Feedback Factory Testkaufhaus
Hier können Sie Ihre neuen Produkte testen

Unternehmer finden ihre neuen Produkte oft genial – aber was sagen die Kunden? Im neuen Berliner Testkaufhaus können Firmen ihre Ideen an echter Laufkundschaft ausprobieren.

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Im Feedback Factory Testkaufhaus geben die Kunden ihr Feedback zu neuen Produkten - indem sie Fragebogen ausfüllen und Zettel abstempeln.
Im Feedback Factory Testkaufhaus geben die Kunden ihr Feedback zu neuen Produkten - indem sie Fragebogen ausfüllen und Zettel abstempeln.
© Feedback Factory Testkaufhaus

Der Laden im Untergeschoss des Shoppingcenters Wilmersdorfer Arcaden im Berliner Westen fällt auf zwischen Edeka, Alnatura und dem Drogeriemarkt dm. Die schlichten Holzregale erinnern an ein Lager, möglichst wenig soll von den Produkten ablenken. Im „Feedback Factory Testkaufhaus“ werden schließlich ganz besondere Dinge verkauft: Produkte, die noch nicht im Handel gelistet sind.

In einem Regal liegen Insektensnacks namens Wicked Cricket, in einem anderen Fröccs – das ist Weißweinschorle aus der Dose. An Getränken gibt es außerdem Basilikum-Ingwer-Limonade, einen Schlafdrink mit dem Hormon Melatonin und ein Tonikum mit Kurkuma. Auch Protein-Eis ist im Angebot, zuckerfreies Fruchtgummi und zuckerfreies Popcorn. Außerdem kann man einen Holzstab kaufen, der verstopfte Abflüsse ökologisch reinigt, oder eine Wasserbar für zu Hause, die an die Wasserleitung angeschlossen wird und dann gefiltertes, wahlweise gekühltes und aufgesprudeltes Wasser bereitstellt.

Seit Mitte März können Unternehmen in dem Laden testen, wie ihre Produkte bei Kunden ankommen. Sie können herausfinden, ob der Preis angemessen ist, und verschiedene Verpackungsdesigns, Packungsgrößen oder Geschmacksrichtungen ausprobieren. Eigentlich sollte das Geschäft daher KaDeTa heißen – Kaufhaus des Testens. Doch das berühmte KaDeWe drohte kurz vor der Eröffnung mit einer Klage, die beiden Gründerinnen benannten ihren Laden daraufhin um.

Die Mission: Produkte schneller in den Handel bringen

Die Gründerinnen, das sind Franziska Schetter und Ola Klöckner aus München. Auf die Idee zum Testkaufhaus sind die Frauen aus eigener Erfahrung gekommen: 2016 hatten die beiden die Liquid Matter GmbH gegründet, die Matcha-Limonade mit natürlichem Koffein herstellt. Sie hatten es selbst schwer, mit ihrem Getränk in den Handel zu kommen. Deshalb wollten sie etwas machen, um Produkten schneller den Weg in die Geschäfte zu bahnen.

„Der Handel ist ziemlich träge und auf große Player ausgelegt“, erklärt Ola Klöckner. Ein neues Produkt zu listen, sei für Einkäufer mit einem relativ großen Risiko verbunden, da der Kunde das kauft, was er schon kennt. „Die Großen kaufen sich daher Zweitplatzierungen, das heißt, ihr Produkt steht neben der Kasse, oder machen Verkostungen, aber das kostet viel Geld, das Start-ups nicht haben. Mit unserer Feedback Factory machen wir neue Produkte bei den Konsumenten bekannt“, so Klöckner. Zudem würden viele Gründer den Wert von Marktforschung unterschätzen oder könnten sich dies nicht leisten. Auch hier will das Testkaufhaus helfen. „Denn wir sind ein Marktplatz, der gleichzeitig Marktforschung betreibt“, erklärt Klöckner.

Die Gründerinnen arbeiten mit dem Berliner Institut für Innovationsforschung (BIFI) zusammen, das das Testkaufhaus auch betreibt. In der Feedback Factory werden Kunden um Feedback gebeten, das ausgewertet wird. So möchten die Initiatorinnen Unternehmen ermöglichen, belastbare Zahlen zu ihrem Produkt zu gewinnen – auch für den Handel. „Die Schwelle, etwas Neues auszuprobieren, soll sowohl für den Endkunden, als auch für den Handel niedriger werden“, sagt Klöckner.

Produkt-Feedback per Zettel

Das Konzept wird Kunden am Eingang von Mitarbeitern erklärt. Sie werden gebeten, anonym einen Fragebogen mit Angaben zur Person auszufüllen. Außerdem nehmen sich Kunden einen Stempel mit einer Nummer. Mit diesem gehen sie dann die Regale entlang. Dort hängen Bretter mit farbigen Zetteln, auf denen steht „will  ich kaufen“, „würde ich verschenken“, „interessiert mich nicht“, „wer braucht das?“ oder „kenn ich schon!“. Diese Zettel können Kunden, wenn sie Feedback geben wollen, mit ihrer Nummer abstempeln und in kleine Boxen werfen, die neben den Produkten im Regal stehen.

Außerdem befinden sich QR-Codes an den einzelnen Produkten. Wer den Code scannt, kann auf seinem Smartphone einen Fragebogen zu dem jeweiligen Produkt ausfüllen.

„Es gibt viele Kunden, die mitmachen und uns unterstützen“, sagt Klöckner. In den ersten zwei Wochen haben 400 Kunden am Eingang ihre Daten angegeben. Das Marktforschungsinstitut kann so nachvollziehen, welcher Kunde welche Meinung zu welchem Produkt hat. Die Unternehmer erfahren etwas über ihre Potentiale in verschiedenen Zielgruppen.

An der Testbar können Produkte verkostet oder ausprobiert werden

Außerdem gibt es in dem Laden eine Testbar. Dort können Kunden Produkte verkosten oder ausprobieren. Dann tragen sie in Fragebögen ein, wie gut ihnen das Produkt schmeckt oder ob Verpackung und Inhalt zusammen passen.

Im Vorfeld gibt es ein Briefing mit dem BIFI, in dem die Unternehmen dem Ladenpersonal ihr Produkt mit seinen Besonderheiten erklären. Sie werden außerdem beraten, welche Fragen die Marktforschung für sie beantworten soll. Für den einen ist interessant, welcher Preis den größten Umsatz verspricht, der andere möchte wissen, welches Design am besten funktioniert oder etwas zum Thema Packungsgrößen herausfinden. Dementsprechend werden die Fragebögen zu den einzelnen Produkten gestaltet.

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Im Testkaufhaus arbeiten auch Marktforscher

Im Testkaufhaus arbeiten nicht nur Verkäufer, sondern auch Marktforscher. Diese sprechen Kunden auch schon mal direkt an und befragen sie in Einzelinterviews zu bestimmten Produkten, so dass alle offenen Fragen der Unternehmer beantwortet werden. Diese können an einem Aktionstag ihr Produkt auch selbst vorführen, erhalten die Einnahmen aus dem Abverkauf und erreichen im Einkaufszentrum ein sehr gemischtes Publikum.

Dafür, dass sie in der Feedback Factory vertreten sind, zahlen Unternehmen bisher einheitlich 250 Euro pro Monat. Die einzige Voraussetzung ist, dass ihre Produkte dafür ausgelegt sind, in den Handel zu kommen. „Wir wollen kein zweites Dawanda  sein, wo sich Hobbybastler austoben“, sagt Schetter.

Weitere Testkaufhaus-Filialen sind geplant

Mit ihrer Idee konnten Schetter und Klöckner bereits den ProSiebenSat.1 Accelerator begeistern. Der unterstützt das Projekt und kann für Unternehmen, die ihre Produkte im Testkaufhaus testen, ein Türöffner zu Venture Capital sein. Die Berliner Feedback Factory ist erst mal für sechs Monate geöffnet. Für die Zukunft sind weitere Filialen angedacht, vielleicht in München, wo die Unternehmerinnen leben. „Mehrere Testkaufhäuser würden natürlich helfen, dass die mitmachenden Unternehmen und ihr Produkt bekannter werden“, sagt Schetter.

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Der Laden im Untergeschoss des Shoppingcenters Wilmersdorfer Arcaden im Berliner Westen fällt auf zwischen Edeka, Alnatura und dem Drogeriemarkt dm. Die schlichten Holzregale erinnern an ein Lager, möglichst wenig soll von den Produkten ablenken. Im „Feedback Factory Testkaufhaus“ werden schließlich ganz besondere Dinge verkauft: Produkte, die noch nicht im Handel gelistet sind. In einem Regal liegen Insektensnacks namens Wicked Cricket, in einem anderen Fröccs – das ist Weißweinschorle aus der Dose. An Getränken gibt es außerdem Basilikum-Ingwer-Limonade, einen Schlafdrink mit dem Hormon Melatonin und ein Tonikum mit Kurkuma. Auch Protein-Eis ist im Angebot, zuckerfreies Fruchtgummi und zuckerfreies Popcorn. Außerdem kann man einen Holzstab kaufen, der verstopfte Abflüsse ökologisch reinigt, oder eine Wasserbar für zu Hause, die an die Wasserleitung angeschlossen wird und dann gefiltertes, wahlweise gekühltes und aufgesprudeltes Wasser bereitstellt. Seit Mitte März können Unternehmen in dem Laden testen, wie ihre Produkte bei Kunden ankommen. Sie können herausfinden, ob der Preis angemessen ist, und verschiedene Verpackungsdesigns, Packungsgrößen oder Geschmacksrichtungen ausprobieren. Eigentlich sollte das Geschäft daher KaDeTa heißen – Kaufhaus des Testens. Doch das berühmte KaDeWe drohte kurz vor der Eröffnung mit einer Klage, die beiden Gründerinnen benannten ihren Laden daraufhin um. Die Mission: Produkte schneller in den Handel bringen Die Gründerinnen, das sind Franziska Schetter und Ola Klöckner aus München. Auf die Idee zum Testkaufhaus sind die Frauen aus eigener Erfahrung gekommen: 2016 hatten die beiden die Liquid Matter GmbH gegründet, die Matcha-Limonade mit natürlichem Koffein herstellt. Sie hatten es selbst schwer, mit ihrem Getränk in den Handel zu kommen. Deshalb wollten sie etwas machen, um Produkten schneller den Weg in die Geschäfte zu bahnen. „Der Handel ist ziemlich träge und auf große Player ausgelegt“, erklärt Ola Klöckner. Ein neues Produkt zu listen, sei für Einkäufer mit einem relativ großen Risiko verbunden, da der Kunde das kauft, was er schon kennt. „Die Großen kaufen sich daher Zweitplatzierungen, das heißt, ihr Produkt steht neben der Kasse, oder machen Verkostungen, aber das kostet viel Geld, das Start-ups nicht haben. Mit unserer Feedback Factory machen wir neue Produkte bei den Konsumenten bekannt“, so Klöckner. Zudem würden viele Gründer den Wert von Marktforschung unterschätzen oder könnten sich dies nicht leisten. Auch hier will das Testkaufhaus helfen. „Denn wir sind ein Marktplatz, der gleichzeitig Marktforschung betreibt“, erklärt Klöckner. Die Gründerinnen arbeiten mit dem Berliner Institut für Innovationsforschung (BIFI) zusammen, das das Testkaufhaus auch betreibt. In der Feedback Factory werden Kunden um Feedback gebeten, das ausgewertet wird. So möchten die Initiatorinnen Unternehmen ermöglichen, belastbare Zahlen zu ihrem Produkt zu gewinnen - auch für den Handel. „Die Schwelle, etwas Neues auszuprobieren, soll sowohl für den Endkunden, als auch für den Handel niedriger werden“, sagt Klöckner. Produkt-Feedback per Zettel Das Konzept wird Kunden am Eingang von Mitarbeitern erklärt. Sie werden gebeten, anonym einen Fragebogen mit Angaben zur Person auszufüllen. Außerdem nehmen sich Kunden einen Stempel mit einer Nummer. Mit diesem gehen sie dann die Regale entlang. Dort hängen Bretter mit farbigen Zetteln, auf denen steht „will  ich kaufen“, „würde ich verschenken“, „interessiert mich nicht“, „wer braucht das?“ oder „kenn ich schon!“. Diese Zettel können Kunden, wenn sie Feedback geben wollen, mit ihrer Nummer abstempeln und in kleine Boxen werfen, die neben den Produkten im Regal stehen. Außerdem befinden sich QR-Codes an den einzelnen Produkten. Wer den Code scannt, kann auf seinem Smartphone einen Fragebogen zu dem jeweiligen Produkt ausfüllen. „Es gibt viele Kunden, die mitmachen und uns unterstützen“, sagt Klöckner. In den ersten zwei Wochen haben 400 Kunden am Eingang ihre Daten angegeben. Das Marktforschungsinstitut kann so nachvollziehen, welcher Kunde welche Meinung zu welchem Produkt hat. Die Unternehmer erfahren etwas über ihre Potentiale in verschiedenen Zielgruppen. An der Testbar können Produkte verkostet oder ausprobiert werden Außerdem gibt es in dem Laden eine Testbar. Dort können Kunden Produkte verkosten oder ausprobieren. Dann tragen sie in Fragebögen ein, wie gut ihnen das Produkt schmeckt oder ob Verpackung und Inhalt zusammen passen. Im Vorfeld gibt es ein Briefing mit dem BIFI, in dem die Unternehmen dem Ladenpersonal ihr Produkt mit seinen Besonderheiten erklären. Sie werden außerdem beraten, welche Fragen die Marktforschung für sie beantworten soll. Für den einen ist interessant, welcher Preis den größten Umsatz verspricht, der andere möchte wissen, welches Design am besten funktioniert oder etwas zum Thema Packungsgrößen herausfinden. Dementsprechend werden die Fragebögen zu den einzelnen Produkten gestaltet. Im Testkaufhaus arbeiten auch Marktforscher Im Testkaufhaus arbeiten nicht nur Verkäufer, sondern auch Marktforscher. Diese sprechen Kunden auch schon mal direkt an und befragen sie in Einzelinterviews zu bestimmten Produkten, so dass alle offenen Fragen der Unternehmer beantwortet werden. Diese können an einem Aktionstag ihr Produkt auch selbst vorführen, erhalten die Einnahmen aus dem Abverkauf und erreichen im Einkaufszentrum ein sehr gemischtes Publikum. Dafür, dass sie in der Feedback Factory vertreten sind, zahlen Unternehmen bisher einheitlich 250 Euro pro Monat. Die einzige Voraussetzung ist, dass ihre Produkte dafür ausgelegt sind, in den Handel zu kommen. „Wir wollen kein zweites Dawanda  sein, wo sich Hobbybastler austoben“, sagt Schetter. Weitere Testkaufhaus-Filialen sind geplant Mit ihrer Idee konnten Schetter und Klöckner bereits den ProSiebenSat.1 Accelerator begeistern. Der unterstützt das Projekt und kann für Unternehmen, die ihre Produkte im Testkaufhaus testen, ein Türöffner zu Venture Capital sein. Die Berliner Feedback Factory ist erst mal für sechs Monate geöffnet. Für die Zukunft sind weitere Filialen angedacht, vielleicht in München, wo die Unternehmerinnen leben. „Mehrere Testkaufhäuser würden natürlich helfen, dass die mitmachenden Unternehmen und ihr Produkt bekannter werden“, sagt Schetter.
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