Stephan Friedrichs größter Fehler
Stephan Friedrichs größter Fehler: „Ich habe mich reinlegen lassen“

Gutgläubigkeit im Geschäftsleben kam Stephan Friedrich teuer zu stehen: Einem polizeibekannten Betrüger übergab er Uhren für mehr als 190.000 Euro. Der Frankfurter Juwelier über seinen größten Fehler.

Aktualisiert am 11. Juli 2025, 11:43 Uhr,

Stephan Friedrich, 64, ist ehemaliger Inhaber des Frankfurter Traditionsjuweliers Friedrich.
Stephan Friedrich, 64, ist ehemaliger Inhaber des Frankfurter Traditionsjuweliers Friedrich.
© Marcus Thelen für impulse

Einer meiner Kunden, der ein paar Kleinigkeiten bei uns kaufte, nahm leihweise gern das eine oder andere Schmuckstück mit – und brachte es prompt am nächsten Tag wieder zurück. Dieser überaus freundliche Kunde lud mich gelegentlich zum Essen ein.

Bei einer dieser – champagnergesegneten – Zusammenkünfte erwähnte er einen wohlhabenden Freund, der sein Geld mit Autohandel verdiene, sich aber nicht „fein genug“ fühle, um in unserem Geschäft in der Goethestraße in Frankfurt einzukaufen. Ob ich ihm eine Auswahl an Uhren mitgeben könne, um sie seinem Freund zu zeigen?

Ich übergab ihm sieben Uhren im Wert von mehr als 190.000 Euro

Ich zögerte kurz, gab ihm dann aber drei Armbanduhren von Franck Muller mit. Bald danach bat er mich um weitere Uhren, da sein Freund sich nicht entscheiden könne. Ich vertraute dem Kunden und hatte ihm schließlich insgesamt sieben, zum Teil mit Brillanten ausgefasste Uhren im Wert von mehr als 190.000 Euro übergeben.

Ein paar Tage später rief ich ihn an, um mich nach den Uhren zu erkundigen – auch weil mein Bruder eine der Uhren für einen anderen Kunden benötigte. Postwendend erhielt ich dieses eine Modell zurück, da es für den Freund wohl nicht infrage kam. Wieder ein paar Tage später rief ich den Kunden nochmals an, der mich beruhigte: „Übermorgen bekommen Sie Ihr Geld oder alle Uhren zurück.“

Drei Tage später der nächste Anruf: kein Anschluss unter dieser Nummer! Schockiert bat ich meinen Bruder um Rat, der umgehend diverse Pfandhäuser abtelefonierte. Danach war klar: Alle Uhren waren noch am Tage meiner Auslieferung direkt beim Pfandhaus gelandet! Ich war sehr beschämt, dass ich mich so hatte reinlegen lassen.

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Drei der Uhren erhielten wir dank der Hilfe eines befreundeten Anwalts zurück, die anderen drei mussten von uns ausgelöst werden. Viel später stellte sich heraus, dass mein „Kunde“ ein polizeibekannter Betrüger war. Ich war seitdem vorsichtiger.

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