Führen in der Krise
8 Führungsregeln für schwierige Zeiten

Brechen in Ihrem Unternehmen aufgrund gestiegener Kosten gerade die Gewinne ein? Geht Ihnen viel Umsatz verloren? So navigieren Sie Ihr Team durch das schwierige Fahrwasser.

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Dunkle Wolken in Sicht? In der Krise ist gute Führung besonders wichtig.
© Paula Daniëlse / Moment / Getty Images

Immer wieder geraten Unternehmen in Situationen, in denen sie auf die Kostenbremse treten, ihre Organisation umbauen und im Extremfall sogar Mitarbeiter entlassen müssen. Das ist aktuell in Folge der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der sich zuspitzenden Energiekrise gehäuft der Fall. In solchen  Situationen zeigt sich, was ihre Führungsmannschaften wirklich taugen. Denn dann treten nicht nur die Versäumnisse der Vergangenheit deutlich zutage, sondern auch die Fehleinschätzungen des Managements bei der strategischen Planung. Dessen ungeachtet erwarten die Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten gerade in solchen Krisenzeiten Orientierung und Halt.

Die folgenden acht Regeln sollten Führungskräfte in unsicheren Zeiten beherzigen:

Regel 1: Kommunizieren Sie offen und frühzeitig

Ihre Mitarbeiter sind nicht dumm. Sie spüren es schnell, wenn es im Gebälk eines Unternehmens anfängt zu knistern und zu lodern. Sei es, weil das Arbeits- oder Auftragsvolumen sinkt oder die Chefs zusehends nervöser werden und bisher selbstverständliche Privilegien in Frage stellen.

Informieren Sie Ihre Mitarbeiter deshalb früh, wenn Ihr Unternehmen in der Krise steckt, denn nur dann können Sie diese als Mitstreiter fürs Bewältigen der Krise gewinnen.

Regel 2: Sprechen Sie ehrlich über mögliche Folgen

Informieren Sie Ihre Mitarbeiter auch über die möglichen Auswirkungen der Krise – jedoch ohne Horrorszenarien zu entwerfen. Denn nichts verunsichert Ihr Team so sehr, wie wenn sie nicht einschätzen können: Ist das Feuer ein Strohfeuer? Ist es auf den Dachstuhl begrenzt oder wird es auch andere Teile des Hauses erfassen? Hat es auch Auswirkungen auf meine Arbeitssituation? Dann beginnt die Gerüchteküche zu brodeln, und das Feuer wird – in den Köpfen der Mitarbeiter – immer größer.

Informieren Sie die Mitarbeiter aber auch hierüber: Welche Maßnahmen werden beziehungsweise wurden von Ihnen ergriffen, um das Feuer zu löschen?

Regel 3: Zeigen Sie Rückgrat

Stehen Sie im Gespräch mit Ihren Mitarbeitern zu den Entscheidungen, die Sie in der Vergangenheit getroffen haben. Im Rückblick ist schließlich jeder schlauer. Und welcher Unternehmer bezog in seine strategischen Planungen schon solche folgenschweren Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg mit ein? Vermutlich keiner! Stehen Sie zudem zu den Entscheidungen, die Sie aktuell getroffen haben – selbst wenn diese für einige Mitarbeiter negative Auswirkungen haben. Tun Sie beispielsweise nicht so, als hätten die Banken Ihre Entscheidungen getroffen. Dies mindert Ihre Glaubwürdigkeit. Und so zeigen Sie keine Führungs-Kraft.

Der Gastautor
Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal. Er ist unter anderem Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-Provence, der St. Gallener Business-School und der technischen Universität Clausthal.

Regel 4: Machen Sie Ihrem Team nichts vor

Appellieren Sie, wenn es um das Bewältigen der Krise geht, möglichst selten an das kollektive „Wir-Gefühl“, um mehr Leistung aus den Mitarbeitern herauszupressen. Denn dann fühlen sich die Mitarbeiter – zum Beispiel, wenn Entlassungen erfolgen oder Gehälter und Boni gekürzt werden – zu Recht genarrt.

Wecken Sie auch nicht die Illusion bei den Mitarbeitern, als gingen aus den nötigen Veränderungen alle Beteiligten als Gewinner hervor. Denn bei jedem Veränderungsprozess gibt es neben Gewinnern auch Verlierer.

Regel 5: Seien Sie konstruktiv

Stimmen Sie, wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammensitzen, nicht in das allgemeine Krisen- oder Konjunkturgejammer ein. Zeigen Sie ihnen vielmehr Wege auf, wie sich die Krise voraussichtlich meistern lässt.

Schildern Sie anhand konkreter Beispiele, wie Ihr Unternehmen (oder andere Unternehmen) schon ähnliche Krisen gemeistert hat, damit Ihre Mitarbeiter spüren: Ein Turn-Around ist möglich und Erfolg ist machbar.

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Regel 6: Bieten Sie Halt durch klare Ziele

Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeiter klare Ziele und konkrete Maßnahmen, was sie tun sollen, um ihren Beitrag zum Meistern der Krise zu leisten.

Definieren Sie mit ihnen zudem Meilensteine, die es auf dem Weg aus der Krise zu erreichen gilt; außerdem konkrete Aktivitäten, die sie ergreifen sollen, damit sie diese Meilensteine erreichen.

Regel 7: Gehen Sie konsequent gegen Jammerer vor

Kontrollieren Sie zwischenzeitlich, ob die Mitarbeiter auf dem richtigen Weg sind, die Meilensteine zu erreichen. Und schreiten Sie sofort ein, wenn Sie registrieren, dass einzelne Mitarbeiter ihre Kollegen mit ihrem Krisengerede infizieren.

Bitten Sie den Mitarbeiter dann zu einem Vier-Augen-Gespräch und fragen Sie: „Wie beurteilen Sie unsere Erfolgsaussichten?“ Wenn ihr Gegenüber dann jammert, sagen Sie: „In dieser Situation haben wir zwei Möglichkeiten: entweder uns ins Schicksal zu ergeben und zuzuschauen, wie alles noch schlechter wird. Oder dafür zu sorgen, dass alles besser wird. Welchen Weg bevorzugen Sie?“

Mit Sicherheit bevorzugt der Mitarbeiter den zweiten Weg. Dann können Sie mit ihm vereinbaren, was er tun kann, um seinen Beitrag zum Verbessern der Situation zu leisten. Tut er dies nicht, ziehen Sie die nötigen Konsequenzen.

Regel 8: Feiern Sie Erfolge

Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über (Teil-)Erfolge, die bei dem Versuch erzielt wurden, das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur zu führen. Das spornt sie an und vermittelt ihnen das Gefühl: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Immer wieder geraten Unternehmen in Situationen, in denen sie auf die Kostenbremse treten, ihre Organisation umbauen und im Extremfall sogar Mitarbeiter entlassen müssen. Das ist aktuell in Folge der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der sich zuspitzenden Energiekrise gehäuft der Fall. In solchen  Situationen zeigt sich, was ihre Führungsmannschaften wirklich taugen. Denn dann treten nicht nur die Versäumnisse der Vergangenheit deutlich zutage, sondern auch die Fehleinschätzungen des Managements bei der strategischen Planung. Dessen ungeachtet erwarten die Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten gerade in solchen Krisenzeiten Orientierung und Halt. Die folgenden acht Regeln sollten Führungskräfte in unsicheren Zeiten beherzigen: Regel 1: Kommunizieren Sie offen und frühzeitig Ihre Mitarbeiter sind nicht dumm. Sie spüren es schnell, wenn es im Gebälk eines Unternehmens anfängt zu knistern und zu lodern. Sei es, weil das Arbeits- oder Auftragsvolumen sinkt oder die Chefs zusehends nervöser werden und bisher selbstverständliche Privilegien in Frage stellen. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter deshalb früh, wenn Ihr Unternehmen in der Krise steckt, denn nur dann können Sie diese als Mitstreiter fürs Bewältigen der Krise gewinnen. Regel 2: Sprechen Sie ehrlich über mögliche Folgen Informieren Sie Ihre Mitarbeiter auch über die möglichen Auswirkungen der Krise – jedoch ohne Horrorszenarien zu entwerfen. Denn nichts verunsichert Ihr Team so sehr, wie wenn sie nicht einschätzen können: Ist das Feuer ein Strohfeuer? Ist es auf den Dachstuhl begrenzt oder wird es auch andere Teile des Hauses erfassen? Hat es auch Auswirkungen auf meine Arbeitssituation? Dann beginnt die Gerüchteküche zu brodeln, und das Feuer wird – in den Köpfen der Mitarbeiter – immer größer. Informieren Sie die Mitarbeiter aber auch hierüber: Welche Maßnahmen werden beziehungsweise wurden von Ihnen ergriffen, um das Feuer zu löschen? Regel 3: Zeigen Sie Rückgrat Stehen Sie im Gespräch mit Ihren Mitarbeitern zu den Entscheidungen, die Sie in der Vergangenheit getroffen haben. Im Rückblick ist schließlich jeder schlauer. Und welcher Unternehmer bezog in seine strategischen Planungen schon solche folgenschweren Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg mit ein? Vermutlich keiner! Stehen Sie zudem zu den Entscheidungen, die Sie aktuell getroffen haben – selbst wenn diese für einige Mitarbeiter negative Auswirkungen haben. Tun Sie beispielsweise nicht so, als hätten die Banken Ihre Entscheidungen getroffen. Dies mindert Ihre Glaubwürdigkeit. Und so zeigen Sie keine Führungs-Kraft. Regel 4: Machen Sie Ihrem Team nichts vor Appellieren Sie, wenn es um das Bewältigen der Krise geht, möglichst selten an das kollektive „Wir-Gefühl“, um mehr Leistung aus den Mitarbeitern herauszupressen. Denn dann fühlen sich die Mitarbeiter – zum Beispiel, wenn Entlassungen erfolgen oder Gehälter und Boni gekürzt werden – zu Recht genarrt. Wecken Sie auch nicht die Illusion bei den Mitarbeitern, als gingen aus den nötigen Veränderungen alle Beteiligten als Gewinner hervor. Denn bei jedem Veränderungsprozess gibt es neben Gewinnern auch Verlierer. Regel 5: Seien Sie konstruktiv Stimmen Sie, wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammensitzen, nicht in das allgemeine Krisen- oder Konjunkturgejammer ein. Zeigen Sie ihnen vielmehr Wege auf, wie sich die Krise voraussichtlich meistern lässt. Schildern Sie anhand konkreter Beispiele, wie Ihr Unternehmen (oder andere Unternehmen) schon ähnliche Krisen gemeistert hat, damit Ihre Mitarbeiter spüren: Ein Turn-Around ist möglich und Erfolg ist machbar. Regel 6: Bieten Sie Halt durch klare Ziele Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeiter klare Ziele und konkrete Maßnahmen, was sie tun sollen, um ihren Beitrag zum Meistern der Krise zu leisten. Definieren Sie mit ihnen zudem Meilensteine, die es auf dem Weg aus der Krise zu erreichen gilt; außerdem konkrete Aktivitäten, die sie ergreifen sollen, damit sie diese Meilensteine erreichen. Regel 7: Gehen Sie konsequent gegen Jammerer vor Kontrollieren Sie zwischenzeitlich, ob die Mitarbeiter auf dem richtigen Weg sind, die Meilensteine zu erreichen. Und schreiten Sie sofort ein, wenn Sie registrieren, dass einzelne Mitarbeiter ihre Kollegen mit ihrem Krisengerede infizieren. Bitten Sie den Mitarbeiter dann zu einem Vier-Augen-Gespräch und fragen Sie: „Wie beurteilen Sie unsere Erfolgsaussichten?“ Wenn ihr Gegenüber dann jammert, sagen Sie: „In dieser Situation haben wir zwei Möglichkeiten: entweder uns ins Schicksal zu ergeben und zuzuschauen, wie alles noch schlechter wird. Oder dafür zu sorgen, dass alles besser wird. Welchen Weg bevorzugen Sie?“ Mit Sicherheit bevorzugt der Mitarbeiter den zweiten Weg. Dann können Sie mit ihm vereinbaren, was er tun kann, um seinen Beitrag zum Verbessern der Situation zu leisten. Tut er dies nicht, ziehen Sie die nötigen Konsequenzen. Regel 8: Feiern Sie Erfolge Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über (Teil-)Erfolge, die bei dem Versuch erzielt wurden, das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur zu führen. Das spornt sie an und vermittelt ihnen das Gefühl: Wir sind auf dem richtigen Weg.
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