Unternehmerisches Denken und Handeln
So bringen Sie Ihre Mitarbeiter zum Mitdenken

Mitarbeiter, die unternehmerisch denken und handeln, sind für jeden Chef wertvoll. Doch wie bringt man sie dazu, mehr Verantwortung zu übernehmen und die Kosten im Blick zu behalten?

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Kopf anschalten! Auch Ihre Mitarbeiter können unternehmerisches Denken und Handeln lernen.
Kopf anschalten! Auch Ihre Mitarbeiter können unternehmerisches Denken und Handeln lernen.

Wie kann man im Meeting Zeit sparen? Welche Projekte haben Priorität? Wer ist der günstigste Getränkelieferant? Wer kümmert sich um welchen Kunden und warum? Diese Entscheidungen muss nicht immer der Chef treffen. Wie man seine Mitarbeiter dazu bringt, mitzudenken und unternehmerisch zu handeln, erklärt Business-Coach Peter Krumbach-Mollenhauer im Interview.

impulse: Herr Krumbach, braucht eine erfolgreiche Firma unternehmerisch denkende Mitarbeiter?

Peter Krumbach-Mollenhauer: Es ist auf jeden Fall ein deutlicher Marktvorteil. Ich denke nicht, dass alle Menschen dazu geboren sind, unternehmerisch denken zu wollen. Es gibt vereinzelt Leute, die sagen: „Lass mich in Ruhe, ich möchte einfach nur meine Arbeit tun.“ Ich glaube aber, dass viele Menschen eine andere Erwartung an ihren Job haben, gerade Fach- und Führungskräfte. Die wollen mitgestalten und nicht abwarten, bis sie Abteilungsleiter sind.

Die Mitarbeiter einer Firma machen seit Jahren genau das, was ihr Chef ihnen sagt. Jetzt will er plötzlich, dass sie eigenständiger arbeiten und mitdenken. Wie bringt er sein Team dazu?

Als Chef muss ich einschätzen, was meine Mitarbeiter können. Welches Fachwissen haben sie, welche Verhaltenskompetenzen liegen vor, welche persönlichen Kompetenzen bringt jeder Einzelne mit. Ich kann nicht einfach sagen: „Hier habt ihr einen großen Sack voll Verantwortung, macht mal!“ Das funktioniert nicht.

Wie sollte er es stattdessen anfangen?

Der Chef muss erstmal von oben eine Diskussion lostreten, warum er überhaupt ein stärker unternehmerisch denkendes Team will. Ohne Sinnhaftigkeit fragt sich jeder Mitarbeiter: „Warum soll ich das denn jetzt tun?“ Als Chef muss ich sagen: „Ich habe folgende Ideen, folgende Ziele und das führt zu folgenden betriebswirtschaftlichen Stoßrichtungen. Und das kannst du, lieber Mitarbeiter, dazu beitragen.“

Zur Person
Business-Coach Peter Krumbach-Mollenhauer ist studierter Psychologe und geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsgesellschaft hr-horizonte. Sein Buch „Führen mit Psychologie. Menschen effizient und erfolgreich führen“ (344 Seiten, 34,90 Euro) ist im Wiley-Verlag erschienen.

Der Chef muss also individuell entscheiden, wem er wie viel Verantwortung zutraut?

Ja, denn unternehmerisch zu denken, spielt sich auf der strategische und auf der operativen Ebene ab: in der Zahlen- und in der Wertewelt. Das heißt, es braucht verschiedenste Kompetenzen. Als Führungsperson muss ich bei jedem einzelnen Mitarbeiter prüfen, welche Stärken da sind und woraus sich was entwickeln lässt. Der Aufwand ist also relativ hoch. Man muss seine Mitarbeiter sehr genau beobachten und individuell entscheiden. Besser geht das, wenn die Mitarbeiter direkt im Unternehmen lernen, was für unternehmerisches Handeln und Denken in ihrem Betrieb wichtig ist. Dazu sollten sich vor allem auch die Führungskräfte weiterbilden, um ihren Mitarbeitern das nötige Handwerkszeug vermitteln zu können.

Pauschale Schulungen für Mitarbeiter sind also nicht sinnvoll?

Viele Trainings sind nicht speziell auf das Unternehmen und den Wissensstand der Mitarbeiter zugeschnitten. Außerdem arbeiten die Mitarbeiter ja in unterschiedlichen Bereichen und können neues Wissen dort unterschiedlich gut umsetzen.

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Viele Unternehmer wollen, dass Mitarbeiter kostenbewusst denken. Wie können sie das erreichen?

Da kann je nach Position ein kennzahlenorientiertes Seminar oder Ähnliches durchaus sinnvoll sein. Aber auch das wirkt nur, wenn man den Mitarbeitern erklärt, was das Gelernte für das eigene Unternehmen bedeutet. Neben Trainings braucht es also immer Information und Kommunikation im und über das Unternehmen. Nur so lernen die Mitarbeiter, wie optimale Abläufe aussehen. Dazu gehört auch, dass man Prozesse unterbricht und den Mitarbeitern Hinweise gibt, wie es anders besser laufen könnte.

Also ist Transparenz gefragt.

Die Idee ist ja, Unternehmer im Unternehmen zu haben – das geht nur mit Transparenz. Man sollte also in den Handlungsfeldern so transparent wie möglich sein, damit die Mitarbeiter wissen, wie sich ihr Handeln auswirkt. Denn wenn ich als Mitarbeiter beteiligt sein soll, dann will ich doch wissen, wie sich das, was ich tue, im Unternehmen niederschlägt.

Unternehmerisch denken und handeln erfordert Mut. Wie bekommt der Vorgesetze die Mitarbeiter dazu, sich das zuzutrauen?

Indem ich als Führungsperson eine Vorbildfunktion einnehme. Menschen schauen sich Verhalten ab. Wenn die Mitarbeiter sehen, da ist jemand, der auch mal Fehler eingestehen kann und Dinge ausprobiert, sind sie auch mutiger. Wenn der Chef eher in Chancen denkt als in Risiken, können die Mitarbeiter im Unternehmen ebenfalls so denken. Ich muss ihnen klarmachen: „Das ist dein Rahmen und dort hast du alle Möglichkeiten, um dich auszuprobieren. Solange du weiterkommst und es in die richtige Richtung geht, mach mal.“ So arbeiten Menschen „am“ Unternehmen und nicht nur „im“ Unternehmen.

Das erfordert allerdings mindestens genauso viel Mut vom Chef.

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Mut braucht die Führungskraft unbedingt. Sie muss Freiräume geben, sich von eigenen Musterlösungen verabschieden und darf weder in Perfektionismus verfallen noch ins Mikromanagement. Es braucht eine gesunde Fehlerkultur, in der sich Leute ausprobieren können und in der die Führungskraft immer wieder guckt: Wo steht mein Mitarbeiter?

Das hört sich anstrengend an. Wie kann ein Chef das alles unter einen Hut kriegen?  

Das gelingt nur, wenn er zuvor bestimmt, wie der Informationsfluss im Unternehmen aussieht und welche Ziele erreicht werden sollen. Die Rolle des Chefs ist, den strategischen Fokus zu behalten und sich immer wieder zu fragen: Wo soll das Unternehmen hin? Dazu muss er seinen Mitarbeitern Rückmeldungen geben. Es muss immer darum gehen: Was habt ihr getan, was ist dabei rausgekommen, was lernen wir daraus und ist das die Richtung, in die wir wollen?

Ohne Kommunikation geht es also nicht?

Nein, es braucht schnelle und spontane Kommunikation: egal ob über elektronische Medien wie E-Mails und Chat oder persönlich – Hauptsache schnelles Feedback und zügige Korrektur, bevor Prozesse in eine falsche Richtung laufen.

Was tun Chefs, wenn ein Mitarbeiter diese Mitverantwortung einfach nicht tragen will?

Die Frage, die sich der Chef dann stellen sollte: Ist jemand, der unternehmerisch nicht mitdenken will, richtig im Unternehmen? Aber ich denke, jeder kann unternehmerisch denken – je nach Aufgabenbereich in unterschiedlicher Tiefe. Selbst wenn Mitarbeiter darüber nachdenken, über welchen Kanal sie am schnellsten miteinander kommunizieren oder wie sie Müll verringern können, zeigt das unternehmerisches Engagement. Bei Leistungsträgern muss sich der Vorgesetzte dann nochmal überlegen, wie er bestimmte Kompetenzen trainieren kann, um ihr Potenzial für das Unternehmen zu nutzen.

Die Idee ist ja, dass sich Mitarbeiter dadurch stärker mit dem Unternehmen identifizieren. Glauben Sie, dass das klappt?

Das kommt natürlich darauf an, was es mir als Mitarbeiter individuell bringt, mich zu engagieren.

Unternehmer müssen also Anreize schaffen?

Ja, monetär, aber besonders auch durch gemeinsame Werte und Wertschätzung des Mitarbeiters. Gut wäre, wenn die Mitarbeiter sagen: „Ich arbeite gern, das Unternehmen fasziniert mich.“ Dann arbeiten sie auch viel, sind motiviert und engagiert. Aber jeder freut sich natürlich auch über einen Bonus, wenn also das Engagement auch finanziell wertgeschätzt wird.

Wie kann man im Meeting Zeit sparen? Welche Projekte haben Priorität? Wer ist der günstigste Getränkelieferant? Wer kümmert sich um welchen Kunden und warum? Diese Entscheidungen muss nicht immer der Chef treffen. Wie man seine Mitarbeiter dazu bringt, mitzudenken und unternehmerisch zu handeln, erklärt Business-Coach Peter Krumbach-Mollenhauer im Interview. impulse: Herr Krumbach, braucht eine erfolgreiche Firma unternehmerisch denkende Mitarbeiter? Peter Krumbach-Mollenhauer: Es ist auf jeden Fall ein deutlicher Marktvorteil. Ich denke nicht, dass alle Menschen dazu geboren sind, unternehmerisch denken zu wollen. Es gibt vereinzelt Leute, die sagen: „Lass mich in Ruhe, ich möchte einfach nur meine Arbeit tun.“ Ich glaube aber, dass viele Menschen eine andere Erwartung an ihren Job haben, gerade Fach- und Führungskräfte. Die wollen mitgestalten und nicht abwarten, bis sie Abteilungsleiter sind. Die Mitarbeiter einer Firma machen seit Jahren genau das, was ihr Chef ihnen sagt. Jetzt will er plötzlich, dass sie eigenständiger arbeiten und mitdenken. Wie bringt er sein Team dazu? Als Chef muss ich einschätzen, was meine Mitarbeiter können. Welches Fachwissen haben sie, welche Verhaltenskompetenzen liegen vor, welche persönlichen Kompetenzen bringt jeder Einzelne mit. Ich kann nicht einfach sagen: „Hier habt ihr einen großen Sack voll Verantwortung, macht mal!“ Das funktioniert nicht. Wie sollte er es stattdessen anfangen? Der Chef muss erstmal von oben eine Diskussion lostreten, warum er überhaupt ein stärker unternehmerisch denkendes Team will. Ohne Sinnhaftigkeit fragt sich jeder Mitarbeiter: „Warum soll ich das denn jetzt tun?“ Als Chef muss ich sagen: „Ich habe folgende Ideen, folgende Ziele und das führt zu folgenden betriebswirtschaftlichen Stoßrichtungen. Und das kannst du, lieber Mitarbeiter, dazu beitragen.“ Der Chef muss also individuell entscheiden, wem er wie viel Verantwortung zutraut? Ja, denn unternehmerisch zu denken, spielt sich auf der strategische und auf der operativen Ebene ab: in der Zahlen- und in der Wertewelt. Das heißt, es braucht verschiedenste Kompetenzen. Als Führungsperson muss ich bei jedem einzelnen Mitarbeiter prüfen, welche Stärken da sind und woraus sich was entwickeln lässt. Der Aufwand ist also relativ hoch. Man muss seine Mitarbeiter sehr genau beobachten und individuell entscheiden. Besser geht das, wenn die Mitarbeiter direkt im Unternehmen lernen, was für unternehmerisches Handeln und Denken in ihrem Betrieb wichtig ist. Dazu sollten sich vor allem auch die Führungskräfte weiterbilden, um ihren Mitarbeitern das nötige Handwerkszeug vermitteln zu können. Pauschale Schulungen für Mitarbeiter sind also nicht sinnvoll? Viele Trainings sind nicht speziell auf das Unternehmen und den Wissensstand der Mitarbeiter zugeschnitten. Außerdem arbeiten die Mitarbeiter ja in unterschiedlichen Bereichen und können neues Wissen dort unterschiedlich gut umsetzen. Viele Unternehmer wollen, dass Mitarbeiter kostenbewusst denken. Wie können sie das erreichen? Da kann je nach Position ein kennzahlenorientiertes Seminar oder Ähnliches durchaus sinnvoll sein. Aber auch das wirkt nur, wenn man den Mitarbeitern erklärt, was das Gelernte für das eigene Unternehmen bedeutet. Neben Trainings braucht es also immer Information und Kommunikation im und über das Unternehmen. Nur so lernen die Mitarbeiter, wie optimale Abläufe aussehen. Dazu gehört auch, dass man Prozesse unterbricht und den Mitarbeitern Hinweise gibt, wie es anders besser laufen könnte. Also ist Transparenz gefragt. Die Idee ist ja, Unternehmer im Unternehmen zu haben – das geht nur mit Transparenz. Man sollte also in den Handlungsfeldern so transparent wie möglich sein, damit die Mitarbeiter wissen, wie sich ihr Handeln auswirkt. Denn wenn ich als Mitarbeiter beteiligt sein soll, dann will ich doch wissen, wie sich das, was ich tue, im Unternehmen niederschlägt. Unternehmerisch denken und handeln erfordert Mut. Wie bekommt der Vorgesetze die Mitarbeiter dazu, sich das zuzutrauen? Indem ich als Führungsperson eine Vorbildfunktion einnehme. Menschen schauen sich Verhalten ab. Wenn die Mitarbeiter sehen, da ist jemand, der auch mal Fehler eingestehen kann und Dinge ausprobiert, sind sie auch mutiger. Wenn der Chef eher in Chancen denkt als in Risiken, können die Mitarbeiter im Unternehmen ebenfalls so denken. Ich muss ihnen klarmachen: „Das ist dein Rahmen und dort hast du alle Möglichkeiten, um dich auszuprobieren. Solange du weiterkommst und es in die richtige Richtung geht, mach mal.“ So arbeiten Menschen „am“ Unternehmen und nicht nur „im“ Unternehmen. Das erfordert allerdings mindestens genauso viel Mut vom Chef. Mut braucht die Führungskraft unbedingt. Sie muss Freiräume geben, sich von eigenen Musterlösungen verabschieden und darf weder in Perfektionismus verfallen noch ins Mikromanagement. Es braucht eine gesunde Fehlerkultur, in der sich Leute ausprobieren können und in der die Führungskraft immer wieder guckt: Wo steht mein Mitarbeiter? Das hört sich anstrengend an. Wie kann ein Chef das alles unter einen Hut kriegen?   Das gelingt nur, wenn er zuvor bestimmt, wie der Informationsfluss im Unternehmen aussieht und welche Ziele erreicht werden sollen. Die Rolle des Chefs ist, den strategischen Fokus zu behalten und sich immer wieder zu fragen: Wo soll das Unternehmen hin? Dazu muss er seinen Mitarbeitern Rückmeldungen geben. Es muss immer darum gehen: Was habt ihr getan, was ist dabei rausgekommen, was lernen wir daraus und ist das die Richtung, in die wir wollen? Ohne Kommunikation geht es also nicht? Nein, es braucht schnelle und spontane Kommunikation: egal ob über elektronische Medien wie E-Mails und Chat oder persönlich – Hauptsache schnelles Feedback und zügige Korrektur, bevor Prozesse in eine falsche Richtung laufen. Was tun Chefs, wenn ein Mitarbeiter diese Mitverantwortung einfach nicht tragen will? Die Frage, die sich der Chef dann stellen sollte: Ist jemand, der unternehmerisch nicht mitdenken will, richtig im Unternehmen? Aber ich denke, jeder kann unternehmerisch denken – je nach Aufgabenbereich in unterschiedlicher Tiefe. Selbst wenn Mitarbeiter darüber nachdenken, über welchen Kanal sie am schnellsten miteinander kommunizieren oder wie sie Müll verringern können, zeigt das unternehmerisches Engagement. Bei Leistungsträgern muss sich der Vorgesetzte dann nochmal überlegen, wie er bestimmte Kompetenzen trainieren kann, um ihr Potenzial für das Unternehmen zu nutzen. Die Idee ist ja, dass sich Mitarbeiter dadurch stärker mit dem Unternehmen identifizieren. Glauben Sie, dass das klappt? Das kommt natürlich darauf an, was es mir als Mitarbeiter individuell bringt, mich zu engagieren. Unternehmer müssen also Anreize schaffen? Ja, monetär, aber besonders auch durch gemeinsame Werte und Wertschätzung des Mitarbeiters. Gut wäre, wenn die Mitarbeiter sagen: „Ich arbeite gern, das Unternehmen fasziniert mich.“ Dann arbeiten sie auch viel, sind motiviert und engagiert. Aber jeder freut sich natürlich auch über einen Bonus, wenn also das Engagement auch finanziell wertgeschätzt wird.