Ideen-Killer
5 todsichere Wege, wie Chefs Innovation im Keim ersticken

Führungskräfte klagen oft, ihre Mitarbeiter würden zu wenige Ideen für Verbesserungen entwickeln. Dabei sind sie häufig selbst Teil des Problems. Mit diesen Fehlern machen sie jede Lust auf Neues kaputt.

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Ideenkiller
© Firn/iStock/Getty Images Plus/Getty Images

Führungskräfte klagen im Gespräch oft über einen Mangel an Ideen ihrer Mitarbeiter. Spricht man jedoch mit ihnen, dann stöhnen diese: „Unser Chef hat für neue Ideen kein offenes Ohr.“ Eine zentrale Ursache hierfür ist, dass Führungskräfte im Umgang mit kreativen Mitarbeitern und ihren Ideen häufig folgende Fehler machen:

Fehler 1: die verbale Ohrfeige

Sie würgen Ideen, die nicht in ihr (Denk-)Schema passen, vorschnell und von oben herab ab. „Da haben Sie sich ja was ‚Schönes’ ausgedacht.“ „Da spürt man den Theoretiker.“ Eine solche Aussage wirkt auf Mitarbeiter wie eine Ohrfeige – speziell dann, wenn sie inhaltlich nicht begründet wird.

Fehler 2: das Totschlagargument

Oft befassen sich Führungskräfte nicht ernsthaft mit Ideen ihrer Mitarbeiter, weil sie gerade andere Prioritäten haben. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ „Hierfür fehlt uns das Geld.“ „Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Statt mit ihren Mitarbeitern zu klären, wann ein Gespräch möglich wäre und unter welchen Voraussetzungen deren Idee eventuell realisierbar wäre, schmettern sie diese sofort ab. Und der so Abgewiesene denkt sich: Einmal und nie wieder.

Fehler 3: die Ideen aussitzen

„Spannend, lassen Sie mich darüber nachdenken.“ „Sehr interessant, geben Sie mir mal das Konzept.“ Das sagen Führungskräfte zuweilen, wenn Mitarbeiter ihnen neue Ideen unterbreiten. Doch dann verstreicht Zeit – viel Zeit. Und der Mitarbeiter hört nie wieder etwas von seiner Idee. Und fragt er nach? Dann wird er vertröstet.

Ähnlich verhält es sich häufig mit dem betrieblichen Vorschlagswesen. Manchmal müssen Mitarbeiter ein, zwei Jahre warten, bevor sie eine inhaltliche Rückmeldung zu ihren Vorschlägen erhalten. Deshalb denken sie zu Recht: Allzu wichtig scheint dem Unternehmen unser Mitdenken nicht zu sein – selbst wenn offiziell etwas anderes verkündet wird.

Fehler 4: die Ideen „stehlen“

„Geben Sie mir das. Ich stelle das mal in der Abteilungsleiterrunde vor.“ Das sagen manche Chefinnen und Chefs nicht nur, sie tun es auch. Doch leider präsentieren sie im Kollegenkreis oder bei ihren Vorgesetzten die Idee nicht als Idee aus dem Team, sondern als eigene. Sie schmücken sich mit fremden Federn und heimsen hierfür die Lorbeeren ein. Für Mitarbeiter ist eine solche Erfahrung extrem frustrierend.

Der Gastautor
Jens-Uwe Meyer Jens-Uwe Meyer ist Autor mehrerer Fachbücher über Innovation und Digitalisierung in Unternehmen. Er ist zudem CEO der Innolytics AG in Leipzig, ein Hersteller von Software, die beim Ideen-, Innovations- und Wissensmanagement unterstützt.

Fehler 5: den Mitarbeiter „plattmachen“

„Haben Sie nichts Besseres zu tun als…?“ – „Beschäftigen Sie sich nicht mit Dingen, von denen Sie nichts verstehen.“ – „Auf so eine Idee kann nur ein Controller kommen.“ Gerade wenn Teammitglieder Vorschläge zu Bereichen machen, für die sich nicht verantwortlich sind, wird das schnell als übergriffig wahrgenommen und abgebügelt.

Wer so zurückgewiesen wird, denkt zu Recht: „Du kannst mich mal; von dir lasse ich mich nicht mehr aufs Töpfchen setzen.“ Der Mitarbeiter zieht sich also in sein Schneckenhaus zurück und artikuliert nie wieder eine Idee.

Die genannten Fehler begehen Führungskräfte immer wieder – meist nicht bewusst, sondern weil sie selbst unter einem enormen Druck stehen. Deshalb wischen sie Ideen (scheinbar) achtlos beiseite oder vertrösten ihre Mitarbeiter auf den Sankt-Nimmerleinstag.

Katalytischer Führungsstil – für mehr Kreativität und Innovation

Hinzu kommt: Vielen Führungskräften ist nicht bewusst, dass neue Ideen nur in einem Klima entstehen, das kreatives Denken fördert. Das setzt eine entsprechende Führungskultur und einen so genannten katalytischen Führungsstil voraus. Dieser zeichnet sich durch folgende fünf Merkmale aus:

1. Freiräume schaffen: Die Mitarbeiter sind nicht von morgens bis abends ins operative Geschäft eingebunden. Sie erhalten Freiräume, um neue Ideen zu entwickeln. Und dies wird nicht als Zeitverschwendung, sondern als integraler Bestandteil ihrer Arbeit gesehen.

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2. Teams neu mischen: Die (Arbeits- und Kreativ-)Teams werden immer wieder neu und unterschiedlich zusammengesetzt, damit in ihnen keine kollektiven Denk-Routinen entstehen, die den Blick für neue Lösungen verstellen.

3. Kreativität fördern: Die Führungskräfte schätzen Kreativität als hohes Gut und verankern entsprechende Werte in ihren Teams – beispielweise durch Maximen wie: „Glaube daran, dass Du die Welt verändern und verbessern kannst.“

4. Philosophie der offenen Tür: Kein Mitarbeiter soll davor Angst haben, zu seinem Vorgesetzten zu gehen und zu sagen: „Ich habe eine Idee, wie …?“ Zudem lautet eine Maxime: Es gibt keine heiligen Kühe. Alles kann man irgendwie besser machen.

5. Scheitern belohnen: Die Chefs der innovativsten Unternehmen belohnen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst dann, wenn deren Ideen nicht funktionieren – und sei es nur mit verbaler Anerkennung. Denn sie wissen: Es müssen viele Ideen geboren werden, um die eine zu finden, die Gold wert ist.

Sind Unternehmen, in denen ein solch kreativitätsfördernder Geist herrscht, ein Mitarbeiter-Paradies? Nein! Denn in den wirklich innovativen Unternehmen sind die Freiräume meist mit hohen Zielen verknüpft. Das heißt, zumindest ihre Leistungsträger sollen nicht nur kreativ sein, sie müssen es sein. Und Führungskräfte, die Ideen vernichten statt fördern, haben in ihnen schlechte Karten, denn ihr Team wird diese Ziele nicht erreichen können.

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Führungskräfte klagen im Gespräch oft über einen Mangel an Ideen ihrer Mitarbeiter. Spricht man jedoch mit ihnen, dann stöhnen diese: „Unser Chef hat für neue Ideen kein offenes Ohr.“ Eine zentrale Ursache hierfür ist, dass Führungskräfte im Umgang mit kreativen Mitarbeitern und ihren Ideen häufig folgende Fehler machen: Fehler 1: die verbale Ohrfeige Sie würgen Ideen, die nicht in ihr (Denk-)Schema passen, vorschnell und von oben herab ab. „Da haben Sie sich ja was ‚Schönes’ ausgedacht.“ „Da spürt man den Theoretiker.“ Eine solche Aussage wirkt auf Mitarbeiter wie eine Ohrfeige – speziell dann, wenn sie inhaltlich nicht begründet wird. Fehler 2: das Totschlagargument Oft befassen sich Führungskräfte nicht ernsthaft mit Ideen ihrer Mitarbeiter, weil sie gerade andere Prioritäten haben. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ „Hierfür fehlt uns das Geld.“ „Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Statt mit ihren Mitarbeitern zu klären, wann ein Gespräch möglich wäre und unter welchen Voraussetzungen deren Idee eventuell realisierbar wäre, schmettern sie diese sofort ab. Und der so Abgewiesene denkt sich: Einmal und nie wieder. Fehler 3: die Ideen aussitzen „Spannend, lassen Sie mich darüber nachdenken.“ „Sehr interessant, geben Sie mir mal das Konzept.“ Das sagen Führungskräfte zuweilen, wenn Mitarbeiter ihnen neue Ideen unterbreiten. Doch dann verstreicht Zeit – viel Zeit. Und der Mitarbeiter hört nie wieder etwas von seiner Idee. Und fragt er nach? Dann wird er vertröstet. Ähnlich verhält es sich häufig mit dem betrieblichen Vorschlagswesen. Manchmal müssen Mitarbeiter ein, zwei Jahre warten, bevor sie eine inhaltliche Rückmeldung zu ihren Vorschlägen erhalten. Deshalb denken sie zu Recht: Allzu wichtig scheint dem Unternehmen unser Mitdenken nicht zu sein – selbst wenn offiziell etwas anderes verkündet wird. Fehler 4: die Ideen "stehlen" „Geben Sie mir das. Ich stelle das mal in der Abteilungsleiterrunde vor.“ Das sagen manche Chefinnen und Chefs nicht nur, sie tun es auch. Doch leider präsentieren sie im Kollegenkreis oder bei ihren Vorgesetzten die Idee nicht als Idee aus dem Team, sondern als eigene. Sie schmücken sich mit fremden Federn und heimsen hierfür die Lorbeeren ein. Für Mitarbeiter ist eine solche Erfahrung extrem frustrierend. Fehler 5: den Mitarbeiter "plattmachen" „Haben Sie nichts Besseres zu tun als…?“ - „Beschäftigen Sie sich nicht mit Dingen, von denen Sie nichts verstehen.“ - „Auf so eine Idee kann nur ein Controller kommen.“ Gerade wenn Teammitglieder Vorschläge zu Bereichen machen, für die sich nicht verantwortlich sind, wird das schnell als übergriffig wahrgenommen und abgebügelt. Wer so zurückgewiesen wird, denkt zu Recht: „Du kannst mich mal; von dir lasse ich mich nicht mehr aufs Töpfchen setzen.“ Der Mitarbeiter zieht sich also in sein Schneckenhaus zurück und artikuliert nie wieder eine Idee. Die genannten Fehler begehen Führungskräfte immer wieder – meist nicht bewusst, sondern weil sie selbst unter einem enormen Druck stehen. Deshalb wischen sie Ideen (scheinbar) achtlos beiseite oder vertrösten ihre Mitarbeiter auf den Sankt-Nimmerleinstag. Katalytischer Führungsstil - für mehr Kreativität und Innovation Hinzu kommt: Vielen Führungskräften ist nicht bewusst, dass neue Ideen nur in einem Klima entstehen, das kreatives Denken fördert. Das setzt eine entsprechende Führungskultur und einen so genannten katalytischen Führungsstil voraus. Dieser zeichnet sich durch folgende fünf Merkmale aus: 1. Freiräume schaffen: Die Mitarbeiter sind nicht von morgens bis abends ins operative Geschäft eingebunden. Sie erhalten Freiräume, um neue Ideen zu entwickeln. Und dies wird nicht als Zeitverschwendung, sondern als integraler Bestandteil ihrer Arbeit gesehen. 2. Teams neu mischen: Die (Arbeits- und Kreativ-)Teams werden immer wieder neu und unterschiedlich zusammengesetzt, damit in ihnen keine kollektiven Denk-Routinen entstehen, die den Blick für neue Lösungen verstellen. 3. Kreativität fördern: Die Führungskräfte schätzen Kreativität als hohes Gut und verankern entsprechende Werte in ihren Teams – beispielweise durch Maximen wie: „Glaube daran, dass Du die Welt verändern und verbessern kannst.“ 4. Philosophie der offenen Tür: Kein Mitarbeiter soll davor Angst haben, zu seinem Vorgesetzten zu gehen und zu sagen: „Ich habe eine Idee, wie ...?“ Zudem lautet eine Maxime: Es gibt keine heiligen Kühe. Alles kann man irgendwie besser machen. 5. Scheitern belohnen: Die Chefs der innovativsten Unternehmen belohnen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst dann, wenn deren Ideen nicht funktionieren – und sei es nur mit verbaler Anerkennung. Denn sie wissen: Es müssen viele Ideen geboren werden, um die eine zu finden, die Gold wert ist. Sind Unternehmen, in denen ein solch kreativitätsfördernder Geist herrscht, ein Mitarbeiter-Paradies? Nein! Denn in den wirklich innovativen Unternehmen sind die Freiräume meist mit hohen Zielen verknüpft. Das heißt, zumindest ihre Leistungsträger sollen nicht nur kreativ sein, sie müssen es sein. Und Führungskräfte, die Ideen vernichten statt fördern, haben in ihnen schlechte Karten, denn ihr Team wird diese Ziele nicht erreichen können.
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