Es gibt wenig, was frustrierender ist: Man kommt mit einer guten Idee in eine Besprechung, doch anstatt dass sich die anderen damit auseinandersetzen, ist die Idee nach wenigen Sekunden vom Tisch. Irgendein Schlaumeier hat – bewusst oder unbewusst – ein Totschlagargument fallen lassen. Die Debatte ist sofort beendet.
Killerphrasen sind Universalargumente: Weil sie kaum auf das eigentliche Thema der Diskussion eingehen, kann man sie in fast jeder Situation einsetzen. Ihren Namen tragen sie dabei völlig zurecht: Totschlagargumente sind tödlich – besonders für Unternehmen. Denn neue, innovative Ideen haben es ausgesprochen schwer, wenn sie mit einem kurzen Spruch einfach vom Tisch gewischt werden können.
Die beliebtesten Totschlagargumente
Wer Killerphrasen gut kontern möchte, muss sie erkennen können. Die Kommunikationstrainerin Meike Müller unterscheidet in ihrem Buch „Lizenz zum Kontern: Rhetorische Selbstverteidigung im Job“ sechs verschiedene Typen:
Beharrungs-Killerphrasen
- Das haben wir schon ausprobiert, das geht nicht.
- Warum willst du was ändern? Es läuft doch.
- Das haben wir schon immer so gemacht. / Das haben wir noch nie so gemacht.
- Bislang sind wir doch auch ohne XYZ ganz gut klargekommen.
Autoritäts-Killerphrasen
- Sie haben vorhin wohl nicht zugehört: Das läuft so nicht.
- Sie waren halt damals nicht dabei, da können Sie nicht mitreden.
Besserwisser-Killerphrasen
- Man braucht eben etwas Erfahrung, um zu sehen: Das funktioniert nicht.
- Ich weiß schon, wie das wieder endet.
- Die Idee ist uralt.
Bedenkenträger-Killerphrasen
- Wenn das ginge, hätte es schon jemand gemacht.
- Dafür haben wir nicht genug Zeit.
- Das ist zu teuer.
- Wir sind doch kein Big Player / kein Konzern / nicht Krösus.
- Damit sind schon ganz andere gescheitert.
Vertagungs-Killerphrasen
- Das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt.
- Darüber reden wir ein anderes Mal.
- Dafür ist die Zeit noch nicht reif.
- Darum kümmern wir uns mal, wenn wir Zeit haben (also nie).
Angriffs-Killerphasen
- Das ist typisch deutsch! / … typisch Bayer! / … typisch Vertrieb! / … typisch Meier! / typisch Mann!
- Das ist doch ein ganz alter Hut.
Ein Totschlagargument geht also nicht auf die Aussage oder den Vorschlag ein, der im Raum steht. Es behauptet vielmehr, dass es sinnlos ist, überhaupt darüber zu diskutieren.
Es ist daher wichtig, klug zu kontern. Denn wer sich von einem Totschlagargument mundtot machen lässt, der lässt sein Gegenüber triumphieren, ohne dass dieses auch nur ein sinnvolles Argument liefern musste.

So kehren Sie zu einer sachlichen Diskussion zurück
1. Fragen stellen
Fragen sind ein mächtiges Mittel in einer Diskussion: Mit ihnen zwingen Sie Ihr Gegenüber, sich zu erklären:
- Das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt.
Konter: Warum ist der Zeitpunkt schlecht? Wann wäre der Zeitpunkt besser? - Das ist typisch Frau.
Konter: Was hat mein Geschlecht mit diesem Thema zu tun? - Wenn das ginge, hätte es schon jemand gemacht.
Konter: Gibt es Belege für deine These? - Das haben wir schon ausprobiert, das geht nicht.
Konter: Wie seid ihr denn damals vorgegangen? Was bringt dich zu der Annahme, dass es dieses Mal nicht klappen kann? - Bislang sind wir doch auch ohne XYZ ganz gut klargekommen.
Konter: Heißt das, wir müssen auf der Stelle stehen bleiben? - Die Idee ist uralt.
Konter: Ja und?
2. Widersprechen
Klar ist: Widerrede geben kann nur, wer bestens vorbereitet ist. Wer Argumente, Zahlen und Fakten parat hat, kann man dem Totschlagargument schnell den Garaus machen:
- Das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt.
Konter: Der Zeitpunkt ist optimal, denn … - Das haben wir schon ausprobiert, das geht nicht.
Konter: Damals haben wir das so und so gemacht. Mein Vorgehen sieht etwas anderes vor … - Wenn das ginge, hätte es schon jemand gemacht.
Konter: Vor Carl Benz hat niemand Autos gebaut, vor Steve Jobs niemand Smartphones entwickelt. Irgendwer muss immer der erste sein, wäre doch schön, wenn wir das wären.
3. Recht geben
Damit kann man den anderen überraschen: Man stimmt seinem Totschlagargument zunächst zu.
- Die Idee ist uralt.
Konter: Stimmt, die Idee ist uralt – das macht sie aber ja nicht schlecht. Was hast du sonst gegen sie einzuwenden? - Das können wir nicht finanzieren.
Konter: Stimmt, das wird richtig teuer. Aber lasst uns mal versuchen, ohne Schranken im Kopf nachzudenken.
4. In die Offensive gehen
Benennen Sie klar, dass Ihr Gegenüber gerade die Sachebene verlassen hat.
- Das ist wieder typisch Ossi.
Konter: Bitte unterlassen Sie persönliche Attacken. Ich möchte über unser Thema sprechen. - Sie haben vorhin wohl nicht zugehört: Das läuft so nicht.
Konter: Dass ich nicht zugehört habe, ist eine Unterstellung. Ich beurteile die Sache einfach anders.
