Corona-Normalität
„Ich habe keinen Bock mehr auf Online-Meetings“

Ein Event per Video-Konferenz? Bitte nicht! Unternehmerin und impulse-Bloggerin Vanessa Weber wünscht sich ein bisschen Normalität. Und möchte sich dafür nicht rechtfertigen müssen.

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Corona-Normalität
© knallgrün / photocase.de

Mit einigen anderen Unternehmerinnen und Unternehmern bin ich bei einem Start-up aktiv. Im Dezember kam dort die Idee auf, eine digitale Weihnachtsfeier zu machen. Das war natürlich gut gemeint, aber ich habe nur gedacht: Bloß nicht! Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Online-Meetings. Ich hocke eh den ganzen Tag vorm Bildschirm.

Bei der Weihnachtsfeier in meinem Unternehmen Werkzeug Weber habe ich mich deswegen dafür entschieden, sie als richtiges Fest vor Ort stattfinden zu lassen – natürlich mit einem entsprechenden Hygienekonzept. Wir sind alle geimpft und geboostert, vorher haben wir uns getestet, wir hatten die komplette Location für uns und es gab Luftfilter.

Der gemeinsame Abend hat uns allen gutgetan

Ich wollte, dass diese Weihnachtsfeier etwas ganz Besonderes wird. Wir hatten nicht nur ein tolles Abendessen bei Ingo Holland, dem Koch und Gewürz-Experten. Es gab auch noch eine kleine Führung durch den Betrieb in Klingenberg und wir haben über eines meiner Herzensthemen gesprochen: Nachfolge. Bei Ingo Holland ist geplant, dass sein Sohn das Unternehmen einmal übernehmen soll.

Mir war wichtig, dass sich alle bei der Feier wohlfühlen, darum habe ich vorher im Team gefragt, wie sie zu einem Vor-Ort-Termin stehen. 95 Prozent waren dafür. Ich habe auch klar kommuniziert: Wer sich unsicher ist, muss sich nicht verpflichtet fühlen zu kommen. Meine Eltern zum Beispiel waren auch nicht dabei, was sehr schade war. Ich konnte ihre Entscheidung aber verstehen.

Es hat uns im Team sehr gut getan, mal wieder gemeinsam so einen schönen Abend zu verbringen. Ich habe in den sozialen Medien Fotos von der Location ohne Menschen geteilt und direkt einige blöde Kommentare bekommen. Ich finde es erschreckend, wie schnell da momentan geurteilt wird. Und ich merke: Ich habe keine Lust mehr, mich für meine Entscheidungen rechtfertigen zu müssen.

Online-Veranstaltungen sage ich konsequent ab

Es gibt Mittel und Wege, Veranstaltungen auch unter den aktuellen Bedingungen vor Ort stattfinden zu lassen. Vor Kurzem haben wir unsere Chater-Eröffnung Rhein Main bei „The Grow“ veranstaltet, einem Netzwerk für Start-ups und Mittelständler. Es galt 2G plus Test trotz Booster zur Sicherheit. Regelkonform durften wir mit mehreren Leuten feiern und es war ein wunderbares Gefühl, sich mal wieder in echt zu begegnen. Und wir haben ja auch keinen gezwungen vor Ort dabei zu sein, sondern die Leute wollten, wir mussten sogar einem Drittel absagen, so groß war die Nachfrage.

Wenn ich momentan zu Online-Veranstaltungen eingeladen werde, sage ich konsequent ab. Ich mag die Menschen und die Organisationen an sich, aber in meiner Freizeit will ich das nicht auch noch.  Die vielen Stunden vorm Computer machen mich müde. Ich kann verstehen, dass die Organisatoren aktiv sein wollen und Veranstaltungen deshalb virtuell anbieten. Aber ich glaube: Spaß macht es so in Wirklichkeit den wenigsten. Ich denke mir: Dann lieber gar nicht. Und ich glaube, die anderen können das auch nachvollziehen.

Bei Online-Treffen geht einfach so viel verloren. Es ist etwas anderes, wenn ich jemanden nur über den Bildschirm kennenlerne, ich kann dabei kein Bauchgefühl entwickeln. Persönliche Begegnungen sind für mich unersetzlich.

Die Arbeit lasse ich im Büro

Ähnlich geht es mir mit dem Homeoffice: Ich kann daheim nicht so konzentriert arbeiten, ich brauche mein Büro, in dem ich auch alleine sitze. Zum Glück habe ich den Luxus, nur fünf Minuten von meiner Firma entfernt zu wohnen. Die klare Abgrenzung hilft mir: Meine Arbeit ist auf der Arbeit, daheim ist daheim. Ich habe da ein richtiges Ritual: Wenn ich über die Türschwelle trete, lasse ich den Arbeitstag hinter mir und mache mir bewusst, dass ich zuhause jetzt Ruhe und Frieden finde.

Die meisten meiner Mitarbeiter sind auch zurück im Büro. Der Wunsch danach war groß und bei unseren Arbeitsabläufen müssen wir vor Ort zu sein, unser Lager oder den Laden lassen sich nicht im Homeoffice bewerkstelligen, im Büro wird auch Ware vor Ort verkauft. Außerdem haben wir viele Einzelbüros und ausreichend Platz, um den Abstand zu gewährleisten, das geht also problemlos. Einige wollen und können aber auch lieber tageweise im Homeoffice arbeiten

Der Wunsch nach Normalität ist groß

Bei allem Frust gibt es natürlich auch Gutes an den Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre: Die Technik hat sich weiterentwickelt, wir können flexibler arbeiten und Microsoft Teams als Kommunikationstool wird uns bleiben. Wir haben zum Beispiel Kanäle für unsere Auszubildenden und den Außendienst, das hat sich bewährt. Auch, dass wir nicht mehr zu jedem Kunden und Lieferanten hinfahren müssen, ist gut. Nicht jede Reise muss mehr sein.

In eigener Sache
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Dennoch: Ich glaube, dass wir uns im Moment alle nach ein bisschen mehr Normalität sehnen. Mit Vernunft und gesundem Menschenverstand sollte das doch möglich sein. Wie seht ihr das? Und: Wie geht es euch mit Online-Meetings?

Mit einigen anderen Unternehmerinnen und Unternehmern bin ich bei einem Start-up aktiv. Im Dezember kam dort die Idee auf, eine digitale Weihnachtsfeier zu machen. Das war natürlich gut gemeint, aber ich habe nur gedacht: Bloß nicht! Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Online-Meetings. Ich hocke eh den ganzen Tag vorm Bildschirm. Bei der Weihnachtsfeier in meinem Unternehmen Werkzeug Weber habe ich mich deswegen dafür entschieden, sie als richtiges Fest vor Ort stattfinden zu lassen – natürlich mit einem entsprechenden Hygienekonzept. Wir sind alle geimpft und geboostert, vorher haben wir uns getestet, wir hatten die komplette Location für uns und es gab Luftfilter. Der gemeinsame Abend hat uns allen gutgetan Ich wollte, dass diese Weihnachtsfeier etwas ganz Besonderes wird. Wir hatten nicht nur ein tolles Abendessen bei Ingo Holland, dem Koch und Gewürz-Experten. Es gab auch noch eine kleine Führung durch den Betrieb in Klingenberg und wir haben über eines meiner Herzensthemen gesprochen: Nachfolge. Bei Ingo Holland ist geplant, dass sein Sohn das Unternehmen einmal übernehmen soll. Mir war wichtig, dass sich alle bei der Feier wohlfühlen, darum habe ich vorher im Team gefragt, wie sie zu einem Vor-Ort-Termin stehen. 95 Prozent waren dafür. Ich habe auch klar kommuniziert: Wer sich unsicher ist, muss sich nicht verpflichtet fühlen zu kommen. Meine Eltern zum Beispiel waren auch nicht dabei, was sehr schade war. Ich konnte ihre Entscheidung aber verstehen. Es hat uns im Team sehr gut getan, mal wieder gemeinsam so einen schönen Abend zu verbringen. Ich habe in den sozialen Medien Fotos von der Location ohne Menschen geteilt und direkt einige blöde Kommentare bekommen. Ich finde es erschreckend, wie schnell da momentan geurteilt wird. Und ich merke: Ich habe keine Lust mehr, mich für meine Entscheidungen rechtfertigen zu müssen. Online-Veranstaltungen sage ich konsequent ab Es gibt Mittel und Wege, Veranstaltungen auch unter den aktuellen Bedingungen vor Ort stattfinden zu lassen. Vor Kurzem haben wir unsere Chater-Eröffnung Rhein Main bei „The Grow“ veranstaltet, einem Netzwerk für Start-ups und Mittelständler. Es galt 2G plus Test trotz Booster zur Sicherheit. Regelkonform durften wir mit mehreren Leuten feiern und es war ein wunderbares Gefühl, sich mal wieder in echt zu begegnen. Und wir haben ja auch keinen gezwungen vor Ort dabei zu sein, sondern die Leute wollten, wir mussten sogar einem Drittel absagen, so groß war die Nachfrage. Wenn ich momentan zu Online-Veranstaltungen eingeladen werde, sage ich konsequent ab. Ich mag die Menschen und die Organisationen an sich, aber in meiner Freizeit will ich das nicht auch noch.  Die vielen Stunden vorm Computer machen mich müde. Ich kann verstehen, dass die Organisatoren aktiv sein wollen und Veranstaltungen deshalb virtuell anbieten. Aber ich glaube: Spaß macht es so in Wirklichkeit den wenigsten. Ich denke mir: Dann lieber gar nicht. Und ich glaube, die anderen können das auch nachvollziehen. Bei Online-Treffen geht einfach so viel verloren. Es ist etwas anderes, wenn ich jemanden nur über den Bildschirm kennenlerne, ich kann dabei kein Bauchgefühl entwickeln. Persönliche Begegnungen sind für mich unersetzlich. Die Arbeit lasse ich im Büro Ähnlich geht es mir mit dem Homeoffice: Ich kann daheim nicht so konzentriert arbeiten, ich brauche mein Büro, in dem ich auch alleine sitze. Zum Glück habe ich den Luxus, nur fünf Minuten von meiner Firma entfernt zu wohnen. Die klare Abgrenzung hilft mir: Meine Arbeit ist auf der Arbeit, daheim ist daheim. Ich habe da ein richtiges Ritual: Wenn ich über die Türschwelle trete, lasse ich den Arbeitstag hinter mir und mache mir bewusst, dass ich zuhause jetzt Ruhe und Frieden finde. Die meisten meiner Mitarbeiter sind auch zurück im Büro. Der Wunsch danach war groß und bei unseren Arbeitsabläufen müssen wir vor Ort zu sein, unser Lager oder den Laden lassen sich nicht im Homeoffice bewerkstelligen, im Büro wird auch Ware vor Ort verkauft. Außerdem haben wir viele Einzelbüros und ausreichend Platz, um den Abstand zu gewährleisten, das geht also problemlos. Einige wollen und können aber auch lieber tageweise im Homeoffice arbeiten Der Wunsch nach Normalität ist groß Bei allem Frust gibt es natürlich auch Gutes an den Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre: Die Technik hat sich weiterentwickelt, wir können flexibler arbeiten und Microsoft Teams als Kommunikationstool wird uns bleiben. Wir haben zum Beispiel Kanäle für unsere Auszubildenden und den Außendienst, das hat sich bewährt. Auch, dass wir nicht mehr zu jedem Kunden und Lieferanten hinfahren müssen, ist gut. Nicht jede Reise muss mehr sein. Dennoch: Ich glaube, dass wir uns im Moment alle nach ein bisschen mehr Normalität sehnen. Mit Vernunft und gesundem Menschenverstand sollte das doch möglich sein. Wie seht ihr das? Und: Wie geht es euch mit Online-Meetings?
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