Erfahrungsberichte Vermögensaufbau
„Fürs Alter fehlt mir rund eine Million“

Wenn alles Geld in der Firma steckt, kommt die Vorsorge oft zu kurz. Ein Unternehmer und zwei Unternehmerinnen berichten, was sie fürs Alter tun – und warum es auch mit 57 noch nicht zu spät ist.

29. Oktober 2025, 07:09 Uhr, von Catalina Schröder

Zwei Personen im Rentenalter entspannen in einem Pool
Im Alter ein Platz an der Sonne: Wer das möchte, sollte sich auch finanziell absichern.
© akinbostanci/Getty Images

„Fürs Alter fehlt mir rund eine Million“

Jörg Schäperklaus, 57, Westfälischer ­Bau- und Abbruchservice, 120 Mitarbeitende

Jörg Schäperklaus
© Jens Nieth für impulse Unternehmer Jörg ­Schäperklaus hat erst mit 57 Jahren angefangen, fürs Alter vorzusorgen. Seine Vor­sorgelücke: 1 Million Euro. Nun ­investiert er monatlich 10.000 Euro über Aktien- und An­leihensparpläne in sein Depot.

Besonders in meiner Anfangszeit als Unter­nehmer waren mir Gespräche mit Banken ­unangenehm. In der Gründungsphase meiner Abbruchfirma wollte die Bank mir keinen Kredit geben, den ich benötigte, um einen Bagger anzuschaffen. Ich musste mit Besen und Schaufel starten und habe mir größere Geräte geliehen. Mit den ersten Gewinnen konnte ich nach und nach Bagger und Lkw kaufen. So habe ich mich hochgearbeitet – aber mein Vertrauen in die Zuverlässigkeit von Menschen, die beruflich mit Geld zu tun hatten, war dahin.

Mit den Finanzen meiner Firma kannte ich mich irgendwann gut aus, aber wie ich privat Geld anlege, war für mich lange unklar. Bei meiner Scheidung vor 15 Jahren musste ich die Hälfte meiner Rentenpunkte abgeben, die ich als Angestellter gesammelt hatte. Tief in mir drinnen wusste ich daher, dass es um meine Alters­vorsorge nicht gut bestellt war. Aber wie viel Geld ich einmal brauche? Oder wie groß meine Rentenlücke ist? Diese Fragen habe ich von mir weggeschoben.

Heute bin ich meiner Tochter dankbar, dass sie mich zum Umdenken gebracht hat. Nach dem Verkauf meiner Fitnessstudios, die ich mit einem Geschäftspartner aufgebaut hatte, sagte sie: „Papa, jetzt musst du was für deine Altersvorsorge tun.“ Sie fand einen Honorarberater für mich, und als wir ausgerechnet haben, wie groß meine Renten­lücke ist, war ich schockiert: Mir fehlten rund 1 Million Euro.

Glücklicherweise habe ich nun gelernt, wie ich diese Lücke konkret schließen kann. Mich beruhigt das sehr. Und mein Verhältnis zu Geld hat sich in den vergangenen Monaten zum Positiven verändert.

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„Meine Altersvorsorge war erst mal dahin!“

Catharina von Hobe, 54, Inhaberin der Agentur CvH Design, 10 Mitarbeitende

Catharina von Hobe
© Robert Schlossnickel für impulse ­Agenturchefin Catharina von Hobe vertraute lange auf Bankberater, beschäftigt sich aber seit einigen Jahren mit ETFs. Wann immer sie Geld übrig hat, investiert sie es in ETF-Sparpläne.

Papierkram rund um Finanzen habe ich immer gehasst. Deshalb war ich dankbar, dass sich darum mein Mann gekümmert hat. Nach der Trennung 2013 musste ich selbst ran. Das gemeinsame Haus mit vier Wohnungen war noch nicht abbezahlt. Um meinen Mann auszuzahlen, musste ich einen neuen Kredit aufnehmen.

Heute lebe ich in ­einer der Wohnungen, in ­einer sind die Büroräume meiner Agentur für Webdesign und ­Online-Marketing. Zwei weitere vermiete ich. Dass ich im Alter Mieteinnahmen haben werde, finde ich beruhigend.

Bevor ich 2005 meine Agentur gegründet habe, war ich Leiterin ­Online-Marketing bei Otto. Aus dieser Zeit ­habe ich eine Direktversicherung, die ich bis heute bespare. Meinen Riester-­Vertrag habe ich stillgelegt und eine Lebensversicherung aufgelöst. Beides brachte kaum Rendite. Auf Anraten meines Bankberaters ­habe ich das Geld in einen aktiv gemanagten Fonds ein­gezahlt.

Einige Jahre später habe ich einen großen Kunden verloren und musste meine Rücklagen nehmen, um die Gehälter meiner zehn Angestellten zu zahlen. Damit war meine Vorsorge dahin. Glücklicherweise konnte ich den Verlust im Laufe der Jahre nahezu ausgleichen. Vor etwa drei Jahren habe ich angefangen, mich über ETFs zu informieren. Wann immer ich Geld übrig habe, investiere ich das seitdem in mein Depot.

Heute fühle ich mich einigermaßen abgesichert. Trotzdem möchte ich mich noch beraten lassen, ob das Geld im Alter einmal reichen wird.

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„Geld bedeutet für mich Freiheit“

Eileen Liebig, 39, Gründerin des Start-ups Clap Clap, 4 Mitarbeitende

Eileen Liebig
© Sebastian Pfütze für impulse Geldsorgen ihrer Mutter ­prägten Eileen Liebig in ihrer Kindheit. Sie beschloss, alles dagegen zu tun, um nicht in diese Situation zu kommen – und begann früh, fürs Alter vorzusorgen, etwa über Immobilien, ETFs und Beteiligungen.

Ich habe früh gelernt, dass Geld über Sicherheit entscheidet. Als ich ein Kind war, hatten meine Eltern Schulden. Einmal saß meine Mutter in unserem Esszimmer und hat geweint, weil sie einen Kredit brauchte – und keinen ­bekommen hat. Dieses Bild hat sich tief eingebrannt. Und ich habe damals schon beschlossen: Das passiert mir nicht! Als Teenager fing ich an, Zeitungen auszutragen, um finanziell unabhängig zu werden.

Für mich bedeutet Geld Selbstbestimmtheit und Freiheit, nicht Konsum. Materielle Dinge sind mir nicht wichtig. Als junge Erwachsene habe ich schnell ­gemerkt, dass mich ein Angestelltenjob nicht zufrieden macht. Ich gründete eigene Firmen: eine Eventagentur, eine Investitionsgesellschaft, über die ich in Start-ups investiere, und die Clap Clap GmbH. Wir versenden im Auftrag von Firmen Geschenkboxen an deren Mitarbeitende und Kunden.

Unternehmen aufzubauen und weiterzugeben, sehe ich als Teil meiner ­Altersvorsorge: Im besten Fall generiere ich so langfristig passives Einkommen. Seit 2017 ­investiere ich jeden Monat zur Schließung ­meiner Rentenlücke in fünf verschiedene ETFs. Immobilien sind ein weiterer Baustein meiner Vorsorge: Gemeinsam mit meinem Mann, der Halb-Libanese ist, besitzen wir Wohnungen in der Türkei und im Libanon. Kredite versuche ich privat zu vermeiden.

Natürlich gab es Fehlschläge, etwa Investitionen in Start-ups, die dann pleitegegangen sind. Aber so was passiert. Nicht zu investieren, ist keine Option.

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