Wertschätzung der Mitarbeiter
Diese 5 Dinge sollten Sie nicht tun, wenn Sie Mitarbeiter loben

Zeige ich meinen Mitarbeitern eigentlich genug Wertschätzung? Unternehmerin Annette Timm befragte kurzerhand ihr Team. Fazit: Nicht jedes Lob tut gut. Fünf Beispiele für Komplimente aus der Hölle.

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Wie zeigt man Wertschätzung für seine Mitarbeiter? Wie sollte ein Chef seine Mitarbeiter loben? Diesen Fragen ging impulse-Bloggerin Annette Timm nach.
Wie zeigt man Wertschätzung für seine Mitarbeiter? Wie sollte ein Chef seine Mitarbeiter loben? Diesen Fragen ging impulse-Bloggerin Annette Timm nach.

Lob ist Zuwendung, Lob ist das, was gleich nach dem Geburtstagsgeschenk kommt, Lob macht glücklich, sorgt dafür, dass wir uns wahrgenommen fühlen, und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.

Keine Frage, zu loben ist die preisgünstigste Variante, unseren Mitarbeitern Wertschätzung zu vermitteln. Und dennoch scheint das Loben in vielen Unternehmen eher in homöopathischer Dosis eingesetzt zu werden.

Wie sieht es eigentlich bei uns aus? Zugegeben, wir pflegen ein eher familiäres Miteinander, aber es könnte ja gut sein, dass es unter dem „Harmonie-Mäntelchen“ richtig brodelt. Ich hatte beschlossen, mit offenen Ohren durch meinen Betrieb zu gehen und einfach einmal nachzuhaken.

Die Sache hätte auch nach hinten losgehen können. Der Vergleich mit den schlafenden Hunden, die man nicht wecken sollte, fiel mir ein, als ich meine ersten Gespräche führte. Das habe ich meistens übrigens ganz spontan gemacht, zum Beispiel wenn wir ohnehin gerade am Plaudern waren oder in der Mittagspause, wenn wir zu dritt zusammenstanden. Es gab aber auch ganz gezielte Einzelgespräche.

Die Fragen waren immer ganz klar formuliert: „Frau XYZ, wie gehen wir Ihrer Meinung nach bei uns im Betrieb mit dem Thema Lob um?“ und „Wie wichtig ist Ihnen das ausgesprochene Lob? Was ist Ihnen ebenso wichtig wie ein Lob?“ Durch die Bank waren unsere Mitarbeiter im ersten Moment sehr überrascht, als ich ihnen die Frage stellte. Dann aber wurde es schnell spannend – auch, weil in der Diskussion schnell klar wurde, dass nicht jedes Lob gut ist.

Wann also ist Lob giftig? Fünf Beispiele:

1. Zu viel Lob

Mit meinem regelmäßig eingesetzten Lob kann ich unterschwellig signalisieren, dass ein Mitarbeiter sein Leistungsniveau beibehalten und im Idealfall noch verbessern soll. Ein Mitarbeiter, der ständig von mir gelobt wird, könnte bald zu dem Schluss kommen, dass er auf keinen Fall unter dieses Leistungsniveau rutschen darf. Mit dieser Erwartungshaltung setze ich ihn unter Druck. Wenn unser Mitarbeiter heute eine hervorragende Leistung erbringt, dann kann ich mich darüber freuen und ihn entsprechend loben. Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass er es morgen gleichermaßen macht: Niemand ist fähig, jeden Tag Höchstleistung zu bringen.

2. Durch Lob Arbeit vermeiden

Lob zeigt seine tückische Seite, wenn ich es dazu benutze, unliebsame Arbeiten von mir abzuwenden: „Frau Meyer, niemand kann die Excel-Tabelle so schnell mit Daten füllen wie Sie.“ Lächelnd sende ich ihr mit diesen salbungsvollen Worten meine Datei und bin froh, dass ich es nicht selbst machen muss. Arme Frau Meyer – sie wird sich vielleicht widerwillig an die Arbeit machen, mir ihren Unmut aber nicht zeigen. Bereits Sigmund Freud wusste: „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos“.

3. Ungleich verteiltes Lob

Hier geht es um Gerechtigkeit. Lobe ich einige Mitarbeiter öfter als andere? Wie Eltern, die stets darauf bedacht sind, kein Kind dem anderen vorzuziehen, müssen wir darauf achten, dass die lobenden Worte gleichmäßig verteilt werden. So der theoretische Anspruch. Aber klappt das wirklich? Es wird immer Mitarbeiter geben, die sich mehr in den Betrieb einbringen als andere oder einfach durch ihren Aufgabenbereich mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Aber es ist völlig legitim, dass es auch diejenigen gibt, die ihre tägliche Arbeit als Job betrachten und nur den Standard abarbeiten. Auch sie haben Qualitäten, die lobenswert sind. Mit dem monatlichen Gehalt ist eben nicht alles getan – es geht um Wertschätzung.

4. Oberflächliches Lob

Wie ernst meine ich es mit meinem Lob? Sind es nur Floskeln, die ich rüberbringe? Wenn wir immer wieder lesen, dass in deutschen Unternehmen zu wenig gelobt wird, fühlen wir uns schnell verleitet, das Loben auf die Tagesagenda zu setzen. Mein Tipp: Das nichtssagende inflationär verteilte Lob sollte man lieber bleiben lassen. Ihre Mitarbeiter würden es garantiert als wertlos entlarven.

5. Zu theoretisch loben

Wer sich mit dem Thema richtig Loben beschäftigt, stößt irgendwann auf die 5:1-Regel. Diese besagt, dass auf eine Kritik fünf Mal Lob und Anerkennung kommen sollte, dann wird berechtigte und sachliche Kritik auch angenommen und führt nicht zu Konflikten.

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Schön und gut, aber ganz ehrlich, das ist mir zu theoretisch. Wenn ich mit der Leistung eines Mitarbeiters besonders zufrieden bin, dann sage ich es. Und da kann es schon einmal passieren, dass das tagesformabhängig ist. Vielleicht hat er gestern ein ebenso gutes Ergebnis gebracht und ich habe es einfach nicht mitbekommen. Im Umkehrschluss bedeutet es aber eben auch, dass ich ohne langes Zögern Dinge ansprechen sollte, die nicht in Ordnung waren.

Ich führe keine gedankliche Strichliste, scheue aber auch nicht den Konflikt, der sich laut der 5:1-Regel einstellen könnte. Ich glaube, es kommt immer darauf an, in welcher Form und welchem Ton Kritik geäußert wird. Ist etwas schiefgelaufen, dann muss gemeinsam Ursachenforschung betrieben werden.

Dank an unser Team

An dieser Stelle bedanke ich mich bei unseren Mitarbeitern für die Bereitschaft, das Thema gemeinsam anzugehen, und für ihre Offenheit. Er war schön zu hören, dass unsere wohlwollenden lobenden Worte auch als solche empfunden werden. Und es war lehrreich, gemeinsam über Lob in unserem Unternehmen zu reflektieren. Mein Fazit: Es ist doch immer wieder spannend, ins Gespräch zu kommen.

Lob ist Zuwendung, Lob ist das, was gleich nach dem Geburtstagsgeschenk kommt, Lob macht glücklich, sorgt dafür, dass wir uns wahrgenommen fühlen, und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Keine Frage, zu loben ist die preisgünstigste Variante, unseren Mitarbeitern Wertschätzung zu vermitteln. Und dennoch scheint das Loben in vielen Unternehmen eher in homöopathischer Dosis eingesetzt zu werden. Wie sieht es eigentlich bei uns aus? Zugegeben, wir pflegen ein eher familiäres Miteinander, aber es könnte ja gut sein, dass es unter dem "Harmonie-Mäntelchen" richtig brodelt. Ich hatte beschlossen, mit offenen Ohren durch meinen Betrieb zu gehen und einfach einmal nachzuhaken. Die Sache hätte auch nach hinten losgehen können. Der Vergleich mit den schlafenden Hunden, die man nicht wecken sollte, fiel mir ein, als ich meine ersten Gespräche führte. Das habe ich meistens übrigens ganz spontan gemacht, zum Beispiel wenn wir ohnehin gerade am Plaudern waren oder in der Mittagspause, wenn wir zu dritt zusammenstanden. Es gab aber auch ganz gezielte Einzelgespräche. Die Fragen waren immer ganz klar formuliert: "Frau XYZ, wie gehen wir Ihrer Meinung nach bei uns im Betrieb mit dem Thema Lob um?" und "Wie wichtig ist Ihnen das ausgesprochene Lob? Was ist Ihnen ebenso wichtig wie ein Lob?" Durch die Bank waren unsere Mitarbeiter im ersten Moment sehr überrascht, als ich ihnen die Frage stellte. Dann aber wurde es schnell spannend - auch, weil in der Diskussion schnell klar wurde, dass nicht jedes Lob gut ist. Wann also ist Lob giftig? Fünf Beispiele: 1. Zu viel Lob Mit meinem regelmäßig eingesetzten Lob kann ich unterschwellig signalisieren, dass ein Mitarbeiter sein Leistungsniveau beibehalten und im Idealfall noch verbessern soll. Ein Mitarbeiter, der ständig von mir gelobt wird, könnte bald zu dem Schluss kommen, dass er auf keinen Fall unter dieses Leistungsniveau rutschen darf. Mit dieser Erwartungshaltung setze ich ihn unter Druck. Wenn unser Mitarbeiter heute eine hervorragende Leistung erbringt, dann kann ich mich darüber freuen und ihn entsprechend loben. Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass er es morgen gleichermaßen macht: Niemand ist fähig, jeden Tag Höchstleistung zu bringen. 2. Durch Lob Arbeit vermeiden Lob zeigt seine tückische Seite, wenn ich es dazu benutze, unliebsame Arbeiten von mir abzuwenden: „Frau Meyer, niemand kann die Excel-Tabelle so schnell mit Daten füllen wie Sie.“ Lächelnd sende ich ihr mit diesen salbungsvollen Worten meine Datei und bin froh, dass ich es nicht selbst machen muss. Arme Frau Meyer – sie wird sich vielleicht widerwillig an die Arbeit machen, mir ihren Unmut aber nicht zeigen. Bereits Sigmund Freud wusste: „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos“. 3. Ungleich verteiltes Lob Hier geht es um Gerechtigkeit. Lobe ich einige Mitarbeiter öfter als andere? Wie Eltern, die stets darauf bedacht sind, kein Kind dem anderen vorzuziehen, müssen wir darauf achten, dass die lobenden Worte gleichmäßig verteilt werden. So der theoretische Anspruch. Aber klappt das wirklich? Es wird immer Mitarbeiter geben, die sich mehr in den Betrieb einbringen als andere oder einfach durch ihren Aufgabenbereich mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Aber es ist völlig legitim, dass es auch diejenigen gibt, die ihre tägliche Arbeit als Job betrachten und nur den Standard abarbeiten. Auch sie haben Qualitäten, die lobenswert sind. Mit dem monatlichen Gehalt ist eben nicht alles getan – es geht um Wertschätzung. 4. Oberflächliches Lob Wie ernst meine ich es mit meinem Lob? Sind es nur Floskeln, die ich rüberbringe? Wenn wir immer wieder lesen, dass in deutschen Unternehmen zu wenig gelobt wird, fühlen wir uns schnell verleitet, das Loben auf die Tagesagenda zu setzen. Mein Tipp: Das nichtssagende inflationär verteilte Lob sollte man lieber bleiben lassen. Ihre Mitarbeiter würden es garantiert als wertlos entlarven. 5. Zu theoretisch loben Wer sich mit dem Thema richtig Loben beschäftigt, stößt irgendwann auf die 5:1-Regel. Diese besagt, dass auf eine Kritik fünf Mal Lob und Anerkennung kommen sollte, dann wird berechtigte und sachliche Kritik auch angenommen und führt nicht zu Konflikten. Schön und gut, aber ganz ehrlich, das ist mir zu theoretisch. Wenn ich mit der Leistung eines Mitarbeiters besonders zufrieden bin, dann sage ich es. Und da kann es schon einmal passieren, dass das tagesformabhängig ist. Vielleicht hat er gestern ein ebenso gutes Ergebnis gebracht und ich habe es einfach nicht mitbekommen. Im Umkehrschluss bedeutet es aber eben auch, dass ich ohne langes Zögern Dinge ansprechen sollte, die nicht in Ordnung waren. Ich führe keine gedankliche Strichliste, scheue aber auch nicht den Konflikt, der sich laut der 5:1-Regel einstellen könnte. Ich glaube, es kommt immer darauf an, in welcher Form und welchem Ton Kritik geäußert wird. Ist etwas schiefgelaufen, dann muss gemeinsam Ursachenforschung betrieben werden. Dank an unser Team An dieser Stelle bedanke ich mich bei unseren Mitarbeitern für die Bereitschaft, das Thema gemeinsam anzugehen, und für ihre Offenheit. Er war schön zu hören, dass unsere wohlwollenden lobenden Worte auch als solche empfunden werden. Und es war lehrreich, gemeinsam über Lob in unserem Unternehmen zu reflektieren. Mein Fazit: Es ist doch immer wieder spannend, ins Gespräch zu kommen.
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