Bewerbung ohne Anschreiben
Auf Bewerbungsanschreiben verzichten – 5 Argumente dafür

Azubis können sich künftig auch ohne Anschreiben bei der Deutschen Bahn bewerben. Gerade für kleine Unternehmen gibt es gute Gründe, dieses Modell zu übernehmen.

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Das Bewerbungsanschreiben treibt viele Kandidaten in die Verzweiflung. Wer es Bewerbern einfach machen will, ermöglicht daher die Bewerbung ohne Anschreiben.
Das Bewerbungsanschreiben treibt viele Kandidaten in die Verzweiflung. Wer es Bewerbern einfach machen will, ermöglicht daher die Bewerbung ohne Anschreiben.

Die Deutsche Bahn macht’s vor: Das Unternehmen will Bewerbungen künftig auch ohne Anschreiben akzeptieren – zumindest bei Azubis. Wer sich über die Online-Bewerbungsplattform für eine Ausbildung bewirbt, muss dann nur noch Lebenslauf und Zeugnisse einreichen. Der Konzern wolle in diesem Jahr 3600 Azubis einstellen, heißt es.

Für Unternehmen gibt es gute Gründe, es der Deutschen Bahn gleichzutun und Bewerbungen ohne Anschreiben zu akzeptieren:

1. Sie senken die Hürden für die Bewerbung.

„Wir wollen es den Bewerbern so einfach wie möglich machen“, zitiert Spiegel Online die Bahn-Personalerin Carola Hennemann. Tatsächlich tun sich viele Bewerber besonders schwer damit, das Anschreiben zu formulieren.

Wie viele Jobinteressierte am Ende vor einer Bewerbung zurückschrecken, weil sie keine zündende Idee für das Anschreiben haben, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist aber: Heute sind es schon lange nicht mehr die Bewerber, die sich um einen Job bemühen müssen. Vielmehr müssen sich vor allem kleine Firmen heute ins Zeug legen, wenn sie qualifizierte Mitarbeiter gewinnen wollen – und dazu gehört auch: alles weglassen, was Bewerber abschrecken könnte.

Wer nicht gerade in Bewerbungen hochqualifizierter Kandidaten schwimmt und bei den Einladungen zum Vorstellungsgespräch die Qual der Wahl hat, sollte sich daher gut überlegen, ob das Anschreiben wirklich nötig ist.

2. Sie sparen Zeit – sich selbst und den Bewerbern.

„Für jedes Jobinserat ein individuelles Anschreiben anzufertigen, kostet nicht nur die Bewerber viel Zeit. Auch für Unternehmen ist das klassische Prozedere vor allem kostspielig und ineffizient“, sagt Melikshah Ünver, Gründer der digitalen Recruitment-Plattform Taledo. Denn all die liebevoll formulierten Anschreiben muss sich irgendjemand durchlesen – und welcher Unternehmer hat dafür schon Zeit? Und wer die Anschreiben ohnehin nicht liest, kann seinen Bewerbern die Tortur ersparen, stundenlang über dem Text zu brüten (siehe 1).

3. Sie ersparen sich Blabla und Heucheleien.

Die Schülerin, die sich als Verkäuferin im Supermarkt bewirbt, hat „schon als Kind gern mit dem Kaufmannsladen gespielt“, der Interessent für die Vorarbeiter-Stelle „bereits als Kapitän des Volleyballteams Führungsqualitäten bewiesen“. Solche Sätze sind bestenfalls irgendwie rührend, schlimmstenfalls furchtbar peinlich – und sollten Arbeitgeber nicht überraschen: Irgendwas müssen die armen Bewerber schließlich schreiben. Unternehmer sollten hinterfragen, ob Bewerber unbedingt schon als Kind von Jobs wie Bürokauffrau oder Lagerarbeiter geträumt haben müssen.

Alternativ werden fürs Anschreiben Standardphrasen im Internet zusammenkopiert – von „hiermit bewerbe ich mich um …“ bis „Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören“. So oder so: Die Aussagekraft für den Arbeitgeber ist gleich null.

Richtig hanebüchen wird es oft, wenn Bewerber erklären, warum sie sich ausgerechnet bei diesem einen Unternehmen bewerben – allein schon, weil sie in der Regel mehrere Bewerbungen parallel verschicken. Da wird in vielen Bewerbungsanschreiben gelogen, dass sich die Balken biegen.

4. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche.

Wer sich als Werbetexter bewirbt, sollte in der Lage sein, ein attraktives Nutzenversprechen zu seiner eigenen Person zu formulieren. Aber muss ein Schlosser, eine Busfahrerin, ein Altenpfleger wirklich fähig sein, ein brillantes Anschreiben zu texten? Schlimmstenfalls verstellt ein ungelenk formuliertes Bewerbungsanschreiben sogar den Blick auf wichtige Qualifikationen eines Kandidaten.

5. Sie verlassen sich auf den klugen Weg zum Ziel.

Das Anschreiben ist schlicht nicht das geeignete Instrument, um die Motivation eines Bewerbers abzuklären: Ob ein Bewerber wirklich zu einem Unternehmen passt, was ihn antreibt und was er braucht, um gut zu arbeiten, lässt sich im Vorstellungsgespräch viel besser prüfen. Hier wird dank nonverbaler Signale schnell klar, ob ein Bewerber die Antworten einstudiert hat oder ehrlich und spontan reagiert. Zudem haben Arbeitgeber die Möglichkeit, die Aussagen eines Kandidaten kritisch zu hinterfragen.

Die Deutsche Bahn macht’s vor: Das Unternehmen will Bewerbungen künftig auch ohne Anschreiben akzeptieren – zumindest bei Azubis. Wer sich über die Online-Bewerbungsplattform für eine Ausbildung bewirbt, muss dann nur noch Lebenslauf und Zeugnisse einreichen. Der Konzern wolle in diesem Jahr 3600 Azubis einstellen, heißt es. Für Unternehmen gibt es gute Gründe, es der Deutschen Bahn gleichzutun und Bewerbungen ohne Anschreiben zu akzeptieren: 1. Sie senken die Hürden für die Bewerbung. „Wir wollen es den Bewerbern so einfach wie möglich machen“, zitiert Spiegel Online die Bahn-Personalerin Carola Hennemann. Tatsächlich tun sich viele Bewerber besonders schwer damit, das Anschreiben zu formulieren. Wie viele Jobinteressierte am Ende vor einer Bewerbung zurückschrecken, weil sie keine zündende Idee für das Anschreiben haben, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist aber: Heute sind es schon lange nicht mehr die Bewerber, die sich um einen Job bemühen müssen. Vielmehr müssen sich vor allem kleine Firmen heute ins Zeug legen, wenn sie qualifizierte Mitarbeiter gewinnen wollen - und dazu gehört auch: alles weglassen, was Bewerber abschrecken könnte. Wer nicht gerade in Bewerbungen hochqualifizierter Kandidaten schwimmt und bei den Einladungen zum Vorstellungsgespräch die Qual der Wahl hat, sollte sich daher gut überlegen, ob das Anschreiben wirklich nötig ist. 2. Sie sparen Zeit – sich selbst und den Bewerbern. „Für jedes Jobinserat ein individuelles Anschreiben anzufertigen, kostet nicht nur die Bewerber viel Zeit. Auch für Unternehmen ist das klassische Prozedere vor allem kostspielig und ineffizient“, sagt Melikshah Ünver, Gründer der digitalen Recruitment-Plattform Taledo. Denn all die liebevoll formulierten Anschreiben muss sich irgendjemand durchlesen – und welcher Unternehmer hat dafür schon Zeit? Und wer die Anschreiben ohnehin nicht liest, kann seinen Bewerbern die Tortur ersparen, stundenlang über dem Text zu brüten (siehe 1). 3. Sie ersparen sich Blabla und Heucheleien. Die Schülerin, die sich als Verkäuferin im Supermarkt bewirbt, hat „schon als Kind gern mit dem Kaufmannsladen gespielt“, der Interessent für die Vorarbeiter-Stelle „bereits als Kapitän des Volleyballteams Führungsqualitäten bewiesen“. Solche Sätze sind bestenfalls irgendwie rührend, schlimmstenfalls furchtbar peinlich – und sollten Arbeitgeber nicht überraschen: Irgendwas müssen die armen Bewerber schließlich schreiben. Unternehmer sollten hinterfragen, ob Bewerber unbedingt schon als Kind von Jobs wie Bürokauffrau oder Lagerarbeiter geträumt haben müssen. Alternativ werden fürs Anschreiben Standardphrasen im Internet zusammenkopiert – von „hiermit bewerbe ich mich um …“ bis „Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören“. So oder so: Die Aussagekraft für den Arbeitgeber ist gleich null. Richtig hanebüchen wird es oft, wenn Bewerber erklären, warum sie sich ausgerechnet bei diesem einen Unternehmen bewerben – allein schon, weil sie in der Regel mehrere Bewerbungen parallel verschicken. Da wird in vielen Bewerbungsanschreiben gelogen, dass sich die Balken biegen. 4. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche. Wer sich als Werbetexter bewirbt, sollte in der Lage sein, ein attraktives Nutzenversprechen zu seiner eigenen Person zu formulieren. Aber muss ein Schlosser, eine Busfahrerin, ein Altenpfleger wirklich fähig sein, ein brillantes Anschreiben zu texten? Schlimmstenfalls verstellt ein ungelenk formuliertes Bewerbungsanschreiben sogar den Blick auf wichtige Qualifikationen eines Kandidaten. 5. Sie verlassen sich auf den klugen Weg zum Ziel. Das Anschreiben ist schlicht nicht das geeignete Instrument, um die Motivation eines Bewerbers abzuklären: Ob ein Bewerber wirklich zu einem Unternehmen passt, was ihn antreibt und was er braucht, um gut zu arbeiten, lässt sich im Vorstellungsgespräch viel besser prüfen. Hier wird dank nonverbaler Signale schnell klar, ob ein Bewerber die Antworten einstudiert hat oder ehrlich und spontan reagiert. Zudem haben Arbeitgeber die Möglichkeit, die Aussagen eines Kandidaten kritisch zu hinterfragen.
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