Holzkunst Holocher
Dieser Mann baut Küchen für 100.000 Euro – und schafft es, sie zu verkaufen

Elias Holocher war Musiklehrer – und erfand dann eine Küche, die sich automatisch komplett verwandeln kann. Herstellungskosten und Verkaufspreis sind enorm – die Nachfrage aber offenbar auch.

, von

Kommentieren
Elias Holocher mit seiner patentierten Küche.
Elias Holocher mit seiner patentierten Küche.
© Annette Cardinale

Irgendwie wurde es ihm zu eng. Als Musiklehrer in einer Waldorfschule. Vor allem aber in der kleinen Wohnung, die er sich mit seiner Frau teilte. „Wie toll wäre das, wenn wir eine Küche hätten, wo sich die Arbeitsplatte dreht!“, träumte Elias Holocher. Er liebt es, mit Holz zu arbeiten, so wie sein Vater, der den Kindern früher Betten und Schränke selbst geschreinert hatte.

Kurzerhand kaufte Holocher im Baumarkt eine Holzplatte, lieh sich vom Vater eine Säge aus und legte los: Irgendwann drehte sich die Platte tatsächlich, und als er noch Hubsäulen einbaute, die ihm sein Onkel einmal geschenkt hatte, ließ sie sich sogar in der Höhe verstellen. Die Freunde waren begeistert.

Holocher wunderte sich, dass so etwas nirgendwo angeboten wurde – und sah seine Chance. Endlich selbstständig werden!

„Es gibt keinen Ingenieur. Es gibt nur mich.“

Sein Vater drängte ihn, die Erfindung zu patentieren. Er gründete die Holzkunst Holocher GmbH. „Ich hatte keine Ahnung, wie das ging.“ Aber er zweifelte nicht an seiner Idee: „Jedes Auto hat einen elektrischen Fensterheber, aber bei der Küche muss man die Schubladen noch selbst herauskurbeln. Das verstehe ich nicht.“ Auch Küchen müssten praktisch sein.

Der Gründer kontaktierte Motorenfirmen, die ihm eine „coole Idee“ attestierten. Als sie mit dem Ingenieur reden wollten, sagte er: „Es gibt keinen Ingenieur. Es gibt nur mich.“ Sie überließen ihm günstig Motoren und halfen bei technischen Details. Holocher besorgte sich Schalter für Rollläden, die auf Sprache reagieren, baute sie ein, tüftelte Tag und Nacht weiter. „Irgendwann hat es geklappt.“ Der erste Prototyp einer sprachgesteuerten Kücheninsel war fertig, gebaut mit dem Werkzeug des Vaters.

Gute Medienarbeit zahlt sich aus

Noch konnte er mit seiner Erfindung nicht an die Öffentlichkeit, der Patentanwalt mahnte ihn, 18 Monate abzuwarten. Das Geld wurde knapp. Holocher schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, verputzte Wände, gab Musikunterricht – bis er endlich seinen Prototyp präsentieren konnte. Die Medien stürzten sich auf ihn, erst die Lokalzeitung, dann das Fernsehen, bald schon gab es Anfragen aus dem Ausland.

Die Küchen Holzkunst Holocher lassen sich vollautomatisch umbauen. Hier stellt er auf der Messe „Make Ostwürttemberg“ aus.© impulse/Annette Cardinale

 

„Die Medien haben den Ausschlag dafür gegeben, dass wir diese Reichweite erzielt haben“, sagt Holocher. Ihm schwante, wie kostspielig seine Küchen sein würden, weil er sich bei den Drehkränzen und Motoren nach etlichen Experimenten jeweils für die beste Qualität entschieden hatte. Neben einer CNC-betriebenen Säge ist alles andere Handarbeit, alles hergestellt in Deutschland. „Mir ist klar geworden, dass ich so keine Küchen für 30.000 Euro bauen kann, sie werden 100.000 Euro oder mehr kosten. Sonst kriege ich es nicht hin.“

„Das reicht für die nächsten Jahre.“

Kunden scheint das nicht abzuschrecken. Die erste Kochinsel ist bereits verkauft, und sie seien auf sehr gutem Weg, sie weltweit zu vermarkten, sagt Holocher. „Die Nachfrage ist wirklich gut“, sagt Holocher, auch aus dem Ausland, etwa aus New York. „Das reicht für die nächsten Jahre.“ Demnächst soll die Küche auch in gehobenen Geschäften angeboten werden. Inzwischen hat er einen Schreinermeister angestellt. „Jetzt machen wir es professionell.“

Den Schritt raus aus der Schule – er hat sich gelohnt, trotz enormer Belastung. „Unternehmer zu sein, ist knallhart“, sagt Holocher. „In den ersten drei Jahren hatte ich keinen einzigen Tag frei, habe 400 Stunden im Monat gearbeitet.“ Er habe viele schlaflose Nächte gehabt. „Es gab Momente, als ich gesagt habe: Warum hast Du das nur gemacht?“ Bereut hat er sein Wagnis dennoch nicht.

In eigener Sache
Das ChatGPT-Prompt-Handbuch
Für Unternehmerinnen und Unternehmer
Das ChatGPT-Prompt-Handbuch
17 Seiten Prompt-Tipps, Anwendungsbeispiele und über 100 Beispiel-Prompts
Irgendwie wurde es ihm zu eng. Als Musiklehrer in einer Waldorfschule. Vor allem aber in der kleinen Wohnung, die er sich mit seiner Frau teilte. „Wie toll wäre das, wenn wir eine Küche hätten, wo sich die Arbeitsplatte dreht!“, träumte Elias Holocher. Er liebt es, mit Holz zu arbeiten, so wie sein Vater, der den Kindern früher Betten und Schränke selbst geschreinert hatte. Kurzerhand kaufte Holocher im Baumarkt eine Holzplatte, lieh sich vom Vater eine Säge aus und legte los: Irgendwann drehte sich die Platte tatsächlich, und als er noch Hubsäulen einbaute, die ihm sein Onkel einmal geschenkt hatte, ließ sie sich sogar in der Höhe verstellen. Die Freunde waren begeistert. Holocher wunderte sich, dass so etwas nirgendwo angeboten wurde – und sah seine Chance. Endlich selbstständig werden! „Es gibt keinen Ingenieur. Es gibt nur mich.“ Sein Vater drängte ihn, die Erfindung zu patentieren. Er gründete die Holzkunst Holocher GmbH. „Ich hatte keine Ahnung, wie das ging.“ Aber er zweifelte nicht an seiner Idee: „Jedes Auto hat einen elektrischen Fensterheber, aber bei der Küche muss man die Schubladen noch selbst herauskurbeln. Das verstehe ich nicht.“ Auch Küchen müssten praktisch sein. Der Gründer kontaktierte Motorenfirmen, die ihm eine „coole Idee“ attestierten. Als sie mit dem Ingenieur reden wollten, sagte er: „Es gibt keinen Ingenieur. Es gibt nur mich.“ Sie überließen ihm günstig Motoren und halfen bei technischen Details. Holocher besorgte sich Schalter für Rollläden, die auf Sprache reagieren, baute sie ein, tüftelte Tag und Nacht weiter. „Irgendwann hat es geklappt.“ Der erste Prototyp einer sprachgesteuerten Kücheninsel war fertig, gebaut mit dem Werkzeug des Vaters. Gute Medienarbeit zahlt sich aus Noch konnte er mit seiner Erfindung nicht an die Öffentlichkeit, der Patentanwalt mahnte ihn, 18 Monate abzuwarten. Das Geld wurde knapp. Holocher schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, verputzte Wände, gab Musikunterricht – bis er endlich seinen Prototyp präsentieren konnte. Die Medien stürzten sich auf ihn, erst die Lokalzeitung, dann das Fernsehen, bald schon gab es Anfragen aus dem Ausland. [caption id="attachment_7312925" align="alignnone" width="600"] Die Küchen Holzkunst Holocher lassen sich vollautomatisch umbauen. Hier stellt er auf der Messe "Make Ostwürttemberg" aus.[/caption]   „Die Medien haben den Ausschlag dafür gegeben, dass wir diese Reichweite erzielt haben“, sagt Holocher. Ihm schwante, wie kostspielig seine Küchen sein würden, weil er sich bei den Drehkränzen und Motoren nach etlichen Experimenten jeweils für die beste Qualität entschieden hatte. Neben einer CNC-betriebenen Säge ist alles andere Handarbeit, alles hergestellt in Deutschland. „Mir ist klar geworden, dass ich so keine Küchen für 30.000 Euro bauen kann, sie werden 100.000 Euro oder mehr kosten. Sonst kriege ich es nicht hin.“ „Das reicht für die nächsten Jahre.“ Kunden scheint das nicht abzuschrecken. Die erste Kochinsel ist bereits verkauft, und sie seien auf sehr gutem Weg, sie weltweit zu vermarkten, sagt Holocher. „Die Nachfrage ist wirklich gut“, sagt Holocher, auch aus dem Ausland, etwa aus New York. „Das reicht für die nächsten Jahre.“ Demnächst soll die Küche auch in gehobenen Geschäften angeboten werden. Inzwischen hat er einen Schreinermeister angestellt. „Jetzt machen wir es professionell.“ Den Schritt raus aus der Schule – er hat sich gelohnt, trotz enormer Belastung. „Unternehmer zu sein, ist knallhart“, sagt Holocher. „In den ersten drei Jahren hatte ich keinen einzigen Tag frei, habe 400 Stunden im Monat gearbeitet.“ Er habe viele schlaflose Nächte gehabt. „Es gab Momente, als ich gesagt habe: Warum hast Du das nur gemacht?“ Bereut hat er sein Wagnis dennoch nicht.
Mehr lesen über