Unkonventionelle Lösungen
„Manchmal muss man ‚out of the box‘ denken“

Wie kann sich die Firma finanziell Luft verschaffen, wenn Investitionen das Ergebnis drücken? Dieser Frage musste sich Unternehmerin Vanessa Weber stellen. Sie fand eine unkonventionelle Lösung.

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Raus aus der Box! Unternehmerin Vanessa Weber hat Denkgrenzen überwunden - und beschäftigt jetzt eine Führungskraft in Teilzeit.
© Westend61 / Getty Images

Jeden Monat setzen wir uns zusammen und schauen gemeinsam auf die Zahlen: mein Steuerberater, mein Vertriebsleiter und Prokurist Robert Waade und ich. Seit ein paar Monaten schaut mein Steuerberater bei diesen Terminen etwas sorgenvoll drein. Mein Unternehmen Werkzeug Weber steht auf dem Papier nicht ganz so gut da, wie ich mir das wünschen würde.

Sorgen macht mir das keine; denn ich weiß, wie die Zahlen zustande kommen: Ich hatte 2017 entschieden, mich mit der Firma aus dem E-Commerce für Endkunden zurückzuziehen – der Konkurrenzdruck war einfach zu heftig. Ein kleines Familienunternehmen wie Werkzeug Weber hat es schwer, gegen die Onlineriesen zu bestehen. Stattdessen setzen wir nun mehr auf unsere Dienstleistungen und beratungsintensive Produkte, etwa die Zerspanung, und auf den Mitarbeiter vor Ort. So können wir uns klar vom reinen Onlinehändler differenzieren.

Damit dieser Strategieschwenk gelingen konnte, musste ich investieren, vor allem in neue Leute. Die neuen Geschäftsfelder entwickeln sich gut; in den letzten Monaten sind unsere Vertriebsergebnisse regelrecht durch die Decke geschossen. Das habe ich nicht zuletzt meinem Vertriebsleiter Robert zu verdanken, der die Strategie mit mir auf den Weg gebracht hat und zusammen mit unserem Team konsequent weiterverfolgt und umsetzt.

Dennoch: Bis sich meine Investitionen gerechnet haben, muss ich noch etwas Geduld haben.

Welcher Unternehmer will schon jemanden auf die Straße setzen?

Mir war gleich klar: Ich will nicht Gefahr laufen, in ein Negativergebnis zu rauschen – ich will auf stabilen Füßen stehen. Also haben wir darüber beraten, wie wir gegensteuern können. An der Kostenschraube drehen? Da hatten wir keine Ideen – wir sind ohnehin schon sehr effizient unterwegs. Einen Kredit aufnehmen, um mehr Außendienstler einstellen zu können und so den Vertrieb anzukurbeln? Diese Idee meines Vertriebsleiters habe ich gleich verworfen. Mir als Inhaberin ist es wichtig, dass das Unternehmen eigenfinanziert bleibt.

Also doch: einen oder gar mehrere Mitarbeiter entlassen? Ich weiß natürlich: Manchmal müssen Unternehmer Entscheidungen treffen, mit denen einzelne nicht glücklich sind, die aber nötig sind, damit es allen anderen im Betrieb auch in Zukunft gut geht. Dennoch waren Entlassungen für mich keine Option. Ich will niemanden auf die Straße setzen – welcher Unternehmer will das schon?

Als wären alle Mosaiksteinchen an ihren Platz gefallen

In dieser Situation bekam ich einen Anruf von meinem guten Bekannten Matthias. Er hatte meinen heutigen Vertriebsleiter Robert und mich damals einander vorgestellt. Nun wollte er sich Robert gern ausleihen – denn in seiner Unternehmensberatung fehlte ein zusätzlicher Berater.

Als diese Idee auf dem Tisch lag, war es so, als wären mit einem Mal alle Mosaiksteinchen an ihren Platz gefallen. Die Lösung lag auf der Hand: Robert, mein Vertriebsleiter, würde künftig in Teilzeit für mich arbeiten, drei Tage die Woche. Daneben würde er freiberuflich Matthias in seiner Unternehmensberatung unterstützen.

Eine gute Lösung für uns alle

Eine unkonventionelle Idee, sicherlich – eine Führungskraft in Teilzeit. Aber manchmal muss man einfach „out of the box“ denken. Und eine zweite Führungsebene ist in einem Unternehmen unserer Größenordnung ohnehin eher unüblich. Wir jedenfalls sind überzeugt: Das ist für uns alle eine gute Lösung.

Robert möchte ohnehin gern etwas flexibler arbeiten: Er wünscht sich mehr Zeit für die Familie. Matthias freut sich, weil er Roberts Erfahrung im Vertrieb nutzen kann. Die beiden hatten sich ohnehin schon darüber ausgetauscht, wie eine Zusammenarbeit möglich sein könnte. Mein Steuerberater muss künftig nicht mehr so sorgenvoll dreinschauen.

Und ich? Ich schone das Unternehmenskonto – und muss trotzdem nicht auf Robert verzichten. Das war mir sehr wichtig: Schließlich ist er nicht nur zu einer wichtigen Bezugsperson mich und für meine Mitarbeiter geworden, er verschafft auch mir wertvolle Freiräume. So kann ich beispielsweise viel unterwegs sein – und davon wiederum profitiert die Firma: Von jeder Tagung, von jedem Vortrag bringe ich neue Ideen und Kontakte mit.

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Und wenn es doch nicht klappt?

Als Berater wird Robert auch andere Unternehmen in meiner Branche mit seinem Vertriebs-Know-how unterstützen. Für mich ist das kein Problem. Ich finde ohnehin, wir „Kleinen“ sollten mehr zusammenhalten. Außerdem vertraue ich ihm: Er würde nichts tun, was Werkzeug Weber schaden könnte!

Sicher, er wird fehlen an den Tagen, an denen er nicht da ist. Aber da alle im Team wissen, an welchen Tagen er künftig arbeitet, können wir entsprechend planen. Ohnehin ist er hauptsächlich administrativ tätig, tagesaktuelle To-dos landen nur selten auf seinem Tisch. Und falls es wirklich mal brennen sollte im Betrieb, wäre es notfalls über E-Mail und Handy erreichbar, das haben wir besprochen.

Und wenn wir nach einer Weile merken, es klappt doch nicht? Dann werden wir drüber reden. Im Moment mache ich mir darüber aber keine Gedanken. Ich freue mich einfach über diese gute Lösung, von der hoffentlich alle profitieren. Unser Team hat die Idee auch sehr positiv aufgenommen. Darüber sind wir sehr froh!

Jeden Monat setzen wir uns zusammen und schauen gemeinsam auf die Zahlen: mein Steuerberater, mein Vertriebsleiter und Prokurist Robert Waade und ich. Seit ein paar Monaten schaut mein Steuerberater bei diesen Terminen etwas sorgenvoll drein. Mein Unternehmen Werkzeug Weber steht auf dem Papier nicht ganz so gut da, wie ich mir das wünschen würde. Sorgen macht mir das keine; denn ich weiß, wie die Zahlen zustande kommen: Ich hatte 2017 entschieden, mich mit der Firma aus dem E-Commerce für Endkunden zurückzuziehen – der Konkurrenzdruck war einfach zu heftig. Ein kleines Familienunternehmen wie Werkzeug Weber hat es schwer, gegen die Onlineriesen zu bestehen. Stattdessen setzen wir nun mehr auf unsere Dienstleistungen und beratungsintensive Produkte, etwa die Zerspanung, und auf den Mitarbeiter vor Ort. So können wir uns klar vom reinen Onlinehändler differenzieren. Damit dieser Strategieschwenk gelingen konnte, musste ich investieren, vor allem in neue Leute. Die neuen Geschäftsfelder entwickeln sich gut; in den letzten Monaten sind unsere Vertriebsergebnisse regelrecht durch die Decke geschossen. Das habe ich nicht zuletzt meinem Vertriebsleiter Robert zu verdanken, der die Strategie mit mir auf den Weg gebracht hat und zusammen mit unserem Team konsequent weiterverfolgt und umsetzt. Dennoch: Bis sich meine Investitionen gerechnet haben, muss ich noch etwas Geduld haben. Welcher Unternehmer will schon jemanden auf die Straße setzen? Mir war gleich klar: Ich will nicht Gefahr laufen, in ein Negativergebnis zu rauschen - ich will auf stabilen Füßen stehen. Also haben wir darüber beraten, wie wir gegensteuern können. An der Kostenschraube drehen? Da hatten wir keine Ideen - wir sind ohnehin schon sehr effizient unterwegs. Einen Kredit aufnehmen, um mehr Außendienstler einstellen zu können und so den Vertrieb anzukurbeln? Diese Idee meines Vertriebsleiters habe ich gleich verworfen. Mir als Inhaberin ist es wichtig, dass das Unternehmen eigenfinanziert bleibt. Also doch: einen oder gar mehrere Mitarbeiter entlassen? Ich weiß natürlich: Manchmal müssen Unternehmer Entscheidungen treffen, mit denen einzelne nicht glücklich sind, die aber nötig sind, damit es allen anderen im Betrieb auch in Zukunft gut geht. Dennoch waren Entlassungen für mich keine Option. Ich will niemanden auf die Straße setzen – welcher Unternehmer will das schon? Als wären alle Mosaiksteinchen an ihren Platz gefallen In dieser Situation bekam ich einen Anruf von meinem guten Bekannten Matthias. Er hatte meinen heutigen Vertriebsleiter Robert und mich damals einander vorgestellt. Nun wollte er sich Robert gern ausleihen – denn in seiner Unternehmensberatung fehlte ein zusätzlicher Berater. Als diese Idee auf dem Tisch lag, war es so, als wären mit einem Mal alle Mosaiksteinchen an ihren Platz gefallen. Die Lösung lag auf der Hand: Robert, mein Vertriebsleiter, würde künftig in Teilzeit für mich arbeiten, drei Tage die Woche. Daneben würde er freiberuflich Matthias in seiner Unternehmensberatung unterstützen. Eine gute Lösung für uns alle Eine unkonventionelle Idee, sicherlich – eine Führungskraft in Teilzeit. Aber manchmal muss man einfach „out of the box“ denken. Und eine zweite Führungsebene ist in einem Unternehmen unserer Größenordnung ohnehin eher unüblich. Wir jedenfalls sind überzeugt: Das ist für uns alle eine gute Lösung. Robert möchte ohnehin gern etwas flexibler arbeiten: Er wünscht sich mehr Zeit für die Familie. Matthias freut sich, weil er Roberts Erfahrung im Vertrieb nutzen kann. Die beiden hatten sich ohnehin schon darüber ausgetauscht, wie eine Zusammenarbeit möglich sein könnte. Mein Steuerberater muss künftig nicht mehr so sorgenvoll dreinschauen. Und ich? Ich schone das Unternehmenskonto – und muss trotzdem nicht auf Robert verzichten. Das war mir sehr wichtig: Schließlich ist er nicht nur zu einer wichtigen Bezugsperson mich und für meine Mitarbeiter geworden, er verschafft auch mir wertvolle Freiräume. So kann ich beispielsweise viel unterwegs sein – und davon wiederum profitiert die Firma: Von jeder Tagung, von jedem Vortrag bringe ich neue Ideen und Kontakte mit. Und wenn es doch nicht klappt? Als Berater wird Robert auch andere Unternehmen in meiner Branche mit seinem Vertriebs-Know-how unterstützen. Für mich ist das kein Problem. Ich finde ohnehin, wir „Kleinen“ sollten mehr zusammenhalten. Außerdem vertraue ich ihm: Er würde nichts tun, was Werkzeug Weber schaden könnte! Sicher, er wird fehlen an den Tagen, an denen er nicht da ist. Aber da alle im Team wissen, an welchen Tagen er künftig arbeitet, können wir entsprechend planen. Ohnehin ist er hauptsächlich administrativ tätig, tagesaktuelle To-dos landen nur selten auf seinem Tisch. Und falls es wirklich mal brennen sollte im Betrieb, wäre es notfalls über E-Mail und Handy erreichbar, das haben wir besprochen. Und wenn wir nach einer Weile merken, es klappt doch nicht? Dann werden wir drüber reden. Im Moment mache ich mir darüber aber keine Gedanken. Ich freue mich einfach über diese gute Lösung, von der hoffentlich alle profitieren. Unser Team hat die Idee auch sehr positiv aufgenommen. Darüber sind wir sehr froh!
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