Freelancer-Kompass
Was Freelancer kosten – und wollen

Selbstständige Experten sind gefragter denn je. Was Unternehmer wissen müssen, die Freelancer beschäftigen oder beschäftigen wollen, verrät der Freelancer-Kompass. Die wichtigsten Ergebnisse.

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Wer Freelancer beschäftigt, muss ein paar Geldbündel hergeben: Laut Freelancer-Kompass steigt ihr Honorar.
Wer Freelancer beschäftigt, muss ein paar Geldbündel hergeben: Laut Freelancer-Kompass steigt ihr Honorar.
© the_burtons / Moment / Getty Images

Die Zahl der Selbstständigen in Deutschland steigt seit Jahren – auf inzwischen mehr als zwei Millionen. Ein Grund: Immer mehr Unternehmen setzen auf Expertise von außen, die sie je nach Bedarf einkaufen können. Doch viele Chefs, die mit Freelancern zusammenarbeiten oder es planen, stellen sich Fragen. Ist das geforderte Honorar, das ein Selbstständiger aufruft, branchenüblich – oder will mich der Freelancer über den Tisch ziehen? Wie arbeiten Freelancer typischerweise? Und: Bekomme ich auf die Schnelle überhaupt einen? Aufschluss darüber gibt der „Freelancer-Kompass 2019“: Für diese Studie wurden 1347 Freelancer, Freiberufliche und Selbstständige befragt – im Auftrag von Freelancermap, einer Projektplattform, auf der Spezialisten aus der IT- und Engineering-Branche und Unternehmen mit Personalbedarf zusammenfinden sollen.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse für alle, die mit Freelancern arbeiten (wollen) – und Hinweise, was die Ergebnisse für die Praxis bedeuten.

Wie gefragt sind Freelancer?

Freelancer haben generell kaum Auftragsnot: Drei von vier Selbstständigen sind laut eigener Aussage komplett ausgelastet – und jeder Dritte rechnet damit, dass sich die Auftragslage weiter bessert. Allerdings ist ihre Expertise je nach Branche unterschiedlich stark begehrt. Am gefragtesten sind IT- und Engineering-Experten: 30 Projektanfragen bekommen diese pro Monat.

Das heißt für Unternehmer: Wer Freelancer aus den Bereichen IT und Engineering benötigt, sollte lange im Voraus auf die Suche nach ihnen gehen. Kurzfristig lassen sich beispielsweise Programmierer kaum finden – oder aber es wird sehr teuer. Denn aufgrund der großen Nachfrage können sich Experten auf diesem Gebiet aussuchen, welche Aufträge sie annehmen. Sind Unternehmer in Not, lassen Freelancer es sich gut bezahlen, wenn sie einen Auftrag dazwischenschieben und von jetzt auf gleich aktiv werden sollen.

Was kosten Freelancer?

Für vier von fünf Freelancern ist die Bezahlung der wichtigste Faktor für eine Auftragsannahme. Die schlechte Nachricht für Unternehmer: Es wird immer teurer, sich die Expertise von außen einzukaufen – denn die Honorare steigen laut Freelancer-Kompass immer weiter an. Aktuell liegt der durchschnittliche Stundenlohn bei 94 Euro.

Wichtig zu wissen: Das Alter hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Freelancer verdienen. Langjährige Erfahrung zahlt sich für sie aus: Am meisten verdienen Freiberufler und Selbstständige, die älter als 69 Jahre sind – ihr Stundensatz liegt bei 106,25 Euro. Entsprechend günstiger sind die weniger erfahrenen: Junge Freiberufler unter 30 haben den niedrigsten Stundensatz ­– sie erhalten im Schnitt 74,25 Euro.

Passend zur Nachfrage gibt es auch bei der Bezahlung deutliche Branchenunterschiede. Spitzenreiter in Sachen Verdienst sind SAP-Freelancer: Bei ihnen müssen Unternehmer Kosten von 112 Euro pro Stunde veranschlagen. Ähnlich gut verdienen Experten im Bereich Beratung und Management mit durchschnittlich 108 Euro pro Stunde. Wer sich Expertise aus dem Bereich IT-Infrastruktur einkaufen will, muss mit gut 88 Euro Stundenlohn kalkulieren, im Bereich Ingenieurwesen mit 80 Euro. Am günstigsten sind Freiberufler aus den Bereichen Grafik, Content und Medien: Mit 66 Euro Verdienst pro Stunde liegen sie auf dem letzten Platz der Skala.

Das heißt für Unternehmer: Wer regelmäßig Dienstleistungen von IT-Experten, Beratern oder Managern einkauft, sollte prüfen, ob er nicht besser einen festen Mitarbeiter einstellt – bei den hohen Stundensätzen der Freelancer aus diesen Bereichen kann das mitunter die günstigere Variante sein. Außerdem sollten Chefs genau schauen, wie viel Erfahrung ein Freelancer für ein bestimmtes Projekt wirklich braucht: Wer hier clever plant, kann Kosten sparen, indem er, wann immer möglich, junge Selbstständige beauftragt.

Wie unterscheiden sich Freelancer in der Arbeitsweise von Festangestellten?

Die meisten Selbstständigen haben sich nicht aus der Not heraus für diese Arbeitsform entschieden, sondern sind den Schritt bewusst gegangen – im Schnitt nach 13 Jahren Berufserfahrung. Und die Mehrzahl hat ihn nicht bereut: Mehr als 90 Prozent der Freelancer würden sich wieder selbstständig machen. Bei der Frage nach den wichtigsten Vorteilen der Selbstständigkeit nennt etwa jeder Zweite die freie Zeiteinteilung, außerdem die Unabhängigkeit und die Entscheidungsfreiheit – alles Merkmale des Arbeitsalltags, die bei Festangestellten weniger gegeben sind. Dazu arbeiten 27 Prozent im Homeoffice, bei den Festangestellten ist es nur jeder Zehnte. Höhere Verdienstmöglichkeiten nennt nur jeder dritte Freelancer als großen Vorteil der Selbstständigkeit.

Das heißt für Unternehmer: Wer Freelancer beschäftigt, sollte wissen, dass diese in der Mehrzahl anders ticken als Festangestellte. Strenge Hierarchien, knappe Zeitvorgaben und plötzliche Planungsänderungen kommen nicht gut an – und wenn doch, stellen Freelancer beispielsweise für eine plötzlich nach vorn verschobene Deadline zusätzliche Honorare in Rechnung. Auch, weil sie dann unter Umständen andere Aufträge ablehnen müssen. Zudem sollten Unternehmer in der Zusammenarbeit mit Freelancern eine regelmäßige 9-16-Uhr-Erreichbarkeit nicht voraussetzen: Diese arbeiten häufig flexibel, machen mitunter unter der Woche frei und schieben dafür am Wochenende noch eine Arbeitsstunde ein.

Wie können Unternehmer bei Freelancern punkten?

Die Marktstudie macht auch klar, worunter Selbstständige besonders leiden. Jeder dritte Freelancer gab den Zahlungsverzug als größten Nachteil an sowie ein schwankendes Einkommen. Das bietet Möglichkeiten für Unternehmer, die beispielsweise die besonders begehrten Freelancer aus IT und Engineering suchen: Wer hier regelmäßige Aufträge in Aussicht stellt und zuverlässig schnell zahlt, hat bessere Chancen, Freelancer zu bekommen – und zu behalten.

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Die Zahl der Selbstständigen in Deutschland steigt seit Jahren – auf inzwischen mehr als zwei Millionen. Ein Grund: Immer mehr Unternehmen setzen auf Expertise von außen, die sie je nach Bedarf einkaufen können. Doch viele Chefs, die mit Freelancern zusammenarbeiten oder es planen, stellen sich Fragen. Ist das geforderte Honorar, das ein Selbstständiger aufruft, branchenüblich – oder will mich der Freelancer über den Tisch ziehen? Wie arbeiten Freelancer typischerweise? Und: Bekomme ich auf die Schnelle überhaupt einen? Aufschluss darüber gibt der „Freelancer-Kompass 2019“: Für diese Studie wurden 1347 Freelancer, Freiberufliche und Selbstständige befragt – im Auftrag von Freelancermap, einer Projektplattform, auf der Spezialisten aus der IT- und Engineering-Branche und Unternehmen mit Personalbedarf zusammenfinden sollen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse für alle, die mit Freelancern arbeiten (wollen) – und Hinweise, was die Ergebnisse für die Praxis bedeuten. Wie gefragt sind Freelancer? Freelancer haben generell kaum Auftragsnot: Drei von vier Selbstständigen sind laut eigener Aussage komplett ausgelastet – und jeder Dritte rechnet damit, dass sich die Auftragslage weiter bessert. Allerdings ist ihre Expertise je nach Branche unterschiedlich stark begehrt. Am gefragtesten sind IT- und Engineering-Experten: 30 Projektanfragen bekommen diese pro Monat. Das heißt für Unternehmer: Wer Freelancer aus den Bereichen IT und Engineering benötigt, sollte lange im Voraus auf die Suche nach ihnen gehen. Kurzfristig lassen sich beispielsweise Programmierer kaum finden – oder aber es wird sehr teuer. Denn aufgrund der großen Nachfrage können sich Experten auf diesem Gebiet aussuchen, welche Aufträge sie annehmen. Sind Unternehmer in Not, lassen Freelancer es sich gut bezahlen, wenn sie einen Auftrag dazwischenschieben und von jetzt auf gleich aktiv werden sollen. Was kosten Freelancer? Für vier von fünf Freelancern ist die Bezahlung der wichtigste Faktor für eine Auftragsannahme. Die schlechte Nachricht für Unternehmer: Es wird immer teurer, sich die Expertise von außen einzukaufen – denn die Honorare steigen laut Freelancer-Kompass immer weiter an. Aktuell liegt der durchschnittliche Stundenlohn bei 94 Euro. Wichtig zu wissen: Das Alter hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Freelancer verdienen. Langjährige Erfahrung zahlt sich für sie aus: Am meisten verdienen Freiberufler und Selbstständige, die älter als 69 Jahre sind – ihr Stundensatz liegt bei 106,25 Euro. Entsprechend günstiger sind die weniger erfahrenen: Junge Freiberufler unter 30 haben den niedrigsten Stundensatz ­– sie erhalten im Schnitt 74,25 Euro. Passend zur Nachfrage gibt es auch bei der Bezahlung deutliche Branchenunterschiede. Spitzenreiter in Sachen Verdienst sind SAP-Freelancer: Bei ihnen müssen Unternehmer Kosten von 112 Euro pro Stunde veranschlagen. Ähnlich gut verdienen Experten im Bereich Beratung und Management mit durchschnittlich 108 Euro pro Stunde. Wer sich Expertise aus dem Bereich IT-Infrastruktur einkaufen will, muss mit gut 88 Euro Stundenlohn kalkulieren, im Bereich Ingenieurwesen mit 80 Euro. Am günstigsten sind Freiberufler aus den Bereichen Grafik, Content und Medien: Mit 66 Euro Verdienst pro Stunde liegen sie auf dem letzten Platz der Skala. Das heißt für Unternehmer: Wer regelmäßig Dienstleistungen von IT-Experten, Beratern oder Managern einkauft, sollte prüfen, ob er nicht besser einen festen Mitarbeiter einstellt – bei den hohen Stundensätzen der Freelancer aus diesen Bereichen kann das mitunter die günstigere Variante sein. Außerdem sollten Chefs genau schauen, wie viel Erfahrung ein Freelancer für ein bestimmtes Projekt wirklich braucht: Wer hier clever plant, kann Kosten sparen, indem er, wann immer möglich, junge Selbstständige beauftragt. Wie unterscheiden sich Freelancer in der Arbeitsweise von Festangestellten? Die meisten Selbstständigen haben sich nicht aus der Not heraus für diese Arbeitsform entschieden, sondern sind den Schritt bewusst gegangen – im Schnitt nach 13 Jahren Berufserfahrung. Und die Mehrzahl hat ihn nicht bereut: Mehr als 90 Prozent der Freelancer würden sich wieder selbstständig machen. Bei der Frage nach den wichtigsten Vorteilen der Selbstständigkeit nennt etwa jeder Zweite die freie Zeiteinteilung, außerdem die Unabhängigkeit und die Entscheidungsfreiheit – alles Merkmale des Arbeitsalltags, die bei Festangestellten weniger gegeben sind. Dazu arbeiten 27 Prozent im Homeoffice, bei den Festangestellten ist es nur jeder Zehnte. Höhere Verdienstmöglichkeiten nennt nur jeder dritte Freelancer als großen Vorteil der Selbstständigkeit. Das heißt für Unternehmer: Wer Freelancer beschäftigt, sollte wissen, dass diese in der Mehrzahl anders ticken als Festangestellte. Strenge Hierarchien, knappe Zeitvorgaben und plötzliche Planungsänderungen kommen nicht gut an – und wenn doch, stellen Freelancer beispielsweise für eine plötzlich nach vorn verschobene Deadline zusätzliche Honorare in Rechnung. Auch, weil sie dann unter Umständen andere Aufträge ablehnen müssen. Zudem sollten Unternehmer in der Zusammenarbeit mit Freelancern eine regelmäßige 9-16-Uhr-Erreichbarkeit nicht voraussetzen: Diese arbeiten häufig flexibel, machen mitunter unter der Woche frei und schieben dafür am Wochenende noch eine Arbeitsstunde ein. Wie können Unternehmer bei Freelancern punkten? Die Marktstudie macht auch klar, worunter Selbstständige besonders leiden. Jeder dritte Freelancer gab den Zahlungsverzug als größten Nachteil an sowie ein schwankendes Einkommen. Das bietet Möglichkeiten für Unternehmer, die beispielsweise die besonders begehrten Freelancer aus IT und Engineering suchen: Wer hier regelmäßige Aufträge in Aussicht stellt und zuverlässig schnell zahlt, hat bessere Chancen, Freelancer zu bekommen – und zu behalten.  
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