte. Sie hatte seit vielen Jahren eine PR-Agentur, wollte ihre Kundenbasis erweitern und die Verantwortung gerne auf mehrere Schultern verteilen. Ich wollte, und wie! Also habe ich mich schnell für die Selbstständigkeit entschieden - und bin krachend gescheitert. Knapp drei Jahre habe ich - haben wir beide - durchgehalten, dann war Schluss. Unsere Vorstellungen waren einfach zu unterschiedlich. Das fing schon bei kleinen Dingen wie Bürozeiten an. Ich ging früher morgens ins Fitnessstudio und war nicht bereit, darauf zu verzichten. Dafür war ich abends meist die Letzte, die das Büro verlassen hat. Meine Partnerin kam früher und ging eher. Auch hatten wir beide eine unterschiedliche Arbeitsweise. Wenn ich beispielsweise Präsentationen vorbereite, bespreche ich die Marschrichtung am Anfang und möchte dann in Ruhe am Thema arbeiten, bevor ich das Ergebnis bespreche. Meine Partnerin wollte laufend in den Prozess mit einbezogen sein. Auch Pitches beim Kunden wurden zunehmend zur Zerreißprobe, da sich keine das Zepter aus der Hand nehmen lassen wollte. Irgendwann wurden die Spannungen zu viel und ich konnte und wollte sie nicht mehr so einfach wegstecken. Der Versuch, mithilfe einer Mediatorin aus diesem Dilemma herauszukommen, misslang. Also zog ich die Reißleine. Diese Erfahrung war sehr schmerzhaft und hat meinem Selbstbewusstsein einen empfindlichen Hieb versetzt. Heute bin ich für das Scheitern dankbar. Denn es hat mich gestärkt für mein zweites Unternehmen, das ich seit inzwischen mehr als zwei Jahren erfolgreich führe. Ich habe mich als Texterin und PR-Beraterin selbstständig gemacht. Meine Wunschkunden sind Managementberater und Führungskräftetrainer, die Blog-, Website-, Fach- und Pressetexte brauchen und/oder ihre PR-Arbeit auslagern wollen. Außerdem arbeite ich leidenschaftlich gerne mit meinen Kunden daran, ihr Alleinstellungsmerkmal herauszufinden. Aus meiner ersten Selbstständigkeit habe ich vor allem diese drei Dinge gelernt: 1. Auch Misserfolge haben ihr Gutes Klingt platt? Ist aber so. Ich habe noch nie so viel in meinem Leben gelernt wie durch mein Scheitern. Zugegeben, am Anfang war ich ziemlich durch den Wind und habe meine Wunden geleckt, zumal die Trennung selbst sehr schwierig war. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich Zeit geben sollte. Denn dadurch konnte ich Abstand gewinnen und reflektieren: Woran ist diese Partnerschaft zerbrochen? Welchen Anteil hatte ich daran? Was will ich für die Zukunft, was nicht mehr? Hätte sich dieser Bruch vermeiden lassen, und wenn ja, wie? Bin ich der Typ für die Selbstständigkeit? Die letzte Frage habe ich sehr schnell mit Ja beantwortet. Natürlich habe ich überlegt, wieder in ein Unternehmen zu gehen oder zumindest Teilzeit zu arbeiten und mir dann wieder etwas Eigenes aufzubauen. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich meine Unabhängigkeit nicht aufgeben möchte, und nur ein bisschen Unternehmerin hat für mich nicht funktioniert. Mir war auch klar, dass ich nicht noch einmal Geschäftspartner möchte. Ich bin ein Fan von Partnerschaften, die sich für ein Projekt bilden und danach auch wieder auseinandergehen können. Aber ich möchte meine eigene Herrin bleiben und bei der geschäftlichen Ausrichtung keine Kompromisse eingehen. Meine ehemalige Geschäftspartnerin und ich hatten wohl beide zu unterschiedliche Vorstellungen davon, wo die gemeinsame Reise hingehen und wie der Weg aussehen soll: Welche Kunden wir ansprechen wollen, wie unser Leistungspaket aussieht, wer wofür verantwortlich ist, welche Infrastruktur die Agentur braucht. Am Ende stritten wir über jedes Thema. Rückblickend denke ich, wir hätten uns einiges erspart, wenn wir uns weniger hemdsärmelig in dieses Abenteuer gestürzt hätten. Vielleicht hätten wir dann schon eher festgestellt, dass wir auf den zweiten Blick doch nicht so gut zusammenpassen wie auf den ersten. 2. Ein gutes Netzwerk ist hilfreich Nach dem Ausscheiden aus meiner alten Agentur habe ich sämtliche alte Verbindungen gekappt. Ich wollte meiner Ex-Geschäftspartnerin nicht über den Weg laufen, und ich wollte auch nicht, dass unsere ehemals gemeinsamen Kunden in diese Geschichte hineingezogen werden. Außerdem wollte ich meinen Ruf nicht aufs Spiel setzen und als Zicke im Gedächtnis bleiben, bei der man vielleicht Angst haben muss, dass Projekte nicht sauber durchgeführt werden. Daher habe ich mich erstmal auf die Suche nach einem Netzwerk gemacht. Denn ich habe gelernt: Social Media sind gut und wertvoll und helfen bei der Kontaktpflege. Sie sind aber auch sehr unverbindlich. Nichts geht über das persönliche Gespräch. Über meinen damaligen Gründungsberater bin ich zu BNI (Business Network International) gekommen. Diese Gruppe trifft sich wöchentlich zum Frühstücken und Netzwerken. Der Charme: Jede Branche ist nur einmal vertreten, also gibt es keine Konkurrenz. BNI war (und ist) für mich auch eine sehr gute Schule gewesen, was den Elevator Pitch  angeht – sich in ein bis zwei Sätzen so präsentieren, dass es beim Gegenüber hängen bleibt. Und dank dieses Netzwerks konnte ich spannende Kontakte knüpfen und Projekte an Land ziehen. 3. Das Büro hat im Wohnzimmer nichts zu suchen Für die erste Zeit war es für mich in Ordnung, zuhause zu arbeiten. Zumal ich mir nicht gleich zu Beginn meiner zweiten Selbstständigkeit ein Büro leisten wollte und konnte. Ich musste ja komplett neu anfangen und scheute mich davor, gleich hohe Fixkosten zu haben. So habe ich mir in meinem Wohnzimmer eine Arbeitsecke eingerichtet; einen separaten Raum habe ich nicht. Doch spätestens mit dem ersten Kundentermin kamen die Zweifel: Kunden nach Hause einzuladen, gerade zu Beginn der Zusammenarbeit - das geht gar nicht. Zudem hat die Arbeitsecke immer mehr Raum eingenommen, nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch im Privatleben. Und ich hatte immer schon ein komisches Gefühl, meine Privatadresse auf meiner Visitenkarte zu haben. Also habe ich mir Büroräume gesucht. Das fühlt sich sehr gut an. Ich gehe mit Begeisterung ins Büro. Mir bestätigen auch viele Unternehmer, dass es nach außen hin viel professioneller wirkt, Büroräume zu haben. Seit ich eigene Räume habe, habe ich auch mehr Aufträge. Ich genieße meine Gastgeberrolle und freue mich, wenn ich für Kunden in meinen Räumen eine Arbeitsumgebung schaffen darf, in der sie sich wohlfühlen. Natürlich gehe ich auch zu den Kunden. Mich interessiert es sehr, sie in ihrem eigenen Umfeld zu erleben. Diese Eindrücke brauche ich, um besser zu erfassen, was sie ausmacht. Und wenn ich mal Lust habe, auf meinem Balkon zuhause zu arbeiten, dann tue ich das und genieße diese Freiheit. Ich halte es mit Winston Churchill Schlechte Erfahrungen sollten kein Grund sein, etwas nicht zu versuchen. Ich kann jedem nur raten, sich die Zeit zu geben, diese Erfahrungen zu verdauen, darüber zu reden – das gibt Klarheit – und ehrlich zu analysieren, was falsch gelaufen ist. Ich halte es mit Winston Churchill: „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.“
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