Kommunikation in Krisen
4 Floskeln, die du dir besonders in Change-Phasen verkneifen solltest

In Krisen sollten Führungskräfte besonders darauf achten, wie sie kommunizieren. Denn unbedachte Worte können das Team unnötig verunsichern. Vier typische Fehler – und wie du dich besser ausdrückst.

Aktualisiert am 12. August 2025, 17:39 Uhr, von Wiebke Harms, Wirtschaftsredakteurin

Kommunikation in Krisen
Kommunikation in Krisen ist so heikel wie der Umgang mit rohen Eiern – und Floskeln richten reihenweise Schaden an.
© Dina Belenko Photography/Moment/Getty Images

Im Unternehmen steht eine große Veränderung an: eine neue Strategie, die auch ein anderes Zusammenarbeiten erfordert. Teams sollen neu zusammengesetzt oder gar aufgelöst werden. Solche Veränderungen lösen in der Belegschaft Nervosität bis hin zur Angst aus. Diesen Emotionen wollen Führungskräfte mit Sätzen wie „Davor müsst ihr keine Angst haben“ oder „Das ist kein Grund zur Sorge“ begegnen. Doch solche Appelle erfüllen ihren Zweck nicht.

Gerade in einer Krise sollten Führungskräfte sich vor Augen führen, dass schon kleine Worte einiges lostreten können. In ihrem Buch „Führen in der Krise“ geben die Autorinnen Astrid und Silke Sichart Tipps, welche Formulierungen und Floskeln Führungskräfte sich in der Krisenkommunikation verkneifen sollten.

1. Aber

In Sätzen wie „Das ist ein guter Vorschlag, aber …“ oder „Dieses Ziel haben wir schon erreicht, aber …“ eliminiert das „Aber“ das Lob aus dem ersten Teil. Hängen bleibt bei Mitarbeitern nur die Kritik, die nach dem „Aber“ folgt.

Eine Lösung: Ersetze „aber“ durch „und“. Indem du die Satzteile so verbindest, stellst du Lob und Kritik gleich: „Das ist ein guter Vorschlag, und ich möchte hinzufügen …“.

2. Verneinungen

„Unser Gehirn nimmt Verneinungen kaum bis gar nicht wahr“, schreiben die Sichart-Schwestern, die beide als Organisationsberaterinnen arbeiten. Wenn Führungskräfte sagen: „Das soll keine Kritik sein …“, bleibe nur ein Wort hängen: Kritik – und als solche wird die angesprochene Person das weitere Gespräch wahrnehmen.

Du kannst diesen Effekt mit positiven Anmoderationen aushebeln. Sage beispielsweise: „Ich möchte dir ein Feedback geben“ oder „Ich möchte dir noch eine Anregung geben“.

3. Müssen

Wie jemand spricht, nehmen Menschen nicht nur über den Inhalt des Gesagten wahr, sondern auch unterbewusst – und alle Formen des Verbs „müssen“ gefallen dem Unterbewusstsein nicht sonderlich. „Bei ,müssen‘ berauben wir uns unserer Selbstbestimmung und Autonomie“, schreiben die Autorinnen. Besser funktionieren Formulierungen wie: „Ich möchte …“ oder „Lasst uns“ oder „Wir werden …“

4. Ehrlich gesagt

Das Unterbewusstsein kommt auch einer beliebten Floskel auf die Schliche, die oft als Vertrauensbeweis gemeint ist: die Einleitung einer besonders wichtigen oder klaren Ansage mit den zwei Worten „ehrlich gesagt“. Die interpretieren andere schnell als das Geständnis, sonst wenig Wert auf Ehrlichkeit zu legen.

Einzelne Worte und Formulierungen rutschen auch Kommunikationsprofis leicht durch. Die Autorinnen raten darum: Führungskräfte sollten eine andere Person bitten, ihre Ausdrucksweise zu beobachten – beispielsweise in einem Meeting – und im Anschluss Feedback zu geben.

Oft kommen dabei mehrere Punkte zusammen, die verbessert werden können. Gehe die Änderungen Schritt für Schritt an, indem du priorisierst. Du kannst dir beispielsweise vornehmen, ein bestimmtes Wort nicht mehr zu verwenden.

Der Körper redet mit

Was Haltung, Gestik und Mimik vermitteln, hat eine große Wirkung. Steht die Chefin mit hängenden Schultern vor ihrem Team, wird keine Aufbruchsstimmung aufkommen. Stattdessen kann ihr Auftreten wie Resignation daherkommen, auf die Mitarbeitenden überspringen und sogar auf die Chefin zurückwirken – plötzlich fühlt sie sich tatsächlich resigniert. Denn unsere Körpersprache beeinflusst nicht nur andere, sondern auch uns selbst.

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Die Autorinnen empfehlen darum, bewusst mit dem Körper zu kommunizieren. Hilfreich sind tiefes Atmen, eine aufrechte Haltung oder „Power Posing“: das Einnehmen von Posen, mit denen Sportler Erfolge feiern, zum Beispiel die Arme hochreißen oder die geballte Faust recken.

In Experimenten konnte die Sozialpsychologin Amy Cuddy nachweisen: Der vorgetäuschte Jubel wirkt. In Speichelproben ihrer Probanden maß sie nach zwei Minuten „Power Posing“ weniger Cortisol, das der Körper unter Stress ausschüttet, und mehr Testosteron, das mit Selbstbewusstsein in Verbindung gebracht wird.

Das Buch
Ob sinkende Absatzzahlen aufgrund Trumps Zollpolitik oder ein überholtes Geschäftsmodell: Eine Krise kann ein Unternehmen an unterschiedlichen Flanken erwischen. Gute Führung zählt in solchen Situationen umso mehr. Die Organisationsberaterinnen Astrid und Silke Sichart beleuchten ihr Thema "Führen in der Krise" aus verschiedenen Blickwinkeln, geben Tipps und ergänzen alles durch Interviews mit Führungskräften. 365 Seiten, erschienen bei Haufe, 29,95 Euro.   
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