Rosely Schweizers größter Fehler
„Ich habe nicht erkannt, wie wichtig Teilhabe für eine Familie ist“

Rosely Schweizer, 72, ehemalige Beiratsvorsitzende der Oetker-Gruppe, über die Versuchung, Männer zu leicht aus ihrer Verantwortung für die Familie zu entlassen.

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Rosely Schweizer

Vor fast 50 Jahren hat mein Schwiegervater in seiner Hochzeitsrede Schiller zitiert: „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise!“ Dann aber meinte er, dass bei der gleich ausgebildeten Ehefrau diese Beschränkung wohl nicht auf große Begeisterung stoßen würde. „Das Ziel einer modernen Ehe ist es vielmehr, die Frau uneingeschränkt an der Arbeit des Mannes teilhaben zu lassen.“

Richard Schweizer war schon ein sehr progressiv denkender Mann! Vor 50 Jahren waren diese Sätze noch selten und gefährlich modern. Aber auch er ist nicht den nächsten Schritt gegangen, nämlich den Mann uneingeschränkt an der Arbeit der Frau teilhaben zu lassen. Und es war mein Fehler, nicht rechtzeitig zu erkennen, wie wichtig auch diese Teilhabe für eine Familie ist.

Mein Mann war Unternehmer, und ich habe mich die ersten zehn Jahre um unsere drei Kinder und den Haushalt gekümmert und ihm den Rücken freigehalten für seine Auf­gabe. Das habe ich gern gemacht, ich habe die Zeit genossen, und ich kannte es auch nicht anders von zu Hause.

Später habe ich in Podiumsdiskussionen oft ältere Männer gefragt, was sie in ihrem Leben anders machen würden, wenn sie könnten. Fast immer haben sie geantwortet: „Ich würde mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.“ Es liegt an uns Frauen, ihnen das zu ermöglichen, und wir sollten es auch tun. Kinder haben Mutter und Vater, und sie brauchen beide. Und wenn Sie zu Hause wieder stundenlang in den Computer schauen, denken Sie an das chinesische Sprichwort: „Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den ­Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen ­wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“

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