Sorgen in der Corona-Krise
„Das hilft mir, einen kühlen Kopf zu bewahren“

Wie Unternehmerin Anabel Ternès mit Ängsten und Sorgen in der Corona-Krise umgeht – und was ihr hilft, ruhig und fokussiert zu bleiben.

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Sorgen in der Corona-Krise können bewältigt werden
© go2 / photocase.de

Ein Gedanke, der mir in den letzten Wochen immer wieder durch den Kopf gegangen ist: „Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Die Corona-Pandemie fühlt sich für mich an wie ein böser Traum. Viele Unternehmer sehen ihre Existenz bedroht, und auch für meine Firma ist die Lage schwierig.

Das ist bedrückend. Und doch habe ich für mich Wege gefunden, mit der Situation umzugehen:

1. Ich versuche nicht, meine Sorgen wegzureden

Viele Menschen sind jetzt extrem verunsichert. Und auch ich finde es schwierig, mit den sich überschlagenden Schreckensnachrichten in den Medien umzugehen. Ich versuche mir zu sagen, dass meine Sorgen etwas ganz Normales sind – und nichts, was ich unterdrücken müsste.

Ich weiß aber auch: Wenn ich jetzt in Panik verfalle, ist weder mir geholfen, noch meiner Firma, meinen Mitarbeitern oder meiner Familie. Ich habe festgestellt, dass es mir bessergeht, wenn ich nicht den ganzen Tag die Nachrichten verfolge – damit mache ich mich nur verrückt. Stattdessen informiere ich mich über wenige, aber seriöse Quellen, beispielsweise beim Robert-Koch-Institut.

2. Ich entwickle einen Plan – und ein neues Zeitmanagement

Für mich ist der Gedanke wichtig, dass ich manche Dinge nicht ändern kann: Ich kann nicht ändern, dass es die Corona-Krise gibt – und auch nicht, dass ich vor der Krise Geld in Aktien angelegt hatte, die sich nun richtig schlecht entwickelt haben. Natürlich trifft mich das, aber damit muss ich mich jetzt arrangieren.

Statt zu lamentieren, versuche ich mich auf das zu besinnen, was jetzt neu entstehen kann. Ich mache mir einen Plan für meine nächsten beruflichen Schritte:

  • Wo kann ich alternative Geschäftsmodelle aufbauen?
  • Wie kann ich mich neu aufstellen?
  • Wo muss ich damit rechnen, dass ich kein Geld bekomme, dass mir Umsatz wegbricht?
  • An welchen Stellen kann ich Einsparungen vornehmen?
  • Wie koordiniere ich mein Team im Homeoffice?
  • Kann ich Geschäftspartner auch virtuell treffen oder die Termine verschieben, bis die Corona-Krise vorbei ist?

Dass nun viele Termine vor Ort und Reisen ausfallen, führt nicht dazu, dass ich mehr Zeit habe. Denn stattdessen stehen Telefontermine an, die mindestens ebenso kräftezehrend sein können wie persönliche Treffen. Und auch Homeoffice bedeutet letztlich nicht, dass ich mehr Zeit habe – im Gegenteil: Es verlangt viel Disziplin. Wenn man Kinder zu Hause hat, um die man sich kümmern und die man plötzlich neben dem Job selbst unterrichten muss, ist gutes Zeitmanagement gefragt. Auch für diese Herausforderung müssen meine Mitarbeiter und ich Lösungen finden.

3. Ich entwerfe ein Worst-Case- und ein Best-Case-Szenario

Angst hat häufig mit Ungewissheit und Unsicherheit zu tun. Wie geht es weiter? Kann mein Unternehmen die Krise überstehen? Fragen wie diese können den Schlaf rauben. Was mir hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren: Ich überlege mir Szenarien, die eintreten könnten, und gehe diese durch. Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Was das beste Szenario?

Ein Worst-Case-Szenario: Das ganze Leben wird bis Ende des Jahres quasi lahmgelegt, auch digital funktioniert nichts mehr, weil das Netz wegen Überlastung zusammengebrochen ist. Da unsere Firma GetYourWings an Schulen junge Menschen in der Digitalisierung unterstützt, wäre unser Geschäftsmodell hinfällig. Ich habe mich gefragt: Wie wahrscheinlich ist dieses Worst-Case-Szenario? Es ist eher unwahrscheinlich.

Und ein deutlich optimistischeres Szenario: Die Krise trifft GetYourWings wirtschaftlich weniger und ich habe etwas mehr Zeit, weil viele Geschäftsreisen und Veranstaltungen wegfallen. Diese Zeit kann ich mit meiner Familie verbringen. Das bedeutet auch mehr Zeit für gemeinsame Erlebnisse, Rituale wie bei allen Mahlzeiten zusammen essen, und grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit für den anderen und auch für die kleinen Dinge im Alltag.

Mir ist bewusst, wie profan sich das für jeden anhören wird, dessen Existenz gerade wegbricht Doch auch in diesen Fällen lassen sich optimistischere Szenarien, etwa mit alternativen Geschäftsmodellen oder schnellen Finanzhilfen, entwerfen.

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4. Ich höre nicht auf Panikmache

Mir hat kürzlich jemand den Tipp gegeben, meine Badewanne mit Wasser zu füllen, um für den Notfall Trinkwasser zu haben – er geht davon aus, dass das Trinkwasser für einige Zeit verseucht sein werde. Ein anderer hat mir geraten, möglichst alles Geld vom Konto abzuheben, weil er glaubt, dass die Banken bald kein Geld mehr herausgeben.

Ich versuche, solche Gerüchte zu ignorieren – wer sie sich zu Herzen nimmt, gerät schnell in Panik. Und wer sich immer wieder erzählen lässt, dass im Supermarkt die Regale leer sind, macht irgendwann selbst Hamsterkäufe.

Stattdessen hinterfrage ich, was wirklich sinnvoll ist: Welche Vorräte muss ich anlegen für den Fall, dass meine Familie und ich in Quarantäne müssen? Ich horte nicht, ich hamstere kein Toilettenpapier – ich halte Vorräte zu Hause vor wie sonst auch: Nudeln, Getreide, Einweckgläser mit Gemüse, Vitamintabletten für den Fall, dass ich kein frisches Obst und Gemüse einkaufen kann, und genügend Trinkwasser aus Flaschen.

5. Ich bin empathisch

Ich finde es gerade jetzt wichtig, mit anderen mitzufühlen und Verständnis zu zeigen. Das kann auch ein kurzes Gespräch sein, während man draußen vorm Bäcker in der Schlange wartet. Eine Frau, die dort vor ein paar Tagen vor mir stand, sagte, als wir uns unterhielten: „Es tut so gut, mal wieder persönlich mit jemandem zu sprechen. Ich wohne allein und mache Homeoffice und da fühle ich mich in diesen Tagen einfach einsam.“

Viele meiner Freunde und Bekannten kaufen für ältere Nachbarn ein oder unterhalten sich über den Balkon oder durch das geöffnete Fenster mit ihnen, sie rufen regelmäßig ihre Eltern und Großeltern an – auch ich. Ich finde das immens wichtig. Gerade die Älteren trifft die Isolation besonders hart.

6. Ich spreche mit anderen

Als Unternehmerin denke ich oft, es muss alles perfekt organisiert sein. Ich muss alles selbst schaffen, darf keine Fehler machen. Aber gerade jetzt ist es wichtig, sich auszutauschen und auch um Hilfe zu bitten. Ich muss nicht alles allein regeln.

Ich selbst spreche mit Freunden über Sorgen und Herausforderungen. Man kann auch mit einem Coach oder einem Berater Möglichkeiten durchsprechen, um die Firma in der Krise zu managen. Auch Wettbewerber sind gute Gesprächspartner – ihnen dürfte es schließlich ähnlich gehen und womöglich kann man in der Krise zusammenarbeiten, um sie durchzustehen. Wir sind nicht allein. Das hilft.

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Ein Gedanke, der mir in den letzten Wochen immer wieder durch den Kopf gegangen ist: „Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Die Corona-Pandemie fühlt sich für mich an wie ein böser Traum. Viele Unternehmer sehen ihre Existenz bedroht, und auch für meine Firma ist die Lage schwierig. Das ist bedrückend. Und doch habe ich für mich Wege gefunden, mit der Situation umzugehen: 1. Ich versuche nicht, meine Sorgen wegzureden Viele Menschen sind jetzt extrem verunsichert. Und auch ich finde es schwierig, mit den sich überschlagenden Schreckensnachrichten in den Medien umzugehen. Ich versuche mir zu sagen, dass meine Sorgen etwas ganz Normales sind – und nichts, was ich unterdrücken müsste. Ich weiß aber auch: Wenn ich jetzt in Panik verfalle, ist weder mir geholfen, noch meiner Firma, meinen Mitarbeitern oder meiner Familie. Ich habe festgestellt, dass es mir bessergeht, wenn ich nicht den ganzen Tag die Nachrichten verfolge – damit mache ich mich nur verrückt. Stattdessen informiere ich mich über wenige, aber seriöse Quellen, beispielsweise beim Robert-Koch-Institut. 2. Ich entwickle einen Plan – und ein neues Zeitmanagement Für mich ist der Gedanke wichtig, dass ich manche Dinge nicht ändern kann: Ich kann nicht ändern, dass es die Corona-Krise gibt – und auch nicht, dass ich vor der Krise Geld in Aktien angelegt hatte, die sich nun richtig schlecht entwickelt haben. Natürlich trifft mich das, aber damit muss ich mich jetzt arrangieren. Statt zu lamentieren, versuche ich mich auf das zu besinnen, was jetzt neu entstehen kann. Ich mache mir einen Plan für meine nächsten beruflichen Schritte: Wo kann ich alternative Geschäftsmodelle aufbauen? Wie kann ich mich neu aufstellen? Wo muss ich damit rechnen, dass ich kein Geld bekomme, dass mir Umsatz wegbricht? An welchen Stellen kann ich Einsparungen vornehmen? Wie koordiniere ich mein Team im Homeoffice? Kann ich Geschäftspartner auch virtuell treffen oder die Termine verschieben, bis die Corona-Krise vorbei ist? Dass nun viele Termine vor Ort und Reisen ausfallen, führt nicht dazu, dass ich mehr Zeit habe. Denn stattdessen stehen Telefontermine an, die mindestens ebenso kräftezehrend sein können wie persönliche Treffen. Und auch Homeoffice bedeutet letztlich nicht, dass ich mehr Zeit habe – im Gegenteil: Es verlangt viel Disziplin. Wenn man Kinder zu Hause hat, um die man sich kümmern und die man plötzlich neben dem Job selbst unterrichten muss, ist gutes Zeitmanagement gefragt. Auch für diese Herausforderung müssen meine Mitarbeiter und ich Lösungen finden. 3. Ich entwerfe ein Worst-Case- und ein Best-Case-Szenario Angst hat häufig mit Ungewissheit und Unsicherheit zu tun. Wie geht es weiter? Kann mein Unternehmen die Krise überstehen? Fragen wie diese können den Schlaf rauben. Was mir hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren: Ich überlege mir Szenarien, die eintreten könnten, und gehe diese durch. Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Was das beste Szenario? Ein Worst-Case-Szenario: Das ganze Leben wird bis Ende des Jahres quasi lahmgelegt, auch digital funktioniert nichts mehr, weil das Netz wegen Überlastung zusammengebrochen ist. Da unsere Firma GetYourWings an Schulen junge Menschen in der Digitalisierung unterstützt, wäre unser Geschäftsmodell hinfällig. Ich habe mich gefragt: Wie wahrscheinlich ist dieses Worst-Case-Szenario? Es ist eher unwahrscheinlich. Und ein deutlich optimistischeres Szenario: Die Krise trifft GetYourWings wirtschaftlich weniger und ich habe etwas mehr Zeit, weil viele Geschäftsreisen und Veranstaltungen wegfallen. Diese Zeit kann ich mit meiner Familie verbringen. Das bedeutet auch mehr Zeit für gemeinsame Erlebnisse, Rituale wie bei allen Mahlzeiten zusammen essen, und grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit für den anderen und auch für die kleinen Dinge im Alltag. Mir ist bewusst, wie profan sich das für jeden anhören wird, dessen Existenz gerade wegbricht Doch auch in diesen Fällen lassen sich optimistischere Szenarien, etwa mit alternativen Geschäftsmodellen oder schnellen Finanzhilfen, entwerfen. 4. Ich höre nicht auf Panikmache Mir hat kürzlich jemand den Tipp gegeben, meine Badewanne mit Wasser zu füllen, um für den Notfall Trinkwasser zu haben - er geht davon aus, dass das Trinkwasser für einige Zeit verseucht sein werde. Ein anderer hat mir geraten, möglichst alles Geld vom Konto abzuheben, weil er glaubt, dass die Banken bald kein Geld mehr herausgeben. Ich versuche, solche Gerüchte zu ignorieren - wer sie sich zu Herzen nimmt, gerät schnell in Panik. Und wer sich immer wieder erzählen lässt, dass im Supermarkt die Regale leer sind, macht irgendwann selbst Hamsterkäufe. Stattdessen hinterfrage ich, was wirklich sinnvoll ist: Welche Vorräte muss ich anlegen für den Fall, dass meine Familie und ich in Quarantäne müssen? Ich horte nicht, ich hamstere kein Toilettenpapier – ich halte Vorräte zu Hause vor wie sonst auch: Nudeln, Getreide, Einweckgläser mit Gemüse, Vitamintabletten für den Fall, dass ich kein frisches Obst und Gemüse einkaufen kann, und genügend Trinkwasser aus Flaschen. 5. Ich bin empathisch Ich finde es gerade jetzt wichtig, mit anderen mitzufühlen und Verständnis zu zeigen. Das kann auch ein kurzes Gespräch sein, während man draußen vorm Bäcker in der Schlange wartet. Eine Frau, die dort vor ein paar Tagen vor mir stand, sagte, als wir uns unterhielten: „Es tut so gut, mal wieder persönlich mit jemandem zu sprechen. Ich wohne allein und mache Homeoffice und da fühle ich mich in diesen Tagen einfach einsam.“ Viele meiner Freunde und Bekannten kaufen für ältere Nachbarn ein oder unterhalten sich über den Balkon oder durch das geöffnete Fenster mit ihnen, sie rufen regelmäßig ihre Eltern und Großeltern an - auch ich. Ich finde das immens wichtig. Gerade die Älteren trifft die Isolation besonders hart. 6. Ich spreche mit anderen Als Unternehmerin denke ich oft, es muss alles perfekt organisiert sein. Ich muss alles selbst schaffen, darf keine Fehler machen. Aber gerade jetzt ist es wichtig, sich auszutauschen und auch um Hilfe zu bitten. Ich muss nicht alles allein regeln. Ich selbst spreche mit Freunden über Sorgen und Herausforderungen. Man kann auch mit einem Coach oder einem Berater Möglichkeiten durchsprechen, um die Firma in der Krise zu managen. Auch Wettbewerber sind gute Gesprächspartner – ihnen dürfte es schließlich ähnlich gehen und womöglich kann man in der Krise zusammenarbeiten, um sie durchzustehen. Wir sind nicht allein. Das hilft.