Clubhouse
„Wem das Netzwerken fehlt, der ist dort genau richtig“

Plötzlich reden alle über Clubhouse. Auch impulse-Bloggerin Vanessa Weber ist begeistert von der neuen Audio-App. Wie sie als Unternehmerin davon profitiert - und gleichzeitig viel Spaß hat.

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Netzwerken mit Clubhouse
© Andreas Berheide / Photocase.de

Angefangen hat es an einem Sonntag Mitte Januar. Ich öffnete wie immer morgens die LinkedIn-App und  schaute mir die Stories meiner Kontakte an. Und gefühlt jeder postete etwas über Clubhouse. Ich dachte: Was ist das? Das muss relevant sein. Also habe ich angefangen zu googeln und mich eingelesen. Es gibt diesen schönen Begriff FOMO, „fear of missing out“ – also die Angst, etwas zu verpassen. Die habe ich da schon gespürt. Ich wollte auch dabei sein!

Eine der Besonderheiten von Clubhouse ist, dass man sich nicht einfach die App herunterladen und sich anmelden kann wie bei anderen Social-Media-Plattformen. Man muss von jemandem eingeladen werden, der bereits dabei ist. Zum Glück bekam ich relativ schnell eine Einladung über einen Kontakt aus meinem Netzwerk.

Wie ein interaktiver Podcast in Echtzeit

Ich war also drin – und Clubhouse hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Ich finde das Konzept total faszinierend: Es ist wie ein Podcast, aber in Echtzeit. Mir ging es früher oft so, dass ich einen Podcast gehört habe und dachte: Da würde ich jetzt gern mal eine Frage stellen. Bei Clubhouse geht das, es ist interaktiv, die Zuhörer sind eingeladen mitzudiskutieren oder Fragen zu stellen, wenn sie wollen.

Wenn man bei einem Talk nicht dabei war, ist er weg, es gibt keine Aufzeichnung. Man kann keine Nachrichten schreiben, keine Bilder posten – nur ein Profilfoto gibt es. Man konzentriert sich auf das gesprochene Wort. Die Themen sind extrem vielfältig. Du kannst Leuten folgen, und wenn die einen Talk starten, wirst du angepinnt. Außerdem siehst du, wo die Leute gerade zuhören, denen du folgst. So stößt man auf neue Diskussionen.

Die Kommunikation, der Austausch, das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein – all das, was man sonst auf Messen oder Networking-Veranstaltungen erlebt, fällt im Moment flach. Wenn einem das Netzwerken fehlt, füllt Clubhouse auf jeden Fall eine Lücke.

Ein Ort, an dem ich mich ausprobieren kann

Irgendwann habe ich angefangen, einen Feierabend-Talk zu moderieren. Ich war neugierig und wollte das austesten, also habe ich einen Raum aufgemacht. Dabei habe ich schnell gemerkt: Das ist genau meins! Ich mag es einfach, spontan ins Gespräch zu kommen, zu debattieren, mich auszutauschen. Mein Netzwerk auf Clubhouse ist schnell gewachsen, nach einer Woche hatte ich 1000 Follower, inzwischen sind es 3200.

Nach kurzer Zeit habe ich dann Sarik Weber kennengelernt. Wir haben zwar den gleichen Nachnamen, kannten uns vorher aber nicht, nur über LinkedIn. Er ist Digitalunternehmer, Chief Digital Officer bei Otto Bock – und war der erste Mitarbeiter damals bei OpenBC (heute XING) und hat das Netzwerk, das heute jeder kennt, mit groß gemacht. Sarik ist sehr aktiv auf Clubhouse. Wir haben gemerkt, dass wir gut harmonieren beim Moderieren, deswegen haben wir ein gemeinsames Sendeformat gestartet. Wir nennen es „Weber & Weber – der Talk“. Unser Slogan lautet, angelehnt an den Claim einer bekannten Partnervermittlung: Alle 8 Minuten vernetzt sich ein Unternehmer bei Weber und Weber. Wir haben schon über die besonderen Herausforderungen von Familienunternehmen gesprochen, über Work-Life-Balance oder über Drohnen-Logistik. Und auf einmal klinkt sich in so einen Talk dann der FAZ-Chefredakteur ein und diskutiert mit. Wo erlebt man denn sowas sonst?

Mit Sarah Knappik, der ehemaligen „Germany’s Next Topmodel“-Teilnehmerin und einer Freundin von mir, startete ich ein Format mit dem Titel „Starke Frauen. Geschichten, die Mut machen“. Da hörten uns häufig bis zu 500 Menschen zu, das ist richtig toll. Und die Geschichten, die die Frauen aus dem Publikum erzählen, sind sehr bewegend.

Wertvolle Kontakte und interessante Begegnungen

Für mich ist Clubhouse auch ein Ort, an dem ich interessante Menschen kennenlerne. Das beste Beispiel ist Kerstin Heiligenstetter. Sie war der Kopf hinter „She’s Mercedes“, einer großen, internationalen Frauen-Community von Mercedes. Ich bewundere, was sie macht. Über einen meiner Talks ist sie auf mich aufmerksam geworden und hat sich mit mir vernetzt. Dieser Kontakt ist für mich bereichernd und wertvoll. Ohne die App wäre das vermutlich nicht so leicht zustande gekommen.

Dazu kommt, dass sich dort auch einige Prominente und Politiker tummeln. Thomas Gottschalk ist zum Beispiel sehr aktiv oder Joko Winterscheidt. Wann kannst du schon mal mit solchen Leuten ins Gespräch kommen?

Ein großer Vorteil ist auch, dass man sich von überall aus dazu schalten kannst. Du musst dich nicht zurechtmachen, sondern kannst einfach in Jogginghose auf der Couch sitzen. Oder nebenbei kochen und einfach zuhören. Ich glaube, das macht viel von dem Reiz aus. Ohne Corona, ohne den Lockdown wäre die App bestimmt nicht so gehypt worden. Viele Menschen haben ja im Moment viel mehr freie Zeit als früher. Und es ist interaktiver als Fernsehen.

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Berechtigte Kritik

Es besteht aber auch eine Gefahr darin. Man kann sich leicht verlieren in all diesen Talks. Tagsüber ist es daher für mich ein No-Go. Die App kann ein echter Zeitfresser sein. Aus Angst, etwas zu verpassen, hört man stundenlang zu – darauf ist das ganze Konzept ausgelegt.

Eine weitere Gefahr sehe ich darin, dass sich auf Clubhouse jeder relativ leicht als Experte ausgeben kann. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass man auch dort recht schnell merkt, ob jemand nur eine Labertasche ist oder ob er oder sie wirklich etwas zu sagen hat.

In der Berichterstattung über den Hype wurden weitere Kritikpunkte genannt, die ich gut nachvollziehen kann. Allein schon durch die Tatsache, dass es Clubhouse bislang nur fürs iPhone gibt, schließt die App bestimmte Personengruppen aus. Es gibt aber Gerücht, dass sich das demnächst ändern soll. Auch durch das Konzept der Einladung bewegt man sich in gewisser Weise in einem elitären Zirkel. Man bleibt in seiner Bubble. Auch über die massiven Probleme mit dem Datenschutz wurde viel geschrieben. Die App greift, wenn du es  zulässt, auf alle Kontakte zu, die du in deinem Smartphone gespeichert hast. Das ist alles andere als DSGVO-konform. Deshalb nutze ich natürlich mein privates Handy.

Mir macht Clubhouse bisher wahnsinnig viel Spaß. Obwohl ich zugeben muss, die Anfangseuphorie ist schon verflogen. Dennoch: Ich erlebe den Austausch als Bereicherung und habe mir dort in den vergangenen Wochen ein hochkarätiges Netzwerk aufgebaut. Dafür muss man zuhören. Eine Tugend, die Clubhouse fördert und die, wie ich finde, der Gesellschaft insgesamt guttut.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Clubhouse gemacht? Nutzt ihr es schon für Euer Business? Nur privat? Oder kommt es für euch nicht in Frage? Ich freue mich über einen Austausch mit euch!

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Angefangen hat es an einem Sonntag Mitte Januar. Ich öffnete wie immer morgens die LinkedIn-App und  schaute mir die Stories meiner Kontakte an. Und gefühlt jeder postete etwas über Clubhouse. Ich dachte: Was ist das? Das muss relevant sein. Also habe ich angefangen zu googeln und mich eingelesen. Es gibt diesen schönen Begriff FOMO, „fear of missing out“ – also die Angst, etwas zu verpassen. Die habe ich da schon gespürt. Ich wollte auch dabei sein! Eine der Besonderheiten von Clubhouse ist, dass man sich nicht einfach die App herunterladen und sich anmelden kann wie bei anderen Social-Media-Plattformen. Man muss von jemandem eingeladen werden, der bereits dabei ist. Zum Glück bekam ich relativ schnell eine Einladung über einen Kontakt aus meinem Netzwerk. Wie ein interaktiver Podcast in Echtzeit Ich war also drin – und Clubhouse hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Ich finde das Konzept total faszinierend: Es ist wie ein Podcast, aber in Echtzeit. Mir ging es früher oft so, dass ich einen Podcast gehört habe und dachte: Da würde ich jetzt gern mal eine Frage stellen. Bei Clubhouse geht das, es ist interaktiv, die Zuhörer sind eingeladen mitzudiskutieren oder Fragen zu stellen, wenn sie wollen. Wenn man bei einem Talk nicht dabei war, ist er weg, es gibt keine Aufzeichnung. Man kann keine Nachrichten schreiben, keine Bilder posten – nur ein Profilfoto gibt es. Man konzentriert sich auf das gesprochene Wort. Die Themen sind extrem vielfältig. Du kannst Leuten folgen, und wenn die einen Talk starten, wirst du angepinnt. Außerdem siehst du, wo die Leute gerade zuhören, denen du folgst. So stößt man auf neue Diskussionen. Die Kommunikation, der Austausch, das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein – all das, was man sonst auf Messen oder Networking-Veranstaltungen erlebt, fällt im Moment flach. Wenn einem das Netzwerken fehlt, füllt Clubhouse auf jeden Fall eine Lücke. Ein Ort, an dem ich mich ausprobieren kann Irgendwann habe ich angefangen, einen Feierabend-Talk zu moderieren. Ich war neugierig und wollte das austesten, also habe ich einen Raum aufgemacht. Dabei habe ich schnell gemerkt: Das ist genau meins! Ich mag es einfach, spontan ins Gespräch zu kommen, zu debattieren, mich auszutauschen. Mein Netzwerk auf Clubhouse ist schnell gewachsen, nach einer Woche hatte ich 1000 Follower, inzwischen sind es 3200. Nach kurzer Zeit habe ich dann Sarik Weber kennengelernt. Wir haben zwar den gleichen Nachnamen, kannten uns vorher aber nicht, nur über LinkedIn. Er ist Digitalunternehmer, Chief Digital Officer bei Otto Bock – und war der erste Mitarbeiter damals bei OpenBC (heute XING) und hat das Netzwerk, das heute jeder kennt, mit groß gemacht. Sarik ist sehr aktiv auf Clubhouse. Wir haben gemerkt, dass wir gut harmonieren beim Moderieren, deswegen haben wir ein gemeinsames Sendeformat gestartet. Wir nennen es „Weber & Weber – der Talk“. Unser Slogan lautet, angelehnt an den Claim einer bekannten Partnervermittlung: Alle 8 Minuten vernetzt sich ein Unternehmer bei Weber und Weber. Wir haben schon über die besonderen Herausforderungen von Familienunternehmen gesprochen, über Work-Life-Balance oder über Drohnen-Logistik. Und auf einmal klinkt sich in so einen Talk dann der FAZ-Chefredakteur ein und diskutiert mit. Wo erlebt man denn sowas sonst? Mit Sarah Knappik, der ehemaligen „Germany’s Next Topmodel“-Teilnehmerin und einer Freundin von mir, startete ich ein Format mit dem Titel „Starke Frauen. Geschichten, die Mut machen“. Da hörten uns häufig bis zu 500 Menschen zu, das ist richtig toll. Und die Geschichten, die die Frauen aus dem Publikum erzählen, sind sehr bewegend. Wertvolle Kontakte und interessante Begegnungen Für mich ist Clubhouse auch ein Ort, an dem ich interessante Menschen kennenlerne. Das beste Beispiel ist Kerstin Heiligenstetter. Sie war der Kopf hinter „She’s Mercedes“, einer großen, internationalen Frauen-Community von Mercedes. Ich bewundere, was sie macht. Über einen meiner Talks ist sie auf mich aufmerksam geworden und hat sich mit mir vernetzt. Dieser Kontakt ist für mich bereichernd und wertvoll. Ohne die App wäre das vermutlich nicht so leicht zustande gekommen. Dazu kommt, dass sich dort auch einige Prominente und Politiker tummeln. Thomas Gottschalk ist zum Beispiel sehr aktiv oder Joko Winterscheidt. Wann kannst du schon mal mit solchen Leuten ins Gespräch kommen? Ein großer Vorteil ist auch, dass man sich von überall aus dazu schalten kannst. Du musst dich nicht zurechtmachen, sondern kannst einfach in Jogginghose auf der Couch sitzen. Oder nebenbei kochen und einfach zuhören. Ich glaube, das macht viel von dem Reiz aus. Ohne Corona, ohne den Lockdown wäre die App bestimmt nicht so gehypt worden. Viele Menschen haben ja im Moment viel mehr freie Zeit als früher. Und es ist interaktiver als Fernsehen. Berechtigte Kritik Es besteht aber auch eine Gefahr darin. Man kann sich leicht verlieren in all diesen Talks. Tagsüber ist es daher für mich ein No-Go. Die App kann ein echter Zeitfresser sein. Aus Angst, etwas zu verpassen, hört man stundenlang zu – darauf ist das ganze Konzept ausgelegt. Eine weitere Gefahr sehe ich darin, dass sich auf Clubhouse jeder relativ leicht als Experte ausgeben kann. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass man auch dort recht schnell merkt, ob jemand nur eine Labertasche ist oder ob er oder sie wirklich etwas zu sagen hat. In der Berichterstattung über den Hype wurden weitere Kritikpunkte genannt, die ich gut nachvollziehen kann. Allein schon durch die Tatsache, dass es Clubhouse bislang nur fürs iPhone gibt, schließt die App bestimmte Personengruppen aus. Es gibt aber Gerücht, dass sich das demnächst ändern soll. Auch durch das Konzept der Einladung bewegt man sich in gewisser Weise in einem elitären Zirkel. Man bleibt in seiner Bubble. Auch über die massiven Probleme mit dem Datenschutz wurde viel geschrieben. Die App greift, wenn du es  zulässt, auf alle Kontakte zu, die du in deinem Smartphone gespeichert hast. Das ist alles andere als DSGVO-konform. Deshalb nutze ich natürlich mein privates Handy. Mir macht Clubhouse bisher wahnsinnig viel Spaß. Obwohl ich zugeben muss, die Anfangseuphorie ist schon verflogen. Dennoch: Ich erlebe den Austausch als Bereicherung und habe mir dort in den vergangenen Wochen ein hochkarätiges Netzwerk aufgebaut. Dafür muss man zuhören. Eine Tugend, die Clubhouse fördert und die, wie ich finde, der Gesellschaft insgesamt guttut. Welche Erfahrungen habt ihr mit Clubhouse gemacht? Nutzt ihr es schon für Euer Business? Nur privat? Oder kommt es für euch nicht in Frage? Ich freue mich über einen Austausch mit euch!
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