Stellenanzeigen für Frauen
Nicht genug Bewerbungen? Das könnte dahinterstecken

Auf Ihre Stellenanzeige meldet sich niemand? Womöglich liegt's daran, dass sie viele potenzielle Kandidaten abschreckt: Frauen. Welche Jobanzeigen Bewerberinnen überzeugen.

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Wer mit seinen Stellenanzeigen Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen will, sollte auf die richtigen Formulierungen setzen.
Wer mit seinen Stellenanzeigen Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen will, sollte auf die richtigen Formulierungen setzen.

Schon bei der Stellenanzeige verspielen viele Arbeitgeber die Chance, weibliche Fachkräfte für sich zu gewinnen. „Frauen fühlen sich von Jobausschreibungen häufig abgeschreckt“, erklärt Sibylle Stippler vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). Wie muss also eine Jobanzeige aufgebaut sein, damit sich Frauen angesprochen fühlen?

Dieser Frage sind das KOFA und das Kompetenzzentrum Frau und Beruf nachgegangen: Die Forscher trugen aktuelle Studien und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema zusammen. Zusätzlich befragten sie exemplarisch drei Frauen unterschiedlichen Alters und Berufs, was sie sich von einem potenziellen Arbeitgeber wünschen, wie sie sich über Unternehmen informieren und worauf sie konkret bei Jobangeboten achten. Das Ergebnis: ein Prototyp für eine Stellenanzeige, die Frauen besonders anspricht. Das sind die Ergebnisse.

1. Die Berufsbezeichnung: möglichst geschlechtsneutral

Wählen Sie eine neutrale Jobbezeichnung; besonders, wenn Sie in einer männlich dominierten Branche tätig sind.

Beispiel: Schreiben Sie „Abteilungsleitung“ statt „Abteilungsleiter“, „Verwaltungskraft“ statt „Sachbearbeiter“  oder „Fachkraft“ statt „Fachmann“.

Sie können auch  (m/w/d) hinter die Berufsbezeichnung schreiben, das ist rechtlich okay. Aber, warnen die Studienautoren, schon dadurch transportiere der Arbeitgeber eine geschlechtliche Vorstellung. Ein typischer Fall: „Sekretärinnen (w/m)“ oder „Techniker (m/w)“  –  besser wäre „Assistenz“ oder „technische Hilfskraft“.

Aber Vorsicht bei der Formulierung: Männer dürfen sich nicht ausgegrenzt fühlen, denn sonst können sie wegen Diskriminierung in Stellenanzeigen klagen: Potenzielle Bewerber dürfen nicht aufgrund des Geschlechts, Alters, ethnischer Herkunft, Religion oder einer Behinderung ausgeschlossen werden.

2. Das Anforderungsprofil: Macht und Status wirken abschreckend

Den Anforderungskatalog in einer Stellenausschreibung nehmen Frauen und Männer besonders unterschiedlich wahr: Männer überlesen diesen Punkt oft; für Frauen hingegen ist die Auflistung der Qualifikationen der entscheidende Punkt. Werden hier zu viele männlich assoziierte Begriffe benutzt, bewerben sich die meisten Frauen gar nicht erst.

Zur Person
Sibylle Stippler ist Senior Economist für Fachkräftesicherung am Institut der Deutschen Wirtschaft. Sie hat die Broschüre „Handlungsempfehlung: Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen“ mitentwickelt, die hier kostenlos zum Download bereit steht.

Beispiel: Vermeiden Sie Begriffe wie „ehrgeizig“, „hartnäckig“ oder „durchsetzungsstark“. Schreiben Sie stattdessen „Ziele klar im Blick haben“, „Ziele mit Ausdauer verfolgen“ oder „die Fähigkeit, Ziele erfolgreich zu erreichen“.

Stippler erklärt außerdem: „Die meisten Frauen bewerben sich nur dann, wenn der Anforderungskatalog der Stellenanzeige und ihr persönliches Profil deckungsgleich sind.“ Formulieren Sie das Anforderungsprofil also eher aufgaben- und qualifikationsorientiert. Mit Eigenschaften, die sich auf Macht und Status beziehen, können sich Frauen oft nicht identifizieren.

3. Das Gehalt: ein heikles Thema

Viele Frauen finden es schwierig, Gehaltsvorstellungen zu definieren: Sie wollen nicht unverschämt wirken und sind unsicher, wie viel Geld sie fordern können. Geben Sie deswegen einen Gehaltsrahmen für die Stelle vor. So bleiben Sie flexibel, das Gehalt im Nachhinein an die Qualifikation der Bewerberin anzupassen.

Beispiel: „Je nach Erfahrung und Qualifikation ist für diese Position ein Bruttojahresgehalt von bis zu 40.000 Euro möglich.“ Oder: „Wir bieten Ihnen ein attraktives Gehalt, angelehnt an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienst, Entgeltgruppe XY.“

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4. Die Bilder: Wer Frauen will, muss Frauen zeigen

Wer Frauen ansprechen will, sollte sie möglichst sichtbar machen. Achten Sie also bei der Bildauswahl für Ihre Stellenanzeige darauf, dass möglichst Frauen zu sehen sind.

Achtung: Verwenden Sie keine eingekauften Fotos von Fremden, so genannte Stock-Fotos, sondern Bilder von Menschen, die tatsächlich im Unternehmen arbeiten. Verzichten Sie auf gestellte Fotos.

5. Die Vorstellung: Zeit, Ihr Unternehmen zu beschreiben

Studien zeigen: Frauen nehmen sich viel mehr Zeit zum Lesen von Stellenausschreibungen. Sie bevorzugen einen Fließtext, den sie strukturiert durchlesen. Besonders interessant sind für sie Informationen zur Unternehmenskultur, Arbeitszeiten und Qualifikationsmöglichkeiten. Männer hingegen lesen häufig quer und interessieren sich vor allem für das Unternehmensprofil.

Wenn Sie also Frauen ansprechen wollen, nehmen Sie sich Zeit und beschreiben Sie Ihre Unternehmenskultur: Eigenschaften wie Vielfalt und Chancengleichheit im Betrieb sind nicht nur für Frauen, sondern für alle Bewerber wichtige Faktoren.

Tipp: Nutzen Sie soziale Medien und Ihre Firmenwebseite, um potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern das Miteinander im Unternehmen zu zeigen. Denn wer sich für die Arbeit in einem Betrieb interessiert, sucht meist online nach Zusatzinformationen.

6. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können

Weisen Sie, wenn vorhanden, auf konkrete Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie hin. Werben Sie aber nicht mit Versprechen, die Sie später nicht halten können. Über soziale Netzwerke machen solche Irreführungen schnell die Runde – und das sorgt für Unmut bei potenziellen Bewerbern.

Wer die Tipps beachtet, bekommt mehr Bewerbungen

Die Forscher haben den Prototyp der Stellenanzeige für Frauen auch an Männern getestet. Das Ergebnis: Unternehmen können nicht verlieren, wenn sie Jobanzeigen eher weiblich formulieren. „Männer fühlen sich überhaupt nicht abgeschreckt, wenn sie eher weibliche Attribute lesen“, sagt Stippler. Man könne also sagen: „Wer diesen Tipps folgt, spricht einen größeren Pool Menschen an und kann grundsätzlich mit mehr Bewerbungen rechnen.“

Schon bei der Stellenanzeige verspielen viele Arbeitgeber die Chance, weibliche Fachkräfte für sich zu gewinnen. „Frauen fühlen sich von Jobausschreibungen häufig abgeschreckt“, erklärt Sibylle Stippler vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). Wie muss also eine Jobanzeige aufgebaut sein, damit sich Frauen angesprochen fühlen? Dieser Frage sind das KOFA und das Kompetenzzentrum Frau und Beruf nachgegangen: Die Forscher trugen aktuelle Studien und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema zusammen. Zusätzlich befragten sie exemplarisch drei Frauen unterschiedlichen Alters und Berufs, was sie sich von einem potenziellen Arbeitgeber wünschen, wie sie sich über Unternehmen informieren und worauf sie konkret bei Jobangeboten achten. Das Ergebnis: ein Prototyp für eine Stellenanzeige, die Frauen besonders anspricht. Das sind die Ergebnisse. 1. Die Berufsbezeichnung: möglichst geschlechtsneutral Wählen Sie eine neutrale Jobbezeichnung; besonders, wenn Sie in einer männlich dominierten Branche tätig sind. Beispiel: Schreiben Sie „Abteilungsleitung“ statt „Abteilungsleiter“, „Verwaltungskraft“ statt „Sachbearbeiter“  oder „Fachkraft“ statt „Fachmann“. Sie können auch  (m/w/d) hinter die Berufsbezeichnung schreiben, das ist rechtlich okay. Aber, warnen die Studienautoren, schon dadurch transportiere der Arbeitgeber eine geschlechtliche Vorstellung. Ein typischer Fall: „Sekretärinnen (w/m)“ oder „Techniker (m/w)“  –  besser wäre „Assistenz“ oder „technische Hilfskraft“. Aber Vorsicht bei der Formulierung: Männer dürfen sich nicht ausgegrenzt fühlen, denn sonst können sie wegen Diskriminierung in Stellenanzeigen klagen: Potenzielle Bewerber dürfen nicht aufgrund des Geschlechts, Alters, ethnischer Herkunft, Religion oder einer Behinderung ausgeschlossen werden. 2. Das Anforderungsprofil: Macht und Status wirken abschreckend Den Anforderungskatalog in einer Stellenausschreibung nehmen Frauen und Männer besonders unterschiedlich wahr: Männer überlesen diesen Punkt oft; für Frauen hingegen ist die Auflistung der Qualifikationen der entscheidende Punkt. Werden hier zu viele männlich assoziierte Begriffe benutzt, bewerben sich die meisten Frauen gar nicht erst. Beispiel: Vermeiden Sie Begriffe wie „ehrgeizig“, „hartnäckig“ oder „durchsetzungsstark“. Schreiben Sie stattdessen „Ziele klar im Blick haben“, „Ziele mit Ausdauer verfolgen“ oder „die Fähigkeit, Ziele erfolgreich zu erreichen“. Stippler erklärt außerdem: „Die meisten Frauen bewerben sich nur dann, wenn der Anforderungskatalog der Stellenanzeige und ihr persönliches Profil deckungsgleich sind.“ Formulieren Sie das Anforderungsprofil also eher aufgaben- und qualifikationsorientiert. Mit Eigenschaften, die sich auf Macht und Status beziehen, können sich Frauen oft nicht identifizieren. 3. Das Gehalt: ein heikles Thema Viele Frauen finden es schwierig, Gehaltsvorstellungen zu definieren: Sie wollen nicht unverschämt wirken und sind unsicher, wie viel Geld sie fordern können. Geben Sie deswegen einen Gehaltsrahmen für die Stelle vor. So bleiben Sie flexibel, das Gehalt im Nachhinein an die Qualifikation der Bewerberin anzupassen. Beispiel: „Je nach Erfahrung und Qualifikation ist für diese Position ein Bruttojahresgehalt von bis zu 40.000 Euro möglich.“ Oder: „Wir bieten Ihnen ein attraktives Gehalt, angelehnt an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienst, Entgeltgruppe XY.“ 4. Die Bilder: Wer Frauen will, muss Frauen zeigen Wer Frauen ansprechen will, sollte sie möglichst sichtbar machen. Achten Sie also bei der Bildauswahl für Ihre Stellenanzeige darauf, dass möglichst Frauen zu sehen sind. Achtung: Verwenden Sie keine eingekauften Fotos von Fremden, so genannte Stock-Fotos, sondern Bilder von Menschen, die tatsächlich im Unternehmen arbeiten. Verzichten Sie auf gestellte Fotos. 5. Die Vorstellung: Zeit, Ihr Unternehmen zu beschreiben Studien zeigen: Frauen nehmen sich viel mehr Zeit zum Lesen von Stellenausschreibungen. Sie bevorzugen einen Fließtext, den sie strukturiert durchlesen. Besonders interessant sind für sie Informationen zur Unternehmenskultur, Arbeitszeiten und Qualifikationsmöglichkeiten. Männer hingegen lesen häufig quer und interessieren sich vor allem für das Unternehmensprofil. Wenn Sie also Frauen ansprechen wollen, nehmen Sie sich Zeit und beschreiben Sie Ihre Unternehmenskultur: Eigenschaften wie Vielfalt und Chancengleichheit im Betrieb sind nicht nur für Frauen, sondern für alle Bewerber wichtige Faktoren. Tipp: Nutzen Sie soziale Medien und Ihre Firmenwebseite, um potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern das Miteinander im Unternehmen zu zeigen. Denn wer sich für die Arbeit in einem Betrieb interessiert, sucht meist online nach Zusatzinformationen. 6. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können Weisen Sie, wenn vorhanden, auf konkrete Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie hin. Werben Sie aber nicht mit Versprechen, die Sie später nicht halten können. Über soziale Netzwerke machen solche Irreführungen schnell die Runde - und das sorgt für Unmut bei potenziellen Bewerbern. Wer die Tipps beachtet, bekommt mehr Bewerbungen Die Forscher haben den Prototyp der Stellenanzeige für Frauen auch an Männern getestet. Das Ergebnis: Unternehmen können nicht verlieren, wenn sie Jobanzeigen eher weiblich formulieren. „Männer fühlen sich überhaupt nicht abgeschreckt, wenn sie eher weibliche Attribute lesen“, sagt Stippler. Man könne also sagen: „Wer diesen Tipps folgt, spricht einen größeren Pool Menschen an und kann grundsätzlich mit mehr Bewerbungen rechnen.“
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