Angebot ausweiten
Wie ein Autolackierer in Corona-Zeiten neue Umsatzquellen erschließt

Weil es in der Corona-Krise kaum Verkehrsunfälle gibt, brach der Lackiererei Schleich bei Würzburg der Umsatz weg. Mitinhaberin Daniela Schleich erzählt, wie die Firma ihr Angebot ausweitete - und so neue Umsätze sicherte.

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Daniela Schleich, Mitinhaberin einer Autolackiererei: "Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten“.
Daniela Schleich, Mitinhaberin einer Autolackiererei: "Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten“.
© Schleich

„Als in Bayern am 18. März die erste Ausgangssperre angeordnet wurde, brach unser Umsatz von heute auf morgen um 60 Prozent ein.

Mein Mann Olaf und ich betreiben eine Lackiererei und Karosseriewerkstatt mit zwölf Mitarbeitern. Wir haben uns auf die Reparatur von Unfallfahrzeugen spezialisiert. Doch wegen der Corona-Pandemie bleiben die meisten Menschen zu Hause, deshalb gibt es gerade kaum Verkehrsunfälle.

Der Umsatz ging drastisch zurück

Angesichts des drastischen Umsatzrückgangs war ich geschockt. In meiner Panik beantragte ich sofort bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit. Der Antrag wurde genehmigt, aber das Geld habe ich noch nicht in Anspruch genommen. Kurzarbeit ist das Letzte, was wir unseren Mitarbeitern und dem Betrieb zumuten wollen.

Mein Mann und ich überlegten: Wie können wir die Einnahmenausfälle ausgleichen? Was sind unsere Stärken? Was können wir noch außer Autos lackieren?

Uns fielen Kunden ein, die vereinzelt in den vergangenen Jahren Küchenfronten oder Heizkörper von uns lackieren ließen. Solche Aufträge ergaben sich bisher eher zufällig. Wir erledigten sie nebenbei.

Jetzt sahen wir darin unsere Chance, die Krise zu überbrücken. Arbeitnehmer, Selbstständige und Unternehmen, die gerade kaum zu tun haben, nutzen möglicherweise die Zeit, um ihr Haus, Büro und Betriebsgebäude zu renovieren. Dann brauchen sie auch Lackierarbeiten.

Für die Idee spricht außerdem: Wir müssen unseren Betriebsablauf nicht umstellen. Unsere Lackierer können wie gewohnt ihre Arbeit machen. Unsere Kfz-Mechaniker, die nun weniger zu tun haben, bekommen weitere Aufgaben: Sie kümmern sich zum Beispiel um den Abhol- und Bringservice. Wegen der Ausgangsbeschränkungen dürfen keine Kunden aufs Betriebsgelände, es sei denn, sie bringen Unfallfahrzeuge zur Reparatur.

Die 13-jährige Tochter gestaltete eine Anzeige

Kurzerhand beschlossen wir, unser Angebot auszuweiten und dies gezielt zu bewerben. Den Werbetext hatte ich schon im Kopf: „Sie renovieren? Wir lackieren Küchen, Heizkörper, Tore, Geländer usw. Die Lackiererei Schleich Altfeld.“ Dazu unsere Telefonnummer.

Zuerst gestaltete unsere 13-jährige Tochter mit einem einfachen Grafikprogramm die Anzeige. Als Nächstes veröffentlichte ich diese über Facebook und Instagram, wo wir bereits einen Account für die Firma haben. Die Veröffentlichung der Anzeige hat uns 70 Euro gekostet.

Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Innerhalb einer Woche haben wir Aufträge von rund 5000 Euro erhalten.

Auf die Anzeige haben sich viele gemeldet. Wir bekamen Großaufträge von Firmen, die ihre Heizkörper aufarbeiten ließen, und auch von Privatleuten, für die wir Fenster und Türen farblich auffrischen sollen. Es meldete sich auch ein Oldtimer-Liebhaber, für den wir ein Teil seines historischen Motorrads lackierten, das es neu nicht mehr zu kaufen gibt.

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Die Vielfalt unser neuen Kunden ist groß. Nun überlegen wir, wie wir auch künftig mehr Angebote rund ums Lackieren machen können. Darüber haben wir uns vor der Corona-Krise nie Gedanken gemacht.“

Protokoll: Jelena Altmann

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„Als in Bayern am 18. März die erste Ausgangssperre angeordnet wurde, brach unser Umsatz von heute auf morgen um 60 Prozent ein. Mein Mann Olaf und ich betreiben eine Lackiererei und Karosseriewerkstatt mit zwölf Mitarbeitern. Wir haben uns auf die Reparatur von Unfallfahrzeugen spezialisiert. Doch wegen der Corona-Pandemie bleiben die meisten Menschen zu Hause, deshalb gibt es gerade kaum Verkehrsunfälle. Der Umsatz ging drastisch zurück Angesichts des drastischen Umsatzrückgangs war ich geschockt. In meiner Panik beantragte ich sofort bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit. Der Antrag wurde genehmigt, aber das Geld habe ich noch nicht in Anspruch genommen. Kurzarbeit ist das Letzte, was wir unseren Mitarbeitern und dem Betrieb zumuten wollen. Mein Mann und ich überlegten: Wie können wir die Einnahmenausfälle ausgleichen? Was sind unsere Stärken? Was können wir noch außer Autos lackieren? Uns fielen Kunden ein, die vereinzelt in den vergangenen Jahren Küchenfronten oder Heizkörper von uns lackieren ließen. Solche Aufträge ergaben sich bisher eher zufällig. Wir erledigten sie nebenbei. Jetzt sahen wir darin unsere Chance, die Krise zu überbrücken. Arbeitnehmer, Selbstständige und Unternehmen, die gerade kaum zu tun haben, nutzen möglicherweise die Zeit, um ihr Haus, Büro und Betriebsgebäude zu renovieren. Dann brauchen sie auch Lackierarbeiten. Für die Idee spricht außerdem: Wir müssen unseren Betriebsablauf nicht umstellen. Unsere Lackierer können wie gewohnt ihre Arbeit machen. Unsere Kfz-Mechaniker, die nun weniger zu tun haben, bekommen weitere Aufgaben: Sie kümmern sich zum Beispiel um den Abhol- und Bringservice. Wegen der Ausgangsbeschränkungen dürfen keine Kunden aufs Betriebsgelände, es sei denn, sie bringen Unfallfahrzeuge zur Reparatur. Die 13-jährige Tochter gestaltete eine Anzeige Kurzerhand beschlossen wir, unser Angebot auszuweiten und dies gezielt zu bewerben. Den Werbetext hatte ich schon im Kopf: „Sie renovieren? Wir lackieren Küchen, Heizkörper, Tore, Geländer usw. Die Lackiererei Schleich Altfeld.“ Dazu unsere Telefonnummer. Zuerst gestaltete unsere 13-jährige Tochter mit einem einfachen Grafikprogramm die Anzeige. Als Nächstes veröffentlichte ich diese über Facebook und Instagram, wo wir bereits einen Account für die Firma haben. Die Veröffentlichung der Anzeige hat uns 70 Euro gekostet. Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Innerhalb einer Woche haben wir Aufträge von rund 5000 Euro erhalten. Auf die Anzeige haben sich viele gemeldet. Wir bekamen Großaufträge von Firmen, die ihre Heizkörper aufarbeiten ließen, und auch von Privatleuten, für die wir Fenster und Türen farblich auffrischen sollen. Es meldete sich auch ein Oldtimer-Liebhaber, für den wir ein Teil seines historischen Motorrads lackierten, das es neu nicht mehr zu kaufen gibt. Die Vielfalt unser neuen Kunden ist groß. Nun überlegen wir, wie wir auch künftig mehr Angebote rund ums Lackieren machen können. Darüber haben wir uns vor der Corona-Krise nie Gedanken gemacht.“ Protokoll: Jelena Altmann
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