Einstellungen in unsicheren Zeiten
„Ich hole mir gerade jetzt gute Leute an Bord“

impulse-Bloggerin Vanessa Weber investiert in der Krise bewusst in Personal, obwohl ihr Umsatz um mehr als 30 Prozent eingebrochen ist. Warum sie ihre Strategie richtig findet und wie sie sich als starke Arbeitgebermarke aufbaut.

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Einstellungen in unsicheren Zeiten
© twomeows / Getty Images

Wenn man junge, gut ausgebildete Leute Anfang des Jahres nach ihrem Wunsch-Arbeitgeber fragte, kamen als Antwort oft die ganz großen Namen: Google, Facebook, BMW, Audi und so weiter. Mein Eindruck ist, dass sich das jetzt ändert. Ich glaube, die Corona-Pandemie hat bei vielen den Fokus verschoben. Es ist einfach etwas anderes, ob ein Manager an der Spitze eines Konzerns steht, der im Zweifel auch noch eine riesige Abfindung bekommt, wenn er etwas verbockt. Oder ob das Unternehmen inhabergeführt ist und man als Chefin oder Chef persönlich haftet. Zusammenhalt in überschaubaren Strukturen wird wichtiger, persönliche Verantwortung und gemeinsames Wachsen in einem vertrauensvollen Team, das auch in Krisenzeiten zusammensteht.

Kleine und mittelständische Unternehmen haben im Recruiting gerade jetzt einen riesigen Vorteil. Es ist eine gute Zeit, um sich im Kampf um die besten Köpfe von den Konzernen abzuheben und die Vorteile des Mittelstandes zu betonen. Viele junge Leute sehnen sich nach einem Arbeitsumfeld, in dem Führungskräfte präsent und ansprechbar sind, wo Werte hochgehalten und gelebt werden, wo es ein familiäres Miteinander gibt. Viele Menschen wünschen sich jetzt Sicherheit, Nähe und verbindliche Werte, die Sinn stiften.

Als kleine Unternehmen müssen wir unsere Vorteile nutzen

Ich finde, das müssen wir für uns nutzen. Gerade jetzt! Deswegen habe ich mich bewusst dazu entschieden, in Personal zu investieren – trotz der anhaltenden Pandemie und eines Umsatzrückgangs von mehr als 30 Prozent. Ich habe zum Beispiel vor Kurzem einen weiteren Außendienstler eingestellt, das Team besteht dann aus vier Mitarbeitern. Ich denke, dass gerade jetzt auch für Kunden Nähe und persönliches Commitment wichtig sind, ein persönlicher Ansprechpartner, der sich nicht nur dem optimalen Produkt, sondern auch den Sorgen und Nöten widmet.

Für uns als Werkzeughandel ist es wichtig, neue Kunden zu gewinnen. Der Markt wird nicht größer, da müssen wir neue Wege gehen. Und dafür brauchen wir einen starken Außendienst. Möglich, dass auch im Januar, wenn der neue Kollege startet, gar nichts geht. Er hat aber direkt zugesichert, dass er auch in Kurzarbeit anfangen würde. Für mich ist es ein starkes Signal, dass er von Anfang an bereit ist, diese Ausnahmesituation mitzutragen. Er beweist Haltung und Charakter. Das passt zu uns.

Ich will gerüstet sein für die Zukunft

Viel entscheidender ist aber: Wenn wir wieder voll in den Vertrieb einsteigen können, haben wir jemanden, der sofort loslegen kann. Wir sind dann gerüstet, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Sie wird wieder anziehen. Daran glaube ich. Und deswegen investiere ich. Ich finde das auch als Signal an alle anderen Mitarbeiter wichtig. Ich hole mir jetzt gute Leute an Bord, um das Unternehmen zu stärken. Wir schauen nach vorne und haben uns nicht aufgegeben.

Parallel schaue ich mich gerade nach jemandem um, der fit in Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz ist. Das fehlt uns. Einen gelernten Datenanalysten können wir uns aktuell nicht leisten. Ich wünsche mir jemanden, der Lust darauf hat, sich in die Themen einzufuchsen – vielleicht eine Studentin oder einen Studenten. Auch da geht es mir darum, in die Zukunft zu investieren und Gas zu geben für später. Ich bin bereit, Menschen zu entwickeln, und muss nicht gleich die fertige „eierlegende Wollmilchsau“ einkaufen. Auch das geht gemeinsam.

Eine starke Arbeitgebermarke hilft

Auf der Suche nach guten Leuten merke ich, wie sehr es sich auszahlt, dass ich über die Jahre eine starke Arbeitgebermarke aufgebaut habe. Menschen verbinden etwas mit mir und meinem Unternehmen – auch dank meines ehrenamtlichen Engagements und der professionellen Öffentlichkeitsarbeit meines Unternehmens. Wir stehen für etwas. Wir beweisen, dass wir ein Team sind, das zu dem steht, was es sagt.

Lesen Sie dazu auch meinen Blogtext: Arbeitgebermarke: „Ich habe noch nie für eine Stellenanzeige bezahlt“

Vor einiger Zeit habe ich einen Vortrag gehalten. Im Publikum saß eine junge Frau, die sich danach zu Wort meldete: „Vanessa, weißt du noch, ich hatte mich bei dir beworben, nachdem ich einen Artikel über deine Baumpflanz-Aktion in der Zeitung gelesen habe.“ Aus der Bewerbung wurde damals nichts, sie hat inzwischen eine eigene Marke für Naturkosmetik gegründet. Ich fand es aber toll, von ihr zu hören und zu sehen, dass sie weiter Interesse an mir und meinem Unternehmen hat. Das bestärkt mich auch in meiner Strategie: Tue Gutes und rede darüber. Bleibe konsequent und ehrlich. Steh zu dir und deinen Prinzipien.

Arbeitgeber müssen online sichtbar sein

Ich engagiere mich zum Beispiel für den Klimaschutz und mache auf meine Projekte aufmerksam. Dafür setze ich neben der klassischen Pressearbeit vor allem auf meine Social-Media-Kanäle. Gerade jetzt, wo Messen, Vorträge und Netzwerk-Veranstaltungen abgesagt werden, zahlt es sich aus, als Arbeitgeber online präsent zu sein.

Wenn ich als CEO sichtbar sein will, ist es unabdingbar, eigene Social-Media-Profile zu haben. Ich bin auf Karriere-Netzwerken wie Xing und LinkedIn aktiv, aber auch bei Facebook und Instagram. Facebook ist für mich ein Mix aus Business und privat. In meinem Facebook-Netzwerk sind vor allem meine Freunde und weniger Geschäftskontakte. Instagram nutze ich eher als Privatperson. Da poste ich auch mal ein paar schöne Urlaubsbilder in meiner Story und schreibe einfach nur „Ich chille hier und genieße den Tag.“ Ich zeige meine Persönlichkeit. Auch LinkedIn hat jetzt Stories, dort kann ich als Unternehmen posten. Das finde ich spannend, hier teste ich mich gerade aus.

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Wie viel Privates will ich zeigen?

Ich bin selbst zwiegespalten, wie viel aus meinem Privatleben ich in den sozialen Netzwerken teilen sollte. Ich glaube, dass viele es schätzen, etwas Persönliches zu erfahren. Nur so können einen die Menschen ja kennenlernen. Bei Instagram bekomme ich auch mit, dass meine Mitarbeiter meine Storys anschauen. Warum sollten sie nicht sehen, wie es mir im Urlaub geht?

Meine Regel lautet: Poste nur Dinge, die du auch deiner Mutter und deinem Steuerberater zeigen würdest und die in der Zeitung stehen könnten. Wenn Leute online etwas von sich preisgeben, dann ist das interessant – das beobachte ich an mir selbst. Aber es ist immer ein Abwägen. Was gehört zum Markenaufbau? Und wo will ich eine Linie zu meinem Privatleben ziehen?

Es sind Menschen, die andere Menschen begeistern. Unternehmer müssen Persönlichkeiten sein, etwas verkörpern und Vertrauen erwecken. Das gehört heute mehr denn je zu einer erfolgreichen Marke. Der Wunsch, für ein Unternehmen tätig zu werden, hängt heute deutlich weniger an schönen Werbesprüchen, sondern an den Menschen, die dahinter stehen. Die sollten transparent sein und ein aufrichtiges Bild von sich zeigen. Auch dazu dienen die sozialen Medien. Und hier hat eben das inhabergeführte Unternehmen einen Vorteil. Es wird persönlich.

Wie haltet ihr das? Wie nutzt ihr soziale Medien zum Aufbau einer Arbeitgebermarke? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Wenn man junge, gut ausgebildete Leute Anfang des Jahres nach ihrem Wunsch-Arbeitgeber fragte, kamen als Antwort oft die ganz großen Namen: Google, Facebook, BMW, Audi und so weiter. Mein Eindruck ist, dass sich das jetzt ändert. Ich glaube, die Corona-Pandemie hat bei vielen den Fokus verschoben. Es ist einfach etwas anderes, ob ein Manager an der Spitze eines Konzerns steht, der im Zweifel auch noch eine riesige Abfindung bekommt, wenn er etwas verbockt. Oder ob das Unternehmen inhabergeführt ist und man als Chefin oder Chef persönlich haftet. Zusammenhalt in überschaubaren Strukturen wird wichtiger, persönliche Verantwortung und gemeinsames Wachsen in einem vertrauensvollen Team, das auch in Krisenzeiten zusammensteht. Kleine und mittelständische Unternehmen haben im Recruiting gerade jetzt einen riesigen Vorteil. Es ist eine gute Zeit, um sich im Kampf um die besten Köpfe von den Konzernen abzuheben und die Vorteile des Mittelstandes zu betonen. Viele junge Leute sehnen sich nach einem Arbeitsumfeld, in dem Führungskräfte präsent und ansprechbar sind, wo Werte hochgehalten und gelebt werden, wo es ein familiäres Miteinander gibt. Viele Menschen wünschen sich jetzt Sicherheit, Nähe und verbindliche Werte, die Sinn stiften. Als kleine Unternehmen müssen wir unsere Vorteile nutzen Ich finde, das müssen wir für uns nutzen. Gerade jetzt! Deswegen habe ich mich bewusst dazu entschieden, in Personal zu investieren – trotz der anhaltenden Pandemie und eines Umsatzrückgangs von mehr als 30 Prozent. Ich habe zum Beispiel vor Kurzem einen weiteren Außendienstler eingestellt, das Team besteht dann aus vier Mitarbeitern. Ich denke, dass gerade jetzt auch für Kunden Nähe und persönliches Commitment wichtig sind, ein persönlicher Ansprechpartner, der sich nicht nur dem optimalen Produkt, sondern auch den Sorgen und Nöten widmet. Für uns als Werkzeughandel ist es wichtig, neue Kunden zu gewinnen. Der Markt wird nicht größer, da müssen wir neue Wege gehen. Und dafür brauchen wir einen starken Außendienst. Möglich, dass auch im Januar, wenn der neue Kollege startet, gar nichts geht. Er hat aber direkt zugesichert, dass er auch in Kurzarbeit anfangen würde. Für mich ist es ein starkes Signal, dass er von Anfang an bereit ist, diese Ausnahmesituation mitzutragen. Er beweist Haltung und Charakter. Das passt zu uns. Ich will gerüstet sein für die Zukunft Viel entscheidender ist aber: Wenn wir wieder voll in den Vertrieb einsteigen können, haben wir jemanden, der sofort loslegen kann. Wir sind dann gerüstet, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Sie wird wieder anziehen. Daran glaube ich. Und deswegen investiere ich. Ich finde das auch als Signal an alle anderen Mitarbeiter wichtig. Ich hole mir jetzt gute Leute an Bord, um das Unternehmen zu stärken. Wir schauen nach vorne und haben uns nicht aufgegeben. Parallel schaue ich mich gerade nach jemandem um, der fit in Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz ist. Das fehlt uns. Einen gelernten Datenanalysten können wir uns aktuell nicht leisten. Ich wünsche mir jemanden, der Lust darauf hat, sich in die Themen einzufuchsen – vielleicht eine Studentin oder einen Studenten. Auch da geht es mir darum, in die Zukunft zu investieren und Gas zu geben für später. Ich bin bereit, Menschen zu entwickeln, und muss nicht gleich die fertige „eierlegende Wollmilchsau“ einkaufen. Auch das geht gemeinsam. Eine starke Arbeitgebermarke hilft Auf der Suche nach guten Leuten merke ich, wie sehr es sich auszahlt, dass ich über die Jahre eine starke Arbeitgebermarke aufgebaut habe. Menschen verbinden etwas mit mir und meinem Unternehmen – auch dank meines ehrenamtlichen Engagements und der professionellen Öffentlichkeitsarbeit meines Unternehmens. Wir stehen für etwas. Wir beweisen, dass wir ein Team sind, das zu dem steht, was es sagt. Lesen Sie dazu auch meinen Blogtext: Arbeitgebermarke: „Ich habe noch nie für eine Stellenanzeige bezahlt“ Vor einiger Zeit habe ich einen Vortrag gehalten. Im Publikum saß eine junge Frau, die sich danach zu Wort meldete: „Vanessa, weißt du noch, ich hatte mich bei dir beworben, nachdem ich einen Artikel über deine Baumpflanz-Aktion in der Zeitung gelesen habe.“ Aus der Bewerbung wurde damals nichts, sie hat inzwischen eine eigene Marke für Naturkosmetik gegründet. Ich fand es aber toll, von ihr zu hören und zu sehen, dass sie weiter Interesse an mir und meinem Unternehmen hat. Das bestärkt mich auch in meiner Strategie: Tue Gutes und rede darüber. Bleibe konsequent und ehrlich. Steh zu dir und deinen Prinzipien. Arbeitgeber müssen online sichtbar sein Ich engagiere mich zum Beispiel für den Klimaschutz und mache auf meine Projekte aufmerksam. Dafür setze ich neben der klassischen Pressearbeit vor allem auf meine Social-Media-Kanäle. Gerade jetzt, wo Messen, Vorträge und Netzwerk-Veranstaltungen abgesagt werden, zahlt es sich aus, als Arbeitgeber online präsent zu sein. Wenn ich als CEO sichtbar sein will, ist es unabdingbar, eigene Social-Media-Profile zu haben. Ich bin auf Karriere-Netzwerken wie Xing und LinkedIn aktiv, aber auch bei Facebook und Instagram. Facebook ist für mich ein Mix aus Business und privat. In meinem Facebook-Netzwerk sind vor allem meine Freunde und weniger Geschäftskontakte. Instagram nutze ich eher als Privatperson. Da poste ich auch mal ein paar schöne Urlaubsbilder in meiner Story und schreibe einfach nur „Ich chille hier und genieße den Tag.“ Ich zeige meine Persönlichkeit. Auch LinkedIn hat jetzt Stories, dort kann ich als Unternehmen posten. Das finde ich spannend, hier teste ich mich gerade aus. Wie viel Privates will ich zeigen? Ich bin selbst zwiegespalten, wie viel aus meinem Privatleben ich in den sozialen Netzwerken teilen sollte. Ich glaube, dass viele es schätzen, etwas Persönliches zu erfahren. Nur so können einen die Menschen ja kennenlernen. Bei Instagram bekomme ich auch mit, dass meine Mitarbeiter meine Storys anschauen. Warum sollten sie nicht sehen, wie es mir im Urlaub geht? Meine Regel lautet: Poste nur Dinge, die du auch deiner Mutter und deinem Steuerberater zeigen würdest und die in der Zeitung stehen könnten. Wenn Leute online etwas von sich preisgeben, dann ist das interessant – das beobachte ich an mir selbst. Aber es ist immer ein Abwägen. Was gehört zum Markenaufbau? Und wo will ich eine Linie zu meinem Privatleben ziehen? Es sind Menschen, die andere Menschen begeistern. Unternehmer müssen Persönlichkeiten sein, etwas verkörpern und Vertrauen erwecken. Das gehört heute mehr denn je zu einer erfolgreichen Marke. Der Wunsch, für ein Unternehmen tätig zu werden, hängt heute deutlich weniger an schönen Werbesprüchen, sondern an den Menschen, die dahinter stehen. Die sollten transparent sein und ein aufrichtiges Bild von sich zeigen. Auch dazu dienen die sozialen Medien. Und hier hat eben das inhabergeführte Unternehmen einen Vorteil. Es wird persönlich. Wie haltet ihr das? Wie nutzt ihr soziale Medien zum Aufbau einer Arbeitgebermarke? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
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