Buchprojekt "Mein größter Fehler"
Was sich aus schmerzhafter Erfahrung lernen lässt

Eigentlich wollten wir nur die Texte der impulse-Rubrik „Mein größter Fehler“ in einem Buch veröffentlichen. Doch dann zeigte sich, dass sich aus den individuellen Niederlagen und Fehlentscheidungen Lehren für einen nachhaltigen Erfolg ableiten lassen.

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Das impulse-Buch "Mein größter Fehler" erschien am 1. Dezember 2016 und kann hier bestellt werden.
Das impulse-Buch "Mein größter Fehler" erschien am 1. Dezember 2016 und kann hier bestellt werden.
© impulse

Eigentlich war es ein Unfall. Eigentlich wollten wir nur die Texte aus unserer Rubrik „Mein größter Fehler“ samt Schwarz-Weiß-Porträts nachdrucken – rechtzeitig zu unserer Konferenz „Aus Fehlern lernen!“. Immer wieder erzählten uns impulse-Leser, sie würden immer zuerst diese Seite aufschlagen, wenn das Magazin erscheine. Über fast acht Jahre hatten wir Dutzende Unternehmer und Unternehmerinnen nach ihren bittersten Niederlagen und Fehlentscheidungen befragt.

Dann passierte es: Ich hatte mir sämtliche Texte ausgedruckt, mit in den Urlaub genommen und kam endlich dazu, alle Bekenntnisse noch einmal am Stück zu lesen. Ich war überrascht. Mit einem Mal zeigten sich Parallelen zwischen den individuellen Fällen.

Wenn sich der Textilfabrikant Eberhard Bezner (Olymp Bezner) etwa an eine Szene erinnerte, als ein Banker Druck auf ihn ausübte und es ihm nicht gelang, dagegenzuhalten – dann las sich dies wie eine Vorlage für das, was 30 Jahre später der Musikunternehmer Michael Haentjes (Edel) nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes erleben sollte. Auch der Hamburger sah sich zunächst in der Defensive und bereute ähnlich wie Bezner, wie er sich in dieser Situation angesichts des Drucks verhielt.

Die Fälle mögen weit auseinander liegen, in den 1970er und den Nuller Jahren, in Bietigheim-Bissingen und Hamburg; auch haben die Textil- und Musikbranche auf den ersten Blick wenig gemein. Doch wer beide Fälle nacheinander liest, erkennt, wie ähnlich die Konstellationen sind.

Dies ist keine Ausnahme. Es ist erstaunlich, wie groß die Parallelen sind, wenn Unternehmer über korrupte Mitarbeiter, zerbrochene Beziehungen, gescheiterte Expansionen oder die Schwierigkeit, selbst loszulassen, schreiben. Es sind Szenen, die sich in die Köpfe der Unternehmer eingebrannt haben, weil sie grundsätzliche Fragen und ihr Selbstverständnis berühren: Wie entscheide ich? Was ist mir wichtig? Oder – noch grundsätzlicher: Wer will ich sein?

Zehn Managementlektionen

Ich fing also an, die Fälle neu zu ordnen, nicht mehr chronologisch, sondern inhaltlich. Immer wieder verwarf ich einzelne Zuordnungen, überlegte, welche Texte am besten zusammenpassten, feilte an den Überschriften für immer wiederkehrende Themen, bis sich schließlich ein rundes Bild ergab. Auf diese Weise entstanden, abgeleitet aus der Lebenserfahrung der Unternehmer, zehn Managementlektionen – von „Hören Sie auf Ihre innere Stimme“ bis hin zu „Überlassen Sie anderen die Bühne“. Und aus der ursprünglichen Absicht, die Beiträge zur Rubrik „Mein größter Fehler“ noch einmal abzudrucken, entwickelte sich – auch wenn dies anfangs gar nicht geplant war – ein anspruchsvolles Buchprojekt.

Für mich war die intensive Beschäftigung mit unternehmerischen Fehlern in den vergangenen Monaten kein rein journalistisches Projekt. Seit meinem Management-Buy-out Anfang 2013 und dem Neustart von impulse haben solche Fragen für mich immer auch eine persönliche Bedeutung. War es zuvor möglich, die Fehlerbekenntnisse als individuelle Fälle zu lesen und sie von sich fernzuhalten – es handelte sich ja um andere Branchen, andere Konstellationen, eine andere Generation etc. –, so zeigte sich in der Zusammenstellung, wie stark die Fälle grundsätzliche Themen umkreisen, die jeden Unternehmer betreffen – auch mich.

Mit einem Mal wurde – um eine Redensart aufzugreifen – der Wald wieder sichtbar, der vor lauter Bäumen aus dem Blick geraten war.

Eigentlich war es ein Unfall. Eigentlich wollten wir nur die Texte aus unserer Rubrik „Mein größter Fehler“ samt Schwarz-Weiß-Porträts nachdrucken – rechtzeitig zu unserer Konferenz „Aus Fehlern lernen!“. Immer wieder erzählten uns impulse-Leser, sie würden immer zuerst diese Seite aufschlagen, wenn das Magazin erscheine. Über fast acht Jahre hatten wir Dutzende Unternehmer und Unternehmerinnen nach ihren bittersten Niederlagen und Fehlentscheidungen befragt. Dann passierte es: Ich hatte mir sämtliche Texte ausgedruckt, mit in den Urlaub genommen und kam endlich dazu, alle Bekenntnisse noch einmal am Stück zu lesen. Ich war überrascht. Mit einem Mal zeigten sich Parallelen zwischen den individuellen Fällen. Wenn sich der Textilfabrikant Eberhard Bezner (Olymp Bezner) etwa an eine Szene erinnerte, als ein Banker Druck auf ihn ausübte und es ihm nicht gelang, dagegenzuhalten – dann las sich dies wie eine Vorlage für das, was 30 Jahre später der Musikunternehmer Michael Haentjes (Edel) nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes erleben sollte. Auch der Hamburger sah sich zunächst in der Defensive und bereute ähnlich wie Bezner, wie er sich in dieser Situation angesichts des Drucks verhielt. Die Fälle mögen weit auseinander liegen, in den 1970er und den Nuller Jahren, in Bietigheim-Bissingen und Hamburg; auch haben die Textil- und Musikbranche auf den ersten Blick wenig gemein. Doch wer beide Fälle nacheinander liest, erkennt, wie ähnlich die Konstellationen sind. Dies ist keine Ausnahme. Es ist erstaunlich, wie groß die Parallelen sind, wenn Unternehmer über korrupte Mitarbeiter, zerbrochene Beziehungen, gescheiterte Expansionen oder die Schwierigkeit, selbst loszulassen, schreiben. Es sind Szenen, die sich in die Köpfe der Unternehmer eingebrannt haben, weil sie grundsätzliche Fragen und ihr Selbstverständnis berühren: Wie entscheide ich? Was ist mir wichtig? Oder – noch grundsätzlicher: Wer will ich sein? Zehn Managementlektionen Ich fing also an, die Fälle neu zu ordnen, nicht mehr chronologisch, sondern inhaltlich. Immer wieder verwarf ich einzelne Zuordnungen, überlegte, welche Texte am besten zusammenpassten, feilte an den Überschriften für immer wiederkehrende Themen, bis sich schließlich ein rundes Bild ergab. Auf diese Weise entstanden, abgeleitet aus der Lebenserfahrung der Unternehmer, zehn Managementlektionen – von „Hören Sie auf Ihre innere Stimme“ bis hin zu „Überlassen Sie anderen die Bühne“. Und aus der ursprünglichen Absicht, die Beiträge zur Rubrik „Mein größter Fehler“ noch einmal abzudrucken, entwickelte sich – auch wenn dies anfangs gar nicht geplant war – ein anspruchsvolles Buchprojekt. Für mich war die intensive Beschäftigung mit unternehmerischen Fehlern in den vergangenen Monaten kein rein journalistisches Projekt. Seit meinem Management-Buy-out Anfang 2013 und dem Neustart von impulse haben solche Fragen für mich immer auch eine persönliche Bedeutung. War es zuvor möglich, die Fehlerbekenntnisse als individuelle Fälle zu lesen und sie von sich fernzuhalten – es handelte sich ja um andere Branchen, andere Konstellationen, eine andere Generation etc. –, so zeigte sich in der Zusammenstellung, wie stark die Fälle grundsätzliche Themen umkreisen, die jeden Unternehmer betreffen – auch mich. Mit einem Mal wurde – um eine Redensart aufzugreifen – der Wald wieder sichtbar, der vor lauter Bäumen aus dem Blick geraten war.