Mellow Boards
„Ich wollte unbedingt beweisen, dass meine Idee funktioniert“

Bis Mellow Boards die ersten Skateboards mit Elektromotor verkaufen konnte, dauerte es drei Jahre. Warum Gründer Johannes Schewe sich trotz vieler Rückschläge nicht entmutigen ließ.

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Johannes Schewe gründete Mellow Boards. Das Unternehmen baut Skateboards mit Elektromotor.
Johannes Schewe gründete Mellow Boards. Das Unternehmen baut Skateboards mit Elektromotor.
© Jakob Börner

Ein paar kräftige Armschläge, flink aufstehen und schon trägt einen die Welle über den blauen Ozean: Surfen ist für viele nicht nur ein Sport, sondern Lebensgefühl; Leichtigkeit und Abenteuer zugleich. Johannes Schewe surfte nach dem Abi in Australien und in den Semesterferien seines Sport- und BWL-Studiums auf Bali. Das brachte ihn 2009 auf die Idee, ein Skateboard mit Elektromotor zu bauen, um das Surfgefühl in die Stadt zu holen. Mehrere Jahre lang trug er den Gedanken mit sich herum, bis er mit seinem Partner Kilian Green 2015 Mellow Boards gründete. Im Februar dieses Jahres wurde die Firma mit dem German Design Award ausgezeichnet.

impulse: Herr Schewe, unter Surfern bedeutet das englische Wort „mellow“ so viel wie ruhig und entspannt. Wenn Sie auf die vergangenen drei Jahre zurückblicken: Wie oft haben Sie sich „mellow“ gefühlt?

Johannes Schewe: Immer wenn ich auf dem Board stehe, natürlich! Nein, im Ernst: Es gab schon sehr anstrengende Phasen, gescheiterte Finanzierungen und Probleme bei der Entwicklung zum Beispiel. Vor allem die Anfänge beim Gründen waren schwierig.

Warum, Sie hatten doch eine klare Idee?

Ja. Aber kaum einen Cent, sie umzusetzen. Wir haben uns 2014 beim Hamburger Förderprogramm InnoRampUp beworben und von dort zunächst richtig gute Rückmeldung bekommen. Wir dachten, das Ding haben wir schon in der Tasche. Aber dann wurde unsere Förderung vom Senat blockiert, weil unser Board nicht mit der Straßenverkehrsordnung, der StVO, vereinbar ist. Dort sind nur motorisierte Fahrzeuge bis zu sechs Stundenkilometer explizit erlaubt. Unser Board schafft aber 40 Stundenkilometer. Die Absage war ein echter Rückschlag – sowohl finanziell als auch moralisch.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe mir gedacht: Jetzt erst recht. Ich wollte unbedingt beweisen, dass meine Idee funktioniert. Also haben wir auf eigene Faust entwickelt. Zum Glück hat mich meine Familie in dieser Zeit finanziell unterstützt, etwa bei der Miete. Und manchmal habe ich durch Nebenjobs wie Montagearbeiten Geld verdient. Anfang 2015 hatte ich dann genug zusammen, um mit meinem Partner Kilian Green die GmbH zu gründen. Über die Jahre haben wir beide eine mittlere fünfstellige Summe in die Firma gesteckt. Wir haben auch weitere Investoren gesucht, aber alle haben auf die StVO verwiesen.

Und Ihnen macht es keine Sorgen, dass man Ihr Board nicht auf der Straße fahren darf?

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe an neuen Fahrgeräten, die alle in diesen Graubereich der StVO fallen. Das Hoverboard zum Beispiel auch. Die EU will daher bald eine neue Gesetzesvorlage auf den Weg bringen. Außerdem ist unser Board nicht nur Transportmittel, sondern auch Sportgerät und kann schon jetzt auf privatem Gelände wie Garagenhöfen oder in Skateparks gefahren werden. Dass genug Interesse da ist, hat 2015 unsere Kickstarter-Kampagne bewiesen: Statt wie erhofft 100 000 Euro haben wir dort über 300 000 Euro eingesammelt.

Und damit haben Sie die Produktion finanziert?

Anfangs ja. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir deutlich mehr Geld brauchen. Auch weil wir das Board, als es fast fertig war, noch mal komplett überarbeitet haben. Unsere Tests haben gezeigt, dass der Akku besser geschützt und austauschbar sein muss. Das war unfassbar viel Aufwand: Wir mussten alles neu aufeinander abstimmen und die Software anpassen. Bei unserem Board kann der Fahrer nämlich die Geschwindigkeit per Fernbedienung steuern. Dadurch konnten wir nicht, wie ursprünglich geplant, Ende 2016 mit dem Verkauf beginnen. Das hat uns einigen ärger eingebracht.

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Inwiefern?

Wir hatten unsere Vertriebspartner schon heiß auf unser Board gemacht. Das hat natürlich für einige Enttäuschung gesorgt, und wir mussten viele klärende Gespräche führen. Auch finanziell war die lange Entwicklungsphase ein Problem. Zum Glück hat uns auch da die Kickstarter-Kampagne geholfen. Das war für Investoren der Beweis, dass Menschen unser Produkt wollen. Ende 2015 hat unser bayerischer Produktionspartner TQ Systems dann 1,5 Millionen Euro in uns investiert, inzwischen sind es sogar 4 Millionen Euro.

Was sind die nächsten Schritte?

Jetzt geht es in die heiße Phase! Ende März starten wir nun wirklich mit dem Verkauf. Davor werden wir noch mal kräftig werben, vor allem in sozialen Netzwerken. Im vergangenen Jahr haben wir rund 1000 Boards im Pre-Sale verkauft und sind dadurch bei Surfern und Snowboardern schon recht bekannt. In diesem Jahr wollen wir bei dieser Zielgruppe so richtig durchstarten. Und sobald die Gesetzeslage stimmt, erobern wir den Straßenverkehr.

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Ein paar kräftige Armschläge, flink aufstehen und schon trägt einen die Welle über den blauen Ozean: Surfen ist für viele nicht nur ein Sport, sondern Lebensgefühl; Leichtigkeit und Abenteuer zugleich. Johannes Schewe surfte nach dem Abi in Australien und in den Semesterferien seines Sport- und BWL-Studiums auf Bali. Das brachte ihn 2009 auf die Idee, ein Skateboard mit Elektromotor zu bauen, um das Surfgefühl in die Stadt zu holen. Mehrere Jahre lang trug er den Gedanken mit sich herum, bis er mit seinem Partner Kilian Green 2015 Mellow Boards gründete. Im Februar dieses Jahres wurde die Firma mit dem German Design Award ausgezeichnet. impulse: Herr Schewe, unter Surfern bedeutet das englische Wort „mellow“ so viel wie ruhig und entspannt. Wenn Sie auf die vergangenen drei Jahre zurückblicken: Wie oft haben Sie sich „mellow“ gefühlt? Johannes Schewe: Immer wenn ich auf dem Board stehe, natürlich! Nein, im Ernst: Es gab schon sehr anstrengende Phasen, gescheiterte Finanzierungen und Probleme bei der Entwicklung zum Beispiel. Vor allem die Anfänge beim Gründen waren schwierig. Warum, Sie hatten doch eine klare Idee? Ja. Aber kaum einen Cent, sie umzusetzen. Wir haben uns 2014 beim Hamburger Förderprogramm InnoRampUp beworben und von dort zunächst richtig gute Rückmeldung bekommen. Wir dachten, das Ding haben wir schon in der Tasche. Aber dann wurde unsere Förderung vom Senat blockiert, weil unser Board nicht mit der Straßenverkehrsordnung, der StVO, vereinbar ist. Dort sind nur motorisierte Fahrzeuge bis zu sechs Stundenkilometer explizit erlaubt. Unser Board schafft aber 40 Stundenkilometer. Die Absage war ein echter Rückschlag – sowohl finanziell als auch moralisch. Wie sind Sie damit umgegangen? Ich habe mir gedacht: Jetzt erst recht. Ich wollte unbedingt beweisen, dass meine Idee funktioniert. Also haben wir auf eigene Faust entwickelt. Zum Glück hat mich meine Familie in dieser Zeit finanziell unterstützt, etwa bei der Miete. Und manchmal habe ich durch Nebenjobs wie Montagearbeiten Geld verdient. Anfang 2015 hatte ich dann genug zusammen, um mit meinem Partner Kilian Green die GmbH zu gründen. Über die Jahre haben wir beide eine mittlere fünfstellige Summe in die Firma gesteckt. Wir haben auch weitere Investoren gesucht, aber alle haben auf die StVO verwiesen. Und Ihnen macht es keine Sorgen, dass man Ihr Board nicht auf der Straße fahren darf? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe an neuen Fahrgeräten, die alle in diesen Graubereich der StVO fallen. Das Hoverboard zum Beispiel auch. Die EU will daher bald eine neue Gesetzesvorlage auf den Weg bringen. Außerdem ist unser Board nicht nur Transportmittel, sondern auch Sportgerät und kann schon jetzt auf privatem Gelände wie Garagenhöfen oder in Skateparks gefahren werden. Dass genug Interesse da ist, hat 2015 unsere Kickstarter-Kampagne bewiesen: Statt wie erhofft 100 000 Euro haben wir dort über 300 000 Euro eingesammelt. Und damit haben Sie die Produktion finanziert? Anfangs ja. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir deutlich mehr Geld brauchen. Auch weil wir das Board, als es fast fertig war, noch mal komplett überarbeitet haben. Unsere Tests haben gezeigt, dass der Akku besser geschützt und austauschbar sein muss. Das war unfassbar viel Aufwand: Wir mussten alles neu aufeinander abstimmen und die Software anpassen. Bei unserem Board kann der Fahrer nämlich die Geschwindigkeit per Fernbedienung steuern. Dadurch konnten wir nicht, wie ursprünglich geplant, Ende 2016 mit dem Verkauf beginnen. Das hat uns einigen ärger eingebracht. Inwiefern? Wir hatten unsere Vertriebspartner schon heiß auf unser Board gemacht. Das hat natürlich für einige Enttäuschung gesorgt, und wir mussten viele klärende Gespräche führen. Auch finanziell war die lange Entwicklungsphase ein Problem. Zum Glück hat uns auch da die Kickstarter-Kampagne geholfen. Das war für Investoren der Beweis, dass Menschen unser Produkt wollen. Ende 2015 hat unser bayerischer Produktionspartner TQ Systems dann 1,5 Millionen Euro in uns investiert, inzwischen sind es sogar 4 Millionen Euro. Was sind die nächsten Schritte? Jetzt geht es in die heiße Phase! Ende März starten wir nun wirklich mit dem Verkauf. Davor werden wir noch mal kräftig werben, vor allem in sozialen Netzwerken. Im vergangenen Jahr haben wir rund 1000 Boards im Pre-Sale verkauft und sind dadurch bei Surfern und Snowboardern schon recht bekannt. In diesem Jahr wollen wir bei dieser Zielgruppe so richtig durchstarten. Und sobald die Gesetzeslage stimmt, erobern wir den Straßenverkehr.
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