Fehler bei der Altersvorsorge
Sie wollen klug vorsorgen? Dann machen Sie nie diese Fehler

Sie wollen es sich richtig gut gehen lassen, wenn Sie in Rente gehen? Gut! Dann sorgen Sie bestimmt entsprechend vor. Oder machen Sie bei Ihrer Altersvorsorge einen dieser Fehler?

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Ein Sparschwein für die Altersvorsorge? Ein Fehler. Wer privat vorsorgen will, sollte sein Geld klug investieren.
Ein Sparschwein für die Altersvorsorge? Ein Fehler. Wer privat vorsorgen will, sollte sein Geld klug investieren.
© kallejipp /photocase.de

Viele Deutsche sind misstrauisch. Wenn es um die Altersvorsorge geht, machen Sie um die Börse einen Bogen. Aktien sind ihnen zu riskant. 75 Prozent verlassen sich laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts aus dem Jahr 2015 lieber allein auf die gesetzliche Rentenversicherung.

So testen Sie, ob Ihre Rente reicht

Ein Fehler, glaubt Finanzexperte Rolf Tilmes. Denn was die gesetzliche Rentenversicherung am Ende auszahle, reiche vielen nicht, um ihren Lebensstandard zu halten. Um das festzustellen, genüge ein Blick auf den jährlichen Rentenbescheid.

Ob der Betrag auf dem Rentenbescheid fürs Alter reiche, lasse sich leicht herausfinden. „Jeder sollte einmal einen Kassensturz machen und systematisch auflisten, was er für Einnahmen hat und was er zum Leben braucht“, sagt Tilmes. „Das zeigt, wie groß der Unterschied ist zwischen dem, was man laut Bescheid als Rentner bekommen würde, und dem, was man heute netto auf der Hand hat.“ Wenn die Lücke zu groß sei, müsse ein privates Finanzpolster her, zum Beispiel in Form von Aktien. Die hätten langfristig im Durchschnitt eine viel höhere Rendite als die gesetzliche Rentenversicherung oder das Sparbuch, ist sich Tilmes sicher.

Die häufigsten Fehler bei der Altersvorsorge

Aber warum wollen dann so viele nicht auf Aktien setzen? Tilmes vermutet, weil sie bereits schlechte Erfahrungen gesammelt und Geld in den Sand gesetzt haben. Vielleicht haben sie folgende Fehler gemacht:

1. Sich selbst überschätzen

„Viele glaube, wenn sie abends die Börsennachrichten gucken, wissen sie, welche Aktie sie am nächsten Tag kaufen können. Doch bis dahin ist ihr Informationsstand Schnee von gestern“, sagt Tilmes. Die Aktienmärkte reagierten heute blitzschnell. Wer eine gute Entscheidung fällen wolle, müsse viel Aufwand betreiben und viel Zeit investieren. Am besten wende man sich daher an einen Profi.

2. Prozyklisch kaufen und verkaufen

Viele hecheln den Kursen hinterher: Sie steigen ein, wenn es gut läuft. Fallen die Werte, verkaufen sie. „Damit verstärken sie die Kursentwicklung noch“, sagt Tilmes. Sinke die Aktie dann auf einen Tiefpunkt, sei die Reaktion oft zweckoptimistisch: Das wird schon besser. „Doch wenn eine Aktie um 50 Prozent fällt, muss sie 100 Prozent steigen, um wieder den Wert vor dem Absturz zu erreichen“, erklärt der Finanzexperte. Daher gelte: Aktien, die so tief fallen, lieber abstoßen und das Geld neu investieren.

3. Hohen Renditeversprechen folgen

Die Gier ist ein schlechter Ratgeber. Das gilt auch bei Finanzgeschäften. Wer glaubt, schnell das große Geld machen zu können, sollte sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. „Jeder Gewinnchance steht ein entsprechend hohes Risiko gegenüber“, warnt der Finanzexperte.

Zur Person
Rolf Tilmes ist Vorsitzender des Vorstands des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB). Der FPSB zertifiziert Finanzberater nach international einheitlich definierten Regeln. Tilmes lehrt zudem an der privaten EBS Universität für Wirtschaft und Recht.

4. Zu oft kaufen und verkaufen

Aktien zu kaufen und verkaufen, kostet Geld. Für jeden Trade halten die Banken die Hand auf. Tilmes glaubt darum, dass bei kurzfristigen Käufen die Kosten oft die Gewinne übersteigen. Er gibt Anlegern folgende Weisheit mit: „Hin und her macht Taschen leer.“ Gerade bei der Altersvorsorge sollte man Aktienanlagen langfristig planen und nicht auf jede Marktschwankung reagieren.

5. Zu lange zögern

Wer möchte sich am Anfang des Berufslebens schon mit dem Ende beschäftigen? Das ist doch noch weit, weit weg. Und auch später, wenn man mittendrin steckt, ist der Gedanke an die Rente vielleicht eher ein abstrakter als ein konkreter. Tilmes empfiehlt hier umzudenken: „Wer früher anfängt, muss jeden Monat weniger zurücklegen.“ Das heißt auch: Wer spät anfängt, privat vorzusorgen, hat am Ende weniger. Es sei denn, er hat genug Geld, um monatlich einen entsprechend hohen Betrag zu investieren.

6. Kosten nicht beachten

Auch Banken wollen verdienen. Deswegen hat jedes Finanzprodukt seinen Preis. Für Aktienfonds sind beispielsweise einmalige Ausgabeaufschläge beim Erwerb, aber auch regelmäßige Verwaltungsgebühren fällig. Wer diese Kosten nicht im Blick hat, verliert unter Umständen Geld. Ein Beispiel: Wenn ein Fonds jedes Jahr 2 Prozent zulegt, bringt das nichts, wenn die Gebühr über 2 Prozent liegt. Tilmes empfiehlt darum, immer das Informationsblatt, das es zu jedem Finanzprodukt gibt, zu lesen.

7. Nur bekannte Werte kaufen

Home Bias – so nennen Börsenprofis die Vorliebe für heimische Werte. Das heißt, die Deutschen kaufen am liebsten Aktien deutscher Unternehmen. Tilmes rät davon ab. Er empfiehlt zu streuen, um so das Risiko zu minimieren. Also besser auf Aktien aus verschiedenen Ländern setzen.

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8. Alles auf eine Karte setzen

Wer beim Roulette alles auf eine Zahl setzt, streicht entweder einen enormen Gewinn ein, oder scheitert krachend. Letzteres ist wahrscheinlicher. Ähnlich verhält es sich bei Aktien. Doch gerade bei der Altersvorsorge sollte man kein Risiko eingehen. Tilmes gibt folgende Faustregel: „Nicht alle Eier in einen Korb.“ Das heißt, man sollte in verschiedene Finanzprodukte investieren. Das können Aktienfonds, Indexfonds oder Lebensversicherungen sein. Und man sollte sich nicht nur auf die etablierten Märkte wie Deutschland, Japan, England, Frankreich und die USA konzentrieren, sondern auch in aufstrebenden Märkten wie Indien oder China investieren.

9. Keine Bilanz aufstellen

Weder am Kapitalmarkt noch im Leben läuft alles nach Plan. Deswegen rät Tilmes, regelmäßig zu überprüfen, ob die private Vorsorge zu den Ausgaben passt. „Ein guter Finanzplaner ist wie ein Arzt. Der macht erst eine Anamnese, bevor er eine Therapie verschreibt“, erklärt der Experte. Darum sollte man sich regelmäßig fragen: An welchen Stellen könnte es eng werden? Was gibt es für finanzielle Herausforderungen? Wie ist man abgesichert?

Dazu gehöre zum Beispiel auch, systematisch zu untersuchen, welche Versicherungen nötig sind. Eine Handyversicherung sei sicher nicht existenzentscheidend, eine Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen schon. Erst wer all diese Faktoren berücksichtige, kann herausfinden, welchen Betrag er monatlich in seine private Altersvorsorge investieren kann.

10. Die Inflation ausblenden

„Viele unterschätzen die Inflation“, warnt Tilmes. Durch sie verliert das Geld im Laufe der Jahre an Kaufkraft. Wer also sein Geld auf ein Sparbuch lege, verliere jeden Monat etwas. Denn der Sparzins liegt aktuell bei knapp über 0 Prozent und damit auch deutlich unter der Inflationsrate. Sie liegt momentan bei rund 2 Prozent.

Viele Deutsche sind misstrauisch. Wenn es um die Altersvorsorge geht, machen Sie um die Börse einen Bogen. Aktien sind ihnen zu riskant. 75 Prozent verlassen sich laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts aus dem Jahr 2015 lieber allein auf die gesetzliche Rentenversicherung. So testen Sie, ob Ihre Rente reicht Ein Fehler, glaubt Finanzexperte Rolf Tilmes. Denn was die gesetzliche Rentenversicherung am Ende auszahle, reiche vielen nicht, um ihren Lebensstandard zu halten. Um das festzustellen, genüge ein Blick auf den jährlichen Rentenbescheid. Ob der Betrag auf dem Rentenbescheid fürs Alter reiche, lasse sich leicht herausfinden. "Jeder sollte einmal einen Kassensturz machen und systematisch auflisten, was er für Einnahmen hat und was er zum Leben braucht", sagt Tilmes. "Das zeigt, wie groß der Unterschied ist zwischen dem, was man laut Bescheid als Rentner bekommen würde, und dem, was man heute netto auf der Hand hat." Wenn die Lücke zu groß sei, müsse ein privates Finanzpolster her, zum Beispiel in Form von Aktien. Die hätten langfristig im Durchschnitt eine viel höhere Rendite als die gesetzliche Rentenversicherung oder das Sparbuch, ist sich Tilmes sicher. Die häufigsten Fehler bei der Altersvorsorge Aber warum wollen dann so viele nicht auf Aktien setzen? Tilmes vermutet, weil sie bereits schlechte Erfahrungen gesammelt und Geld in den Sand gesetzt haben. Vielleicht haben sie folgende Fehler gemacht: 1. Sich selbst überschätzen "Viele glaube, wenn sie abends die Börsennachrichten gucken, wissen sie, welche Aktie sie am nächsten Tag kaufen können. Doch bis dahin ist ihr Informationsstand Schnee von gestern", sagt Tilmes. Die Aktienmärkte reagierten heute blitzschnell. Wer eine gute Entscheidung fällen wolle, müsse viel Aufwand betreiben und viel Zeit investieren. Am besten wende man sich daher an einen Profi. 2. Prozyklisch kaufen und verkaufen Viele hecheln den Kursen hinterher: Sie steigen ein, wenn es gut läuft. Fallen die Werte, verkaufen sie. "Damit verstärken sie die Kursentwicklung noch", sagt Tilmes. Sinke die Aktie dann auf einen Tiefpunkt, sei die Reaktion oft zweckoptimistisch: Das wird schon besser. "Doch wenn eine Aktie um 50 Prozent fällt, muss sie 100 Prozent steigen, um wieder den Wert vor dem Absturz zu erreichen", erklärt der Finanzexperte. Daher gelte: Aktien, die so tief fallen, lieber abstoßen und das Geld neu investieren. 3. Hohen Renditeversprechen folgen Die Gier ist ein schlechter Ratgeber. Das gilt auch bei Finanzgeschäften. Wer glaubt, schnell das große Geld machen zu können, sollte sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. "Jeder Gewinnchance steht ein entsprechend hohes Risiko gegenüber", warnt der Finanzexperte. 4. Zu oft kaufen und verkaufen Aktien zu kaufen und verkaufen, kostet Geld. Für jeden Trade halten die Banken die Hand auf. Tilmes glaubt darum, dass bei kurzfristigen Käufen die Kosten oft die Gewinne übersteigen. Er gibt Anlegern folgende Weisheit mit: "Hin und her macht Taschen leer." Gerade bei der Altersvorsorge sollte man Aktienanlagen langfristig planen und nicht auf jede Marktschwankung reagieren. 5. Zu lange zögern Wer möchte sich am Anfang des Berufslebens schon mit dem Ende beschäftigen? Das ist doch noch weit, weit weg. Und auch später, wenn man mittendrin steckt, ist der Gedanke an die Rente vielleicht eher ein abstrakter als ein konkreter. Tilmes empfiehlt hier umzudenken: "Wer früher anfängt, muss jeden Monat weniger zurücklegen." Das heißt auch: Wer spät anfängt, privat vorzusorgen, hat am Ende weniger. Es sei denn, er hat genug Geld, um monatlich einen entsprechend hohen Betrag zu investieren. 6. Kosten nicht beachten Auch Banken wollen verdienen. Deswegen hat jedes Finanzprodukt seinen Preis. Für Aktienfonds sind beispielsweise einmalige Ausgabeaufschläge beim Erwerb, aber auch regelmäßige Verwaltungsgebühren fällig. Wer diese Kosten nicht im Blick hat, verliert unter Umständen Geld. Ein Beispiel: Wenn ein Fonds jedes Jahr 2 Prozent zulegt, bringt das nichts, wenn die Gebühr über 2 Prozent liegt. Tilmes empfiehlt darum, immer das Informationsblatt, das es zu jedem Finanzprodukt gibt, zu lesen. 7. Nur bekannte Werte kaufen Home Bias – so nennen Börsenprofis die Vorliebe für heimische Werte. Das heißt, die Deutschen kaufen am liebsten Aktien deutscher Unternehmen. Tilmes rät davon ab. Er empfiehlt zu streuen, um so das Risiko zu minimieren. Also besser auf Aktien aus verschiedenen Ländern setzen. 8. Alles auf eine Karte setzen Wer beim Roulette alles auf eine Zahl setzt, streicht entweder einen enormen Gewinn ein, oder scheitert krachend. Letzteres ist wahrscheinlicher. Ähnlich verhält es sich bei Aktien. Doch gerade bei der Altersvorsorge sollte man kein Risiko eingehen. Tilmes gibt folgende Faustregel: "Nicht alle Eier in einen Korb." Das heißt, man sollte in verschiedene Finanzprodukte investieren. Das können Aktienfonds, Indexfonds oder Lebensversicherungen sein. Und man sollte sich nicht nur auf die etablierten Märkte wie Deutschland, Japan, England, Frankreich und die USA konzentrieren, sondern auch in aufstrebenden Märkten wie Indien oder China investieren. 9. Keine Bilanz aufstellen Weder am Kapitalmarkt noch im Leben läuft alles nach Plan. Deswegen rät Tilmes, regelmäßig zu überprüfen, ob die private Vorsorge zu den Ausgaben passt. "Ein guter Finanzplaner ist wie ein Arzt. Der macht erst eine Anamnese, bevor er eine Therapie verschreibt", erklärt der Experte. Darum sollte man sich regelmäßig fragen: An welchen Stellen könnte es eng werden? Was gibt es für finanzielle Herausforderungen? Wie ist man abgesichert? Dazu gehöre zum Beispiel auch, systematisch zu untersuchen, welche Versicherungen nötig sind. Eine Handyversicherung sei sicher nicht existenzentscheidend, eine Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen schon. Erst wer all diese Faktoren berücksichtige, kann herausfinden, welchen Betrag er monatlich in seine private Altersvorsorge investieren kann. 10. Die Inflation ausblenden "Viele unterschätzen die Inflation", warnt Tilmes. Durch sie verliert das Geld im Laufe der Jahre an Kaufkraft. Wer also sein Geld auf ein Sparbuch lege, verliere jeden Monat etwas. Denn der Sparzins liegt aktuell bei knapp über 0 Prozent und damit auch deutlich unter der Inflationsrate. Sie liegt momentan bei rund 2 Prozent.
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