Selbstmanagement
Oliver Samwer: „Die Wochenenden mit den Kindern sind manchmal härter als die Arbeit“

Der verschwiegene Seriengründer Oliver Samwer (Zalando, Home24, Rocket Internet) redet auch auf der Digitalkonferenz DLD nur ungern übers Geschäft. Dafür überrascht er das Publikum mit seltenen Einblicken in sein Privatleben und gibt Tipps, wie viel beschäftigte Unternehmer Arbeit und Familie miteinander vereinbaren können.

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Oliver Samwer auf der Digitalkonferenz DLD in München.
Oliver Samwer auf der Digitalkonferenz DLD in München.
© Hubert Burda Media/Flickr/CC BY-NC-SA 2.0

Als Oliver Samwer am Montagmorgen auf dem roten Feuerstuhl der Digitalkonferenz DLD in München Platz nimmt, blenden die Veranstalter auf die Leinwand über der Bühne eine Liste mit all den Unternehmen ein, die Samwer und seine beiden Brüder aufgebaut und dann für viele Millionen ganz oder teils verkauft haben. Es ist eine sehr lange Liste. Mehr als 50 Unternehmen stehen darauf. Angefangen von Alando, dem ersten Online-Auktionshaus in Deutschland, über den Klingeltonanbieter Jamba bis hin zu Zalando, dem omnipräsenten Online-Kaufhaus. Und natürlich Rocket Internet, die Berliner Start-up-Fabrik, die weltweit Internetunternehmen ausrollt, letztes Jahr an die Börse ging und rund 25.000 Mitarbeiter auf Trab hält.

Ob ihn all das stolz mache, will der Moderator wissen. Eine freundliche Frage zum warm werden, doch Oliver Samwer lässt sie an sich abperlen. „Being proud is not my cup of tea“, sagt er. Stolz zu sein, das sei nicht seine Sache. Vielmehr sei er froh, dass er an 98 Prozent aller Tage mit dem Gefühl aufstehe, etwas zu tun, was er gerne mache. Er möge es, all die Probleme, die ihm Tag für Tag als Unternehmer begegnen, zu lösen. „Und ich sage bewusst nicht ‚Herausforderungen‘ wie meine amerikanischen Kollegen.“ Im Grunde mache er nichts anderes als 1998, dem Jahr als er Alando gründete und nur wenige Monate später für 43 Millionen Dollar an das US-Vorbild Ebay verkaufte. Nur passiere heute alles weltweit und in einem viel größeren Maßstab. Und dass es heute nicht um Millionen, sondern um Milliarden geht.

Global Player mit Berlin-Zentrale

Rocket Internet ist längst ein Global Player. Von Berlin aus geht es in die ganze Welt: nach Kanada, Brasilien, Südafrika, Singapur, Indonesien, Vietnam. Rund 30 internationale Außenposten gibt es, dazu kommt ein eigenes Entwicklungszentrum in Portugal. In der Berliner Rocket-Zentrale ­arbeiten hunderte Programmierer, Marketingprofis, Suchmaschinenoptimierer und andere Spezialisten.

„Was die meisten Leute vergessen: Wir sind zu einem großen Teil ein Technologieunternehmen“, sagt Samwer, „rund die Hälfte der Mitarbeiter arbeiten in der IT.“ Vor allem im Onlinehandel führt kein Weg an Rocket Internet vorbei. Nach Zalando haben die Berliner auch Home24 aufgebaut. Neben dem deutschen Heimatmarkt fokussiert sich Rocket Internet dabei vor allem auf aufstrebende Schwellenländer – dorthin hat es die Konkurrenz aus den USA oft noch nicht geschafft.

Rocket Internet soll größte Internetplattform außerhalb der USA werden

Der Frage, ob er denn in Zukunft auch stärker auf dem US-Markt angreifen wolle, weicht Samwer aus: „Wir greifen nicht an, wir betreten freundlich neue Märkte.“ Genauso lehnt er es ab, einen Einblick in mögliche künftige Geschäftsfelder jenseits des Onlinehandels von Rocket Internet zu geben. Als Chef eines börsennotierten Unternehmens müsse er aufpassen, was er öffentlich sage, so die Begründung. Nur so viel: An seinem Ziel, Rocket Internet zur größten Internetplattform außerhalb der USA zu formen, halte er fest. Dabei helfe es, dass es seit dem Börsengang leichter geworden sei, junge Talente für das Unternehmen zu gewinnen. „Es ist größer, es ist bekannter, das macht es einfacher“, sagte Samwer.

Rocket Internet gilt inzwischen als einer der attraktivsten Arbeitgeber für Absolventen mit Bestnoten und konkurriert mit Unternehmensberatungen und Autokonzernen um die sogenannten High Potentials. Bei Google möge es zwar Sushi in der Kantine geben und die Bürostühle seien bequemer, so Samwer, bei ihm bekämen junge Leute dafür die Chance, tatsächlich etwas zu bewegen und ein eigenes Unternehmen mit aufzubauen.

Auf seine legendäre Arbeitswut angesprochen, antwortet Samwer, dass er nur so viel arbeite wie eben nötig sei. „Keine Sorge, ich spiele auch mit meinen Kindern im Sandkasten und krieche am Boden herum. Das kann echt hart sein manchmal. Die Wochenenden sind manchmal anstrengender als die Arbeit.“ Um genügend Schlaf zu bekommen und seine knappe Zeit trotzdem so gut wie möglich zu nutzen, habe er ein einfaches Mittel gefunden: „Ich nehme immer Nachtflüge.“

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Als Oliver Samwer am Montagmorgen auf dem roten Feuerstuhl der Digitalkonferenz DLD in München Platz nimmt, blenden die Veranstalter auf die Leinwand über der Bühne eine Liste mit all den Unternehmen ein, die Samwer und seine beiden Brüder aufgebaut und dann für viele Millionen ganz oder teils verkauft haben. Es ist eine sehr lange Liste. Mehr als 50 Unternehmen stehen darauf. Angefangen von Alando, dem ersten Online-Auktionshaus in Deutschland, über den Klingeltonanbieter Jamba bis hin zu Zalando, dem omnipräsenten Online-Kaufhaus. Und natürlich Rocket Internet, die Berliner Start-up-Fabrik, die weltweit Internetunternehmen ausrollt, letztes Jahr an die Börse ging und rund 25.000 Mitarbeiter auf Trab hält. Ob ihn all das stolz mache, will der Moderator wissen. Eine freundliche Frage zum warm werden, doch Oliver Samwer lässt sie an sich abperlen. „Being proud is not my cup of tea“, sagt er. Stolz zu sein, das sei nicht seine Sache. Vielmehr sei er froh, dass er an 98 Prozent aller Tage mit dem Gefühl aufstehe, etwas zu tun, was er gerne mache. Er möge es, all die Probleme, die ihm Tag für Tag als Unternehmer begegnen, zu lösen. „Und ich sage bewusst nicht 'Herausforderungen' wie meine amerikanischen Kollegen.“ Im Grunde mache er nichts anderes als 1998, dem Jahr als er Alando gründete und nur wenige Monate später für 43 Millionen Dollar an das US-Vorbild Ebay verkaufte. Nur passiere heute alles weltweit und in einem viel größeren Maßstab. Und dass es heute nicht um Millionen, sondern um Milliarden geht. Global Player mit Berlin-Zentrale Rocket Internet ist längst ein Global Player. Von Berlin aus geht es in die ganze Welt: nach Kanada, Brasilien, Südafrika, Singapur, Indonesien, Vietnam. Rund 30 internationale Außenposten gibt es, dazu kommt ein eigenes Entwicklungszentrum in Portugal. In der Berliner Rocket-Zentrale ­arbeiten hunderte Programmierer, Marketingprofis, Suchmaschinenoptimierer und andere Spezialisten. „Was die meisten Leute vergessen: Wir sind zu einem großen Teil ein Technologieunternehmen“, sagt Samwer, „rund die Hälfte der Mitarbeiter arbeiten in der IT.“ Vor allem im Onlinehandel führt kein Weg an Rocket Internet vorbei. Nach Zalando haben die Berliner auch Home24 aufgebaut. Neben dem deutschen Heimatmarkt fokussiert sich Rocket Internet dabei vor allem auf aufstrebende Schwellenländer – dorthin hat es die Konkurrenz aus den USA oft noch nicht geschafft. Rocket Internet soll größte Internetplattform außerhalb der USA werden Der Frage, ob er denn in Zukunft auch stärker auf dem US-Markt angreifen wolle, weicht Samwer aus: „Wir greifen nicht an, wir betreten freundlich neue Märkte.“ Genauso lehnt er es ab, einen Einblick in mögliche künftige Geschäftsfelder jenseits des Onlinehandels von Rocket Internet zu geben. Als Chef eines börsennotierten Unternehmens müsse er aufpassen, was er öffentlich sage, so die Begründung. Nur so viel: An seinem Ziel, Rocket Internet zur größten Internetplattform außerhalb der USA zu formen, halte er fest. Dabei helfe es, dass es seit dem Börsengang leichter geworden sei, junge Talente für das Unternehmen zu gewinnen. „Es ist größer, es ist bekannter, das macht es einfacher“, sagte Samwer. Rocket Internet gilt inzwischen als einer der attraktivsten Arbeitgeber für Absolventen mit Bestnoten und konkurriert mit Unternehmensberatungen und Autokonzernen um die sogenannten High Potentials. Bei Google möge es zwar Sushi in der Kantine geben und die Bürostühle seien bequemer, so Samwer, bei ihm bekämen junge Leute dafür die Chance, tatsächlich etwas zu bewegen und ein eigenes Unternehmen mit aufzubauen. Auf seine legendäre Arbeitswut angesprochen, antwortet Samwer, dass er nur so viel arbeite wie eben nötig sei. „Keine Sorge, ich spiele auch mit meinen Kindern im Sandkasten und krieche am Boden herum. Das kann echt hart sein manchmal. Die Wochenenden sind manchmal anstrengender als die Arbeit.“ Um genügend Schlaf zu bekommen und seine knappe Zeit trotzdem so gut wie möglich zu nutzen, habe er ein einfaches Mittel gefunden: „Ich nehme immer Nachtflüge.“
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