Hindernisse für Unternehmer
„Macht es uns doch nicht so schwer!“

In Deutschland herrscht eine Gründerflaute. Kein Wunder, meint impulse-Blogger Sven Franzen. Unternehmern wird es viel zu schwer gemacht. Was sich seiner Meinung nach ändern muss.

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Unternehmern werden zu viele Hindernisse in den Weg gestellt, findet Sven Franzen.
Unternehmern werden zu viele Hindernisse in den Weg gestellt, findet Sven Franzen.
© James Oliver / DigitalVision / Getty Images

Ich kann die Klagen nicht mehr hören. In Deutschland gäbe es keine richtige Gründungskultur. Was Innovationen angeht, seien wir längst abgehängt. Immer weniger Menschen hätten den Mut, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen. Darüber jammern nicht nur Vertreter der Wirtschaft, sondern auch viele Politiker.

Ganz ehrlich: Wen wundert das denn? Stünde ich jetzt noch am Anfang – ich wäre mir auch nicht sicher, ob ich Lust hätte, ein Unternehmen zu gründen. Weil es einem an vielen Stellen wahnsinnig schwer gemacht wird.

Kein Verhältnis auf Augenhöhe

Das fängt ganz grundlegend an. Mein Eindruck ist, dass das Verhältnis zwischen dem Staat und uns Unternehmern keines auf Augenhöhe ist. Wenn der Staat etwas von mir will, muss immer alles ganz schnell gehen. Wenn ich mich nicht an Fristen halte, etwa bei der Abgabe von Steuererklärungen, drohen schnell Verspätungszuschläge und Zwangsgelder. Andersherum kann dagegen sehr viel Zeit ins Land gehen, bis etwas passiert – etwa wenn es um die Rückerstattung von Steuern geht.

Und wenn ich mich mit einem Anliegen an die örtlichen Behörden wende, passiert oft: gar nichts. Rund um unser Büro gibt es zu wenig Parkplätze, das ist ein Problem für meine Mitarbeiter. Und an der Straße darf man nicht parken. Als ich mich danach erkundigt habe, warum das so ist und wie man das Problem lösen könnte, habe ich keine Antwort erhalten. Es wäre ja völlig in Ordnung, wenn man uns einen Grund für das Parkverbot mitgeteilt hätte. Aber keine Reaktion – das vermittelt mir das Gefühl, dass mein Anliegen nicht ernst genommen wird.

Wie soll ich etwas Großes anschieben?

Ein anderer Punkt sind die in meinen Augen oft unsinnigen steuerlichen Regeln, die viele Unternehmer dazu bringen, dumme Dinge zu tun. Warum wohl least so mancher Unternehmer lieber einen teuren Porsche statt eines kleineren Autos? Damit er weniger Steuern zahlen muss. Ich finde das absurd.

Ein Gedanke: Wie wäre es, wenn man als Unternehmer seine Gewinne thesaurieren könnte, sie also nicht ausschüttet, sondern im Unternehmen belässt, steuerfrei für drei oder vier Jahre. Das Geld könnte man nutzen, um etwas Großes anzuschieben. Und nur, wenn man die Gewinne nach einer gewissen Frist nicht investiert hat – etwa in ein neues Büro oder eine neue Stelle – müsste man sie versteuern.

Das Bürokratie-Monster frisst wertvolle Zeit

Über zu viel Bürokratie und die DSGVO zu meckern, ist inzwischen ja schon fast ein Volkssport. Ich verstehe, dass alles seine Ordnung haben muss. Aber manchmal kann man sich wirklich nur an den Kopf fassen. Zum Beispiel wenn ich daran denke, wieviel Aufwand und Papierkram es für mich bedeutet hat, dass ein Schülerpraktikant für einige Zeit bei uns reinschnuppern konnte.

Im Moment ist eine junge Frau aus der Ukraine bei uns im Unternehmen, im Rahmen eines Entrepreneur-Austausch-Programms. Eine richtig tolle Sache – aber auch da war es wahnsinnig kompliziert, bis wir eine Lösung gefunden haben, unter welchen vertraglichen Bedingungen sie bei uns arbeiten kann.

Und noch ein Beispiel: Als ich mit meinem Unternehmen vor einiger Zeit umgezogen bin, musste ich die neue Adresse im Handelsregister eintragen lassen. Ich musste zu der Behörde hinfahren, mit meinem Personalausweis und allen Unterlagen, eine Nummer ziehen, warten. Warum kann ich so einen einfachen Vorgang bei uns nicht online umsetzen? Anderswo kriegen sie das doch auch hin, etwa in den Niederlanden. Ich hätte meine Zeit auf jeden Fall deutlich sinnvoller nutzen können.

Einige Verwaltungsprozesse sind ja schon vereinfacht und digitalisiert, aber ich denke: Man könnte da noch so viel mehr machen und viel schneller werden. Durch die unnötigen Aufwände fühle ich mich ausgebremst.

Unternehmer haben ein schlechtes Image – und dagegen wird zu wenig getan

Und dann gibt es da noch ein ganz grundlegendes gesellschaftliches Problem. Ich habe oft den Eindruck, dass Unternehmer bei uns unter Generalverdacht stehen. Wir sind die bösen Kapitalisten, die nur ans Geldscheffeln denken.

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
Machen ist wie wollen, nur krasser
Die impulse-Mitgliedschaft - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer

Ich war schon öfter in Schulen und habe dort über meinen eigenen Werdegang gesprochen. Die Schüler fanden das total cool – weil sie sowas noch nie gehört haben! In ihrem Unterricht kamen Unternehmer höchstens mal als Bösewichte vor. In einem Buch stand als Beispiel etwa Anton Schlecker, der vor der Pleite seiner Drogeriekette Millionen zur Seite geschafft hat und seine Mitarbeiter im Regen stehen ließ.

Dass es Spaß macht und auch gesellschaftlich wertvoll ist, sein eigenes Unternehmen aufzubauen, etwa weil man Arbeitsplätze schafft und sichert – das wird in Schulen meist nicht vermittelt. Wen überrascht es da, dass wir keine lebendige Gründerkultur haben?

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Ich kann die Klagen nicht mehr hören. In Deutschland gäbe es keine richtige Gründungskultur. Was Innovationen angeht, seien wir längst abgehängt. Immer weniger Menschen hätten den Mut, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen. Darüber jammern nicht nur Vertreter der Wirtschaft, sondern auch viele Politiker. Ganz ehrlich: Wen wundert das denn? Stünde ich jetzt noch am Anfang – ich wäre mir auch nicht sicher, ob ich Lust hätte, ein Unternehmen zu gründen. Weil es einem an vielen Stellen wahnsinnig schwer gemacht wird. Kein Verhältnis auf Augenhöhe Das fängt ganz grundlegend an. Mein Eindruck ist, dass das Verhältnis zwischen dem Staat und uns Unternehmern keines auf Augenhöhe ist. Wenn der Staat etwas von mir will, muss immer alles ganz schnell gehen. Wenn ich mich nicht an Fristen halte, etwa bei der Abgabe von Steuererklärungen, drohen schnell Verspätungszuschläge und Zwangsgelder. Andersherum kann dagegen sehr viel Zeit ins Land gehen, bis etwas passiert – etwa wenn es um die Rückerstattung von Steuern geht. Und wenn ich mich mit einem Anliegen an die örtlichen Behörden wende, passiert oft: gar nichts. Rund um unser Büro gibt es zu wenig Parkplätze, das ist ein Problem für meine Mitarbeiter. Und an der Straße darf man nicht parken. Als ich mich danach erkundigt habe, warum das so ist und wie man das Problem lösen könnte, habe ich keine Antwort erhalten. Es wäre ja völlig in Ordnung, wenn man uns einen Grund für das Parkverbot mitgeteilt hätte. Aber keine Reaktion – das vermittelt mir das Gefühl, dass mein Anliegen nicht ernst genommen wird. Wie soll ich etwas Großes anschieben? Ein anderer Punkt sind die in meinen Augen oft unsinnigen steuerlichen Regeln, die viele Unternehmer dazu bringen, dumme Dinge zu tun. Warum wohl least so mancher Unternehmer lieber einen teuren Porsche statt eines kleineren Autos? Damit er weniger Steuern zahlen muss. Ich finde das absurd. Ein Gedanke: Wie wäre es, wenn man als Unternehmer seine Gewinne thesaurieren könnte, sie also nicht ausschüttet, sondern im Unternehmen belässt, steuerfrei für drei oder vier Jahre. Das Geld könnte man nutzen, um etwas Großes anzuschieben. Und nur, wenn man die Gewinne nach einer gewissen Frist nicht investiert hat – etwa in ein neues Büro oder eine neue Stelle – müsste man sie versteuern. Das Bürokratie-Monster frisst wertvolle Zeit Über zu viel Bürokratie und die DSGVO zu meckern, ist inzwischen ja schon fast ein Volkssport. Ich verstehe, dass alles seine Ordnung haben muss. Aber manchmal kann man sich wirklich nur an den Kopf fassen. Zum Beispiel wenn ich daran denke, wieviel Aufwand und Papierkram es für mich bedeutet hat, dass ein Schülerpraktikant für einige Zeit bei uns reinschnuppern konnte. Im Moment ist eine junge Frau aus der Ukraine bei uns im Unternehmen, im Rahmen eines Entrepreneur-Austausch-Programms. Eine richtig tolle Sache – aber auch da war es wahnsinnig kompliziert, bis wir eine Lösung gefunden haben, unter welchen vertraglichen Bedingungen sie bei uns arbeiten kann. Und noch ein Beispiel: Als ich mit meinem Unternehmen vor einiger Zeit umgezogen bin, musste ich die neue Adresse im Handelsregister eintragen lassen. Ich musste zu der Behörde hinfahren, mit meinem Personalausweis und allen Unterlagen, eine Nummer ziehen, warten. Warum kann ich so einen einfachen Vorgang bei uns nicht online umsetzen? Anderswo kriegen sie das doch auch hin, etwa in den Niederlanden. Ich hätte meine Zeit auf jeden Fall deutlich sinnvoller nutzen können. Einige Verwaltungsprozesse sind ja schon vereinfacht und digitalisiert, aber ich denke: Man könnte da noch so viel mehr machen und viel schneller werden. Durch die unnötigen Aufwände fühle ich mich ausgebremst. Unternehmer haben ein schlechtes Image – und dagegen wird zu wenig getan Und dann gibt es da noch ein ganz grundlegendes gesellschaftliches Problem. Ich habe oft den Eindruck, dass Unternehmer bei uns unter Generalverdacht stehen. Wir sind die bösen Kapitalisten, die nur ans Geldscheffeln denken. Ich war schon öfter in Schulen und habe dort über meinen eigenen Werdegang gesprochen. Die Schüler fanden das total cool – weil sie sowas noch nie gehört haben! In ihrem Unterricht kamen Unternehmer höchstens mal als Bösewichte vor. In einem Buch stand als Beispiel etwa Anton Schlecker, der vor der Pleite seiner Drogeriekette Millionen zur Seite geschafft hat und seine Mitarbeiter im Regen stehen ließ. Dass es Spaß macht und auch gesellschaftlich wertvoll ist, sein eigenes Unternehmen aufzubauen, etwa weil man Arbeitsplätze schafft und sichert – das wird in Schulen meist nicht vermittelt. Wen überrascht es da, dass wir keine lebendige Gründerkultur haben?
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