Finanzen
Venture Capital: Wie kommt man ans heiß umkämpfte Geld?

Wie kommen Gründer an Venture Capital? Christian Nagel, Partner beim Risikokapitalgeber Earlybird, erklärt im Gespräch mit impulse.de, welche Voraussetzungen ein Start-up erfüllen muss und wie es die Chancen auf die begehrte Finanzspritze erhöhen kann.

, von

Kommentieren
Christian Nagel, Partner beim Risikokapitalgeber Earlybird
Christian Nagel, Partner beim Risikokapitalgeber Earlybird
© Earlybird Venture Capital

impulse: Welche Voraussetzungen muss mein Unternehmen erfüllen, damit es Venture Capital bekommen kann?

Christian Nagel: Zunächst einmal brauche ich ein Unternehmen, das schnell wachsen kann. Juristisch gesehen muss dieses eine Kapitalgesellschaft sein, also zum Beispiel eine GmbH. Dann sind ganz klare Absprachen wichtig: ein Gesellschaftsvertrag und ein Beteiligungsvertrag müssen bestehen. Im Shareholder Agreement muss dann genau festgehalten werden, wer wann wie viel vom Unternehmen verkaufen darf. Verkaufen müssen die Gründer nämlich irgendwann – also ist es auch sehr wichtig, dass sie von vornerein bereit dazu sind.

In welche Branchen wird bevorzugt Risikokapital investiert?

Traditionell in alles, was kein Kabel hat, vornehmlich Software also. Gerade im Bereich Kommunikationstechnologie sind Investitionen derzeit gängig. Generell denken Venture Capital-Geber in Trends. Jetzt boomen zum Beispiel 3D-Drucker, zukünftig könnte deshalb auch mehr in Hardware investiert werden.

Von wie viel Geld sprechen wir da eigentlich?

Es gibt verschiedene Kapitalvarianten, je nachdem, in welcher Phase sich das Start-up gerade befindet. Bei der Gründung investieren wir mit Seed- und Crowdfunding zwischen 50.000 und einer Million Euro. Mit der ersten Finanzierungsrunde fließen dann durch die Investoren bis zu drei Millionen Euro.

Das klingt verlockend. Aber was genau muss ich tun, um Venture Capital zu erhalten?

Venture Capital kann man nicht wie eine Förderung beantragen. Zudem sind die Kapitalgeber heiß umkämpft. Pro Jahr erhalten wir 3500 Bewerbungen, können aber nur in zehn Unternehmen investieren. Das heißt, wir müssen auch viele gute Ideen verwerfen. Deshalb ist es wichtig, dass junge Unternehmer sich frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen. Wenn uns Geschäftspartner ein Start-up empfehlen, ist das natürlich schon die erste Referenz. Auch bei Events kann man gut Kontakte zu Venture Capitalists knüpfen. Wenn jemand eine spannende Idee hat, aber das Unternehmen erst nächstes Jahr so weit ist, hat man wenigstens schon einmal gesprochen. Man hat ein Gesicht zur Firma, man merkt schnell, ob die Chemie stimmt.

Die Chemie muss stimmen?

Ja, das ist sehr wichtig. Im Prinzip geht man mit dem Venture Capital eine Ehe auf Zeit ein, fünf bis sechs Jahre arbeitet man eng zusammen. Gemeinsame Ziele sind da unabdingbar. Deshalb sollten Investoren wie Unternehmer sicher gehen, dass sie sich ergänzen. Start-ups sollten das Portfolio der Kapitalgeber prüfen: Investiert er in ähnliche Unternehmen wie meins? Kann ich von seinem Netzwerk profitieren? Wichtig ist auch, sich zu erkundigen, wie gut der Venture Capitalist seine Unternehmen betreut. Leider hat ein Unternehmen auf dem begehrten Markt in der Regel nicht die Wahl.

Wie kann man seine Chancen auf Venture Capital erhöhen?

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
Machen ist wie wollen, nur krasser
Die impulse-Mitgliedschaft - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer

Man sollte in jedem Fall vorher alle staatlichen Fördermöglichkeiten ausschöpfen, um eine stabile Basis aufzubauen. So wird man viel attraktiver für Kapitalgeber. Und es ist gut, realistisch zu bleiben. In Deutschland ist der Markt sehr begrenzt. Wenn ein Unternehmen angibt, so stark zu wachsen, dass es nach ein paar Jahren quasi ein Drittel des Marktes einnehmen müsste, wirkt das größenwahnsinnig. Exits sollten trotzdem in einer Höhe von 500.000 Millionen bis eine Milliarden Euro angestrebt werden. Das ist gerade amerikanischen Investoren sehr wichtig. Letztlich verwalten wir als Kapitalgeber auch nur das Geld von Kunden und sind auf eine gute Rendite angewiesen.

In eigener Sache
Heben Sie sich bereits von Ihrer Konkurrenz ab?
Online-Workshop für Unternehmer
Heben Sie sich bereits von Ihrer Konkurrenz ab?
Im Online Workshop "Zukunft sichern: So entwickeln Sie Ihr Geschäftsmodell weiter" gehen Sie dieses Ziel an.
impulse: Welche Voraussetzungen muss mein Unternehmen erfüllen, damit es Venture Capital bekommen kann? Christian Nagel: Zunächst einmal brauche ich ein Unternehmen, das schnell wachsen kann. Juristisch gesehen muss dieses eine Kapitalgesellschaft sein, also zum Beispiel eine GmbH. Dann sind ganz klare Absprachen wichtig: ein Gesellschaftsvertrag und ein Beteiligungsvertrag müssen bestehen. Im Shareholder Agreement muss dann genau festgehalten werden, wer wann wie viel vom Unternehmen verkaufen darf. Verkaufen müssen die Gründer nämlich irgendwann – also ist es auch sehr wichtig, dass sie von vornerein bereit dazu sind. In welche Branchen wird bevorzugt Risikokapital investiert? Traditionell in alles, was kein Kabel hat, vornehmlich Software also. Gerade im Bereich Kommunikationstechnologie sind Investitionen derzeit gängig. Generell denken Venture Capital-Geber in Trends. Jetzt boomen zum Beispiel 3D-Drucker, zukünftig könnte deshalb auch mehr in Hardware investiert werden. Von wie viel Geld sprechen wir da eigentlich? Es gibt verschiedene Kapitalvarianten, je nachdem, in welcher Phase sich das Start-up gerade befindet. Bei der Gründung investieren wir mit Seed- und Crowdfunding zwischen 50.000 und einer Million Euro. Mit der ersten Finanzierungsrunde fließen dann durch die Investoren bis zu drei Millionen Euro. Das klingt verlockend. Aber was genau muss ich tun, um Venture Capital zu erhalten? Venture Capital kann man nicht wie eine Förderung beantragen. Zudem sind die Kapitalgeber heiß umkämpft. Pro Jahr erhalten wir 3500 Bewerbungen, können aber nur in zehn Unternehmen investieren. Das heißt, wir müssen auch viele gute Ideen verwerfen. Deshalb ist es wichtig, dass junge Unternehmer sich frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen. Wenn uns Geschäftspartner ein Start-up empfehlen, ist das natürlich schon die erste Referenz. Auch bei Events kann man gut Kontakte zu Venture Capitalists knüpfen. Wenn jemand eine spannende Idee hat, aber das Unternehmen erst nächstes Jahr so weit ist, hat man wenigstens schon einmal gesprochen. Man hat ein Gesicht zur Firma, man merkt schnell, ob die Chemie stimmt. Die Chemie muss stimmen? Ja, das ist sehr wichtig. Im Prinzip geht man mit dem Venture Capital eine Ehe auf Zeit ein, fünf bis sechs Jahre arbeitet man eng zusammen. Gemeinsame Ziele sind da unabdingbar. Deshalb sollten Investoren wie Unternehmer sicher gehen, dass sie sich ergänzen. Start-ups sollten das Portfolio der Kapitalgeber prüfen: Investiert er in ähnliche Unternehmen wie meins? Kann ich von seinem Netzwerk profitieren? Wichtig ist auch, sich zu erkundigen, wie gut der Venture Capitalist seine Unternehmen betreut. Leider hat ein Unternehmen auf dem begehrten Markt in der Regel nicht die Wahl. Wie kann man seine Chancen auf Venture Capital erhöhen? Man sollte in jedem Fall vorher alle staatlichen Fördermöglichkeiten ausschöpfen, um eine stabile Basis aufzubauen. So wird man viel attraktiver für Kapitalgeber. Und es ist gut, realistisch zu bleiben. In Deutschland ist der Markt sehr begrenzt. Wenn ein Unternehmen angibt, so stark zu wachsen, dass es nach ein paar Jahren quasi ein Drittel des Marktes einnehmen müsste, wirkt das größenwahnsinnig. Exits sollten trotzdem in einer Höhe von 500.000 Millionen bis eine Milliarden Euro angestrebt werden. Das ist gerade amerikanischen Investoren sehr wichtig. Letztlich verwalten wir als Kapitalgeber auch nur das Geld von Kunden und sind auf eine gute Rendite angewiesen.
Mehr lesen