Dass Lena und Hermann Schaumann in einigen Dingen sehr unterschiedlicher Meinung sind, wird dieser Text noch zeigen. Doch wer mit beiden spricht, bemerkt erst mal eine Gemeinsamkeit: Sie reden viel – und schnell. „Meine Freunde sagen, dass sie Sprachnachrichten normalerweise in doppelter Geschwindigkeit anhören. Nur bei meinen wäre das unmöglich“, erzählt Lena Schaumann.
Auch sonst drückt die 36-Jährige aufs Tempo. Erst gründete sie ein Start-up, dann stieg sie als Nachfolgerin in das Familienunternehmen Möbel Schaumann in Kassel ein. Mit dem Podcast „Hermann & ich“, den sie gemeinsam mit der Unternehmerin Dina Reit hostet, machte sie sich einen Namen als Nachfolge-Expertin. Sie bietet Coachings und Mentoring an und baute das Nachfolge-Festival „Footsteps“ mit auf, das 2026 zum dritten Mal stattfinden soll. „Keine Ahnung, von wem sie dieses Umtriebige hat“, kommentiert Hermann Schaumann lachend. Der 64-Jährige baute den kleinen Familienbetrieb, den sein Großvater 1912 gründete, zu einem Unternehmen mit zwei großen Möbelhäusern in Kassel und Korbach auf. Dazu kamen zwei Küchenfachgeschäfte, ein Babyone-Markt als Franchisenehmer und eine Self-Storage-Firma.
impulse hat Vater und Tochter getrennt voneinander befragt. Sie erzählen offen von Konflikten, Enttäuschungen, unterschiedlichen Führungsstilen – und warum es bislang immer gut ausgegangen ist bei ihnen.
Ins Familienunternehmen einsteigen? Bloß nicht!
Hermann: „Meine Kinder haben mir immer erklärt, dass sie sich nicht vorstellen können, das Möbelhaus zu übernehmen. Ich habe auch nicht darauf hingearbeitet. Für mich wäre es auch in Ordnung gewesen, irgendwann zu verkaufen. Die Kinder zu irgendwas zu drängen, wäre mir nie in den Sinn gekommen.“
Lena: „Nach meinem Bachelorabschluss habe ich ein halbes Jahr im Unternehmen meines Papas gearbeitet. Der Deal war: Ich schaue es mir mal an. Danach wollte ich eigentlich einen Master machen. Aber ich hatte Blut geleckt und keine Lust mehr auf Theorie. Bei uns im Möbelhaus wollte ich aber auf keinen Fall bleiben.“
Also zieht Lena Schaumann 2014 nach Berlin. Dort gründet sie das Start-up Lumizil, einen Onlineshop für Leuchten und Dekoartikel. Der Vater, Spezialist für stationären Handel, interessiert sich für die Prozesse ihres Digitalgeschäfts. Mit der Zeit ergeben sich Synergien. Sie ist immer öfter in Kassel, übernimmt Aufgaben bei Möbel Schaumann. Und merkt, wie sehr ihr das Familienunternehmen am Herzen liegt. Lars, ihr drei Jahre jüngerer Bruder, hat zu dieser Zeit gerade sein BWL-Studium beendet. Luisa, die jüngste der drei Geschwister, ist noch in der Ausbildung.
Hermann: „Plötzlich standen mein Sohn und meine ältere Tochter mehr oder weniger zeitgleich vor der Tür und wollten einsteigen. Das kam überraschend. Für mich war klar: Wir müssen das irgendwie aufteilen. Jeder sollte einen Part übernehmen. Auf keinen Fall wollte ich eine Erbengemeinschaft, in der man sich abstimmen muss. Mit den Geschwistern mag eine Erbengemeinschaft vielleicht noch klappen, ist aber auch schon schwierig genug. Aber in der nächsten Generation geht es garantiert schief. Und die Energie gehört in den Markt und nicht in die Abstimmungsprozesse untereinander. Das Problem war nur: Wie teilt man ein Familienunternehmen auf?“
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