Über Monate hinweg beklagte sich eine langjährige Mitarbeiterin immer wieder: War es nicht das Sonnenlicht, das sie blendete, dann war es das Klingeln des Telefons, die Gespräche der Kollegen, die Raumtemperatur (einmal zu warm, dann wieder zu kalt), Zugluft an den Beinen … die Liste ließe sich fortsetzen.
Auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters einzugehen, gehört zu meinem Pflichtprogramm. Ich ziehe alles in Betracht, was dazu beiträgt, möglichst gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Auch bei dieser Mitarbeiterin suchte ich stets nach Lösungen. Was ich viel zu spät bemerkte: Sobald sich ein Problem scheinbar gelöst hatte, tauchte an anderer Stelle ein neues auf. Zugegeben, es gab einen zeitlichen Versatz von wenigen Wochen. Dennoch: Ich befand mich irgendwann in der Endlosschleife, aus der es kein Entkommen zu geben schien.
Mein Verständnis für jene Mitarbeiterin sank proportional zur Zunahme an Ratlosigkeit. Konnte es sein, dass ich nicht in der Lage war, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein gutes Arbeiten ermöglichen? Wir führten lange und, wie ich meinte, auch offene Gespräche. Wahrscheinlich nicht offen genug. Dazu kam es erst, nachdem sie mir mitteilte, dass ihr der Arbeitsraum eigentlich zu groß sei und sie einen kleineren vorziehen würde. Und wieder kam ich mit einem Lösungsvorschlag, der dieses Mal jedoch abgelehnt wurde. Ganz ehrlich, ich war mit meinem Latein am Ende – und ständig Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen, ist per se keine gute Idee.
Vielleicht musste ich erst diesen Punkt erreichen, um mit ihr über andere Themen zu reden als über Zugluft und Geräuschpegel. Wir sprachen über Lebenszeit, über die vielen Stunden, die wir mit unseren Kollegen am Arbeitsplatz verbringen, und darüber, was wir dazu beitragen, diese Zeit so zu gestalten, dass wir zufrieden sind. Während des Gesprächs passierte etwas. Mit einem Mal wurde mir klar, dass hinter den von ihr angesprochenen Problemen noch etwas anderes steckte.
Und wir sprachen es aus: „Die Zeit ist zu wertvoll, sie an einem Arbeitsplatz zu verbringen, an dem man sich nicht wohlfühlt.“
5 Tipps für den Umgang mit Mitarbeitern
Jeder Betrieb ist anders strukturiert, jeder Mitarbeiter hat seine eigene Persönlichkeit – was für unseren Betrieb richtig ist, kann für einen anderen falsch sein. Gute Tipps zu verteilen, könnte darum schwierig sein.
Was ich aber heute anders mache:
- Hinhören, hinsehen und reagieren: Raus aus der Komfortzone, Mut zur Offenheit! Ich achte mehr auf Randbemerkungen einzelner Mitarbeiter und gehe Konflikten nicht mehr bewusst aus dem Weg.
- Hinterfragen: Wenn ich beobachte, dass ein Mitarbeiter laufend mit neuen Veränderungswünschen kommt und der Zustand der Zufriedenheit unerreichbar zu sein scheint, suche ich das Gespräch. Oft geht es um ganz andere Themen.
- Beraten: Kommt ein Mitarbeiter mit einem Problem zu mir, ziehe ich nicht mehr heldenhaft einen Lösungsvorschlag aus dem Ärmel, sondern unterstütze ihn durch bestimmte Fragestellungen, selbst zu einer Lösung zu kommen. Die ist in den meisten Fällen sowieso viel besser als meine Lösungsvariante.
- Hinnehmen: Entscheidungen anderer akzeptieren und nicht alles hinterfragen.
- Loslassen: Wenn der Weg in die Zukunft nicht mehr gemeinsam gegangen werden kann, dann ist das eben so.
… und das alles gelingt mir mal mehr und mal weniger gut.
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Tipps sind gut, aber
„Loslassen: Wenn der Weg in die Zukunft nicht mehr gemeinsam gegangen werden kann, dann ist das eben so“
Das wäre ja schön, aber leider ist das kein Kündigungsgrund (für den Abteilungsleiter).
Da sind mir durch das Kündigungsschutzgesetz leider die Hände gebunden.
Guter Artikel – danke!
Auch als Assistentin der GF hat man mit solchen Problemen zu tun. Ich sehe es als meine Aufgabe meinem Vorgesetzten von solchen Dingen zu berichten, aber ihm auch den Rücken freizuhalten. Oftmals weiß ein Chef nicht, was sein Mitglieder seines Teams bewegt. Ob es der fehlende Kita Platz oder die „falsche“ Zusammenseztung innerhalb eines Büros ist.. Es ist eine Kunst und erfordert viel Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis des Pudels Kern zu finden.