Redeangst
So besiegen Sie die Nervosität vor dem nächsten Vortrag

Alle Blicke sind auf Sie gerichtet, Ihr Magen verkrampft sich und der Kopf ist plötzlich leer? Diese 9 erprobten Tipps helfen, Redeangst in den Griff zu bekommen.

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Bühne frei! Wer Redeangst hat, dem wird schon beim Gedanken an einen öffentlichen  Auftritt ganz anders.
Bühne frei! Wer Redeangst hat, dem wird schon beim Gedanken an einen öffentlichen Auftritt ganz anders.

„Stell dir die Anwesenden einfach in Unterhosen vor.“ Wer Angst hat, vor Publikum zu sprechen, hat diesen Satz sicher schon einmal gehört. „Ich habe allerdings noch nie jemanden getroffen, dem dieser Ratschlag genützt hätte“, sagt der Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm. Nachdem er seine eigene Redeangst vor Jahren mit Erfolg überwunden hat, gibt er anderen Betroffenen diese neun Tipps:

1. Nutzen Sie Notizkarten, um Ihre Redeangst in den Griff zu kriegen.

Ob bei der Rede zur Weihnachtsfeier, einem Firmenjubiläum, einer Abschiedsrede  oder dem Vortrag auf einer Konferenz – einen Blackout zu haben, ist für jeden Redner eine Horrorvorstellung. Gegen diese Angst helfen Notizkarten, auf denen Sie die Stichpunkte des Vortrags geschrieben haben. Notieren Sie wirklich nur Stichworte, nicht den ausformulierten Text. Vergessen Sie auch nicht, auf jede Karte eine Nummer zu schreiben, um den Überblick zu behalten. Und: Üben Sie die Rede mit den Karten ein. Es gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit, wenn Sie den Blick auf die Notizkarten mittrainieren.

2. Gehen Sie lange vor Ihrem Vortrag auf die Bühne.

Es wirkt beruhigend, den Ort, an dem Sie reden werden, schon vorab mental in Besitz zu nehmen. Wenn sich die Möglichkeit bietet: Gehen Sie auf die Bühne (oder an den Ort, an dem Sie die Rede halten werden) und stellen Sie sich Ihr Publikum vor, während der Saal noch leer ist. Das macht Sie mit dem Szenario vertraut, die Situation wirkt dann beim echten Vortrag nicht mehr so bedrohlich. Je häufiger Sie sich auf die Redner-Position stellen, umso besser. Also beispielsweise einmal am Abend vor der Rede, dann am Morgen vor dem Event und noch einmal in der Kaffeepause vor Ihrem Vortrag.

3. Machen Sie eine mentale Übung.

Wer Redeangst hat, fokussiert sich oft darauf, was schlecht laufen könnte. Das Hirn kreist um eine mögliche Blamage. Das können Sie ändern, indem Sie Ihre Gedanken bewusst steuern. Statt auf ein mögliches Scheitern fokussieren Sie sich auf den Inhalt Ihrer Rede. Versuchen Sie es mit einem Mantra, das Sie sich vor der Rede im Kopf immer wieder vorsagen: „Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen – Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen – Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen …“ Das hilft!

4. Sprechen Sie vor dem Vortrag entspannt mit jemandem.

Wenn Sie sich vor der Rede mit jemandem unterhalten, lenken Sie Ihr Hirn von der Situation ab, vor der Sie sich fürchten. Sie hören sich selbst reden, auch das beruhigt. Anschließend treten Sie wenn möglich ohne große Verzögerung vor Ihr Publikum. So tricksen Sie Ihr Unterbewusstsein aus und nehmen im Idealfall nicht mehr wahr, dass Sie von einer entspannten in eine „gefährliche“ Umgebung wechseln.

5. Schauen Sie ausschließlich auf die Wohlgesonnenen.

Eine weitere Möglichkeit, um die Nervosität während einer Rede in den Griff zu bekommen: Konzentrieren Sie sich auf die Personen im Publikum, die Ihnen wohlgesonnen sind. Wer mit kritischem Blick dreinschaut, kann getrost ignoriert werden.

6. Vermeiden Sie Augenkontakt – aber halten Sie Blickkontakt.

Was viele nicht wissen: Augenkontakt ist nicht dasselbe wie Blickkontakt. Statt den Menschen direkt in die Augen zu schauen, blicken Sie ihnen bewusst auf die Nase. Jeder Ihrer Zuhörer wird glauben, dass Sie ihn anschauen, aber das machen Sie gar nicht. Sie gucken einfach nur auf seine Nase – und weichen vermeintlich bedrohlichen Blicken geschickt aus.

Unser Experte
Matthias Pöhm bereitet als Rhetoriktrainer Spitzenleute aus Wirtschaft und Politik für deren öffentliche Auftritte vor. Zu seinem Angebot gehört auch das vermutlich teuerste Rhetorik-Seminar Europas (5600 Euro), dessen Teilnehmer vor 100 Menschen als bestelltem Publikum reden müssen. Pöhm hatte früher selbst große Redeangst. Heute ist er ein gefragter Speaker.

7. Gehen Sie mit dem Publikum in Dialog.

Es macht nervös, wenn 50 Augenpaare auf einen gerichtet sind und niemand etwas sagt. Lockern Sie die Situation auf, indem Sie mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Besonders gut eignen sich Einschätzungsfragen, etwa „Was denken Sie, welcher Autofabrikant hat im letzten Jahr das größte Umsatzplus global erzielt hat?“ oder: „Wer von Ihnen hat schon mal seine Automarke getauscht und wieso?“

8. Bewegen Sie sich nur langsam.

Hektische Bewegungen machen hektisch, ruhige Bewegungen beruhigen. Sie werden automatisch ruhiger, wenn Sie sich auf dem Podium bewusst langsam bewegen. Wenn Sie zum Bühnenrand laufen, dann bewegen Sie sich bewusst langsam dorthin. Wenn Sie nach dem Trinkglas greifen, führen Sie es bewusst langsam zum Mund. Das entspannt.

9. Setzen Sie sich so oft wie möglich einem Publikum aus.

Ich hatte schon als Schüler eine Riesenangst, vor Publikum zu reden. Im Erwachsenenalter hat sich diese Angst noch verstärkt. Über die Jahre habe ich so ziemlich alles versucht, um mich von dieser Redeangst zu befreien. Homöopathische Mittel, Mentaltraining und sogar Fremd-Hypnose habe ich ausprobiert. Was mir schließlich am meisten geholfen hat: Reden, reden, reden. Ich habe alle Möglichkeiten gesucht, vor Publikum zu referieren und an meiner Präsentationstechnik zu feilen. So habe ich es geschafft, meine Redeangst zu überwinden – und heute ist öffentliches Reden zu meinem Beruf geworden.

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"Stell dir die Anwesenden einfach in Unterhosen vor." Wer Angst hat, vor Publikum zu sprechen, hat diesen Satz sicher schon einmal gehört. "Ich habe allerdings noch nie jemanden getroffen, dem dieser Ratschlag genützt hätte", sagt der Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm. Nachdem er seine eigene Redeangst vor Jahren mit Erfolg überwunden hat, gibt er anderen Betroffenen diese neun Tipps: 1. Nutzen Sie Notizkarten, um Ihre Redeangst in den Griff zu kriegen. Ob bei der Rede zur Weihnachtsfeier, einem Firmenjubiläum, einer Abschiedsrede  oder dem Vortrag auf einer Konferenz - einen Blackout zu haben, ist für jeden Redner eine Horrorvorstellung. Gegen diese Angst helfen Notizkarten, auf denen Sie die Stichpunkte des Vortrags geschrieben haben. Notieren Sie wirklich nur Stichworte, nicht den ausformulierten Text. Vergessen Sie auch nicht, auf jede Karte eine Nummer zu schreiben, um den Überblick zu behalten. Und: Üben Sie die Rede mit den Karten ein. Es gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit, wenn Sie den Blick auf die Notizkarten mittrainieren. 2. Gehen Sie lange vor Ihrem Vortrag auf die Bühne. Es wirkt beruhigend, den Ort, an dem Sie reden werden, schon vorab mental in Besitz zu nehmen. Wenn sich die Möglichkeit bietet: Gehen Sie auf die Bühne (oder an den Ort, an dem Sie die Rede halten werden) und stellen Sie sich Ihr Publikum vor, während der Saal noch leer ist. Das macht Sie mit dem Szenario vertraut, die Situation wirkt dann beim echten Vortrag nicht mehr so bedrohlich. Je häufiger Sie sich auf die Redner-Position stellen, umso besser. Also beispielsweise einmal am Abend vor der Rede, dann am Morgen vor dem Event und noch einmal in der Kaffeepause vor Ihrem Vortrag. 3. Machen Sie eine mentale Übung. Wer Redeangst hat, fokussiert sich oft darauf, was schlecht laufen könnte. Das Hirn kreist um eine mögliche Blamage. Das können Sie ändern, indem Sie Ihre Gedanken bewusst steuern. Statt auf ein mögliches Scheitern fokussieren Sie sich auf den Inhalt Ihrer Rede. Versuchen Sie es mit einem Mantra, das Sie sich vor der Rede im Kopf immer wieder vorsagen: "Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen - Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen - Ich hab euch etwas Tolles zu erzählen ..." Das hilft! 4. Sprechen Sie vor dem Vortrag entspannt mit jemandem. Wenn Sie sich vor der Rede mit jemandem unterhalten, lenken Sie Ihr Hirn von der Situation ab, vor der Sie sich fürchten. Sie hören sich selbst reden, auch das beruhigt. Anschließend treten Sie wenn möglich ohne große Verzögerung vor Ihr Publikum. So tricksen Sie Ihr Unterbewusstsein aus und nehmen im Idealfall nicht mehr wahr, dass Sie von einer entspannten in eine "gefährliche" Umgebung wechseln. 5. Schauen Sie ausschließlich auf die Wohlgesonnenen. Eine weitere Möglichkeit, um die Nervosität während einer Rede in den Griff zu bekommen: Konzentrieren Sie sich auf die Personen im Publikum, die Ihnen wohlgesonnen sind. Wer mit kritischem Blick dreinschaut, kann getrost ignoriert werden. 6. Vermeiden Sie Augenkontakt – aber halten Sie Blickkontakt. Was viele nicht wissen: Augenkontakt ist nicht dasselbe wie Blickkontakt. Statt den Menschen direkt in die Augen zu schauen, blicken Sie ihnen bewusst auf die Nase. Jeder Ihrer Zuhörer wird glauben, dass Sie ihn anschauen, aber das machen Sie gar nicht. Sie gucken einfach nur auf seine Nase - und weichen vermeintlich bedrohlichen Blicken geschickt aus. 7. Gehen Sie mit dem Publikum in Dialog. Es macht nervös, wenn 50 Augenpaare auf einen gerichtet sind und niemand etwas sagt. Lockern Sie die Situation auf, indem Sie mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Besonders gut eignen sich Einschätzungsfragen, etwa "Was denken Sie, welcher Autofabrikant hat im letzten Jahr das größte Umsatzplus global erzielt hat?" oder: "Wer von Ihnen hat schon mal seine Automarke getauscht und wieso?" 8. Bewegen Sie sich nur langsam. Hektische Bewegungen machen hektisch, ruhige Bewegungen beruhigen. Sie werden automatisch ruhiger, wenn Sie sich auf dem Podium bewusst langsam bewegen. Wenn Sie zum Bühnenrand laufen, dann bewegen Sie sich bewusst langsam dorthin. Wenn Sie nach dem Trinkglas greifen, führen Sie es bewusst langsam zum Mund. Das entspannt. 9. Setzen Sie sich so oft wie möglich einem Publikum aus. Ich hatte schon als Schüler eine Riesenangst, vor Publikum zu reden. Im Erwachsenenalter hat sich diese Angst noch verstärkt. Über die Jahre habe ich so ziemlich alles versucht, um mich von dieser Redeangst zu befreien. Homöopathische Mittel, Mentaltraining und sogar Fremd-Hypnose habe ich ausprobiert. Was mir schließlich am meisten geholfen hat: Reden, reden, reden. Ich habe alle Möglichkeiten gesucht, vor Publikum zu referieren und an meiner Präsentationstechnik zu feilen. So habe ich es geschafft, meine Redeangst zu überwinden - und heute ist öffentliches Reden zu meinem Beruf geworden.