Strategie
4 Lektionen, die wir in „Die Höhle der Löwen“ lernen können

Die Gründershow "Die Höhle der Löwen" ist nicht nur große Unterhaltung. Wer einschaltet, lernt, wie man ein erfolgreiches Business aufbaut, Investoren überzeugt - und welche Fehler für Unternehmer fatal sein können.

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Er gibt niemals auf: Gründer Marvin Kruse kehrt zurück in "Die Höhle der Löwen", diesmal mit seiner Scheibenbratwurst "Brad Brat".
Er gibt niemals auf: Gründer Marvin Kruse kehrt zurück in "Die Höhle der Löwen", diesmal mit seiner Scheibenbratwurst "Brad Brat".
© VOX

2,65 Millionen Menschen haben vorige Woche „Die Höhle der Löwen“ gesehen. Das entspricht einem Marktanteil von 10,2 Prozent: ein erstaunlicher Erfolg für den kleinen Sender Vox. Natürlich lebt die „Höhle der Löwen“, so wie alle Castingshows, vom Voyeurismus: Wer verzaubert die Menschen, wer blamiert sich, welcher Underdog hat am Ende doch noch Erfolg? Doch das erklärt den Erfolg des Formats nur teilweise. Vielmehr ist „Die Höhle der Löwen“ Edutainment im besten Sinne: Die Zuschauer sehen, wer sein Ziel erreicht, sie sehen, wer scheitert. Und können so einiges darüber lernen, was einen erfolgreichen Unternehmer auszeichnet. Aus der aktuellen Folge lassen sich die folgenden vier Lektionen ableiten:

Lektion 1: Nutze die Ideen, die auf der Straße liegen – und ergreife deine Chancen.

Roman Will und Jan Plewinski essen für ihr Leben gern Döner. Aber die Knoblauchfahne nach dem Essen nervte die beiden Studenten. Also entwickelten sie „Papa Türk”: eine Limo, die für frischen Atem nach dem Essen sorgen soll. Mit ihrem Getränk beseitigten die Döner-Fans nicht nur ein privates Problem – sie schafften es mit ihrer Idee in „Die Höhle der Löwen“.

Dort schmeckt die Anti-Knobi-Limo auch einem Investor: Ralf Dümmel stellt für „Papa Türk“ 400.000 Euro in Aussicht, fordert aber 30 Prozent der Firmenanteile dafür – 5 Prozent mehr, als die Gründer angeboten hatten. Was also tun Will und Plewinski? Sie greifen nicht nur zu, wenn Ideen auf der Straße liegen, sondern ergreifen ebenso beherzt die Chance, ihr Business groß zu machen: Sie willigen ein, ohne lang zu zögern.

Die beiden Studenten sind nicht die einzigen, die ihre Geschäftsidee im Alltag fanden: Auch Gründerin Eva Schrader will mit ihrem Produkt ihr eigenes Leben ein klein wenig einfacher machen. Schrader ist vierfache Mutter und hatte genug davon, dass sich ihre Kinder beim Essen trotz Lätzchen vollkleckern. Ihre Lösung: Lalatz, ein überlanges Babylätzchen, das gleichzeitig als Tischset nutzbar ist. Die Gründerin musste „Die Höhle der Löwen” allerdings ohne ein Investment für Lalatz verlassen – denn sie hatte Lektion 2 verletzt …

Lektion 2: Sei realistisch – und top vorbereitet.

100.000 Euro fordert Eva Schrader für ihre Firma Lalatz von den Investoren, dafür will sie 10 Prozent ihres Unternehmens abgeben. Doch ist ihre Firma wirklich eine Million Euro wert? Schrader hat erst 700 Lätzchen verkauft, ihre Umsatzprognose fürs laufende Jahr: 6000 Euro.

Kein Wunder, dass die Löwen ernsthafte Zweifel haben. „Ich finde Ihre Firmenbewertung deutlich zu hoch“, konstatiert Ralf Dümmel nüchtern. Auf Frank Thelens Ausbruch: „Sorry, aber du musst auch die Kirche mal im Dorf lassen“, antwortet die Gründerin reichlich kleinlaut: „Ich bin überzeugt, dass viel Potenzial drin steckt.“ Doch wer so hohe Bewertungen aufrufen will, muss überzeugendere Argumente haben.

Noch ungemütlicher wird es für Schrader, als dann auch noch die mitgebrachte angebliche Patenturkunde Jochen Schweizers kritischer Betrachtung nicht standhält: „Das hier ist kein Patent“, rüffelt der Investor die Gründerin. Sie will dem Dokument noch hinterhertelefonieren, aber da steigt Frank Thelen schon aus – nicht ohne Schrader noch ein letztes Mal abzuwatschen: „Du wusstest, dass du heute in ‚Die Höhle der Löwen‘ gehst, da gehört es auch dazu, dass du die richtigen Sachen dabei hast.“

Ein völlig unverständlicher Fehler. Denn dass sich Investoren mit perfekten Pitches beeindrucken lassen, dürfte inzwischen selbst dem unbedarftesten Zuschauer klar sein – man denke nur an den Trachtenshop „Limberry“ oder das intelligente Handtuch „Towell“.

Nach dem peinlichen Pitch vermutet Schrader, dass die Patenturkunde auf dem Schreibtisch ihres Mannes liegen müsse, und sagt selbstkritisch in die Kamera. „Die Zahlen, die haben mir letztlich doch das Genick gebrochen.“ Auch das sehen wir nicht zum ersten Mal in dieser Staffel: Die Erfinder der Fußballmanager-App Kickbase und die Reishändler von Reishunger verspielten mit überzogenen Firmenbewertungen ihre Chance auf ein Investment.

Lektion 3: Tritt den Beweis an – und setze auf den Wow-Effekt.

Digitale Produkte haben es schwer in der „Höhle der Löwen“. Diese Woche scheitern Marc Reibach und Mareike Awe mit ihrem Online-Abnehmkurs „Intueat“, in der Vorwoche konnte die Förster-App Fovea kein Investment einsammeln. Zwei sehr unterschiedliche Produkte, die jedoch eines gemeinsam haben: Die Gründer können in der Sendung nicht den Beweis antreten, dass sie wirklich funktionieren.

Die Jungs von „Papa Türk“ hingegen können Ralf Dümmel anhauchen, um zu zeigen, dass ihr Getränk der Knobifahne wirklich den Garaus macht. Liegt ihr Erfolg womöglich daran, dass sich ihr Produkt ganz einfach erklären lässt?

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Auf dieselbe Strategie setzt auch Gründer Christoph Egger: Er steckt eine seiner unzerbrechlichen Brillen „Gloryfy unbreakable“ kurzerhand in eine 1,5-Tonnen-Presse. Die Brille übersteht die Prozedur ohne Schaden. Eine Beweisführung mit Wow-Effekt, die Egger 750.000 Euro einbringt: Frank Thelen und Carsten Maschmeyer steigen mit je 10 Prozent bei „Gloryfy“ ein.

Wer immer noch Zweifel hat, dass handfeste Beweise Investments sichern, sollte sich die vergangenen Folgen vor Augen rufen: Nachdem Dinko Jurcevic seinen Kunststoffkleber Blufixx vorgeführt hatte, kämpften alle Löwen darum, bei ihm einsteigen zu dürfen. Und Ralf Dümmel pflastert Deutschland nicht zuletzt deswegen mit dem Bügel-Clou zu, weil Gründer Christian Peitzner-Lloret vor der Kamera zeigen könnte, dass die Bügelhilfe nachweislich für glatte Ärmel sorgt.

Lektion 4: Gib nicht auf – und hab einen langen Atem.

Sieben Jahre harte Entwicklungsarbeit steckte Christian Egger in seine unzerbrechliche Brillen. Vor seinem Pitch erzählt er, wie ein Techniker sein Team verließ: Er glaubte nicht daran, dass sich die Idee der Brillen umsetzen lässt. Doch Egger gab nicht auf – und wird für seinen langen Atem nun reich belohnt.

Durchhaltevermögen bewies auch Marvin Kruse: Als erster Kandidat wagt er sich zum zweiten Mal in „Die Höhle der Löwen“. Seine Hundeleckerlis „Pfotenheld“ überzogen die Löwen im vorigen Jahr mit Häme. Doch nun kehrt Kruse zurück – und glaubt an sein Produkt, die Scheibenbratwurst „Brad Brat“.

Am Ende klappt es wieder nicht mit dem Investment. Doch Kruse lässt sich auch hiervon nicht unterkriegen: „Ist nicht schlimm, ich zieh‘ das Ding durch – versprochen.“ Und Frank Thelen verspricht: „Nächstes Jahr investieren wir.“ Wir jedenfalls freuen uns jetzt schon auf ein Widersehen mit dem sympathisch verrückten Gründer, der einen wichtigen unternehmerischen Grundsatz verstanden hat: Verlierer hören auf, wenn sie scheitern. Gewinner scheitern, bis sie Erfolg haben. Oder, um es mit Judith Williams‘ Worten zu sagen: „Als Unternehmer muss man immer wiederkommen, wie ein Bumerang.“

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Also entwickelten sie "Papa Türk”: eine Limo, die für frischen Atem nach dem Essen sorgen soll. Mit ihrem Getränk beseitigten die Döner-Fans nicht nur ein privates Problem – sie schafften es mit ihrer Idee in „Die Höhle der Löwen“. Dort schmeckt die Anti-Knobi-Limo auch einem Investor: Ralf Dümmel stellt für „Papa Türk" 400.000 Euro in Aussicht, fordert aber 30 Prozent der Firmenanteile dafür - 5 Prozent mehr, als die Gründer angeboten hatten. Was also tun Will und Plewinski? Sie greifen nicht nur zu, wenn Ideen auf der Straße liegen, sondern ergreifen ebenso beherzt die Chance, ihr Business groß zu machen: Sie willigen ein, ohne lang zu zögern. Die beiden Studenten sind nicht die einzigen, die ihre Geschäftsidee im Alltag fanden: Auch Gründerin Eva Schrader will mit ihrem Produkt ihr eigenes Leben ein klein wenig einfacher machen. Schrader ist vierfache Mutter und hatte genug davon, dass sich ihre Kinder beim Essen trotz Lätzchen vollkleckern. Ihre Lösung: Lalatz, ein überlanges Babylätzchen, das gleichzeitig als Tischset nutzbar ist. Die Gründerin musste "Die Höhle der Löwen” allerdings ohne ein Investment für Lalatz verlassen – denn sie hatte Lektion 2 verletzt ... Lektion 2: Sei realistisch – und top vorbereitet. 100.000 Euro fordert Eva Schrader für ihre Firma Lalatz von den Investoren, dafür will sie 10 Prozent ihres Unternehmens abgeben. Doch ist ihre Firma wirklich eine Million Euro wert? Schrader hat erst 700 Lätzchen verkauft, ihre Umsatzprognose fürs laufende Jahr: 6000 Euro. Kein Wunder, dass die Löwen ernsthafte Zweifel haben. „Ich finde Ihre Firmenbewertung deutlich zu hoch", konstatiert Ralf Dümmel nüchtern. Auf Frank Thelens Ausbruch: „Sorry, aber du musst auch die Kirche mal im Dorf lassen", antwortet die Gründerin reichlich kleinlaut: „Ich bin überzeugt, dass viel Potenzial drin steckt." Doch wer so hohe Bewertungen aufrufen will, muss überzeugendere Argumente haben. Noch ungemütlicher wird es für Schrader, als dann auch noch die mitgebrachte angebliche Patenturkunde Jochen Schweizers kritischer Betrachtung nicht standhält: „Das hier ist kein Patent", rüffelt der Investor die Gründerin. Sie will dem Dokument noch hinterhertelefonieren, aber da steigt Frank Thelen schon aus – nicht ohne Schrader noch ein letztes Mal abzuwatschen: "Du wusstest, dass du heute in 'Die Höhle der Löwen' gehst, da gehört es auch dazu, dass du die richtigen Sachen dabei hast." Ein völlig unverständlicher Fehler. Denn dass sich Investoren mit perfekten Pitches beeindrucken lassen, dürfte inzwischen selbst dem unbedarftesten Zuschauer klar sein – man denke nur an den Trachtenshop "Limberry" oder das intelligente Handtuch „Towell". Nach dem peinlichen Pitch vermutet Schrader, dass die Patenturkunde auf dem Schreibtisch ihres Mannes liegen müsse, und sagt selbstkritisch in die Kamera. „Die Zahlen, die haben mir letztlich doch das Genick gebrochen." Auch das sehen wir nicht zum ersten Mal in dieser Staffel: Die Erfinder der Fußballmanager-App Kickbase und die Reishändler von Reishunger verspielten mit überzogenen Firmenbewertungen ihre Chance auf ein Investment. Lektion 3: Tritt den Beweis an - und setze auf den Wow-Effekt. Digitale Produkte haben es schwer in der „Höhle der Löwen". Diese Woche scheitern Marc Reibach und Mareike Awe mit ihrem Online-Abnehmkurs "Intueat", in der Vorwoche konnte die Förster-App Fovea kein Investment einsammeln. Zwei sehr unterschiedliche Produkte, die jedoch eines gemeinsam haben: Die Gründer können in der Sendung nicht den Beweis antreten, dass sie wirklich funktionieren. Die Jungs von „Papa Türk" hingegen können Ralf Dümmel anhauchen, um zu zeigen, dass ihr Getränk der Knobifahne wirklich den Garaus macht. Liegt ihr Erfolg womöglich daran, dass sich ihr Produkt ganz einfach erklären lässt? Auf dieselbe Strategie setzt auch Gründer Christoph Egger: Er steckt eine seiner unzerbrechlichen Brillen "Gloryfy unbreakable" kurzerhand in eine 1,5-Tonnen-Presse. Die Brille übersteht die Prozedur ohne Schaden. Eine Beweisführung mit Wow-Effekt, die Egger 750.000 Euro einbringt: Frank Thelen und Carsten Maschmeyer steigen mit je 10 Prozent bei „Gloryfy" ein. Wer immer noch Zweifel hat, dass handfeste Beweise Investments sichern, sollte sich die vergangenen Folgen vor Augen rufen: Nachdem Dinko Jurcevic seinen Kunststoffkleber Blufixx vorgeführt hatte, kämpften alle Löwen darum, bei ihm einsteigen zu dürfen. Und Ralf Dümmel pflastert Deutschland nicht zuletzt deswegen mit dem Bügel-Clou zu, weil Gründer Christian Peitzner-Lloret vor der Kamera zeigen könnte, dass die Bügelhilfe nachweislich für glatte Ärmel sorgt. Lektion 4: Gib nicht auf - und hab einen langen Atem. Sieben Jahre harte Entwicklungsarbeit steckte Christian Egger in seine unzerbrechliche Brillen. Vor seinem Pitch erzählt er, wie ein Techniker sein Team verließ: Er glaubte nicht daran, dass sich die Idee der Brillen umsetzen lässt. Doch Egger gab nicht auf - und wird für seinen langen Atem nun reich belohnt. Durchhaltevermögen bewies auch Marvin Kruse: Als erster Kandidat wagt er sich zum zweiten Mal in "Die Höhle der Löwen". Seine Hundeleckerlis „Pfotenheld" überzogen die Löwen im vorigen Jahr mit Häme. Doch nun kehrt Kruse zurück - und glaubt an sein Produkt, die Scheibenbratwurst "Brad Brat". Am Ende klappt es wieder nicht mit dem Investment. Doch Kruse lässt sich auch hiervon nicht unterkriegen: „Ist nicht schlimm, ich zieh' das Ding durch - versprochen." Und Frank Thelen verspricht: „Nächstes Jahr investieren wir." Wir jedenfalls freuen uns jetzt schon auf ein Widersehen mit dem sympathisch verrückten Gründer, der einen wichtigen unternehmerischen Grundsatz verstanden hat: Verlierer hören auf, wenn sie scheitern. Gewinner scheitern, bis sie Erfolg haben. Oder, um es mit Judith Williams' Worten zu sagen: „Als Unternehmer muss man immer wiederkommen, wie ein Bumerang."
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