Selbstmanagement
Alkoholsucht: „Wenn man auf einmal mehr verträgt, ist das ein Warnsignal“

Von Alkoholsucht sind Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft betroffen. Aber wie viel Alkohol ist noch okay - und woran merkt man, dass man auf eine Abhängigkeit zusteuert? Ein Gespräch mit Johannes Lindenmeyer von der Salus Klinik für Sucht, Prävention und Psychosomatik in Lindow.

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Die Dunkelziffer alkoholkranker Unternehmer ist groß.
Die Dunkelziffer alkoholkranker Unternehmer ist groß.
© JiSign - Fotolia.com

Herr Dr. Lindenmeyer, woran merke ich, dass ich suchtgefährdet bin?

Dr. Johannes Lindenmeyer: An körperlichen Symptomen ist das nicht so leicht festzumachen. Alkohol kann für 800 Krankheiten der Auslöser sein. Deshalb sollte man sein Trinkverhalten beobachten. Generell gilt: wenn jemand täglich trinkt, ist das schon riskant. Liegen keine Tage dazwischen, an denen der Körper Pause vom Alkohol hat, kann er eine sogenannte Toleranz entwickeln. Das bedeutet, dass man mehr Alkohol verträgt, ohne etwas davon zu spüren – und so trinkt man automatisch mehr.

Wie viel Alkohol ist denn noch gesund?

Bei Bier und Wein, also keinem harten Alkohol, sagt man, bei Frauen ist nach einem Glas am Tag Schluss, bei Männern nach zweien. Mit einem Glas ist dabei etwa die Menge Flüssigkeit gemeint, die in ein Wein- oder in ein Sektglas passt. Trinkt man mehr, verlässt man risikoarmen Konsum. Jeder hat natürlich mal einen Abend, an dem er drüber ist. Aber wenn man vorsichtig Alkohol konsumieren will, dann so.

Was ist denn der Unterschied zwischen „mal drüber sein“ und Sucht?

Einem Alkoholiker sieht man die Sucht oft nicht an. Das Bild eines Alkoholikers der riesige Mengen trinkt und dann unangenehm auffällt, ist bei den wenigsten Suchtkranken der Fall. Die meisten sind sogenannte Spiegeltrinker. Sie trinken kleine Portionen Alkohol über den Tag verteilt und funktionieren mit diesem erhöhten Alkoholspiegel besser als ohne.

Ich selbst kann mich fragen: warum trinke ich? Wenn es darum geht, psychische Probleme zu bewältigen, mich zu beruhigen und Stress abzubauen, dann ist das automatisch riskant. Alkohol wird hier als eine Art Antidepressivum verstanden, weil es die Laune aufhellt. Da dieses Gefühl aber nur kurzzeitig anhält, ist man verleitet öfter und länger zu trinken.

Trinkt jemand in Gesellschaft ist das etwas anderes. Bei Feiern und größeren Runden geht es oft um das angelernte Gesellschaftsgefühl, was Alkohol vermittelt. In unserer Gesellschaft gehört Alkohol zu feierlichen Anlässen dazu. Das Bedürfnis, mitzutrinken, mitzufeiern und zur Gruppe zu gehören kann nicht automatisch mit einem Sucht-Verhalten gleichgesetzt werden.

Wie prüfe ich mich selbst?

Wenn ich merke, ich vertrage auf einmal mehr Alkohol als sonst, ist das schon ein Warnsignal des Körpers. Es kann bedeuten, dass ich in der letzten Zeit regelmäßig Alkohol getrunken habe und vielleicht ist mir das gar nicht aufgefallen. Bemerke ich eine bessere Verträglichkeit von Alkohol, dann sollte ich deutliche Pausen einlegen. Ein bis zwei Wochen sollten schon zwischen dem letzten Glas Alkohol und dem nächsten Griff zur Flasche vergehen, um der Toleranzsteigerung entgegenzuwirken. Allerhöchste Eisenbahn wird ist, wenn ich unruhig werde, weil ich weniger als üblich oder gar nichts trinke. Ein gutes Warnsignal ist auch das Umfeld. Werde ich regelmäßig von mehreren Leuten wegen meines Alkoholkonsums kritisiert, dann ist da meistens etwas dran. Oft will man nicht wahrhaben, dass man abhängig ist. Gerade dann sollten Angehörige die Betroffenen immer wieder darauf ansprechen.

Dr. Johannes Lindenmeyer ist Leiter der Salus Klinik Lindow für Sucht, Prävention und Psychosomatik.

Sucht-Fragebogen im Netz
Ob Sie selbst suchtgefährdet sind, können Sie anonym mit einem kurzen Fragebogen unter www.selbsthilfealkohol.de testen. Dr. Johannes Lindenmeyer war an der Entwicklung des Tests beteiligt. „Das Programm gibt unverhohlen Rückmeldung. Entweder stuft es Ihren Konsum als ‚in Ordnung‘ ein oder erkennt ein riskantes Verhalten. In diesem Fall sagt Ihnen der Test auch, wie Sie sich helfen lassen können.“
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Herr Dr. Lindenmeyer, woran merke ich, dass ich suchtgefährdet bin? Dr. Johannes Lindenmeyer: An körperlichen Symptomen ist das nicht so leicht festzumachen. Alkohol kann für 800 Krankheiten der Auslöser sein. Deshalb sollte man sein Trinkverhalten beobachten. Generell gilt: wenn jemand täglich trinkt, ist das schon riskant. Liegen keine Tage dazwischen, an denen der Körper Pause vom Alkohol hat, kann er eine sogenannte Toleranz entwickeln. Das bedeutet, dass man mehr Alkohol verträgt, ohne etwas davon zu spüren – und so trinkt man automatisch mehr. Wie viel Alkohol ist denn noch gesund? Bei Bier und Wein, also keinem harten Alkohol, sagt man, bei Frauen ist nach einem Glas am Tag Schluss, bei Männern nach zweien. Mit einem Glas ist dabei etwa die Menge Flüssigkeit gemeint, die in ein Wein- oder in ein Sektglas passt. Trinkt man mehr, verlässt man risikoarmen Konsum. Jeder hat natürlich mal einen Abend, an dem er drüber ist. Aber wenn man vorsichtig Alkohol konsumieren will, dann so. Was ist denn der Unterschied zwischen „mal drüber sein“ und Sucht? Einem Alkoholiker sieht man die Sucht oft nicht an. Das Bild eines Alkoholikers der riesige Mengen trinkt und dann unangenehm auffällt, ist bei den wenigsten Suchtkranken der Fall. Die meisten sind sogenannte Spiegeltrinker. Sie trinken kleine Portionen Alkohol über den Tag verteilt und funktionieren mit diesem erhöhten Alkoholspiegel besser als ohne. Ich selbst kann mich fragen: warum trinke ich? Wenn es darum geht, psychische Probleme zu bewältigen, mich zu beruhigen und Stress abzubauen, dann ist das automatisch riskant. Alkohol wird hier als eine Art Antidepressivum verstanden, weil es die Laune aufhellt. Da dieses Gefühl aber nur kurzzeitig anhält, ist man verleitet öfter und länger zu trinken. Trinkt jemand in Gesellschaft ist das etwas anderes. Bei Feiern und größeren Runden geht es oft um das angelernte Gesellschaftsgefühl, was Alkohol vermittelt. In unserer Gesellschaft gehört Alkohol zu feierlichen Anlässen dazu. Das Bedürfnis, mitzutrinken, mitzufeiern und zur Gruppe zu gehören kann nicht automatisch mit einem Sucht-Verhalten gleichgesetzt werden. Wie prüfe ich mich selbst? Wenn ich merke, ich vertrage auf einmal mehr Alkohol als sonst, ist das schon ein Warnsignal des Körpers. Es kann bedeuten, dass ich in der letzten Zeit regelmäßig Alkohol getrunken habe und vielleicht ist mir das gar nicht aufgefallen. Bemerke ich eine bessere Verträglichkeit von Alkohol, dann sollte ich deutliche Pausen einlegen. Ein bis zwei Wochen sollten schon zwischen dem letzten Glas Alkohol und dem nächsten Griff zur Flasche vergehen, um der Toleranzsteigerung entgegenzuwirken. Allerhöchste Eisenbahn wird ist, wenn ich unruhig werde, weil ich weniger als üblich oder gar nichts trinke. Ein gutes Warnsignal ist auch das Umfeld. Werde ich regelmäßig von mehreren Leuten wegen meines Alkoholkonsums kritisiert, dann ist da meistens etwas dran. Oft will man nicht wahrhaben, dass man abhängig ist. Gerade dann sollten Angehörige die Betroffenen immer wieder darauf ansprechen. Dr. Johannes Lindenmeyer ist Leiter der Salus Klinik Lindow für Sucht, Prävention und Psychosomatik.
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