Dieser Stress! Dieser schreckliche Kunde! Dieser Horror-Termin! Manche Mitarbeitenden verbreiten ständig eine schlechte Stimmung. Gründe zum Klagen gibt es immer wieder – manche sind berechtigt, andere nicht. Aber fest steht: Wenn Mitarbeitende immer wieder schlecht gelaunt zur Arbeit kommen, sollten Chefinnen und Chefs handeln. Denn wenn ein Kollege jeden Tag guckt wie sieben Tage Regenwetter, hat das schnell Auswirkungen auf das gesamte Team.
„Wenn das Jammern eine Masche ist und keinen wirklich guten Grund hat, haben die Kollegen vielleicht zwei oder drei Tage Mitgefühl mit demjenigen“, sagt Peter Krumbach-Mollenhauer, Diplom-Psychologe und Coach. „Aber dann geht es ihnen auf den Keks, wenn morgens schon jemand Stinkstiefeliges im Büro sitzt.“ Die schlechte Laune überträgt sich dann oft auf die anderen Mitarbeitenden und raubt allen Energie.
Was steckt dahinter, wenn ein Mitarbeiter jammert und schlechte Stimmung verbreitet?
Bei manchen Menschen ist ein Glas immer eher halb leer als halb voll. Chronisch missmutige Mitarbeiter gehören eher zur „halb-leer-Fraktion“. „Das kommt oft daher, dass sie sich stärker auf negative Ereignisse stürzen“, sagt Krumbach-Mollenhauer.
Andere nutzen das Lamentieren als Schutzfunktion. „Es gibt Leute, die haben gemerkt: Wer jammert, wird in Ruhe gelassen“, sagt Krumbach-Mollenhauer. „Und das funktioniert in vielen Fällen tatsächlich.“ Denn auch Chefinnen und Chefs gehen mitunter den Weg des geringsten Widerstands: Weil sie sich so eine ständige Nörgelei nicht anhören wollen, geben sie eine Aufgabe lieber einem anderen Mitarbeiter, der sich ohne zu meckern darum kümmert. „Das ist aber nicht fair“, sagt Krumbach-Mollenhauer.
In diesem Fall sollten Chefinnen und Chefs das „Ich-Ärmster-Spiel“ unbedingt unterbrechen, rät Krumbach-Mollenhauer. Der Mitarbeiter muss merken: Egal, ob ich jammere oder nicht, ich werde genauso beschäftigt wie andere. „Das muss auch aus Gerechtigkeitsgründen sein, weil der Rest des Teams sonst irgendwann sagt: Kuck mal, nur, weil der immer jammert, kriegt der weniger zu tun.“ Und das rufe womöglich Nachahmer auf den Plan.
Die ständigen Klagen können aber auch eine Methode sein, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Manche jammern auch einfach deshalb, weil sie sonst keine Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Krumbach-Mollenhauer. „Eine schwierige Konstellation, die ich ernst nehmen muss.“
Mitarbeiter verbreitet schlechte Stimmung: Wie sollte ich reagieren?
Wenn ein Mitarbeiter schlechte Stimmung verbreitet oder sogar Unruhe ins Team bringt, sollten Chefinnen und Chefs schnell ein Vieraugengespräch mit ihm führen – nie in der Gruppe. Dabei gilt es, zunächst herauszufinden, wo die Gründe für das Jammern liegen. Zum Beispiel mit diesen Fragen: „Ich merke, es stimmt irgendetwas nicht. Belastet dich gerade etwas?“
Klagt der Mitarbeiter ständig über Rücken- oder Kopfschmerzen, können Führungskräfte diese Frage ergänzen: „Muss ich mir ernsthaft Sorgen machen? Musst du zum Arzt? Hast du das abklären lassen?“ Diejenigen, die wirklich nichts haben, antworten dann häufig beschwichtigend: „Nein, so schlimm ist es nicht, das wird schon wieder“, sagt Krumbach-Mollenhauer aus Erfahrung.
Dann kann man als Chefin oder Chef zum Beispiel sagen: „Prima. Wenn es schlimmer wird, sagst du Bescheid und gehst zum Arzt.“ Wichtig dabei: den Mitarbeiter in jedem Fall ernst nehmen. Sätze wie: „Das ist doch alles nicht so schlimm“ verärgern die Betroffenen nur.
Ebenfalls eine gute Idee: die Frage, wie lange es dauern wird, bis es wieder besser wird. „Damit mache ich aus dem Status einen Prozess und sage: Das muss auch irgendwann beendet sein, wir bleiben im Gespräch“, sagt Krumbach-Mollenhauer. „Wenn es keine belastbaren Gründe gibt, verschwinden die vorgeschobenen Argumente oft von selbst.“
Was tun, wenn eine Mitarbeiterin wegen privater Probleme schlecht gelaunt ist?
Chefinnen und Chefs sind grundsätzlich nur für berufliche Angelegenheiten zuständig. „Wenn es um private Dinge geht, bin ich als Chef raus“, sagt Krumbach-Mollenhauer. Wurde eine Mitarbeiterin aber zum Beispiel von ihrem Partner verlassen und ihre Arbeit leidet wochenlang darunter, solltest du dennoch nach etwa sieben bis zehn Tagen auf sie zugehen und sagen: „Ich weiß, dir macht das zu schaffen und du bist traurig. Aber wie siehst du den Zeithorizont, bis du wieder voll dabei sein kannst?“ Habe es eine Auswirkung auf die Performance der Mitarbeiterin, müsse man reagieren, sagt Krumbach-Mollenhauer.
Und wenn ein Mitarbeiter klagt, weil er unliebsame Aufgaben übernehmen musste?
Dann solltest du ihn auf jeden Fall darauf ansprechen, zum Beispiel so: „Du, ich merke, seit du diese Aufgabe übernommen hast, bist du in meiner Wahrnehmung schlechter drauf. Ist das so?“ Ist der Mitarbeiter tatsächlich unzufrieden mit seiner neuen Aufgabe, solltest du ihm den Sinn dahinter noch einmal verdeutlichen und ihm erklären, warum die Aufgabe an ihn übergeben wurde. „Manche denken sonst vielleicht, sie hätten eine Strafarbeit bekommen“, sagt Krumbach-Mollenhauer.
Anschließend solltest du ihm signalisieren, dass du mit ihm eine Lösung finden willst, und zu ihm sagen: „Was können wir tun? Ich bin gerne bereit, dich zu unterstützen.“ Kommt nichts, müsse man deutlich machen, dass der Zustand so nicht bleiben kann. „Denn das kann für beide – und eventuell auch für das Team – stimmungsverschlechternd sein.“
Wie sollte ich reagieren, wenn die Stimmung im gesamten Team im schlecht ist?
Wenn gleich mehrere Mitarbeitende sich unabhängig voneinander ständig über bestimmte Ärgernisse beklagen, solltest du ebenfalls die Ohren spitzen. Vielleicht gibt es etwas, das nicht richtig funktioniert? Sei aufmerksam, nehme die Themen ernst und schreibe die Punkte am besten für alle sichtbar sofort auf. Und sorge dafür, dass sich Verantwortliche finden, die sich kümmern. „So kannst du Betroffene zu Lösungsfindern machen.“
Lege die Punkte auf Wiedervorlage, sprich regelmäßig mit den Verantwortlichen. So zeigst du die Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit auf und kannst Erfolge kommunizieren und diese im Team „feiern“. Und du wirst sehen: Die Stimmung wird besser.
