STOP-Regel
Diese simple Methode hilft, bessere Entscheidungen zu treffen

Ob in Konfliktgesprächen oder in Stress-Situationen: Häufig neigen wir dazu, vorschnell zu handeln, statt in Ruhe Optionen abzuwägen. Mit der STOP-Regel fällen Sie klügere Entscheidungen.

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STOP-Regel
© jayk7 / Moment / Getty Images

Haben Sie sich schon mal im Wortgefecht mit einem Mitarbeiter im Ton vergriffen und ihn unfair behandelt? Mussten Sie unter Zeitdruck eine wichtige Entscheidung treffen, obwohl Sie keinen Kopf dafür hatten? Wissen Sie vor lauter Arbeit manchmal nicht, wo Sie anfangen sollen?

Im Nachhinein wünscht man sich oft, man hätte innegehalten, besonnener reagiert – und eine andere Entscheidung getroffen. Genau darum geht es bei der STOP-Regel: Eine kurze Pause einlegen, seine Gedanken sortieren, sich einen Überblick verschaffen und erst dann weitermachen. „Sinn eines STOPs ist zu erkennen, was wirklich wichtig ist,“ sagt Business-Coach Frank Pyko. „Das ermöglicht bessere Entscheidungen.“ In seinen Coachings arbeitet Pyko ständig mit der Methode – für ihn ist sie eines der wichtigsten Selbstführungsinstrumente.

Wie funktioniert die STOP-Regel?

Das Prinzip der STOP-Regel ist ähnlich wie ein Time-Out beim Sport: Man nimmt sich bewusst Zeit zum Nachdenken und plant sein weiteres Vorgehen, statt überstürzt weiterzumachen. Ein STOP besteht aus vier Schritten, die vier Buchstaben stehen für jeweils einen Schritt:

1. Schritt: S – Step back (Innehalten)

„Ein STOP beginnt damit, sich innerlich zurückzulehnen, auszuatmen und sich gedanklich aus der Situation rauszunehmen“, sagt Pyko.

2. Schritt: T – Think (Nachdenken)

Jetzt heißt es, sich selbst zuzuhören. Entscheidend ist dabei laut dem Coach, sich selbst Fragen zu stellen: Was passiert jetzt gerade? Was steht an? Wie geht es mir psychisch und körperlich? Was will ich wirklich? Was ist das Beste oder das Schlimmste, das passieren kann? Oder: Was sind jetzt die drei wichtigsten Fragen für mich?

3. Schritt: O – Organize your thoughts and options (Gedanken sortieren und Optionen bedenken)

Anschließend gilt es, seine Gedanken zu ordnen und Optionen abzuwägen. Auch hier helfen Fragen: Sind meine Prioritäten noch richtig gesetzt? Was sollte ich tun, was bleiben lassen? Welche Alternativen habe ich? Dieser Schritt hilft dabei, einen Plan auszuarbeiten, wie es weitergehen soll.

Zur Person
Frank Pyko, Stop-RegelFrank Pyko ist Business-Coach und studierter Betriebswirt. Sein Schwerpunkt ist unter anderem Führungskräfteentwicklung. Früher war Pyko als Marketingleiter und später als Geschäftsführer eines Kongress- und Reiseveranstalters tätig. Er ist Gründer des allesimfluss-Verlags.

4. Schritt: P – Proceed (Weitermachen)

Vom Denken ins Tun kommen: Wer sich die Zeit genommen hat, zur Ruhe zu kommen, klarer im Kopf zu werden und seine nächsten Schritte zu durchdenken, sollte nun mit dem fortfahren, was er unterbrochen hatte.

Wie lange sollte ein STOP dauern?

Wie lange man bei einem STOP pausiert, kommt ganz auf die Situation an. Pyko: „In einem Gespräch können das 30 Sekunden sein. Bei einem Coaching kann man sich auch mal einen ganzen Tag ausklinken, um sich zu sortieren und seine Ziele zu überdenken.“

Wann sind STOPs besonders nützlich?

Am Anfang und Ende eines Tages: Bevor Unternehmer ihren Arbeitstag beginnen, lohnt sich ein STOP zur Orientierung: Was will ich heute erreichen? Was ist wichtig? Was kann ich abgeben? Welche Prioritäten habe ich heute?

Am Ende eines Tages hilft ein STOP dabei zu überlegen, was man geschafft hat, wie es einem damit geht und was für den nächsten Tag ansteht. Pykos Tipp: „Schreiben Sie am Ende des Tages drei Sätze zu dem auf, was bei Ihnen gerade präsent ist.“

In Projekten: Anstatt zu Beginn eines Projekts direkt durchzustarten, sollte das Team einen STOP einlegen – denn diese Methode funktioniert nicht nur allein, sondern auch in der Gruppe. Der Projektleiter sollte die STOP-Regel erklären und zu Beginn, aber auch im Laufe eines Projekts immer wieder zum STOP aufrufen. Dann planen und durchdenken die Kollegen die nächsten Schritte und Aufgaben in Ruhe gemeinsam, bevor sie sich in blindem Aktionismus verrennen.

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In der Kommunikation: Wird eine Diskussion zunehmend hitzig, treten Missverständnisse auf oder kommt es zum Streit, kann ein STOP helfen, die Situation zu deeskalieren. Zunächst mag es sich komisch anfühlen, dem Gesprächspartner beispielsweise zu sagen: „Moment, darüber muss ich kurz nachdenken“. Doch diese Pause lohnt sich.

Zum Erholen: Wer merkt, dass er gestresst ist, sollte Pyko zufolge unbedingt stoppen. „Nehmen Sie innerlich Abstand von der Situation und fragen Sie sich, was gerade passiert“, rät der Coach. Das verhindert nicht nur unüberlegtes Handeln – sondern ist auch wichtig für die Gesundheit. Wer bewusst innehält, gibt Körper und Kopf Zeit, sich zu erholen.

Bei häufigen Zweifeln: Wer merkt, dass er ständig zweifelt und ihn viele negative Gedanken umtreiben, sollte laut Pyko überlegen, wo diese Gedanken herkommen. „Hören Sie sich selbst zu, notieren Sie Ihre Gedanken – und gewinnen Sie dadurch Abstand“, empfiehlt der Coach. „Daraus können Sie ableiten, wie Sie mit diesen Gedanken umgehen und was jetzt der wichtigste Schritt ist.“

Bei zu viel Arbeit: „Wenn Unternehmer merken, dass sie zu viel selbst erledigen, anstatt zu delegieren, hilft ein STOP, um sich neu auszurichten“, sagt Pyko. Wer in Ruhe überlegt, welche Aufgaben auch andere abarbeiten können, verliert zunächst zwar ein paar Minuten Zeit – verschafft sich aber langfristig mehr Zeit fürs Wesentliche.

Wie wird der STOP zur Routine?

Damit der STOP zur Gewohnheit wird, rät Pyko, sich mit anderen zusammenzutun: „Man sollte sich eine andere Person suchen, mit ihr vereinbaren, wie viele STOPs man beispielsweise innerhalb einer Woche machen will. Am Ende der Woche tauscht man sich darüber aus, wie es gelaufen ist.“

Die Idee dahinter: Wer sich mit anderen verabredetet, hat eine größere Motivation, STOPs auch wirklich einzulegen – schließlich will man am Ende der Woche etwas vorzuweisen haben.

Wer hat die STOP-Regel erfunden?

Die Methode geht auf den Berater und Autor Timothy Gallwey zurück, der sie in den Siebzigerjahren entwickelt hat. Seine Grundidee im Coaching: Statt anderen zu sagen, was sie tun sollen, sollten sie sich auf sich selbst konzentrieren – und durch einen bewussten STOP von allein darauf kommen, wie es weitergeht.

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Das Prinzip der STOP-Regel ist ähnlich wie ein Time-Out beim Sport: Man nimmt sich bewusst Zeit zum Nachdenken und plant sein weiteres Vorgehen, statt überstürzt weiterzumachen. Ein STOP besteht aus vier Schritten, die vier Buchstaben stehen für jeweils einen Schritt: 1. Schritt: S – Step back (Innehalten) „Ein STOP beginnt damit, sich innerlich zurückzulehnen, auszuatmen und sich gedanklich aus der Situation rauszunehmen“, sagt Pyko. 2. Schritt: T – Think (Nachdenken) Jetzt heißt es, sich selbst zuzuhören. Entscheidend ist dabei laut dem Coach, sich selbst Fragen zu stellen: Was passiert jetzt gerade? Was steht an? Wie geht es mir psychisch und körperlich? Was will ich wirklich? Was ist das Beste oder das Schlimmste, das passieren kann? Oder: Was sind jetzt die drei wichtigsten Fragen für mich? 3. Schritt: O – Organize your thoughts and options (Gedanken sortieren und Optionen bedenken) Anschließend gilt es, seine Gedanken zu ordnen und Optionen abzuwägen. Auch hier helfen Fragen: Sind meine Prioritäten noch richtig gesetzt? Was sollte ich tun, was bleiben lassen? Welche Alternativen habe ich? Dieser Schritt hilft dabei, einen Plan auszuarbeiten, wie es weitergehen soll. 4. Schritt: P – Proceed (Weitermachen) Vom Denken ins Tun kommen: Wer sich die Zeit genommen hat, zur Ruhe zu kommen, klarer im Kopf zu werden und seine nächsten Schritte zu durchdenken, sollte nun mit dem fortfahren, was er unterbrochen hatte. Wie lange sollte ein STOP dauern? Wie lange man bei einem STOP pausiert, kommt ganz auf die Situation an. Pyko: „In einem Gespräch können das 30 Sekunden sein. Bei einem Coaching kann man sich auch mal einen ganzen Tag ausklinken, um sich zu sortieren und seine Ziele zu überdenken.“ Wann sind STOPs besonders nützlich? Am Anfang und Ende eines Tages: Bevor Unternehmer ihren Arbeitstag beginnen, lohnt sich ein STOP zur Orientierung: Was will ich heute erreichen? Was ist wichtig? Was kann ich abgeben? Welche Prioritäten habe ich heute? Am Ende eines Tages hilft ein STOP dabei zu überlegen, was man geschafft hat, wie es einem damit geht und was für den nächsten Tag ansteht. Pykos Tipp: „Schreiben Sie am Ende des Tages drei Sätze zu dem auf, was bei Ihnen gerade präsent ist.“ In Projekten: Anstatt zu Beginn eines Projekts direkt durchzustarten, sollte das Team einen STOP einlegen – denn diese Methode funktioniert nicht nur allein, sondern auch in der Gruppe. Der Projektleiter sollte die STOP-Regel erklären und zu Beginn, aber auch im Laufe eines Projekts immer wieder zum STOP aufrufen. Dann planen und durchdenken die Kollegen die nächsten Schritte und Aufgaben in Ruhe gemeinsam, bevor sie sich in blindem Aktionismus verrennen. In der Kommunikation: Wird eine Diskussion zunehmend hitzig, treten Missverständnisse auf oder kommt es zum Streit, kann ein STOP helfen, die Situation zu deeskalieren. Zunächst mag es sich komisch anfühlen, dem Gesprächspartner beispielsweise zu sagen: „Moment, darüber muss ich kurz nachdenken“. Doch diese Pause lohnt sich. Zum Erholen: Wer merkt, dass er gestresst ist, sollte Pyko zufolge unbedingt stoppen. „Nehmen Sie innerlich Abstand von der Situation und fragen Sie sich, was gerade passiert“, rät der Coach. Das verhindert nicht nur unüberlegtes Handeln – sondern ist auch wichtig für die Gesundheit. Wer bewusst innehält, gibt Körper und Kopf Zeit, sich zu erholen. Bei häufigen Zweifeln: Wer merkt, dass er ständig zweifelt und ihn viele negative Gedanken umtreiben, sollte laut Pyko überlegen, wo diese Gedanken herkommen. „Hören Sie sich selbst zu, notieren Sie Ihre Gedanken – und gewinnen Sie dadurch Abstand“, empfiehlt der Coach. „Daraus können Sie ableiten, wie Sie mit diesen Gedanken umgehen und was jetzt der wichtigste Schritt ist.“ Bei zu viel Arbeit: „Wenn Unternehmer merken, dass sie zu viel selbst erledigen, anstatt zu delegieren, hilft ein STOP, um sich neu auszurichten“, sagt Pyko. Wer in Ruhe überlegt, welche Aufgaben auch andere abarbeiten können, verliert zunächst zwar ein paar Minuten Zeit – verschafft sich aber langfristig mehr Zeit fürs Wesentliche. Wie wird der STOP zur Routine? Damit der STOP zur Gewohnheit wird, rät Pyko, sich mit anderen zusammenzutun: „Man sollte sich eine andere Person suchen, mit ihr vereinbaren, wie viele STOPs man beispielsweise innerhalb einer Woche machen will. Am Ende der Woche tauscht man sich darüber aus, wie es gelaufen ist.“ Die Idee dahinter: Wer sich mit anderen verabredetet, hat eine größere Motivation, STOPs auch wirklich einzulegen – schließlich will man am Ende der Woche etwas vorzuweisen haben. Wer hat die STOP-Regel erfunden? Die Methode geht auf den Berater und Autor Timothy Gallwey zurück, der sie in den Siebzigerjahren entwickelt hat. Seine Grundidee im Coaching: Statt anderen zu sagen, was sie tun sollen, sollten sie sich auf sich selbst konzentrieren – und durch einen bewussten STOP von allein darauf kommen, wie es weitergeht.
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