Corona, der russische Angriffskrieg, die weltwirtschaftlichen Umbrüche, ausgelöst durch US-Präsident Donald Trump: Es gibt Krisen, bei denen Unternehmern und Unternehmerinnen nichts bleibt, als möglichst gut zu reagieren. Und dann gibt es Krisen, die sich in aller Drastik abzeichnen – und viele dennoch unvorbereitet treffen wie ein Naturereignis. Das Thema Nachfolge gehört dazu.
„Wir sehen in Tausenden Beratungen der Industrie- und Handelskammern: Die meisten beschäftigen sich zwei oder weniger Jahre vor der geplanten Übergabe damit“, sagt Marc Evers, Referatsleiter Unternehmensnachfolge bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Viel zu spät!“ Manche steigen sogar erst dann ins Thema ein, wenn es gar nicht mehr anders geht – etwa wegen einer schweren Erkrankung. Das, sagt Evers, mache es in den allermeisten Fällen unmöglich, planvoll zu agieren, oder, im schlimmsten Fall, das Unternehmen überhaupt übergeben zu können.
Das Drama in Zahlen: Laut dem DIHKReport zur Unternehmensnachfolge 2024 erwägen knapp 3 von 10 Unternehmerinnen und Unternehmern, die in die Nachfolgeberatung gehen, die Schließung. 96 Prozent von ihnen geben als Grund an, niemanden für die Übergabe zu finden. Ähnliches zeigt eine Sonderauswertung im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels: 231 000 mittelständische Unternehmen planen, den Betrieb bis Ende 2025 stillzulegen, 67 000 mehr als im Jahr zuvor.
Künftig wird es weniger Nachfolge-Interessenten geben
Daneben streben 532 000 der insgesamt 3,84 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland, also knapp 14 Prozent, bis Ende 2028 die Übergabe an. Ein schweres Unterfangen: Aktuell kommt laut DIHK-Report auf drei solcher Betriebe nur ein Nachfolgeinteressent. Diese Situation wird sich Fachleuten zufolge in Zukunft noch verschärfen.
Zum einen aufgrund der demografischen Entwicklung; zum anderen, weil die Digitalisierung, hohe Energiekosten, Zinsen und Preise zunehmend für große Unsicherheit sorgen werden. Das erschwert es potenziellen Nachfolgenden, Geschäftsperspektiven abzuschätzen – und ins unternehmerische Risiko zu gehen. Was also tun? Experten empfehlen beiden Generationen, die folgenden drei Punkte zu beachten – um so den Nachfolgeprozess optimal vorzubereiten und abzuschließen.
Vor der Nachfolge: Mit viel zeitlichem Puffer planen
Wann will ich – wahrscheinlich – aussteigen? Diese Frage sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer laut DIHK-Experte Evers bereits dann stellen, wenn sie noch komplett in der Arbeit an der Firmenspitze aufgehen. „Wer sich mit 65 verabschieden will, sollte spätestens mit 55 überlegen, was Nachfolgende vom eigenen Unternehmen erwarten könnten“, rät er. Und über Fragen nachdenken, wie: Stimmt das Maß an Digitalisierung? Sind Kundenstamm und Kundenstruktur zukunftsfähig? Ist das Unternehmen so attraktiv, dass offene Stellen besetzt werden können und die nötigen Fachkräfte kommen?
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