Uwe Fehrmanns größter Fehler
„Mein Bauch sagte ja, doch ich hörte auf meinen Kopf „

Uwe Fehrmann, 77, Seniorchef der Fehrmann Metallverarbeitung GmbH aus Hamburg, über die verpasste Chance, sein Unternehmen breiter aufzustellen.

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Der Unternehmer Uwe Fehrmann über seinen größten Fehler.
Der Unternehmer Uwe Fehrmann über seinen größten Fehler.
© Heike Burmeister

Noch immer denke ich, diese Chance hätte ich unbedingt ergreifen sollen. Vielleicht würde ich dann manchmal ruhiger schlafen. Unser Betrieb hat – grob unterteilt – zwei Sparten. Wir haben eine Gießerei, die auf Legierungen wie Kupfer und Aluminium spezialisiert ist. Daneben bauen wir druckdichte Fenster und Schiebetüren, vor allem für den Anlagenbau und Megajachten.

Anfang der 80er-Jahre sprach mich der Geschäftsführer einer Nachbarfirma hier in Hamburg an, ob wir uns an einem Projekt beteiligen wollten. Eine Gruppe von Firmen und dem GKSS-Forschungszentrum Geesthacht wollte im Rahmen eines öffentlichen Auftrags Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung entwickeln – für Entwicklungsländer wie Indien. Wir konnten schon damals druck- und gasdichte Bauteile für Behälter gießen, die sich wohl für die Wasseraufbereitung gemäß dem Osmoseverfahren geeignet hätten.

Mein Bauch sagte ganz klar Ja, doch ich hörte auf meinen Kopf. Ich war mir unsicher, ob wir uns über die Patentrechte würden einigen können, zudem fürchtete ich den Sprung in einen ganz fremden Markt. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, heißt es doch immer.

Heute ist der lukrative Markt der Trinkwasseraufbereitung besetzt. Wir hätten uns früh an Innovationen beteiligen und so etablieren können. Dann hätte ich meinem Sohn den Betrieb vielleicht mit einem dritten Standbein übergeben. Natürlich kann ich nicht sagen, ob es geklappt hätte, aber den Versuch wäre es wert gewesen.

Je älter ich geworden bin, desto klarer ist mir geworden, wie wichtig Diversifizierung für uns Mittelständler ist. Die Schiffsbranche etwa schwankt zwischen Boomjahren und Krisenzeiten, da darf man sich nicht zu abhängig machen. Ich kann jungen Unternehmern also nur raten: Wenn Ihr Bauch Ja sagt, wagen Sie den Sprung in fremde Märkte, wagen Sie Neues!

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Noch immer denke ich, diese Chance hätte ich unbedingt ergreifen sollen. Vielleicht würde ich dann manchmal ruhiger schlafen. Unser Betrieb hat – grob unterteilt – zwei Sparten. Wir haben eine Gießerei, die auf Legierungen wie Kupfer und Aluminium spezialisiert ist. Daneben bauen wir druckdichte Fenster und Schiebetüren, vor allem für den Anlagenbau und Megajachten. Anfang der 80er-Jahre sprach mich der Geschäftsführer einer Nachbarfirma hier in Hamburg an, ob wir uns an einem Projekt beteiligen wollten. Eine Gruppe von Firmen und dem GKSS-Forschungszentrum Geesthacht wollte im Rahmen eines öffentlichen Auftrags Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung entwickeln – für Entwicklungsländer wie Indien. Wir konnten schon damals druck- und gasdichte Bauteile für Behälter gießen, die sich wohl für die Wasseraufbereitung gemäß dem Osmoseverfahren geeignet hätten. Mein Bauch sagte ganz klar Ja, doch ich hörte auf meinen Kopf. Ich war mir unsicher, ob wir uns über die Patentrechte würden einigen können, zudem fürchtete ich den Sprung in einen ganz fremden Markt. "Schuster, bleib bei deinen Leisten", heißt es doch immer. Heute ist der lukrative Markt der Trinkwasseraufbereitung besetzt. Wir hätten uns früh an Innovationen beteiligen und so etablieren können. Dann hätte ich meinem Sohn den Betrieb vielleicht mit einem dritten Standbein übergeben. Natürlich kann ich nicht sagen, ob es geklappt hätte, aber den Versuch wäre es wert gewesen. Je älter ich geworden bin, desto klarer ist mir geworden, wie wichtig Diversifizierung für uns Mittelständler ist. Die Schiffsbranche etwa schwankt zwischen Boomjahren und Krisenzeiten, da darf man sich nicht zu abhängig machen. Ich kann jungen Unternehmern also nur raten: Wenn Ihr Bauch Ja sagt, wagen Sie den Sprung in fremde Märkte, wagen Sie Neues!
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