Aktiv zuhören
So werden Chefs zu besseren Zuhörern

Sie haben viele Dinge im Kopf und hören Mitarbeitern oft nur mit halbem Ohr zu? Welche fatalen Konsequenzen das hat - und 7 Tipps, wie Sie zu einem guten Zuhörer werden.

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aktiv zuhören
© knallgrün / photocase.de

„Viele Chefs hören oft nur kurz zu und beurteilen Aussagen von Mitarbeitern viel zu schnell“, sagt Führungskräfte-Coach Bernd Geropp. „Die meisten Führungskräfte wollen als aktive Macher wahrgenommen werden.“ Den anderen ihren Standpunkt klar machen. Zuhören werde dagegen fälschlicherweise oft mit Passivität und Unterwürfigkeit gleichgesetzt. Viele Führungskräfte würden sich deshalb darauf konzentrieren zu sprechen, statt zuzuhören. Ein Fehler.

Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, ob ihr Vorgesetzter ein ehrliches Interesse daran hat, was sie ihm mitteilen wollen. Hören Chefinnen oder Chefs dagegen nur mit halbem Ohr zu, suggeriert das mangelnde Wertschätzung, auch wenn es vielleicht gar nicht so gemeint ist. Und das sorgt für Frust und Misstrauen im Team. „Führungskräfte geben ihrem Mitarbeiter dadurch das Gefühl, in diesem Moment nicht wichtig genug zu sein“, sagt Leadership-Experte Moritz Ostwald, der Unternehmen in Führungsfragen berät.

Das schlägt sich auch auf die Motivation nieder: Mitarbeiter müssten dann viel Energie investieren, um herauszufinden, wie es um die Beziehung zwischen ihnen und der Führungskraft bestellt ist. „Diese Energie können sie dann nicht in ihre Aufgaben investieren – und so leidet schließlich die Effektivität und Effizienz des gesamten Teams“, sagt Ostwald.

Richard Branson: Die besten Unternehmer sind gute Zuhörer

Ein Fehler, vor dem auch Erfolgsunternehmer Richard Branson warnt. „Manche Menschen lieben es, ihre eigene Stimme zu hören, und hören gar nicht richtig zu, wenn andere reden“, hat der Selfmade-Milliardär einmal in seinem Blog geschrieben. Die besten Unternehmer, die er kenne, seien jedoch gute Zuhörer. „Sie umgeben sich mit Leuten, die in bestimmten Bereichen smarter sind als sie selbst – und hören ihnen ernsthaft zu, statt ihnen einfach zu diktieren, was sie tun sollen.“

Zwei Beispiele dafür sind auch Apple-Gründer Steve Jobs und Alfred P. Sloan. Sloan war von 1923 bis 1937 Chef des US-Autobauers General Motors und damals einer der erfolgreichsten Manager weltweit. Auch deshalb, weil er mit Management-Regeln brach, die damals üblich waren. Damals gab es keine Diskussionskultur in Unternehmen. Mitarbeiter sollten schlicht das tun, was der Chef ihnen sagte. Basta.

Sloan dagegen band seine Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen ein. Hatten sie keine Gegenargumente, schickte er sie zurück an die Arbeit und sagte: Wir treffen uns morgen wieder und ich erwarte von Ihnen gute Gegenargumente.

Gute Chefs fordern Gegenargumente

„Es gibt heute viele Führungskräfte, die keine Gegenargumente wollen“, sagt Leadership-Experte Alexander Groth. Oder die denken, wenn Mitarbeiter keine nennen: Ich habe das Thema diskutiert, es kamen keine Gegenargumente, super gelaufen. „Sloan hat aber gesagt: Es kann niemals super laufen, wenn es keine Gegenargumente gibt. Das zeigt nur: Wir haben nicht genügend nachgedacht.“

Zur Person
Führungscoach Bernd Geropp startete als Unternehmer: 1995 gründete der Ingenieur ein High-Tech-Unternehmen. Nach dem Verkauf an einen globalen tätigen Konzern arbeitete er dort im mittleren Management und führte 350 Mitarbeiter. Diese Erfahrung gibt er heute als Trainer für Geschäftsführer und Führungskräfte weiter. Moritz Ostwald ist gelernter Bank- und Diplomkaufmann und seit 2010 selbstständiger Trainer, Coach und Keynote-Speaker für den Bereich Management und Leadership.

Auch Steve Jobs setzte bei wichtigen Entscheidungen auf harte Diskussionen und gutes Zuhören. Er fragte seine Mitarbeiter regelmäßig nach den wichtigsten zehn Dingen, die Apple im nächsten Jahr umsetzen müsste. „Er ließ alle ausreden und diskutierte mit ihnen lange über die Vorschläge“, sagt Groth. Aus den Ergebnissen erstellte er ein Ranking und fokussierte sich schließlich auf die besten drei Ideen.

„Das zeichnet Top-Manager aus: Sie hören Mitarbeitern wirklich zu, die verschiedene Sichtweisen und Expertisen haben“, sagt Groth. Und zwar auch denjenigen, mit denen man es manchmal schwer hat und die einem auf den Keks gehen, weil sie anderer Meinung sind.

7 Tipps, mit denen Sie zum aktiven Zuhörer werden

 1. Versetzen Sie sich in die Situation des anderen

„Lassen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner ein und versuchen Sie, sich in dessen Situation zu versetzen“, rät Führungscoach Bernd Geropp. Das wird Ihnen dabei helfen, ein auch für den Mitarbeiter zufriedenstellendes Gesprächsergebnis zu finden.

2. Fragen Sie nach

Gute Zuhörer sind auch immer gute Fragensteller. „Chefs sollten sich nicht zu schade dafür sein, so lange nachzufragen, bis sie etwas wirklich verstanden haben. Oder eine Frage zu stellen, die aus der Sicht des Mitarbeiters vielleicht komisch ist“, sagt Ostwald. „Das zeigt dem Mitarbeiter, dass Sie wirklich daran interessiert sind, das Anliegen Ihres Mitarbeiters zu verstehen.“

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3. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter ausreden

Viele Führungskräfte fallen Mitarbeitern in Gesprächen ins Wort. Nicht unbedingt aus bösem Willen, sondern weil sie glauben zu wissen, was kommt, und in einem Anflug vermeintlicher Effizienz möglichst schnell eine Lösung präsentieren wollen. „Dieses Verhalten kann dem Mitarbeiter aber signalisieren, dass sich sein Chef gar nicht die Mühe macht, das Problem wirklich zu verstehen“, sagt Ostwald.

4. Halten Sie sich mit einer schnellen Einschätzung zurück

Viele Führungskräfte fühlen sich zudem heute immer noch verpflichtet, ein perfekter Experte zu sein und alles besser zu wissen, sagt Ostwald. Das führe dazu, dass sie sofort überlegen, wie eine clevere Antwort aussehen könnte, mit der sie vor ihren Mitarbeitern gut dastehen. „Das hilft jedoch überhaupt nicht bei der Lösung des eigentlichen Problems“, sagt Ostwald.

Selbst wenn ein Chef eine gute Antwort parat hat, sollte er das Gespräch nicht möglichst schnell und effizient mit der Präsentation einer Lösung beenden, sondern den Mitarbeiter ausreden lassen. Und erst dann gemeinsam mit ihm über eine Lösung sprechen.

5. Legen Sie Gesprächspausen ein

Wenn Mitarbeiter beispielsweise in einem Teamgespräch ein Problem schildern, rät Ostwald, eine (vorher abgesprochene) Stille von 30 Sekunden einzuleiten. 30 Sekunden, in denen niemand darauf antworten darf. In dieser Zeit kann jeder das Gesagte reflektieren.

„Das macht einen großen Unterschied in der Qualität der Antworten aus“, sagt Moritz Ostwald. „Man zwingt sich dazu, wirklich zuzuhören und nicht während der andere noch spricht, eine Antwort zu formulieren. Dafür ist dann anschließend Zeit.“ Im Zwiegespräch wäre eine Pause von 30 Sekunden allerdings sehr lang. Hier sei eine Pause von wenigen Sekunden besser.

6. Fassen Sie das Gesagte kurz zusammen

In Gesprächen entstehen oft Missverständnisse, weil Gesprächspartner glauben zu wissen, was der andere meint. Oft sei dies aber nicht der Fall, sagt Ostwald. Um Fehlkommunikation zu vermeiden, sollten Sie das Gesagte daher am Ende eines Gesprächs noch einmal kurz in ihren eigenen Worten wiedergeben. Und dann den Mitarbeiter fragen, ob Sie es so richtig zusammengefasst haben oder nicht.

Ist das nicht der Fall, hat der Mitarbeiter die Gelegenheit, nochmal genauer seinen Standpunkt oder sein Anliegen zu erläutern. Wenn Sie es richtig wiedergegeben haben, wird das den Mitarbeiter motivieren, weil er hört und spürt, dass Sie verstanden haben, worum es ihm wirklich geht.

7. Nehmen Sie Kritik an

Wenn Mitarbeiter Kritik äußern, sollten Sie diese nicht abblocken. „Es erfordert Selbstvertrauen, offen und unvoreingenommen auf andere zu zugehen und ihnen auch dann zuzuhören, wenn Sie Kritik äußern“, sagt Geropp. „Chefs müssen es aushalten, unangenehme Dinge oder Kritik aufzunehmen, ohne sich direkt zu rechtfertigen.“

Lesen Sie auch: Kritikfähigkeit verbessern: So lernen Sie, mit Kritik von Mitarbeitern besser umzugehen

„Viele Chefs hören oft nur kurz zu und beurteilen Aussagen von Mitarbeitern viel zu schnell“, sagt Führungskräfte-Coach Bernd Geropp. "Die meisten Führungskräfte wollen als aktive Macher wahrgenommen werden." Den anderen ihren Standpunkt klar machen. Zuhören werde dagegen fälschlicherweise oft mit Passivität und Unterwürfigkeit gleichgesetzt. Viele Führungskräfte würden sich deshalb darauf konzentrieren zu sprechen, statt zuzuhören. Ein Fehler. Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, ob ihr Vorgesetzter ein ehrliches Interesse daran hat, was sie ihm mitteilen wollen. Hören Chefinnen oder Chefs dagegen nur mit halbem Ohr zu, suggeriert das mangelnde Wertschätzung, auch wenn es vielleicht gar nicht so gemeint ist. Und das sorgt für Frust und Misstrauen im Team. "Führungskräfte geben ihrem Mitarbeiter dadurch das Gefühl, in diesem Moment nicht wichtig genug zu sein", sagt Leadership-Experte Moritz Ostwald, der Unternehmen in Führungsfragen berät. Das schlägt sich auch auf die Motivation nieder: Mitarbeiter müssten dann viel Energie investieren, um herauszufinden, wie es um die Beziehung zwischen ihnen und der Führungskraft bestellt ist. "Diese Energie können sie dann nicht in ihre Aufgaben investieren – und so leidet schließlich die Effektivität und Effizienz des gesamten Teams", sagt Ostwald. Richard Branson: Die besten Unternehmer sind gute Zuhörer Ein Fehler, vor dem auch Erfolgsunternehmer Richard Branson warnt. "Manche Menschen lieben es, ihre eigene Stimme zu hören, und hören gar nicht richtig zu, wenn andere reden", hat der Selfmade-Milliardär einmal in seinem Blog geschrieben. Die besten Unternehmer, die er kenne, seien jedoch gute Zuhörer. "Sie umgeben sich mit Leuten, die in bestimmten Bereichen smarter sind als sie selbst – und hören ihnen ernsthaft zu, statt ihnen einfach zu diktieren, was sie tun sollen." Zwei Beispiele dafür sind auch Apple-Gründer Steve Jobs und Alfred P. Sloan. Sloan war von 1923 bis 1937 Chef des US-Autobauers General Motors und damals einer der erfolgreichsten Manager weltweit. Auch deshalb, weil er mit Management-Regeln brach, die damals üblich waren. Damals gab es keine Diskussionskultur in Unternehmen. Mitarbeiter sollten schlicht das tun, was der Chef ihnen sagte. Basta. Sloan dagegen band seine Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen ein. Hatten sie keine Gegenargumente, schickte er sie zurück an die Arbeit und sagte: Wir treffen uns morgen wieder und ich erwarte von Ihnen gute Gegenargumente. Gute Chefs fordern Gegenargumente "Es gibt heute viele Führungskräfte, die keine Gegenargumente wollen", sagt Leadership-Experte Alexander Groth. Oder die denken, wenn Mitarbeiter keine nennen: Ich habe das Thema diskutiert, es kamen keine Gegenargumente, super gelaufen. "Sloan hat aber gesagt: Es kann niemals super laufen, wenn es keine Gegenargumente gibt. Das zeigt nur: Wir haben nicht genügend nachgedacht." Auch Steve Jobs setzte bei wichtigen Entscheidungen auf harte Diskussionen und gutes Zuhören. Er fragte seine Mitarbeiter regelmäßig nach den wichtigsten zehn Dingen, die Apple im nächsten Jahr umsetzen müsste. "Er ließ alle ausreden und diskutierte mit ihnen lange über die Vorschläge", sagt Groth. Aus den Ergebnissen erstellte er ein Ranking und fokussierte sich schließlich auf die besten drei Ideen. "Das zeichnet Top-Manager aus: Sie hören Mitarbeitern wirklich zu, die verschiedene Sichtweisen und Expertisen haben", sagt Groth. Und zwar auch denjenigen, mit denen man es manchmal schwer hat und die einem auf den Keks gehen, weil sie anderer Meinung sind. 7 Tipps, mit denen Sie zum aktiven Zuhörer werden  1. Versetzen Sie sich in die Situation des anderen "Lassen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner ein und versuchen Sie, sich in dessen Situation zu versetzen", rät Führungscoach Bernd Geropp. Das wird Ihnen dabei helfen, ein auch für den Mitarbeiter zufriedenstellendes Gesprächsergebnis zu finden. 2. Fragen Sie nach Gute Zuhörer sind auch immer gute Fragensteller. "Chefs sollten sich nicht zu schade dafür sein, so lange nachzufragen, bis sie etwas wirklich verstanden haben. Oder eine Frage zu stellen, die aus der Sicht des Mitarbeiters vielleicht komisch ist", sagt Ostwald. "Das zeigt dem Mitarbeiter, dass Sie wirklich daran interessiert sind, das Anliegen Ihres Mitarbeiters zu verstehen." 3. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter ausreden Viele Führungskräfte fallen Mitarbeitern in Gesprächen ins Wort. Nicht unbedingt aus bösem Willen, sondern weil sie glauben zu wissen, was kommt, und in einem Anflug vermeintlicher Effizienz möglichst schnell eine Lösung präsentieren wollen. "Dieses Verhalten kann dem Mitarbeiter aber signalisieren, dass sich sein Chef gar nicht die Mühe macht, das Problem wirklich zu verstehen", sagt Ostwald. 4. Halten Sie sich mit einer schnellen Einschätzung zurück Viele Führungskräfte fühlen sich zudem heute immer noch verpflichtet, ein perfekter Experte zu sein und alles besser zu wissen, sagt Ostwald. Das führe dazu, dass sie sofort überlegen, wie eine clevere Antwort aussehen könnte, mit der sie vor ihren Mitarbeitern gut dastehen. "Das hilft jedoch überhaupt nicht bei der Lösung des eigentlichen Problems", sagt Ostwald. Selbst wenn ein Chef eine gute Antwort parat hat, sollte er das Gespräch nicht möglichst schnell und effizient mit der Präsentation einer Lösung beenden, sondern den Mitarbeiter ausreden lassen. Und erst dann gemeinsam mit ihm über eine Lösung sprechen. 5. Legen Sie Gesprächspausen ein Wenn Mitarbeiter beispielsweise in einem Teamgespräch ein Problem schildern, rät Ostwald, eine (vorher abgesprochene) Stille von 30 Sekunden einzuleiten. 30 Sekunden, in denen niemand darauf antworten darf. In dieser Zeit kann jeder das Gesagte reflektieren. "Das macht einen großen Unterschied in der Qualität der Antworten aus", sagt Moritz Ostwald. "Man zwingt sich dazu, wirklich zuzuhören und nicht während der andere noch spricht, eine Antwort zu formulieren. Dafür ist dann anschließend Zeit." Im Zwiegespräch wäre eine Pause von 30 Sekunden allerdings sehr lang. Hier sei eine Pause von wenigen Sekunden besser. 6. Fassen Sie das Gesagte kurz zusammen In Gesprächen entstehen oft Missverständnisse, weil Gesprächspartner glauben zu wissen, was der andere meint. Oft sei dies aber nicht der Fall, sagt Ostwald. Um Fehlkommunikation zu vermeiden, sollten Sie das Gesagte daher am Ende eines Gesprächs noch einmal kurz in ihren eigenen Worten wiedergeben. Und dann den Mitarbeiter fragen, ob Sie es so richtig zusammengefasst haben oder nicht. Ist das nicht der Fall, hat der Mitarbeiter die Gelegenheit, nochmal genauer seinen Standpunkt oder sein Anliegen zu erläutern. Wenn Sie es richtig wiedergegeben haben, wird das den Mitarbeiter motivieren, weil er hört und spürt, dass Sie verstanden haben, worum es ihm wirklich geht. 7. Nehmen Sie Kritik an Wenn Mitarbeiter Kritik äußern, sollten Sie diese nicht abblocken. "Es erfordert Selbstvertrauen, offen und unvoreingenommen auf andere zu zugehen und ihnen auch dann zuzuhören, wenn Sie Kritik äußern", sagt Geropp. "Chefs müssen es aushalten, unangenehme Dinge oder Kritik aufzunehmen, ohne sich direkt zu rechtfertigen." Lesen Sie auch: Kritikfähigkeit verbessern: So lernen Sie, mit Kritik von Mitarbeitern besser umzugehen
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