Flutkatastrophe
„Fast alles ist weg. Aber: Wir haben überlebt.“

Als die Schlammflut kommt, verliert der Arzt Axel Nacke binnen Minuten Auto, Haus und Praxis. Was sie ihm nicht nehmen kann: Dankbarkeit und Zuversicht. Wie der Unternehmer im Chaos die Zukunft plant.

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Flutkatastrophe
Zentrum der Flutkatastrophe: Der Landkreis Ahrweiler, hier das 700-Einwohner-Dorf Schuld, war in Rheinland-Pfalz am stärksten betroffen. In diesem Landkreis wohnt auch Arzt Axel Nacke.
© Thomas Lohnes / Freier Fotograf / Getty Images Europe

Das Interview mit Axel Nacke, Onkologe aus Walporzheim im Landkreis Ahrweiler, verzögert sich. Der Grund: „Wir haben hier gerade die erste warme, selbst gekochte Mahlzeit seit Tagen vor uns stehen. Kann ich Sie in 20 Minuten zurückrufen?“

Seine Frage bringt die Unfassbarkeit dieser Katastrophe auf den Punkt: Während in einigen Teilen des Landes die Sonne scheint, die Menschen im Garten grillen und entsetzt über die schrecklichen Bilder sprechen, muss Nacke mit seiner Frau bei einem Teller Nudeln überlegen, wie er das Wenige, was ihm geblieben ist, bewahren kann – und wie die nächsten Tage aussehen …

impulse: Herr Nacke, wo sind Sie gerade?

Axel Nacke: Wir sind in der Ferienwohnung von Freunden untergekommen, im ersten Dorf in der Nähe, das Wasser und Strom hat.

Axel Nacke in der Ferienwohnung nach der Flutkatastrophe

Axel und Stefanie Nacke sind nach der Flutkatastrophe in der Ferienwohnung von Freunden untergekommen, in einer Distillerie. Ihr Kommentar: „Frei nach Wilhelm Busch: Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“ ©privat

 

Sie leben in Walporzheim, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, dem Zentrum der Flutkatastrophe. Konnten Sie sich irgendwie vorbereiten?

Am Mittwochnachmittag hieß es, die Ahr werde auf vier Meter steigen – also noch höher als bei der Jahrhundertflut 2016, da lag der Pegelhöchststand bei 3,71. Später kam plötzlich die Meldung, wir würden sieben Meter bekommen. Wir haben dann mit Freunden noch Dämme aus Sandsäcken gebaut. Und ich habe den Steuerordner in die erste Etage gebracht – was man so macht als Unternehmer. In der Nacht kam dann die Schlammbrühe mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Straße geschossen und in unser Haus.

Wie haben Sie sich gerettet?

Da unser Haus nur Keller, Erdgeschoss und einen ersten Stock hat, bin ich in das Haus unserer Nachbarn geflüchtet, das zweistöckig ist – zusammen mit vielen anderen Versprengten. Dort haben wir die Nacht verbracht, verteilt auf die Zimmer, manche saßen auf der Treppe. Meine Frau dagegen musste im Freien auf einem Berghang ausharren.

Wie kam es dazu?

Sie ist ebenfalls Ärztin und hat ihre Praxis in Altenahr. Sie ist nachmittags dorthin gefahren, um den Server abzuschrauben und so die Daten zu retten. Das hat sie auch geschafft, aber sie kam danach nicht mehr weg, weil das Wasser schon die Straßen zerstört hatte. Sie ist zunächst hoch in den ersten Stock zu den Vermietern gegangen. Als das Wasser aber weiter stieg, mussten alle über das Dach auf einen Hang flüchten. Sie hat von dort die Positionslichter von Menschen gesehen, die auf den Dächern standen, mit den Füßen im Wasser – und in Todesangst um Hilfe schrien. Und sie selbst hatte Angst, dass der Hang abrutscht.

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Aber das ist nicht passiert …

Nein. Wir haben nachts auch glücklicherweise kurz eine Handyverbindung bekommen, sodass wir voneinander wussten: Wir haben beide überlebt. Das Ausmaß der Schäden konnte ich erst am nächsten Morgen sehen – der Strom war ja weg, also alles längst dunkel.

Wie sah Ihr Haus aus?

Es war komplett voll mit Schlamm, alles versifft, die Möbel standen teilweise in anderen Räumen. Vor dem Haus waren Möbel aus anderen Häusern, unsere beiden Autos sind in den Vorgarten von Nachbarn 600 Meter weiter gespült worden. Kinderfotos, andere Erinnerungen, das Klavier – alles hin. Während ich das Haus inspiziert habe, hat sich meine Frau morgens zu Fuß auf den Heimweg gemacht, irgendwann eine Mitfahrgelegenheit gefunden und war mittags bei mir.

Das Schlammwasser hat die Möbel verschoben.

Nachdem die Schlammflut durch das Haus geschossen ist, steht nichts mehr an seinem Platz. ©privat

 

Wie haben Sie Hilfe bekommen?

Alles, was bis jetzt hier an Hilfe ankam, ist privat organisiert worden. Ich komme aus der Landwirtschaft und habe als Erstes ein paar Bauernkumpel aktiviert. Die sind mit Traktoren gekommen und haben erst einmal alles zur Seite geräumt. Auf den Straßen war ja ein unendliches Durcheinander, das kann sich niemand vorstellen.

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Und dann?

Dann kamen viele kleine Firmen, die uns unterstützt haben. Gartenbauer, Baufirmen – die sind mit ihren Riesenraupen rein und haben den Schutt und Schrott aus dem Weg geräumt. Aber es gab insgesamt in den Stunden und Tagen nach der Flut eine unfassbare Hilfsbereitschaft. Beispielsweise waren Kolonnen junger Leute aus Köln da! Und viele Verbindungsstudenten aus Bonn. Einige von denen haben drei Tonnen Holzpellets aus meinem Keller geschaufelt. Es kamen so viele Menschen, die einfach fragten: Was kann ich tun? Und die dann geschuftet haben wie die Stiere.

Vor allem aber haben wirklich die Bauern geholfen. Die kamen teils aus 300 Kilometer entfernten Orten, mit Treckern und ihren Saisonkräften. Sie waren es, die verhindert haben, dass unser Dorf eine einzige Müllhalde wird.

Die Flutkatastrophe hat Axel Nackes Haus zerstört

Das Schlammwasser verwüstete alle Zimmer in Nackes Haus – nur wenige Erinnerungen konnte er retten. ©privat

 

Wie das?

Die haben mit ihren Güllepumpen den Schlamm aus den Häusern geholt. Müsste man ein realistisches Bild von der Hilfe vermitteln, man müsste Trecker an Trecker zeigen. So unfassbar schrecklich diese Katastrophe ist, sie hat mich zwei Sachen gelehrt. Die erste: Es gibt unglaublich viele gute Menschen. Wenn einmal noch jemand über die Jugend schimpft, werde ich dagegenhalten.

Und die zweite Lehre?

Dass man in offizielle Stellen nicht zu viel Vertrauen setzen kann. In den Nachrichten sieht man immer THW, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr – bei uns war niemand bisher vor Ort. Das läuft jetzt langsam an, eine offizielle Stelle hat die Koordinierung der Maßnahmen übernommen. Aber leider muss ich sagen: Die privat organisierte Hilfe war vor Ort effektiver.

Was würden Sie kritisieren?

Ganz ehrlich: Wenn an diesem Mittwochabend um 17 Uhr Polizeiautos durch die Straßen gefahren wären, mit einem Megafon, und erklärt hätten: Leute, kommt alle raus, bringt euch in Sicherheit – dann hätten wir trotzdem viel verloren. Aber nicht diese Menschenleben! Das muss man einfach so sagen. Die Frau und die Tochter eines Kollegen meiner Frau sind vom Dach gespült worden, die sind tot. Das ist einfach nur entsetzlich und das muss man genau aufarbeiten. Wir persönlich haben glücklicherweise niemanden von unseren Verwandten und Freunden verloren.

Wie werden jetzt Ihre nächsten Tage aussehen?

Ich werde versuchen, einen Bautrockner zu organisieren. Die brauchen wir hier gerade alle – um die Feuchtigkeit aus den Räumen zu bekommen. Dann muss ich versuchen, irgendwie nach Altenahr zu kommen, wo meine Frau ihre Praxis hat, die zerstört ist. Ich werde nochmal befreundete Landwirte anfragen, um mit ihnen und deren Saisonkräften das Haus bis auf den Rohbau abzureißen. Und: Ich muss Bilder machen für die Versicherung. Wir sind gegen Elementarschäden versichert, solche Pegelstände waren bisher ja überhaupt nicht vorstellbar. In der nächsten Woche werde ich auch wieder in der Praxis arbeiten.

Flutkatastrophe: Der Schlamm hat Axel Nackes Keller verwüstet.

Im Heizungskeller hat sich der Schlamm besonders gesammelt.

 

Können Sie überhaupt schon wieder an normale Arbeit denken?

Aber natürlich! Ich bin unendlich dankbar: Von den drei Standorten meiner Praxis ist nur einer von der Schlammflut getroffen worden. Die anderen können weiterlaufen. Dort wird jetzt so lange gearbeitet, bis alle Chemotherapien für alle Patienten durch sind. Das zu wissen, tut unglaublich gut. Wir haben zwar viel verloren – aber nicht unsere Existenz. Das ist beim Schreiner in meiner Nachbarschaft anders. Und bei den Winzern hier, wir sind ja ein Weindorf. Die haben wirklich alles verloren.

Sie klingen, all diesen Schrecken zum Trotz, unglaublich gesammelt und gefasst …

Wir können uns Ohnmacht und Fassungslosigkeit gerade einfach gar nicht leisten. Auch haben wir noch so viel Adrenalin in uns, das hält uns aktiv. Außerdem bin ich Onkologe, arbeite also täglich mit Krebspatienten zusammen. Da weiß ich: Das Leben ist wunderbar, auch ohne Wasser und Strom.

Sie wollen helfen, konkret vor Ort oder mit Spenden? Axel Nacke verweist auf zwei Wege:

  1. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz hat eine Übersicht der Hilfsmöglichkeiten für die Hochwasseropfer zusammengestellt.
  2. Eine Spendenaktion des Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler, die den Betroffenen helfen soll. Beiträge auf das Konto des Fördervereins Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler, IBAN:
    DE44577615910029300000, Stichwort „Hochwasser-Katastrophe-Hilfe für Betroffene“.
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Das Interview mit Axel Nacke, Onkologe aus Walporzheim im Landkreis Ahrweiler, verzögert sich. Der Grund: „Wir haben hier gerade die erste warme, selbst gekochte Mahlzeit seit Tagen vor uns stehen. Kann ich Sie in 20 Minuten zurückrufen?“ Seine Frage bringt die Unfassbarkeit dieser Katastrophe auf den Punkt: Während in einigen Teilen des Landes die Sonne scheint, die Menschen im Garten grillen und entsetzt über die schrecklichen Bilder sprechen, muss Nacke mit seiner Frau bei einem Teller Nudeln überlegen, wie er das Wenige, was ihm geblieben ist, bewahren kann – und wie die nächsten Tage aussehen … impulse: Herr Nacke, wo sind Sie gerade? Axel Nacke: Wir sind in der Ferienwohnung von Freunden untergekommen, im ersten Dorf in der Nähe, das Wasser und Strom hat. [caption id="attachment_7606069" align="alignnone" width="1200"] Axel und Stefanie Nacke sind nach der Flutkatastrophe in der Ferienwohnung von Freunden untergekommen, in einer Distillerie. Ihr Kommentar: "Frei nach Wilhelm Busch: Wer Sorgen hat, hat auch Likör." ©privat[/caption]   Sie leben in Walporzheim, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, dem Zentrum der Flutkatastrophe. Konnten Sie sich irgendwie vorbereiten? Am Mittwochnachmittag hieß es, die Ahr werde auf vier Meter steigen – also noch höher als bei der Jahrhundertflut 2016, da lag der Pegelhöchststand bei 3,71. Später kam plötzlich die Meldung, wir würden sieben Meter bekommen. Wir haben dann mit Freunden noch Dämme aus Sandsäcken gebaut. Und ich habe den Steuerordner in die erste Etage gebracht – was man so macht als Unternehmer. In der Nacht kam dann die Schlammbrühe mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Straße geschossen und in unser Haus. Wie haben Sie sich gerettet? Da unser Haus nur Keller, Erdgeschoss und einen ersten Stock hat, bin ich in das Haus unserer Nachbarn geflüchtet, das zweistöckig ist – zusammen mit vielen anderen Versprengten. Dort haben wir die Nacht verbracht, verteilt auf die Zimmer, manche saßen auf der Treppe. Meine Frau dagegen musste im Freien auf einem Berghang ausharren. Wie kam es dazu? Sie ist ebenfalls Ärztin und hat ihre Praxis in Altenahr. Sie ist nachmittags dorthin gefahren, um den Server abzuschrauben und so die Daten zu retten. Das hat sie auch geschafft, aber sie kam danach nicht mehr weg, weil das Wasser schon die Straßen zerstört hatte. Sie ist zunächst hoch in den ersten Stock zu den Vermietern gegangen. Als das Wasser aber weiter stieg, mussten alle über das Dach auf einen Hang flüchten. Sie hat von dort die Positionslichter von Menschen gesehen, die auf den Dächern standen, mit den Füßen im Wasser – und in Todesangst um Hilfe schrien. Und sie selbst hatte Angst, dass der Hang abrutscht. Aber das ist nicht passiert … Nein. Wir haben nachts auch glücklicherweise kurz eine Handyverbindung bekommen, sodass wir voneinander wussten: Wir haben beide überlebt. Das Ausmaß der Schäden konnte ich erst am nächsten Morgen sehen – der Strom war ja weg, also alles längst dunkel. Wie sah Ihr Haus aus? Es war komplett voll mit Schlamm, alles versifft, die Möbel standen teilweise in anderen Räumen. Vor dem Haus waren Möbel aus anderen Häusern, unsere beiden Autos sind in den Vorgarten von Nachbarn 600 Meter weiter gespült worden. Kinderfotos, andere Erinnerungen, das Klavier – alles hin. Während ich das Haus inspiziert habe, hat sich meine Frau morgens zu Fuß auf den Heimweg gemacht, irgendwann eine Mitfahrgelegenheit gefunden und war mittags bei mir. [caption id="attachment_7606071" align="alignnone" width="1200"] Nachdem die Schlammflut durch das Haus geschossen ist, steht nichts mehr an seinem Platz. ©privat[/caption]   Wie haben Sie Hilfe bekommen? Alles, was bis jetzt hier an Hilfe ankam, ist privat organisiert worden. Ich komme aus der Landwirtschaft und habe als Erstes ein paar Bauernkumpel aktiviert. Die sind mit Traktoren gekommen und haben erst einmal alles zur Seite geräumt. Auf den Straßen war ja ein unendliches Durcheinander, das kann sich niemand vorstellen. Und dann? Dann kamen viele kleine Firmen, die uns unterstützt haben. Gartenbauer, Baufirmen – die sind mit ihren Riesenraupen rein und haben den Schutt und Schrott aus dem Weg geräumt. Aber es gab insgesamt in den Stunden und Tagen nach der Flut eine unfassbare Hilfsbereitschaft. Beispielsweise waren Kolonnen junger Leute aus Köln da! Und viele Verbindungsstudenten aus Bonn. Einige von denen haben drei Tonnen Holzpellets aus meinem Keller geschaufelt. Es kamen so viele Menschen, die einfach fragten: Was kann ich tun? Und die dann geschuftet haben wie die Stiere. Vor allem aber haben wirklich die Bauern geholfen. Die kamen teils aus 300 Kilometer entfernten Orten, mit Treckern und ihren Saisonkräften. Sie waren es, die verhindert haben, dass unser Dorf eine einzige Müllhalde wird. [caption id="attachment_7606067" align="alignnone" width="1200"] Das Schlammwasser verwüstete alle Zimmer in Nackes Haus – nur wenige Erinnerungen konnte er retten. ©privat[/caption]   Wie das? Die haben mit ihren Güllepumpen den Schlamm aus den Häusern geholt. Müsste man ein realistisches Bild von der Hilfe vermitteln, man müsste Trecker an Trecker zeigen. So unfassbar schrecklich diese Katastrophe ist, sie hat mich zwei Sachen gelehrt. Die erste: Es gibt unglaublich viele gute Menschen. Wenn einmal noch jemand über die Jugend schimpft, werde ich dagegenhalten. Und die zweite Lehre? Dass man in offizielle Stellen nicht zu viel Vertrauen setzen kann. In den Nachrichten sieht man immer THW, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr – bei uns war niemand bisher vor Ort. Das läuft jetzt langsam an, eine offizielle Stelle hat die Koordinierung der Maßnahmen übernommen. Aber leider muss ich sagen: Die privat organisierte Hilfe war vor Ort effektiver. Was würden Sie kritisieren? Ganz ehrlich: Wenn an diesem Mittwochabend um 17 Uhr Polizeiautos durch die Straßen gefahren wären, mit einem Megafon, und erklärt hätten: Leute, kommt alle raus, bringt euch in Sicherheit – dann hätten wir trotzdem viel verloren. Aber nicht diese Menschenleben! Das muss man einfach so sagen. Die Frau und die Tochter eines Kollegen meiner Frau sind vom Dach gespült worden, die sind tot. Das ist einfach nur entsetzlich und das muss man genau aufarbeiten. Wir persönlich haben glücklicherweise niemanden von unseren Verwandten und Freunden verloren. Wie werden jetzt Ihre nächsten Tage aussehen? Ich werde versuchen, einen Bautrockner zu organisieren. Die brauchen wir hier gerade alle – um die Feuchtigkeit aus den Räumen zu bekommen. Dann muss ich versuchen, irgendwie nach Altenahr zu kommen, wo meine Frau ihre Praxis hat, die zerstört ist. Ich werde nochmal befreundete Landwirte anfragen, um mit ihnen und deren Saisonkräften das Haus bis auf den Rohbau abzureißen. Und: Ich muss Bilder machen für die Versicherung. Wir sind gegen Elementarschäden versichert, solche Pegelstände waren bisher ja überhaupt nicht vorstellbar. In der nächsten Woche werde ich auch wieder in der Praxis arbeiten. [caption id="attachment_7606068" align="alignnone" width="1200"] Im Heizungskeller hat sich der Schlamm besonders gesammelt.[/caption]   Können Sie überhaupt schon wieder an normale Arbeit denken? Aber natürlich! Ich bin unendlich dankbar: Von den drei Standorten meiner Praxis ist nur einer von der Schlammflut getroffen worden. Die anderen können weiterlaufen. Dort wird jetzt so lange gearbeitet, bis alle Chemotherapien für alle Patienten durch sind. Das zu wissen, tut unglaublich gut. Wir haben zwar viel verloren – aber nicht unsere Existenz. Das ist beim Schreiner in meiner Nachbarschaft anders. Und bei den Winzern hier, wir sind ja ein Weindorf. Die haben wirklich alles verloren. Sie klingen, all diesen Schrecken zum Trotz, unglaublich gesammelt und gefasst … Wir können uns Ohnmacht und Fassungslosigkeit gerade einfach gar nicht leisten. Auch haben wir noch so viel Adrenalin in uns, das hält uns aktiv. Außerdem bin ich Onkologe, arbeite also täglich mit Krebspatienten zusammen. Da weiß ich: Das Leben ist wunderbar, auch ohne Wasser und Strom. Sie wollen helfen, konkret vor Ort oder mit Spenden? Axel Nacke verweist auf zwei Wege: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz hat eine Übersicht der Hilfsmöglichkeiten für die Hochwasseropfer zusammengestellt. Eine Spendenaktion des Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler, die den Betroffenen helfen soll. Beiträge auf das Konto des Fördervereins Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler, IBAN: DE44577615910029300000, Stichwort "Hochwasser-Katastrophe-Hilfe für Betroffene".
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