Edison-Prinzip
In 6 Schritten zu neuen Ideen

Für bahnbrechende Ideen braucht es kein Genie, sondern klare Ziele und ein strukturiertes Vorgehen, meinte Thomas Edison, Erfinder der Glühbirne. Wie Unternehmer vom „Edison-Prinzip“ profitieren.

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Edison-Prinzip
© Sensay/Photocase

Womit verdienen wir künftig unser Geld? Wie können wir effektiver produzieren? Und wie unsere Nachhaltigkeit erhöhen? Vor solchen Fragen stehen die Verantwortlichen in Unternehmen häufig – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder Phasen wie der aktuellen, in denen sich Marktumbrüche beobachten lassen.

Viele Unternehmer zermartern sich dann den Kopf, doch die zündende Idee will einfach nicht kommen. Dabei ist es meist recht einfach, neue Lösungen für Probleme zu finden. Das hat Thomas Edison bewiesen: Er war von einem unstillbaren Erfindergeist beseelt – ging dabei aber sehr zielgerichtet vor. Seine Maxime lautete: „Was sich nicht verkaufen lässt, das will ich auch nicht erfinden.“ Entsprechend strukturiert war seine Arbeitsweise: Sie gliederte sich in sechs Schritte.

Schritt 1: Erfolgschancen erkennen

Edison war klar: Um eine gute Idee zu haben und daraus etwas Brauchbares zu entwickeln, benötige ich zunächst einen Ansatzpunkt. Zum Beispiel ein Problem, mit dem Menschen oder Unternehmen sich oft herumschlagen.

Um einen solchen Ansatzpunkt zu finden, gibt es viele Wege. Analysieren Sie etwa Kundenbeschwerden, Marktstrukturen oder Abläufe in Ihrem Unternehmen. Immer mit dem konkreten Ziel im Hinterkopf – etwa, den Kundenservice zu verbessern und damit den Kundenstamm zu vergrößern. Oder: die Kosten zu sparen und damit den Gewinn zu erhöhen.

Das Gute: Dieser Prozess lässt sich systematisieren. Viele Produktionsunternehmen machen inzwischen vor, wie es geht. Sie beschäftigen Mitarbeiter, die auf die Fertigungsstraßen schauen: An welchen Stellen treten immer wieder Probleme auf? Wo wird Zeit und Energie verschwendet? Diese Schwierigkeiten dienen anschließend als Grundlage dafür, neue Verfahren zu entwickeln.

Ähnlich gehen auch immer mehr Dienstleistungsunternehmen vor. Sie erfassen beispielsweise systematisch, worüber Kunden regelmäßig klagen und was sie sich wünschen. Dies nutzen Verantwortliche dann, um etwa neue Dienstleistungen und Servicepakete zu kreieren.

Schritt 2: Denkautobahnen verlassen

Bei der Ideensuche, die nötig ist, um aus Problemen Lösungen abzuleiten, bewegen wir uns oft auf ausgefahrenen Denkautobahnen, anstatt helfende Nebenstraßen zu nutzen.

Der Gastautor
Jens-Uwe Meyer ist Experte für das Edison-PrinzipJens-Uwe Meyer ist Unternehmer und Autor mehrerer Fachbücher zu Innovation und Digitalisierung, unter anderem „Radikale Innovation: Das Handbuch für Marktrevolutionäre“ und „Das Edison-Prinzip: Der genial einfache Weg zu erfolgreichen Ideen“. Mit seiner Firma Innolytics entwickelt er Software, die Unternehmen im Ideen-, Innovations- und Wissensmanagement unterstützt.

Dies lässt sich über freies Assoziieren ändern. Ein Beispiel: Angenommen, in Ihren Projekten sind oft Nachbesserungen nötig – was die Kunden verärgert, Stress bei den Mitarbeitern erzeugt und die Kosten in die Höhe treibt. Dann könnten Sie in der Mitte eines Blatt Papiers folgendes Ziel notieren: „Projektplanung optimieren“. Schreiben Sie dann um dieses Ziel herum alles auf, was Ihnen dazu einfällt. Etwa, was potenzielle Ursachen für die Probleme sind.

Diese Punkte übertragen Sie anschließend in eine Tabelle, um dann daraus Fragen ableiten. Hatten Sie etwa die Assoziation „viele unvorhergesehene Ereignisse“, könnte eine Frage lauten: „Wie können wir Unvorhergesehenes besser in unsere Prozesse einplanen – und damit die Kundenzufriedenheit deutlich erhöhen?“

Oft hilft auch ein Perspektivwechsel, um nutzbringende Nebenstraßen zu erkunden. Fragen Sie sich dafür zum Beispiel: „Wann würden die Kunden sagen ‚Mensch, diese Firma hat aber echt ein 1-a-Projektmanagement?’“. Und dann: „Was können wir tun, um das zu erreichen?“

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Schritt 3: Inspiration suchen

Edison suchte sich Impulse in völlig verschiedenen Wissensgebieten. Wichtig dabei: Wenn Sie über den Tellerrand schauen, müssen Sie gezielt vorgehen. Etwa, indem Sie wie folgt in anderen Branchen oder fremden Disziplinen nach Lösungsansätzen suchen:

  • Stellen Sie sich zunächst eine Frage, die Ihr Problem umreißt (Beispiel: „Wie kann man mehrere Farbeimer zugleich problemlos tragen?“).
  • Leiten Sie hieraus eine allgemeine Frage ab (Beispiel: „Wie kann man schwere und sperrige Güter so verpacken, dass sie leicht transportierbar sind?“).
  • Suchen Sie dann gezielt nach Lösungswegen (Beispiel: „Wie werden in anderen Branchen Güter so verpackt, dass sie leicht zu tragen sind?“).

Schritt 4: Die Inspirationen zur Idee machen

Um aus den verschiedenen Impulsen eine Idee zu entwickeln, ging Edison wie beim Puzzeln vor: Er fügte die Einzelteile immer wieder neu zusammen, bis er die Lösung gefunden hatte.

Ein Hilfsmittel hierbei ist die sogenannte morphologische Matrix. Sie funktioniert wie folgt: Angenommen, Sie wollen etwas Schweres oder Sperriges so verpacken, dass es leicht trag- und transportierbar ist. Dann notieren Sie in eine Tabelle zunächst die verschiedenen Elemente, die eine Verpackung auszeichnen – zum Beispiel:

  • Verpackungsarten
  • Verpackungsmaterialien
  • Verpackungsgrößen
  • Trage-/Transporthilfen

Unter diesen Oberbegriffen notieren Sie die verschiedenen „Lösungen“ – unter Trage-/Transporthilfen zum Beispiel: „Griffe, Henkel, Laschen, Rollen, …“. Danach können Sie die in den verschiedenen Spalten notierten Begriffe beliebig kombinieren und sich jeweils fragen: Welche Vor- und Nachteile hat diese Kombination?

Schritt 5: Bedenken aus dem Weg räumen

Oft werden gute Grundideen vorschnell verworfen, weil die „alten Hasen“ sagen: „Das wird nicht funktionieren“. Fragen Sie sich bei den gefundenen Geschäftsideen daher stets:

  • Unter welchen Voraussetzungen wäre diese Idee (doch) realisierbar?
  • Was hindert uns daran, die Idee zu realisieren?

Indem Sie sich auf Lösungen für eventuelle Probleme konzentrieren, stellen sie sicher, dass gute Ideen auch eine Umsetzungschance bekommen.

Danach sollten Sie sich selbstverständlich fragen: Könnten wir mit der angedachten Idee unser Ziel überhaupt erreichen? Auf diese Weise wird schnell offenbar, welche Ideen erfolgsversprechend sind und an welchen Sie noch feilen müssen, damit aus der ganz guten Idee eine aussichtsreiche wird.

Lesen Sie dazu auch: Bedenkenträger im Team: Dieser nervige Mitarbeitertyp ist nützlicher, als Sie denken

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Schritt 6: Die Ideen verkaufen

Die beste Idee nützt Ihnen wenig, wenn Sie diese nicht erfolgreich umsetzen. Edison wusste dies. Also erfand er nicht nur die Glühbirne. Er überlegte sich auch: Was ist nötig, damit diese (wirtschaftlich) ein Erfolg wird? Und danach entwickelte er das nötige Umfeld, das für den massenhaften Einsatz von Glühbirnen benötigt wird – inklusive Kraftwerken, Leitungen und Messgeräten. Doch nicht nur dies! Er konzipierte zudem Marketing- und PR-Kampagnen, um seine Idee und die daraus resultierenden Produkte zu vermarkten.

Überlegen auch Sie sich daher: Wen brauche ich als Unterstützer für meine Idee? Mit welchen Argumenten kann ich diese Person oder Organisation dafür begeistern? Denn auch die beste Idee wird eine Idee bleiben, wenn die Umsetzung nicht ebenso gut durchdacht ist.

Mehr dazu hier: Innovative Mitarbeiter: So finden Sie kreative Problemlöser

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Womit verdienen wir künftig unser Geld? Wie können wir effektiver produzieren? Und wie unsere Nachhaltigkeit erhöhen? Vor solchen Fragen stehen die Verantwortlichen in Unternehmen häufig – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder Phasen wie der aktuellen, in denen sich Marktumbrüche beobachten lassen. Viele Unternehmer zermartern sich dann den Kopf, doch die zündende Idee will einfach nicht kommen. Dabei ist es meist recht einfach, neue Lösungen für Probleme zu finden. Das hat Thomas Edison bewiesen: Er war von einem unstillbaren Erfindergeist beseelt – ging dabei aber sehr zielgerichtet vor. Seine Maxime lautete: „Was sich nicht verkaufen lässt, das will ich auch nicht erfinden.“ Entsprechend strukturiert war seine Arbeitsweise: Sie gliederte sich in sechs Schritte. Schritt 1: Erfolgschancen erkennen Edison war klar: Um eine gute Idee zu haben und daraus etwas Brauchbares zu entwickeln, benötige ich zunächst einen Ansatzpunkt. Zum Beispiel ein Problem, mit dem Menschen oder Unternehmen sich oft herumschlagen. Um einen solchen Ansatzpunkt zu finden, gibt es viele Wege. Analysieren Sie etwa Kundenbeschwerden, Marktstrukturen oder Abläufe in Ihrem Unternehmen. Immer mit dem konkreten Ziel im Hinterkopf – etwa, den Kundenservice zu verbessern und damit den Kundenstamm zu vergrößern. Oder: die Kosten zu sparen und damit den Gewinn zu erhöhen. Das Gute: Dieser Prozess lässt sich systematisieren. Viele Produktionsunternehmen machen inzwischen vor, wie es geht. Sie beschäftigen Mitarbeiter, die auf die Fertigungsstraßen schauen: An welchen Stellen treten immer wieder Probleme auf? Wo wird Zeit und Energie verschwendet? Diese Schwierigkeiten dienen anschließend als Grundlage dafür, neue Verfahren zu entwickeln. Ähnlich gehen auch immer mehr Dienstleistungsunternehmen vor. Sie erfassen beispielsweise systematisch, worüber Kunden regelmäßig klagen und was sie sich wünschen. Dies nutzen Verantwortliche dann, um etwa neue Dienstleistungen und Servicepakete zu kreieren. Schritt 2: Denkautobahnen verlassen Bei der Ideensuche, die nötig ist, um aus Problemen Lösungen abzuleiten, bewegen wir uns oft auf ausgefahrenen Denkautobahnen, anstatt helfende Nebenstraßen zu nutzen. Dies lässt sich über freies Assoziieren ändern. Ein Beispiel: Angenommen, in Ihren Projekten sind oft Nachbesserungen nötig – was die Kunden verärgert, Stress bei den Mitarbeitern erzeugt und die Kosten in die Höhe treibt. Dann könnten Sie in der Mitte eines Blatt Papiers folgendes Ziel notieren: „Projektplanung optimieren“. Schreiben Sie dann um dieses Ziel herum alles auf, was Ihnen dazu einfällt. Etwa, was potenzielle Ursachen für die Probleme sind. Diese Punkte übertragen Sie anschließend in eine Tabelle, um dann daraus Fragen ableiten. Hatten Sie etwa die Assoziation „viele unvorhergesehene Ereignisse“, könnte eine Frage lauten: „Wie können wir Unvorhergesehenes besser in unsere Prozesse einplanen – und damit die Kundenzufriedenheit deutlich erhöhen?“ Oft hilft auch ein Perspektivwechsel, um nutzbringende Nebenstraßen zu erkunden. Fragen Sie sich dafür zum Beispiel: „Wann würden die Kunden sagen ‚Mensch, diese Firma hat aber echt ein 1-a-Projektmanagement?’“. Und dann: „Was können wir tun, um das zu erreichen?“ Schritt 3: Inspiration suchen Edison suchte sich Impulse in völlig verschiedenen Wissensgebieten. Wichtig dabei: Wenn Sie über den Tellerrand schauen, müssen Sie gezielt vorgehen. Etwa, indem Sie wie folgt in anderen Branchen oder fremden Disziplinen nach Lösungsansätzen suchen: Stellen Sie sich zunächst eine Frage, die Ihr Problem umreißt (Beispiel: „Wie kann man mehrere Farbeimer zugleich problemlos tragen?“). Leiten Sie hieraus eine allgemeine Frage ab (Beispiel: „Wie kann man schwere und sperrige Güter so verpacken, dass sie leicht transportierbar sind?“). Suchen Sie dann gezielt nach Lösungswegen (Beispiel: „Wie werden in anderen Branchen Güter so verpackt, dass sie leicht zu tragen sind?“). Schritt 4: Die Inspirationen zur Idee machen Um aus den verschiedenen Impulsen eine Idee zu entwickeln, ging Edison wie beim Puzzeln vor: Er fügte die Einzelteile immer wieder neu zusammen, bis er die Lösung gefunden hatte. Ein Hilfsmittel hierbei ist die sogenannte morphologische Matrix. Sie funktioniert wie folgt: Angenommen, Sie wollen etwas Schweres oder Sperriges so verpacken, dass es leicht trag- und transportierbar ist. Dann notieren Sie in eine Tabelle zunächst die verschiedenen Elemente, die eine Verpackung auszeichnen – zum Beispiel: Verpackungsarten Verpackungsmaterialien Verpackungsgrößen Trage-/Transporthilfen Unter diesen Oberbegriffen notieren Sie die verschiedenen „Lösungen“ – unter Trage-/Transporthilfen zum Beispiel: „Griffe, Henkel, Laschen, Rollen, ...“. Danach können Sie die in den verschiedenen Spalten notierten Begriffe beliebig kombinieren und sich jeweils fragen: Welche Vor- und Nachteile hat diese Kombination? Schritt 5: Bedenken aus dem Weg räumen Oft werden gute Grundideen vorschnell verworfen, weil die „alten Hasen“ sagen: „Das wird nicht funktionieren“. Fragen Sie sich bei den gefundenen Geschäftsideen daher stets: Unter welchen Voraussetzungen wäre diese Idee (doch) realisierbar? Was hindert uns daran, die Idee zu realisieren? Indem Sie sich auf Lösungen für eventuelle Probleme konzentrieren, stellen sie sicher, dass gute Ideen auch eine Umsetzungschance bekommen. Danach sollten Sie sich selbstverständlich fragen: Könnten wir mit der angedachten Idee unser Ziel überhaupt erreichen? Auf diese Weise wird schnell offenbar, welche Ideen erfolgsversprechend sind – und an welchen Sie noch feilen müssen, damit aus der ganz guten Idee eine aussichtsreiche wird. Lesen Sie dazu auch: Bedenkenträger im Team: Dieser nervige Mitarbeitertyp ist nützlicher, als Sie denken Schritt 6: Die Ideen verkaufen Die beste Idee nützt Ihnen wenig, wenn Sie diese nicht erfolgreich umsetzen. Edison wusste dies. Also erfand er nicht nur die Glühbirne. Er überlegte sich auch: Was ist nötig, damit diese (wirtschaftlich) ein Erfolg wird? Und danach entwickelte er das nötige Umfeld, das für den massenhaften Einsatz von Glühbirnen benötigt wird – inklusive Kraftwerken, Leitungen und Messgeräten. Doch nicht nur dies! Er konzipierte zudem Marketing- und PR-Kampagnen, um seine Idee und die daraus resultierenden Produkte zu vermarkten. Überlegen auch Sie sich daher: Wen brauche ich als Unterstützer für meine Idee? Mit welchen Argumenten kann ich diese Person oder Organisation dafür begeistern? Denn auch die beste Idee wird eine Idee bleiben, wenn die Umsetzung nicht ebenso gut durchdacht ist. Mehr dazu hier: Innovative Mitarbeiter: So finden Sie kreative Problemlöser
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