Blender enttarnen
Große Klappe, nichts dahinter? So entlarven Sie Blender

Blender inszenieren sich meisterlich, punkten mit Fachkenntnissen und guten Kontakten – nur steckt wenig dahinter. Wie Chefs Blender enttarnen und hochstapelnden Bewerbern auf die Schliche kommen.

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Bei Blendern macht der letzte Buchstabe den Unterschied: Angebliche Fakten entpuppen sich oft als falsch.
© go2 / photocase.de

An Dreistigkeit kaum zu überbieten: Der Postbote, der dank gefälschter Zeugnisse jahrelang als Psychologe Patienten behandelte. Oder der schwedische Hobby-Pilot, der ohne entsprechende Lizenz 13 Jahre lang große Passagierflugzeuge steuerte.

Beides konnte passieren, weil diese Männer ihr Umfeld geblendet haben. Natürlich sind das betrügerische Extremfälle, doch auch Hochstapler und Blender kleineren Kalibers können Unternehmen schaden. Viele Chefs dürften schon mal einen Mitarbeiter erlebt haben, der ständig von seinen Glanzleistungen berichtet, im Arbeitsalltag aber überfordert ist. Das muss nicht zwingend gleich das ganze Unternehmen gefährden, kann aber die Stimmung im Team belasten. Umso wichtiger, dass Chefs Blender erkennen, mit ihnen sprechen – und sie, wenn nötig, vor die Tür setzen.

Typische Merkmale von Blendern

Blender können sich geschickt selbst vermarkten, daher erkennt man sie selten auf den ersten Blick. „Sie können gut mit anderen umgehen, hinterlassen einen guten ersten Eindruck. Man freut sich, sich mit ihnen zu unterhalten, weil sie immer interessante Sachen erzählen“, sagt Kriminalpsychologe und Profiler Jens Hoffmann. Er hat beruflich schon häufig mit Blendern zu tun gehabt, kennt typische Verhaltensweisen und weiß, wie man sie überführt.

Hoffmann unterscheidet zwei Persönlichkeitstypen von Blendern: einerseits narzisstische Blender, die sich überlegen fühlen und sich gut selbst darstellen können. Solche Mitarbeiter mögen zwar lästig sein, sind aber harmlos im Vergleich zum zweiten Typ: „Die wirklich problematischen Persönlichkeiten sind manipulative psychopathische Blender“, sagt Hoffmann. „Die sind häufig Meister der Manipulation. Sie sind innerlich kalt, mögen es, mit anderen zu spielen.“

Solche Typen schauen laut Hoffmann gezielt, wer für sie nützlich sein kann, nehmen diese Personen dann ein und manipulieren sie. Weil psychopathische Blender oft sozial intelligent seien, ist ihre Taktik schwer zu durchschauen. „Die Kollegen, die direkt mit ihnen zu tun haben, halten sich oft zurück. Sie wissen genau, was das für ein problematischer, aggressiver Charakter ist, und haben Sorge, selbst ins Visier zu geraten“, erklärt der Kriminalpsychologe.

Klarer Fall: Den psychopathischen Blender möchte niemand im Team haben. Um beide Typen zu enttarnen, empfiehlt Hoffmann verschiedene Strategien.

Blender im Team entlarven in 4 Schritten

Schritt 1: Behauptungen hinterfragen

Stecken hinter den großen Worten des Mitarbeiters wirklich Kenntnisse und Fähigkeiten – oder übertreibt er? Chefs können das recht leicht herausfinden: „Wenn ich genau verstehen will, was jemand meint, und nachhake, dann zerfließt mir die Antwort eines Blenders oft zwischen den Fingern. Er wird nicht konkret“, sagt Hoffmann. Stattdessen weicht er aus und wechselt elegant das Thema.

Zur Person
Der Profiler und Kriminalpsychologe Jens Hoffmann leitet das Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement. Als Geschäftsführer des Verbunds "Team Psychologie & Sicherheit" berät er außerdem Unternehmen, Behörden und Personen des öffentlichen Lebens an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Sicherheit.

Schritt 2: Arbeitsleistung überprüfen

Ein besonders offensichtliches Indiz: Ein Mitarbeiter, der mit seinen Kenntnissen und seiner Erfahrung prahlt, leistet keine gute Arbeit. Hoffmann: „Wenn jemand wie ein Blender wirkt, muss man genau abgleichen, was seine Arbeitsergebnisse sind.“

Vorsicht: Manche Menschen wirken wie Blender, leisten aber gute Arbeit. Chefs sollte sich daher vorschnelle Urteile verkneifen.

Schritt 3: Mit Kollegen sprechen

Vermuten Unternehmer, einen Blender im Team haben – oder äußert ein Teammitglied diesen Verdacht –, sollten sie mit den direkten Kollegen des Mitarbeiters sprechen. Wichtig: Das Gespräch muss unter vier Augen stattfinden und vertraulich bleiben. Können Mitarbeiter sich nicht darauf verlassen, dass der Chef die Informationen für sich behält, werden sie sich ihm nicht anvertrauen.

Unternehmer sollten dabei unbedingt mit mehr als einem Kollegen sprechen. Warum, zeigt ein Beispiel aus Hoffmanns Erfahrung: Der Kriminalpsychologe sollte für eine Firma prüfen, ob es sich bei einem Angestellten um einen Blender handelte. Der Verdacht: Der Mitarbeiter manipuliert Kollegen, insbesondere die Chefs, ist gefühlskalt und setzt andere unter Druck, ohne selbst besonders kompetent zu sein.

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Um den Verdacht zu prüfen, sprach Hoffmann mit mehreren Kollegen des vermeintlichen Blenders. „Das Interessante dabei war, dass die Meinungen komplett geteilt waren: Die einen Mitarbeiter waren begeistert von ihm, meinten, er leiste tolle Arbeit und bringe das Unternehmen voran. Andere dagegen sagten zunächst gar nichts – sie hatten Angst. Sie offenbarten sich nur im Vertrauen und berichteten, dass ihr Kollege ein anderes Gesicht habe und bedrohlich auftrete.“

Die Geschichte endete mit der Entlassung des Blenders. Hoffmann konnte ihn in einem langen Gespräch aus der Reserve locken: „Irgendwann hat er sich so sicher gefühlt, dass er angefangen hat zu prahlen, dass er eigentlich der bessere Chef wäre. Da hat er sich um seine Stellung geredet.“

Schritt 4: Blender zur Rede stellen

Erhärtet sich der Verdacht, dass ein Mitarbeiter ein Blender ist, sollten Unternehmer das Gespräch mit dem Blender suchen. Hoffmanns Rat: Chefs sollten den Termin wie ein gewöhnliches Personalgespräch angehen. „Falls der Mitarbeiter neu ist, fragen Sie zu Beginn: ‚Wie haben Sie sich eingelebt? Wie gefällt es Ihnen?‘ Lassen Sie ihn erstmal sprechen.“

Erst später im Gespräch sollten Unternehmer laut dem Psychologen das Verhalten des Blenders ansprechen – denn manchmal passiere es, dass dieser das Gespräch dann direkt abbricht. Hat man sich dagegen erstmal warmgeredet, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Blender bleibt. „Sprechen Sie die Probleme sehr ruhig und klar an“, rät der Kriminalpsychologe.

Hilfreich sei zudem, sich für das Gespräch Unterstützung zu holen. Wenn ein anderer Mitarbeiter, der Co-Geschäftsführer oder ein Personaler dabei ist, könne man anschließend die Eindrücke des Gesprächs vergleichen und weitere Schritte besprechen.

Möglicherweise kommt im Gespräch raus, dass der Blender sich seines Verhaltens gar nicht bewusst ist. Dann dürfte er sich bemühen, sich zu ändern. Hoffmann: „Wenn das Verhalten aber wirklich stark ist, immer wieder auftritt, man schon das dritte Gespräch geführt hat und es nicht besser wird, ist es manchmal sinnvoller, sich zu trennen.“

Blender bereits im Bewerbungsprozess enttarnen

Ein vielversprechender neuer Mitarbeiter entpuppt sich als Blender?  Das kostet Zeit, Geld und Nerven – umso besser, wenn man solche Personen schon im Vorstellungsgespräch erkennt. Weil Blender zunächst oft einen guten Eindruck hinterlassen und sich gut verkaufen können, kann das knifflig sein. Trotzdem können Unternehmer auf ein paar Details achten:

  • Chefs sollten sich Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse genau anschauen. Was schreiben vorherige Arbeitgeber über den Kandidaten?

Woran Chefs Schummeleien im Lebenslauf erkennen, lesen Sie in unserem Artikel „So erkennen Sie Lügen von Bewerbern“.

  • Sie sollten sehr genau nach einzelnen Stationen und Erfahrungen fragen: Kann der Bewerber Genaueres von seinen letzten Projekten und Verantwortlichkeiten berichten? „Wenn er nur Oberflächliches erzählt, würde ich aufpassen“, sagt Hoffmann.

Grundsätzlich sei es ratsam, längere Gespräche zu führen – laut Hoffmann mindestens eine Stunde. „Je länger ein Gespräch dauert, desto schwieriger ist es für einen Bewerber, sich zu verstellen“, erklärt der Kriminalpsychologe. „Außerdem sollte man Bewerbungsgespräche immer zu zweit führen, damit man danach gemeinsam reflektieren kann.“

An Dreistigkeit kaum zu überbieten: Der Postbote, der dank gefälschter Zeugnisse jahrelang als Psychologe Patienten behandelte. Oder der schwedische Hobby-Pilot, der ohne entsprechende Lizenz 13 Jahre lang große Passagierflugzeuge steuerte. Beides konnte passieren, weil diese Männer ihr Umfeld geblendet haben. Natürlich sind das betrügerische Extremfälle, doch auch Hochstapler und Blender kleineren Kalibers können Unternehmen schaden. Viele Chefs dürften schon mal einen Mitarbeiter erlebt haben, der ständig von seinen Glanzleistungen berichtet, im Arbeitsalltag aber überfordert ist. Das muss nicht zwingend gleich das ganze Unternehmen gefährden, kann aber die Stimmung im Team belasten. Umso wichtiger, dass Chefs Blender erkennen, mit ihnen sprechen – und sie, wenn nötig, vor die Tür setzen. Typische Merkmale von Blendern Blender können sich geschickt selbst vermarkten, daher erkennt man sie selten auf den ersten Blick. „Sie können gut mit anderen umgehen, hinterlassen einen guten ersten Eindruck. Man freut sich, sich mit ihnen zu unterhalten, weil sie immer interessante Sachen erzählen“, sagt Kriminalpsychologe und Profiler Jens Hoffmann. Er hat beruflich schon häufig mit Blendern zu tun gehabt, kennt typische Verhaltensweisen und weiß, wie man sie überführt. Hoffmann unterscheidet zwei Persönlichkeitstypen von Blendern: einerseits narzisstische Blender, die sich überlegen fühlen und sich gut selbst darstellen können. Solche Mitarbeiter mögen zwar lästig sein, sind aber harmlos im Vergleich zum zweiten Typ: „Die wirklich problematischen Persönlichkeiten sind manipulative psychopathische Blender“, sagt Hoffmann. „Die sind häufig Meister der Manipulation. Sie sind innerlich kalt, mögen es, mit anderen zu spielen.“ Solche Typen schauen laut Hoffmann gezielt, wer für sie nützlich sein kann, nehmen diese Personen dann ein und manipulieren sie. Weil psychopathische Blender oft sozial intelligent seien, ist ihre Taktik schwer zu durchschauen. „Die Kollegen, die direkt mit ihnen zu tun haben, halten sich oft zurück. Sie wissen genau, was das für ein problematischer, aggressiver Charakter ist, und haben Sorge, selbst ins Visier zu geraten“, erklärt der Kriminalpsychologe. Klarer Fall: Den psychopathischen Blender möchte niemand im Team haben. Um beide Typen zu enttarnen, empfiehlt Hoffmann verschiedene Strategien. Blender im Team entlarven in 4 Schritten Schritt 1: Behauptungen hinterfragen Stecken hinter den großen Worten des Mitarbeiters wirklich Kenntnisse und Fähigkeiten – oder übertreibt er? Chefs können das recht leicht herausfinden: „Wenn ich genau verstehen will, was jemand meint, und nachhake, dann zerfließt mir die Antwort eines Blenders oft zwischen den Fingern. Er wird nicht konkret“, sagt Hoffmann. Stattdessen weicht er aus und wechselt elegant das Thema. Schritt 2: Arbeitsleistung überprüfen Ein besonders offensichtliches Indiz: Ein Mitarbeiter, der mit seinen Kenntnissen und seiner Erfahrung prahlt, leistet keine gute Arbeit. Hoffmann: „Wenn jemand wie ein Blender wirkt, muss man genau abgleichen, was seine Arbeitsergebnisse sind.“ Vorsicht: Manche Menschen wirken wie Blender, leisten aber gute Arbeit. Chefs sollte sich daher vorschnelle Urteile verkneifen. Schritt 3: Mit Kollegen sprechen Vermuten Unternehmer, einen Blender im Team haben – oder äußert ein Teammitglied diesen Verdacht –, sollten sie mit den direkten Kollegen des Mitarbeiters sprechen. Wichtig: Das Gespräch muss unter vier Augen stattfinden und vertraulich bleiben. Können Mitarbeiter sich nicht darauf verlassen, dass der Chef die Informationen für sich behält, werden sie sich ihm nicht anvertrauen. Unternehmer sollten dabei unbedingt mit mehr als einem Kollegen sprechen. Warum, zeigt ein Beispiel aus Hoffmanns Erfahrung: Der Kriminalpsychologe sollte für eine Firma prüfen, ob es sich bei einem Angestellten um einen Blender handelte. Der Verdacht: Der Mitarbeiter manipuliert Kollegen, insbesondere die Chefs, ist gefühlskalt und setzt andere unter Druck, ohne selbst besonders kompetent zu sein. Um den Verdacht zu prüfen, sprach Hoffmann mit mehreren Kollegen des vermeintlichen Blenders. „Das Interessante dabei war, dass die Meinungen komplett geteilt waren: Die einen Mitarbeiter waren begeistert von ihm, meinten, er leiste tolle Arbeit und bringe das Unternehmen voran. Andere dagegen sagten zunächst gar nichts – sie hatten Angst. Sie offenbarten sich nur im Vertrauen und berichteten, dass ihr Kollege ein anderes Gesicht habe und bedrohlich auftrete.“ Die Geschichte endete mit der Entlassung des Blenders. Hoffmann konnte ihn in einem langen Gespräch aus der Reserve locken: "Irgendwann hat er sich so sicher gefühlt, dass er angefangen hat zu prahlen, dass er eigentlich der bessere Chef wäre. Da hat er sich um seine Stellung geredet." Schritt 4: Blender zur Rede stellen Erhärtet sich der Verdacht, dass ein Mitarbeiter ein Blender ist, sollten Unternehmer das Gespräch mit dem Blender suchen. Hoffmanns Rat: Chefs sollten den Termin wie ein gewöhnliches Personalgespräch angehen. „Falls der Mitarbeiter neu ist, fragen Sie zu Beginn: ‚Wie haben Sie sich eingelebt? Wie gefällt es Ihnen?‘ Lassen Sie ihn erstmal sprechen.“ Erst später im Gespräch sollten Unternehmer laut dem Psychologen das Verhalten des Blenders ansprechen – denn manchmal passiere es, dass dieser das Gespräch dann direkt abbricht. Hat man sich dagegen erstmal warmgeredet, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Blender bleibt. "Sprechen Sie die Probleme sehr ruhig und klar an", rät der Kriminalpsychologe. Hilfreich sei zudem, sich für das Gespräch Unterstützung zu holen. Wenn ein anderer Mitarbeiter, der Co-Geschäftsführer oder ein Personaler dabei ist, könne man anschließend die Eindrücke des Gesprächs vergleichen und weitere Schritte besprechen. Möglicherweise kommt im Gespräch raus, dass der Blender sich seines Verhaltens gar nicht bewusst ist. Dann dürfte er sich bemühen, sich zu ändern. Hoffmann: „Wenn das Verhalten aber wirklich stark ist, immer wieder auftritt, man schon das dritte Gespräch geführt hat und es nicht besser wird, ist es manchmal sinnvoller, sich zu trennen.“ Blender bereits im Bewerbungsprozess enttarnen Ein vielversprechender neuer Mitarbeiter entpuppt sich als Blender?  Das kostet Zeit, Geld und Nerven – umso besser, wenn man solche Personen schon im Vorstellungsgespräch erkennt. Weil Blender zunächst oft einen guten Eindruck hinterlassen und sich gut verkaufen können, kann das knifflig sein. Trotzdem können Unternehmer auf ein paar Details achten: Chefs sollten sich Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse genau anschauen. Was schreiben vorherige Arbeitgeber über den Kandidaten? Woran Chefs Schummeleien im Lebenslauf erkennen, lesen Sie in unserem Artikel "So erkennen Sie Lügen von Bewerbern". Sie sollten sehr genau nach einzelnen Stationen und Erfahrungen fragen: Kann der Bewerber Genaueres von seinen letzten Projekten und Verantwortlichkeiten berichten? „Wenn er nur Oberflächliches erzählt, würde ich aufpassen“, sagt Hoffmann. Grundsätzlich sei es ratsam, längere Gespräche zu führen – laut Hoffmann mindestens eine Stunde. „Je länger ein Gespräch dauert, desto schwieriger ist es für einen Bewerber, sich zu verstellen“, erklärt der Kriminalpsychologe. „Außerdem sollte man Bewerbungsgespräche immer zu zweit führen, damit man danach gemeinsam reflektieren kann.“
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