Firmen gegen rechts
Wie Unternehmen klare Kante gegen Extremismus zeigen – drei Strategien

Für politische Positionen einzutreten, ist vielen Unternehmen fremd. Dabei könnten sie viel bewegen. Drei Firmen zeigen, wie sie sich gegen Rechtspopulismus positionieren.

Aktualisiert am 8. Juli 2024, 09:56 Uhr, von Katja Scherer

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Manuel Rinnenburger, Chef des Großhandels Carl Geisen in Trier, mit Praktikant Fabian Yaramis und Kollegin Tanja Otten
Manuel Rinnenburger (M.), Chef des Großhandels Carl Geisen in Trier, Praktikant Fabian Yaramis und Kollegin Tanja Otten zeigen, welche Kunden sie nicht bedienen möchten.
© Lukas Ratius/Agentur Focus für impulse

Die unangenehmsten Gäste, die Silvia Mehlich je hatte, waren ein Ehepaar aus Köln. Mehlich führt seit vier Jahren den Hof Türke im sächsischen Moritzburg, eine kleine Pension mit drei Zimmern und vier Ferienwohnungen. Die Eheleute haben zunächst sympathisch gewirkt – bis sie mehr über ihre Reisemotivation ver­rieten. Sie hätten sich Sachsen als Urlaubsziel ausgesucht, weil dort alles so schön „deutsch“ sei, erklärten die beiden. In Köln, da gebe es ja „so viele Ausländer“. Das sei in Sachsen viel besser. Die Unternehmerin war sprachlos. „Dass Leute so über mein Bundesland denken, macht mich sehr wütend“, erzählt die 43-jäh­rige Pensionsinhaberin.

Wie sollte sie reagieren? Die Situation klärte sich schließlich von selbst. Just in jenem Moment kam Silvia Mehlichs Tochter mit ihrem Freund herein, einem gebürtigen Syrer. Damit hatte das Paar offensichtlich nicht gerechnet. „Den beiden ist ganz schön das Gesicht eingefroren“, erinnert sie sich. Vor allem als sie dann auch noch betonte, dass in ihrer Pension alle willkommen seien.

Das Paar reiste vorzeitig ab und hinterließ ihr eine schlechte Google-­Bewertung: Die Heizung habe nicht funktioniert, schrieb es. „Das stimmte natürlich nicht“, sagt Mehlich. Sie blieb zurück mit dem Ärger und der Frage: Was kann sie tun, um solche Gäste künftig nicht mehr bei sich zu haben?

Unternehmen wollen Stellung beziehen

Demokratie, Freiheit und gesellschaftliche Vielfalt: Diese Werte teilen nicht alle. Das zeigt sich nicht nur in alltäglichen Situationen wie bei Silvia Mehlich, sondern wie jüngst auch in den Wahlergebnissen der Europawahl 2024, in der die AfD in Deutschland als zweitstärkste Kraft hervorgegangen ist. Dass Firmen gegen Rechtsextremismus Stellung beziehen und ­offen für Demokratie einstehen, galt bis vor Kurzem noch als unüblich.

Doch das Bewusstsein für Corporate Political Responsibilty (CPR) – so bezeichnen Experten das politische ­Engagement von Unternehmen im Fachjargon – ändert sich offenbar gerade: Mitte Mai etwa traten mehr als 30 Konzerne wie ­Siemens und die Deutsche Bahn in einem öffentlichen ­Aufruf für Vielfalt ein und ermunterten ihre Mit­arbeitenden, an der Europawahl teilzunehmen. Und Evonik-Chef Christian Kullmann ­sagte im November 2023 der Süddeutschen Zeitung: „Wer AfD wählt, gefährdet Jobs.“

Das Bedürfnis, Stellung zu beziehen, zeigt sich auch in einer Umfrage des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft im März und April 2024 unter 900 deutschen Unternehmen: Mehr als zwei Drittel der Firmen befürchten, dass die AfD dem deutschen Wirtschaftsstandort schaden könnte. Fast die Hälfte hatte sich öffentlich gegen die Partei ausgesprochen. 55 Prozent gaben an, sie hätten sich zumindest betriebsintern in dieser Weise positioniert.

Dennoch scheuen sich viele Unternehmen, aktiv zu werden, weiß Sylvia Pfefferkorn, Vizevorstandssprecherin im Verein Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen mit über 130 Mitgliedsunternehmen. 2016 gegründet, berät der Verein unter anderem bei der Integration ausländischer Fachkräfte. Viele Firmen sähen es nicht als ihre Aufgabe an, für demokratische Werte einzustehen. „Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb und keine Bildungseinrichtung.“ Oder: „Wir sind zu klein. Das sollen lieber große Firmen machen.“ Solche Sätze höre Pfefferkorn immer wieder.

Andere Firmen würden wiederum schon gern aktiv werden, hätten aber Angst, in gesellschaftliche Debatten hineinzugeraten, die sie im Nachgang nicht mehr kontrollieren könnten. Natürlich könne es passieren, dass Unternehmen mit einer klaren Positionierung für Demokratie bestimmte Kunden, Mitarbeiter und Auftraggeber abschreckten, sagt Sylvia Pfefferkorn. „Schaut man sich das Wahl­ergebnis in Sachsen an, sind das aber maximal 30 Prozent der Menschen, und damit stärkt man den anderen 70 Prozent den Rücken“, sagt sie. Das sei langfristig viel wichtiger.

Mit welcher Strategie sich Firmen gegen Rechtspopulismus und für Demokratie einsetzen können, was es bringt und worauf dabei zu achten ist, das zeigen hier eine Unternehmerin und zwei Unternehmer.

Strategie 1: Sich mit anderen Unternehmen vernetzen

Silvia Mehlich
© Robert Gommlich für impulse Silvia Mehlich führt eine Pension bei Dresden. Sie heißt alle willkommen und ärgert sich über Gäste mit rassistischen Ansichten.

Gäste mit rassistischen Ansichten wie das ­Kölner Ehepaar begegnen Silvia Mehlich immer wieder. Der Ruf von Sachsen ziehe solche Leute an, „leider“, sagt die Alleinunternehmerin. Sie störe das schon lange. Aber richtig wütend sei sie geworden, als sie im Januar von dem geheimen Treffen Rechtsextremer im ­November 2023 in Potsdam erfuhr. „Da wurde mir klar, wie strukturell das Problem ist und wie wichtig es ist, dagegen vorzugehen.“

Silvia Mehlich suchte nach einem Logo für ihre Eingangstür. Sie wollte ein Schild anbringen, das jedem Besucher sofort klarmacht: Bei ihr sind alle willkommen. Sie hätte so einen Satz auch einfach selbst aufschreiben können. Aber ein offizielles Logo sei ihr lieber, sagt sie. „Weil dadurch alle direkt auf den ersten Blick sehen, was gemeint ist.“

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So wurde sie auf den Verein Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen aufmerksam. Inzwischen ist sie dort seit knapp einem ­halben Jahr zahlendes Mitglied und kann das Logo des Vereins nutzen. Sie hat es auf ihrer Website eingebettet und in einen Schaukasten am Hofeingang gehängt, direkt neben ihrer ­Sterneklassifizierung vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. „Ich bin mir sicher, dass unsere Gäste das wahrnehmen“, sagt sie.

Auf den ersten Blick wirkt ein Logo wie eine unbedeutende Maßnahme. Dennoch ist es ein Schritt, der Mut erfordert. Vor allem, wenn man wie Silvia Mehlich in einem 8000-Einwohner-Ort wohnt, wo fast jeder jeden kennt und die AfD die zweitstärkste Kraft im Gemeinderat ist. Ihr Ziel: Touristen, die zu ihr kommen, ­sollen sehen, dass es in Sachsen Menschen gibt, die sich für Offenheit und Toleranz stark machen und dass sie dazugehört. Im Idealfall hält ein offenes Bekenntnis Kunden wie das Kölner Ehepaar fern.

Künftig wolle sie auch die Netzwerktreffen des Vereins besuchen, sagt Mehlich. Und sie hofft, dass sie auch andere Hotels und Pensionen dazu bewegen kann mitzumachen. In ­ihrer Gemeinde und im Verein Landurlaub in Sachsen, wo sie Mitglied ist, sei sie die erste Unterkunft, die das Logo nutze, erzählte sie.

Ihre Branchenkollegen fragten aber bereits interessiert, welche Reaktionen sie bekomme. Die seien bisher vonseiten der Gäste durchweg positiv, erzählt Mehlich. Ob das Logo langfristig Einfluss auf ihre Buchungszahlen im Internet habe, müsse sie erst noch abwarten.

Vereinsvizin Sylvia Pfefferkorn sagt, dass ein offizielles Logo Firmen auch einen gewissen Rückhalt biete. „Es zeigt, dass man nicht allein ist, und senkt das Risiko, als einzelnes Unternehmen in den Fokus zu geraten.“ Vor allem könnten Firmen, die geschlossen auftreten, in Summe viel größere Sichtbarkeit erzeugen. Ihr Rat für Unternehmerinnen und Unternehmer lautet daher, nicht allein loszulegen, sondern sich starken Initiativen anzuschließen. „Das macht den Schritt von stummer Kritik zum Handeln deutlich leichter“, sagt Pfefferkorn.

Strategie 2: Schulung für ­Mitarbeitende anbieten

Wie können sich Betriebe für Demokratie und mehr Toleranz stark machen und dabei ihr Team einbinden? Ein Beispiel hierfür ist die Bielefelder Digitalagentur Comspace, die unter anderem IT-Projekte für Großunternehmen umsetzt. Die Wahl des ersten AfD-Landrats in Thüringen im Juni 2023 habe im Betrieb einiges ausgelöst. „Bei uns wurde damals intern viel über dieses Ereignis diskutiert, und es wurde offensichtlich, dass sich Mitarbeitende Sorgen um die Demokratie in Deutschland ­machen“, sagt Chef Andreas Kämmer. Das brachte den 50-Jährigen auf die Idee, den rund 100 Angestellten Weiterbildung zu gesellschaftspolitischen Themen anzubieten.

Aus Sicht von Sophia Becker ist das genau der richtige Gedanke. Sie arbeitet für die ­Gemeinnützige Hertie-Stiftung und dort für den Business Council for Democracy, ein Programm für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter im Umgang mit Desinformation schulen wollen. Der Arbeitsplatz sei einer der wenigen ­Orte, an dem Menschen aus allen Bildungsschichten, Kulturen und Religionen zusammenkommen, sagt sie. „Das bietet sehr viel Potenzial.“

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Denn Umfragen zeigen, dass Beschäftigte im Schnitt ein hohes Vertrauen in ihre Arbeitgeber haben. Nach dem Edelman Trust Barometer der Kommunikationsagentur Edelman gaben im Jahr 2022 knapp die Hälfte der Befragten an, dass sie Informationen glauben, wenn sie ­diese ein- oder zweimal von ihrem Arbeitgeber ­erhalten haben. „Das Vertrauen in den Arbeitgeber ist damit größer als in die Politik und in die Medien“, sagt Becker.

Unternehmen können Einfluss nehmen, ­vorausgesetzt, die Geschäftsführung bekennt sich zu ihrer Verantwortung. „Wir merken, dass demokratiefördernde Aktivitäten von Unternehmen deutlich mehr Schwung entfalten, wenn sie von der Führungsspitze mitgetragen werden“, fügt sie hinzu. Gleichzeitig brauche es einen internen Diskurs mit dem Team über das Engagement. „Sonst haben Mitarbeitende schnell Sorge, dass ihnen eine politische ­Position aufgedrängt wird“, sagt Becker.

Chef Andreas Kämmer betraute aus dem Team Sarah Biendarra und Sören Witt mit der Aufgabe, ein CPR-Konzept zu entwickeln. Sie diskutierten Entwürfe insgesamt dreimal in der Belegschaft, zum Beispiel über bestimmte Formulierungen und über die Frage, welche politischen Bildungsmaßnahmen die Agentur durchführen sollte. Die Vorschläge der Kolleginnen und Kollegen wurden eingearbeitet. ­Etwa ein Drittel des Teams habe sich an dem Prozess beteiligt, erzählt Biendarra. Das Ergebnis ist ein vierseitiges CPR-Konzept.

Die Agentur bot daraufhin über den Business Council for Democracy eine freiwillige Schulung an. Daran nahmen 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teil. Sie lernten in acht jeweils einstündigen Online-Einheiten, wie sie Des­informationen im Netz erkennen und mit Hate Speech in sozialen Netzwerken umgehen ­können. Das Programm ist für Unternehmen ­kostenlos, die Schulungen müssten aber während der Arbeitszeit stattfinden, sagt Biendarra. Zudem gibt es regelmäßig interne Informa­tionskampagnen wie jüngst, als das Team via Messenger-Tool Slack für die Bedeutung der Europawahl im Juni 2024 sensibilisiert wurde.

Ziel sei es zu informieren, aber nicht zu ­missionieren, betont Biendarra. „Wir wollen niemandem vorschreiben, was er zu denken hat.“ Im CPR-Konzept der Agentur heißt es daher: „Geeint in der Pluralität unserer Meinungen und Weltsichten sind wir jedoch davon überzeugt, dass eine Demokratie Diskurse braucht, um eben diese Pluralität zu schützen.“

Strategie 3: Social Media für lokales Engagement nutzen

Kleine und mittelständische Betriebe sind oft lokal verwurzelt und können gerade in ihrem Umfeld mit ihrem Engagement viel bewirken. Das hat auch die Carl Geisen GmbH aus Trier erfahren. Der technische Großhändler mit rund 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie 16 Millionen Euro Jahresumsatz ­verkauft Industrietechnik, Arbeitsschutz und Berufskleidung an Unternehmen, Kommunen und Privatkunden. Darunter seien viele bekannte Unternehmen wie Gerolsteiner, Volvo und Dr. Oetker, sagt Manuel Rinnenburger, der die Firma in dritter Generation führt.

Der 42-Jährige setzt sich immer wieder in sozialen Medien für Diversität, Toleranz und Offenheit ein. Das war nicht immer so: „Früher dachte ich, politische Haltung ist etwas Persönliches und hat im ­Unternehmenskontext nichts zu suchen“, sagt er. Doch ein Vorfall während der Corona-­Pandemie habe seine Meinung geändert.

Damals sei eine Trierer Gaststätte, die er selbst oft besuchte, Opfer einer Internet-­Hetzkampagne geworden, erzählt der Unternehmer. Der Gaststättenbetreiber habe die Einhaltung der Corona-Abstandsregeln in seinem Lokal eingefordert. Einige Kritiker der Pandemiepolitik riefen daraufhin zu einem Boykott auf. Das sei der erste gesellschaftspolitische Anlass gewesen, zu dem er sich in sozialen ­Medien geäußert habe, sagt Manuel ­Rinnenburger. Beim Posten allein blieb es aber nicht: Zudem schenkte der Chef jedem seiner Angestellten ­einen Gutschein für die Gaststätte auf Firmenkosten, um deren Einnahmeausfälle durch den Boykott auszugleichen.

Ihm sei damals klar geworden, dass sein ­Unternehmen viel bewirken könne. „Als Firma haben wir viel mehr finanzielle Mittel und ­öffentliche Reichweite als Privatpersonen. Dieses Potenzial möchte ich nutzen“, sagt Manuel ­Rinnenburger.

Manuel Rinnenburger und Mitarbeiter
© Lukas Ratius/Agentur Focus für impulse Manuel Rinnenburger (M.), Chef des Großhandels Carl Geisen in Trier, Praktikant Fabian Yaramis und Kollegin Tanja Otten zeigen, welche Kunden sie nicht bedienen möchten.

Der Großhändler aus Trier setzt sich seitdem regelmäßig für lokale, gesellschaftspolitische und soziokulturelle Themen ein. Hauptsächlich spendet er drei- bis vierstellige Beträge und unterstützt verschiedene Initiativen vor Ort. Als in der Stadt zum Beispiel ein Aktions­bündnis für den Erhalt eines linksalternativen Jugendzentrums demonstrierte, ließ der Unternehmer Turnbeutel für die Organisatoren bedrucken und stellte sie kostenlos zur ­Ver­fügung. ­Rinnenburger unterstützt zudem ­überregionale Initiativen wie die Kampagnen-Organisation Campact oder den Verein „Kein Bock auf Nazis e.V.“, Deutschlands größte ­Jugendinitiative ­gegen Rechtsextremismus und Rassismus.

Den Firmenaccount bei Facebook nutzt ­Manuel Rinnenburger nach wie vor, um sich für Toleranz und Vielfalt auszusprechen. Im Juli 2023 postete er zum Beispiel anlässlich des Christopher Street Days: „Der CSD ist so vielfältig wie die Menschen, die ihn feiern. Wir sind dabei!“. Das Firmenlogo, ein stilisiertes C und G, ist bei Facebook seitdem mit Regen­bogenfarben hinterlegt. Im Januar 2024 schrieb er: „Wir sind FÜR: Toleranz, Respekt. Gleich­berechtigung […]. Wir sind GEGEN: Rassismus, Faschismus, […] Nazis.“

Wenige Tage später teilte er einen Aufruf zu einer ‚Nie wieder ist jetzt‘-Demo mit dem Hinweis: „Auch wir sind […] vor Ort und möchten uns gemeinsam mit einem bunten Trier eindeutig gegen Rechtsextremismus und die AfD positionieren!“ Die Beiträge veröffentlicht er in unregelmäßigen Abständen, immer dann, wenn es ihm ein persönliches Bedürfnis sei, sagt er.

Aber kann man sich als Unternehmer oder Unternehmerin so klare Worte leisten? Was passieren kann, zeigt der Fall des Chemnitzer Edeka-Betreibers Peter Simmel, dessen Aktion Anfang 2024 für Schlagzeilen sorgte. Er ließ „Für Demokratie, gegen Nazis“ auf ein Werbeprospekt drucken, bekam daraufhin Drohungen, entschuldigte sich kurze Zeit später für die Aktion und bekam dann auch dafür viel Kritik.

Weniger angreifbar machten sich Firmen, die sich allgemein für Demokratie und Offenheit und nicht gegen bestimmte Gruppen aussprächen, sagt Sylvia Pfefferkorn vom Verein Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen. Das sei aber eine individuelle Entscheidung. „Wichtig ist, dass man sich als Unternehmer mit dem, was man kommuniziert, wohlfühlt und dahintersteht“, sagt sie. Und dann müsse man eben auch mal Gegenstimmen aushalten.

Rinnenburgers Engagement hat auch schon Reaktionen hervorgerufen. Nicht die Statements in den sozialen Medien, sondern ein ­Anti-AfD-Aufkleber, der an ­Ladentür des Handels klebt. Einmal habe sich ein Mitarbeiter ­eines gewerblichen Kunden lautstark über den Aufkleber beschwert und ging die Mitarbeitenden im Ladengeschäft verbal an. „Die wissen aber, dass sie solche Kunden aus dem Laden verweisen und Hausverbot erteilen dürfen“, sagt der Chef. Er habe im Nachgang mit dem Arbeitgeber des Störenfrieds Kontakt auf­genommen. „Man hat sich dann bei uns für das Verhalten ihres Mitarbeiters entschuldigt.“

Dass sich Kunden wegen des Engagements von der Firma abwenden, glaubt er nicht. Vielmehr habe er dadurch sogar neue dazugewonnen, sagt Rinnenburger. Auch die Mitarbeitenden scheinen sein Vorgehen gut zu finden und stolz zu sein, bei einem Arbeitgeber mit klarer Haltung gegen Rechts zu arbeiten. Das wiederum posten sie selbst in ihren Privat-Accounts in sozialen Netzwerken.