Steuern sparen in Corona-Zeiten: 5 einfach umsetzbare Steuerspar-Ideen

1. Vorauszahlungen reduzieren, Stundung und Pfändungsstopp beim Zoll beantragen In einem Schreiben vom 19. März 2020 hat das Bundesfinanzministerium von Corona wirtschaftlich betroffenen Unternehmen ausnahmsweise eine zinslose Stundung für offene Umsatzsteuerbeträge bis Ende 2020 erlaubt. Nun hat auch der Zoll nachgezogen. Für folgende Steuern können von Corona betroffene Steuerzahler die Herabsetzung von Vorauszahlungen, die zinslose Stundung bis Ende 2020 und den Stopp von Pfändungen beantragen: Einfuhrumsatzsteuer Luftverkehrsteuer Energiesteuer Stromsteuer Tabaksteuer Kaffeesteuer Biersteuer Alkoholsteuer Alkopopsteuer Schaumweinsteuer Zwischenerzeugnissteuer Kraftfahrzeugsteuer Weitere Infos dazu siehe hier. In Bayern können Immobilienkäufer außerdem eine zinslose Stundung der Grunderwerbsteuer bis 31. Dezember 2020 beantragen. Voraussetzung: Der Kauf der Immobilie fand zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 30. April 2020 statt. 2. Firmenwagen stehen lassen Zu Corona-Zeiten heißt es für Unternehmer: jeden Cent sparen, der geht. Warum also nicht während der Krise den betrieblichen Firmenwagen stehenlassen? Was das bringt? Ganz einfach: Für jeden vollen Monat, in dem der Firmenwagen nachweislich nicht privat genutzt wurde, muss kein Privatverbrauch nach der 1-Prozent-Regelung versteuert werden. Dabei gilt es natürlich, das Finanzamt davon zu überzeugen, dass das Fahrzeug während der Corona-Krise nicht gefahren wurde. Plausible Nachweise sind: Foto vom Tacho zum Zeitpunkt, ab dem der Wagen nicht mehr benutzt wird keine Tankrechnungen mehr für den Firmenwagen in dieser Zeit Betriebsausgabenabzug für die Nutzung des Privat-Pkws für betriebliche Fahrten mit 30 Cent pro Kilometer Foto vom Tacho zum Zeitpunkt, ab dem der Firmenwagen erstmals wieder genutzt wird Verzichten auch Arbeitnehmer während der Corona-Krise auf die Nutzung ihrer Dienstwägen, mindert sich bei ihnen der lohnsteuerliche geldwerte Vorteil und Arbeitnehmer und Arbeitgeber sparen sich die Sozialversicherungsbeiträge. Beispiel: Gastronom Müller nutzt seinen Firmenwagen (Bruttolistenpreis 60.000 Euro) nachweislich seit 1. April 2020 nicht mehr. Nach Schließung seines Lokals wegen Kurzarbeit, Renovierung und Krankheit fährt er erst ab 5. Juni wieder mit dem Firmenwagen. Folge: Für die Monate April und Mai muss Müller den Privatanteil von jeweils 600 Euro nicht seinem Gewinn hinzurechnen und es fällt auch keine Umsatzsteuer an. 3. Umsatzsteuer zurückfordern Bei der Umsatzsteuer gilt die Besonderheit, dass die Umsatzsteuer normalerweise zur Zahlung ans Finanzamt fällig wird, sobald der Unternehmer die vereinbarte Leistung erbracht hat (so genannte Soll-Versteuerung). Wann die Rechnung bezahlt wird oder wann der Kunde zahlt, spielt keine Rolle. Das führt gerade in der Corona-Krise zu erheblichen Liquiditätsengpässen: Auch wenn viele Kunden und Geschäftspartner die gestellten Rechnungen nicht begleichen können, ist die Umsatzsteuer für die ausstehenden Beträge bereits ans Finanzamt überwiesen. Zurückfordern können Unternehmer die Umsatzsteuer im Rahmen einer Berichtigung bei der Umsatzsteuervoranmeldung jedoch nur, wenn Kunden oder Geschäftspartner verstorben oder insolvent sind. Doch es gibt ein Hintertürchen: ein Urteil des Finanzgerichts Hamburg (Urteil vom 2.9.2013, Az. 2 V 119/13). Es kann vielleicht helfen, bereits ans Finanzamt abgeführte Umsatzsteuer bei Zahlungsschwierigkeiten wieder zurückfordern zu können. Im Urteilsfall kam ein Unternehmer einem in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Kunden zuerst mit einem Abschlag entgegen und später mit Vereinbarung einer Ratenzahlung. Doch der Kunde konnte trotzdem nicht zahlen. Das Finanzgericht ließ hier eine Berichtigung (Rückforderung) der bereits ans Finanzamt gezahlten Umsatzsteuer mit folgender Argumentation zu: „Erforderlich ist vielmehr, dass der Kunde nicht mehr bezahlt und bei objektiver Betrachtung damit zu rechnen ist, dass die Forderung gegen ihn auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar ist.“ Tipp: Der Steuerberater sollte bei einer geplanten Umsatzsteuerberichtigung die einzelnen Forderungen beleuchten und entscheiden, ob eine Berichtigung in Frage kommt oder nicht. So kann man steuerlich auf Nummer Sicher gehen und verhindern, vom Finanzamt als Steuerhinterzieher bezichtigt zu werden. 4. Homeoffice-Kosten als Betriebsausgabe abziehen Um in der Corona-Krise Miete zu sparen, kündigen derzeit viele Unternehmer ihre Büroräume und planen, den Betrieb künftig vom Homeoffice aus zu führen. Hier stellt sich steuerlich die Frage: In welchem Umfang lassen sich für das häusliche Arbeitszimmer Betriebsausgaben abziehen? Dazu gilt Folgendes: Wird ein Unternehmer ausschließlich von seinem häuslichen Arbeitszimmer aus betrieblich tätig (keine Kundenbesuche), kann er die auf den genutzten Raum zu Hause entfallenden Kosten in voller Höhe als Betriebsausgaben vom Gewinn abziehen. Hat der Unternehmer keinen anderen Arbeitsplatz und wird in seinem häuslichen Arbeitszimmer und normalerweise bei seinen Kunden vor Ort tätig, kann er immerhin bis zu 1250 Euro als Betriebsausgaben abziehen. Wichtig, damit es mit Abzug überhaupt klappt: Die Kosten für das Arbeitszimmer sind getrennt von den übrigen Betriebsausgaben aufzuzeichnen und zu verbuchen (§ 4 Abs. 7 EStG) und der Raum zu Hause muss ein abgeschlossener Raum sein, der ausschließlich betrieblich genutzt wird. Für eine Arbeitsecke oder einen Raum, der zu Hälfte mit privatem Krempel gefüllt ist, gibt es keinen Betriebsausgabenabzug. Tipp: Befindet sich das Arbeitszimmer im privaten Eigenheim des Unternehmers, empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Steuerberater. Denn in § 8 der Einkommensteuer-Durchführungsverordnung steht: Ein betrieblich genutzter Raum, dessen Wert mehr als 20.500 Euro beträgt oder der mehr als ein Fünftel des gemeinen Werts des Gesamtgrundstücks wert ist, wird zwingend zum Betriebsvermögen. Wird das häusliche Arbeitszimmer zum Betriebsvermögen, hat das eine fatale Folge: Dann sind künftige Wertzuwächse bei Beendigung der betrieblichen Tätigkeit oder bei Verkauf der Immobilie anteilig zu versteuern. 5. Lohnsummen nach Betriebsübernahme beachten Hat ein Unternehmer vor fünf bis sieben Jahren einen Betrieb im Rahmen einer Schenkung oder Erbschaft übertragen bekommen, sollte er in der Corona-Krise nicht vorschnell Mitarbeitern kündigen, um die Lohnkosten zu senken. Hintergrund: Viele Übernehmer eines Betriebs haben beim Finanzamt die Verschonungsregeln nach § 13a Abs. 3 Erbschaftsteuergesetz in Anspruch genommen. Danach bleibt übernommenes Vermögen je nach Verschonungsregelung zu 85 bis 100 Prozent schenkungs- bzw. erbschaftssteuerfrei, wenn der Betrieb zwischen fünf und sieben Jahren unverändert weitergeführt wird. Unverändert – das bedeutet auch, dass in diesem Zeitraum bestimmte Lohnsummen nicht unterschritten werden dürfen. Die Lohnsummen legt bei der Betriebsübernahme die Stelle im Finanzamt fest, die die Erbschaft- und Schenkungssteuer ermittelt hat. Unterschreitet ein Unternehmen die Lohnsummen wegen Entlassungen in der Corona-Krise im Jahr 2020, fällt die Befreiung von Erbschaft- und Schenkungssteuer anteilig weg. Tipp: Unbedingt vor der Entlassung von Personal mit dem Steuerberater besprechen, welche Konsequenzen die Kündigungen für möglicherweise im Jahr 2020 zu erfüllende Lohnsummen im Rahmen der Verschonungsregelungen hätten.