Lüften gegen Corona
Lüften gegen Corona – wie mach ich’s richtig?

Lüften ist eine der vielversprechendsten Waffen gegen das Coronavirus. Doch wann, für wie lang und wie genau? Sollte die Klimaanlage abgeschaltet werden? Und helfen Luftreiniger?

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Lüften gegen Corona
© Catherine Falls Commercial / Moment / Getty Images

Husten, Niesen, Sprechen – sogar beim Atmen stoßen wir winzig kleine Flüssigkeitspartikel aus. Über diese sogenannten Aerosole, die teilweise Stunden in der Luft verbleiben, können Coronaviren verbreitet werden. Arbeiten mehrere Menschen in geschlossenen Räumen, steigt daher die Infektionsgefahr, auch wenn der Mindestabstand eingehalten wird.

Die mittlerweile bekannte AHA-Regel (Abstand + Hygiene + Alltagsmaske) wird in der Herbst- und Winterzeit daher noch um ein „L“ für das Lüften ergänzt. Die Deutsche Unfallversicherung (DGUV) hat einige Empfehlungen herausgegeben, wie Arbeitsplätze belüftet werden sollten, genauso wie die Bundesregierung. Im Podcast der DGUV erklärt Dr. Simone Peters, Leiterin des Sachgebiets Innenraumklima, worauf wir dabei genau achten sollten.

Wie oft und wie lange sollte man die Fenster öffnen?

Laut Simone Peters ist die Stoßlüftung mit weit geöffneten Fenstern und am besten auch mit geöffneten Türen am effektivsten. Das Lüften über gekippte Fenster sei zwar weniger effektiv. „Als Ergänzung zur Stoßlüftung kann es aber sinnvoll sein, um ein zu schnelles, starkes Ansteigen der Virenkonzentration zu vermeiden.“ Büroräumen sollten einmal pro Stunde, Besprechungs-, Pausen- und Seminarräumen alle 20 Minuten gelüftet werden. Fenster und Türen sollten im Winter 3 Minuten, im Frühjahr und Herbst 5 Minuten und im Sommer 10 Minuten geöffnet bleiben.

Was ist bei Klima- und Lüftungsanlagen zu beachten? Können sie das Coronavirus weiterverbreiten?

Die Deutsche Unfallversicherung stuft das Übertragungsrisiko von SARS-CoV-2 über sachgerecht instandgehaltene raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) als gering ein.

Unternehmen, die im Betrieb solche Anlagen einsetzen, sollten jedoch folgendes beachten:

  • Stellen Sie die ausreichende Luftzufuhr von außen sicher.
  • Vermeiden Sie Umluftbetrieb.
  • Lassen Sie die Anlage regelmäßig warten.

„Außerdem empfiehlt es sich, die Lüftungsanlage auch an Wochenenden oder während Feiertagen und in den Betriebsferien mit verringerter Leistung laufen zu lassen“, sagt Expertin Peters.

Können Sie bei Ihrer Anlage den Umluftbetrieb nicht vermeiden, sollten Sie nach Möglichkeit Filter mit höherer Partikelfilterklasse einsetzen. Bevor Sie neue Filter nachrüsten, sollten Sie von einem Fachunternehmen prüfen lassen, ob das bei Ihrer Anlage überhaupt technisch möglich ist.

Helfen Luftreiniger?

Aktuell wird vermehrt über Luftreiniger diskutiert, die Partikel, gasförmige Verbindungen und mikrobielle Kontaminationen aus der Luft entfernen. Sie verwenden entweder Filter oder behandeln die Luft mit UV-C-Strahlung oder Ozon.

Wer Geräte mit einem Filter nutzt, sollte darauf achten, dass diese mindestens mit einer Filterklasse von H13 oder H14 ausgestattet sind. Die Deutsche Unfallversicherung empfiehlt, keine Luftreiniger auf Basis von Ozon, kaltem Plasma, Elektrofiltern oder Ionisation zu nutzen, da je nach Methode unerwünschte Stoffe wie zum Beispiel Reizgase entstehen könnten.

„Direkte Frischluftzufuhr über Lüften ist immer wirkungsvoller als die Luftreinigung. Daher sollten Luftreiniger nur ergänzend zur Lüftung eingesetzt werden“, erklärt Expertin Peters. „Und es ist wichtig, bei der Anschaffung auf eine gute Qualität zu achten. Im Moment sind auch Modelle auf dem Markt, die viel versprechen, aber nicht viel halten.“ Anfang 2020 hat die Stiftung Warentest sieben Luftreiniger getestet, von denen zwei gut abgeschnitten haben. Allerdings wurde damals die Wirk­samkeit gegen Viren noch nicht mitgeprüft.

Was bewirken Ventilatoren?

In einem Einzelbüro können Ventilatoren bedenkenlos eingesetzt werden. „Sitzen Sie mit mehreren in einem Raum zusammen, funktioniert der Ventilator – oder im Winter auch der Heizlüfter – im Zweifelsfall wie eine kleine Virenschleuder, denn auch diese Geräte sorgen ja nur dafür, dass sich die vorhandene Luft im Raum gut verteilt – auch über größere Entfernungen“, erklärt die Simone Peters.

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Was sind CO2-Ampeln?

Die CO2-Konzentration in einem Raum kann als Anhaltspunkt für das richtige Lüften dienen. Denn wenn sich viel ausgeatmetes CO2 in der Luft befindet, sind wahrscheinlich auch viele Aerosole vorhanden. Aerosole können allerdings nur schwer gemessen werden – CO2 hingegen sehr viel einfacher.

Um die CO2-Konzentration zu messen, gibt es spezielle Geräte – sogenannte CO2-Ampeln. Die Ampelfarben zeigen an, wie viel des farb- und geruchlosen Gases in einem Raum vorhanden ist. Meist bedeutet grün: weniger als 1000 ppm (parts per million; auf Deutsch: Teile pro Million), gelb: 1000 bis 2000 ppm, rot: mehr als 2000 ppm. Laut Deutscher Unfallversicherung sind in normalen Zeiten um die 1000 ppm akzeptabel, zu Zeiten der Epidemie sollte dieser Wert immer unterschritten werden.

Gibt es andere technische Hilfen, die das regelmäßige Lüften erleichtern?

Wer eine günstigere Variante zur CO2-Ampel sucht, kann auf die CO2-App des Instituts für Arbeitsschutz und der Unfallkasse Hessen zurückgreifen. „Sie ist kostenlos und errechnet für jeden Raum und jede Raumbelegung die erforderlichen Lüftungsintervalle und erinnert akustisch ans Lüften“, erklärt Simone Peters.

Was mache ich bei Streitigkeiten im Team?

Auch ohne Corona ist das geöffnete Fenster ein häufiger Streitpunkt in Betrieben. Das liegt am unterschiedlichen Temperaturempfinden der Menschen. Während ein Kollege bereits im T-Shirt durch die Flure läuft, legt die andere Kollegin Schal und Pulswärmer an. Unterschiedliches Temperaturempfinden hat aber auch Grenzen – gesetzliche beispielsweise: Kälter als 20 Grad darf es laut Arbeitsstättenverordnung im Büro nicht sein, wärmer als 26 Grad aber auch nicht. Bei schwerer Arbeit darf die Temperatur in Arbeitsräumen nicht unter 12 Grad liegen.

Gerade in Pandemie-Zeiten sollten Arbeitgeber daher klare Regeln vorgeben, wie die Arbeitsräume gelüftet werden müssen. Nehmen Sie es aber ernst, wenn Mitarbeiter über zu niedrige Temperaturen klagen. Oft lassen sich auch Kompromisse finden, beispielsweise regelmäßig während der Pausen zu lüften. Kollegen, die schnell frieren, könnten sich in dieser Zeit einen Kaffee holen oder kleine Bewegungsübungen machen.

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Husten, Niesen, Sprechen – sogar beim Atmen stoßen wir winzig kleine Flüssigkeitspartikel aus. Über diese sogenannten Aerosole, die teilweise Stunden in der Luft verbleiben, können Coronaviren verbreitet werden. Arbeiten mehrere Menschen in geschlossenen Räumen, steigt daher die Infektionsgefahr, auch wenn der Mindestabstand eingehalten wird. Die mittlerweile bekannte AHA-Regel (Abstand + Hygiene + Alltagsmaske) wird in der Herbst- und Winterzeit daher noch um ein „L“ für das Lüften ergänzt. Die Deutsche Unfallversicherung (DGUV) hat einige Empfehlungen herausgegeben, wie Arbeitsplätze belüftet werden sollten, genauso wie die Bundesregierung. Im Podcast der DGUV erklärt Dr. Simone Peters, Leiterin des Sachgebiets Innenraumklima, worauf wir dabei genau achten sollten. Wie oft und wie lange sollte man die Fenster öffnen? Laut Simone Peters ist die Stoßlüftung mit weit geöffneten Fenstern und am besten auch mit geöffneten Türen am effektivsten. Das Lüften über gekippte Fenster sei zwar weniger effektiv. "Als Ergänzung zur Stoßlüftung kann es aber sinnvoll sein, um ein zu schnelles, starkes Ansteigen der Virenkonzentration zu vermeiden." Büroräumen sollten einmal pro Stunde, Besprechungs-, Pausen- und Seminarräumen alle 20 Minuten gelüftet werden. Fenster und Türen sollten im Winter 3 Minuten, im Frühjahr und Herbst 5 Minuten und im Sommer 10 Minuten geöffnet bleiben. Was ist bei Klima- und Lüftungsanlagen zu beachten? Können sie das Coronavirus weiterverbreiten? Die Deutsche Unfallversicherung stuft das Übertragungsrisiko von SARS-CoV-2 über sachgerecht instandgehaltene raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) als gering ein. Unternehmen, die im Betrieb solche Anlagen einsetzen, sollten jedoch folgendes beachten: Stellen Sie die ausreichende Luftzufuhr von außen sicher. Vermeiden Sie Umluftbetrieb. Lassen Sie die Anlage regelmäßig warten. „Außerdem empfiehlt es sich, die Lüftungsanlage auch an Wochenenden oder während Feiertagen und in den Betriebsferien mit verringerter Leistung laufen zu lassen“, sagt Expertin Peters. Können Sie bei Ihrer Anlage den Umluftbetrieb nicht vermeiden, sollten Sie nach Möglichkeit Filter mit höherer Partikelfilterklasse einsetzen. Bevor Sie neue Filter nachrüsten, sollten Sie von einem Fachunternehmen prüfen lassen, ob das bei Ihrer Anlage überhaupt technisch möglich ist. Helfen Luftreiniger? Aktuell wird vermehrt über Luftreiniger diskutiert, die Partikel, gasförmige Verbindungen und mikrobielle Kontaminationen aus der Luft entfernen. Sie verwenden entweder Filter oder behandeln die Luft mit UV-C-Strahlung oder Ozon. Wer Geräte mit einem Filter nutzt, sollte darauf achten, dass diese mindestens mit einer Filterklasse von H13 oder H14 ausgestattet sind. Die Deutsche Unfallversicherung empfiehlt, keine Luftreiniger auf Basis von Ozon, kaltem Plasma, Elektrofiltern oder Ionisation zu nutzen, da je nach Methode unerwünschte Stoffe wie zum Beispiel Reizgase entstehen könnten. „Direkte Frischluftzufuhr über Lüften ist immer wirkungsvoller als die Luftreinigung. Daher sollten Luftreiniger nur ergänzend zur Lüftung eingesetzt werden“, erklärt Expertin Peters. „Und es ist wichtig, bei der Anschaffung auf eine gute Qualität zu achten. Im Moment sind auch Modelle auf dem Markt, die viel versprechen, aber nicht viel halten.“ Anfang 2020 hat die Stiftung Warentest sieben Luftreiniger getestet, von denen zwei gut abgeschnitten haben. Allerdings wurde damals die Wirk­samkeit gegen Viren noch nicht mitgeprüft. Was bewirken Ventilatoren? In einem Einzelbüro können Ventilatoren bedenkenlos eingesetzt werden. „Sitzen Sie mit mehreren in einem Raum zusammen, funktioniert der Ventilator – oder im Winter auch der Heizlüfter – im Zweifelsfall wie eine kleine Virenschleuder, denn auch diese Geräte sorgen ja nur dafür, dass sich die vorhandene Luft im Raum gut verteilt – auch über größere Entfernungen“, erklärt die Simone Peters. Was sind CO2-Ampeln? Die CO2-Konzentration in einem Raum kann als Anhaltspunkt für das richtige Lüften dienen. Denn wenn sich viel ausgeatmetes CO2 in der Luft befindet, sind wahrscheinlich auch viele Aerosole vorhanden. Aerosole können allerdings nur schwer gemessen werden - CO2 hingegen sehr viel einfacher. Um die CO2-Konzentration zu messen, gibt es spezielle Geräte – sogenannte CO2-Ampeln. Die Ampelfarben zeigen an, wie viel des farb- und geruchlosen Gases in einem Raum vorhanden ist. Meist bedeutet grün: weniger als 1000 ppm (parts per million; auf Deutsch: Teile pro Million), gelb: 1000 bis 2000 ppm, rot: mehr als 2000 ppm. Laut Deutscher Unfallversicherung sind in normalen Zeiten um die 1000 ppm akzeptabel, zu Zeiten der Epidemie sollte dieser Wert immer unterschritten werden. Gibt es andere technische Hilfen, die das regelmäßige Lüften erleichtern? Wer eine günstigere Variante zur CO2-Ampel sucht, kann auf die CO2-App des Instituts für Arbeitsschutz und der Unfallkasse Hessen zurückgreifen. „Sie ist kostenlos und errechnet für jeden Raum und jede Raumbelegung die erforderlichen Lüftungsintervalle und erinnert akustisch ans Lüften“, erklärt Simone Peters. Was mache ich bei Streitigkeiten im Team? Auch ohne Corona ist das geöffnete Fenster ein häufiger Streitpunkt in Betrieben. Das liegt am unterschiedlichen Temperaturempfinden der Menschen. Während ein Kollege bereits im T-Shirt durch die Flure läuft, legt die andere Kollegin Schal und Pulswärmer an. Unterschiedliches Temperaturempfinden hat aber auch Grenzen - gesetzliche beispielsweise: Kälter als 20 Grad darf es laut Arbeitsstättenverordnung im Büro nicht sein, wärmer als 26 Grad aber auch nicht. Bei schwerer Arbeit darf die Temperatur in Arbeitsräumen nicht unter 12 Grad liegen. Gerade in Pandemie-Zeiten sollten Arbeitgeber daher klare Regeln vorgeben, wie die Arbeitsräume gelüftet werden müssen. Nehmen Sie es aber ernst, wenn Mitarbeiter über zu niedrige Temperaturen klagen. Oft lassen sich auch Kompromisse finden, beispielsweise regelmäßig während der Pausen zu lüften. Kollegen, die schnell frieren, könnten sich in dieser Zeit einen Kaffee holen oder kleine Bewegungsübungen machen.