Etwa vier Milliarden Euro, schätzt die Versicherungswirtschaft, kassieren Deutsche jedes Jahr zu Unrecht von ihren Versicherungen. Dabei zu schummeln, ist ein Massenphänomen: In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK hat jeder Vierte zugegeben, seine Versicherung schon einmal betrogen zu haben.
Und in den meisten Fällen kommen sie mit dem Versicherungsbetrug sogar ungeschoren durch und müssen keine Konsequenzen fürchten. Denn trotz neuer Technik wird nur ein kleiner Bruchteil aufgedeckt. Gerade bei kleinen Betrugsfällen lohnt sich der Aufwand für Nachforschungen für die Versicherer schlicht überhaupt nicht. Die meisten, die schon einmal falsche Angaben bei der Versicherung gemacht haben, haben diese um höchstens 100 Euro geprellt. Nur gut jeder Zehnte hat sie um mehr als 500 Euro betrogen.
Schadenshergang anders beschreiben
Eine gängige Methode beim Versicherungsbetrug: einen Schadenshergang anders zu beschreiben, als er tatsächlich verlaufen ist. Denn in den meisten Versicherungen gibt es Ausschlussklauseln die regeln, wann die Versicherung nicht zahlt. Beispiel Fahrraddiebstahl: Die Hausratversicherung greift oft nicht, wenn das Rad erst nach 20 Uhr gestohlen wurde. Deshalb geben Versicherte häufig an, dass der Drahtesel statt mitten in der Nacht schon um 19 Uhr geklaut wurde. Meist hat das Erfolg, denn die Versicherung hat ja keine Chance, die Angabe zu überprüfen.
Einbruch statt Taschendiebstahl
Auch beliebt: Wenn die Geldbörse beim Einkaufen aus der Tasche gestohlen wurde, anzugeben, dass sie bei einem Haus- oder Wohnungseinbruch abhandengekommen ist – denn dann ist sie im Gegensatz zum Taschendiebstahl versichert.
Ich brauche den neuesten Fernseher!
Bei schnell veraltenden Produkten täuschen manche Kunden einen Schadenfall vor, um sich anschließend ein neues Gerät zulegen zu können. Jeder vierte Schaden bei Flachbildfernsehern und sogar jeder zweite bei Tablets und Smartphones erwies sich nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als nicht plausibel.
Ich brauche eine neue Brille
Wer eine neue Brille braucht, muss dafür heute meist selbst tief in die Tasche greifen. Manche Versicherungskunden täuschen daher einen Schadensfall vor, wenn sie eine neue Brille wollen oder brauchen. Aber Achtung! Brillenschäden werden von Versicherern oft gut geprüft. Vier von zehn Schadensfällen waren laut GDV entweder nicht plausibel oder wurden nach „Androhung“ einer genauen Prüfung zurückgezogen.
Schaden höher angeben
Bei vielen Versicherungen muss der Geschädigte laut Vertrag einen Teil des Schadens selbst bezahlen. Um den sogenannten Selbstbehalt wieder rein zu bekommen, geben manche den Schaden höher an, als er tatsächlich ist.
Schleudertrauma vortäuschen
Beliebt bei Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen: ein Schleudertrauma vorzutäuschen. Das lässt sich nämlich schwer definitiv diagnostizieren beziehungsweise als vorgespielt entlarven.
Der nette Versicherungsvertreter
In etwa zehn Prozent der Betrugsfälle hat der Versicherungsvertreter dem Kunden sogar beim Betrügen geholfen – und ihn darauf hingewiesen, dass der Schaden etwas anders dargestellt werden muss, damit der Versicherungsschutz greift.
Kleinigkeiten ändern
Wenn „normale“ Kunden betrügen, ist der Schaden aber nur selten frei erfunden oder absichtlich verursacht. In knapp zwei von drei Betrugsfällen ändern sie nur Kleinigkeiten. Anders bei professionellen Betrügern: Sie provozieren oder erfinden absichtlich Schadensfälle. Beim sogenannten Autobumsen fahren sie zum Beispiel mit voller Absicht in ein anderes Auto – und schröpfen die Kfz-Versicherung des Unfallopfers.
Bis zur Hälfte aller falschen Angaben gegenüber Versicherungen gehen übrigens zulasten der privaten Haftpflichtversicherung. Auch die Hausratversicherung gehört zu den am häufigsten betrogenen Versicherungssparten. Die Kfz-Versicherung ist zwar ebenfalls häufig betroffen, steht aber längst nicht ganz oben auf der Liste.