Strategie
Wie man mit historischen Postkarten knapp eine Million Umsatz macht

Wurstkissen in der Auslage, Indoor-Camping im Retrolook oder Postkarten aus dem 18. Jahrhundert: In Berlin gibt es unzählige ausgefallene Geschäftsideen. Doch wie wurden die Konzepte finanziert und Hürden gemeistert? impulse stellt in der Serie "Berliner Ideen" Unternehmer mit spannenden Einfällen vor.

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Zwölf Mitarbeiter arbeiten in dem hellen Büro in der Palisadenstraße in Berlin Friedrichshain. Holzregale stehen an den Wänden. Grüne, schmale Schuhkartons ohne Deckel reihen sich dort aneinander. Darin die Postkarten. Rund 300.000 hat Daniel Seidel derzeit im Archiv. Alle nach Nummern sortiert. Daneben steht der große Packtisch mit Umschlägen, maßgefertigten Päckchen für Postkarten und der Frankiermaschine.

Einen der langen, schmalen Kartons auf dem Arm blättert Daniel Seidel die Postkarten durch: bayerische Motive, Sommerfrische an der Nordsee um 1900, Feldpost, ein Bismarckturm, Landschaften in Ostpreußen, der Hafen von Buenos Aires, Kindergeburtstagskarten. Viele Karten sind beschriftet mit Urlaubsgrüßen, Glückwünschen und privaten Nachrichten. Die alten Handschriften sind oft nur schwer zu entziffern. Er lese die Texte nicht durch, sagt Daniel Seidel. Aber jede Postkarte habe ihre Geschichte und sei selbst ein Stück Zeitgeschichte. Schließlich würden seit über 150 Jahren Postkarten verschickt und trotz der E-mail habe die Karte nichts an ihrer Popularität verloren.

Alte Postkarten als neues Geschäftsmodell – diese Idee hatte Daniel Seidel auf dem Flohmarkt als Student. Er baute einen der ersten Onlineshops in Deutschland für alte Ansichtskarten auf. In Zeiten von Internet und SMS setzte er auf die persönliche Bildpost mit dem Portal Akpool. Die Bildagentur Arkivi für historische Motive vor 1945 ergänzt nun sein Portfolio.

Die Idee: Onlineshop für historische Postkarten

Parallel zum Geschichte- und Philosophie Studium in Halle an der Saale war Daniel Seidel jahrelang auf Flohmärkten unterwegs. Mit einem befreundeten Antiquitätenhändler suchte er Fundstücke und verkaufte selbst den „klassischen Trödel“ wie Meißner-Vasen, Gläser und Krüge. „Ich hatte die Idee mehr Postkarten zu handeln, weil ich manchmal etwas ungeschickt war und bei Postkarten kann man ja nicht so viel kaputtmachen, die lagen mir gut“, erzählt der heute 38-jährige Familienvater. „Das ist eine Ausnahme, denn die meisten Postkartenhändler kommen über das Sammeln zum Verkauf. Ich sammele aber erst seit Kurzem.“

Die Postkarten verkaufte er erst klassisch auf den Flohmärkten. Dann nahm er gezielt Kontakt zu Stadt- und Landesarchiven auf und bot ihnen historische Ansichten ihrer Region an. „Das war das erste Standbein und eine gute Vorbereitung. Ich war zu einer gewissen Ordnung gezwungen, was auf dem Flohmarkt vorher nicht nötig gewesen war. Da stellt man seine Kisten hin, wie man möchte“, erinnert sich Seidel.

Im Jahr 2000 eroberte die Auktionsplattform eBay das Internet. Daniel Seidel versteigerte als einer der Ersten historische Postkarten. Dazu baute er sein Archiv immer weiter aus. 2008 machte er sich im Homeoffice mit einem Onlineshop für historische Postkarten selbstständig und gehörte wieder zu den Ersten, die Postkarten professionell über das Internet vertrieben. 2009 folgten der Umzug in ein Büro und die ersten Mitarbeiter. Jetzt beschäftigt er zwölf Mitarbeiter, einige von ihnen als Teilzeitkräfte.

Finanzen

Beschriftete Postkarten mit historischen Motiven über das Internet zu verkaufen, bot sich an, um den Ausschuss von den eBay-Auktionen noch mal auf den Markt zu bringen. Zudem hätten sie viele Vorteile ist Seidel überzeugt: „Postkarten eigenen sich gut für den Versand und sie ist einfach zu scannen. Aber sie hat auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn man eine besondere Karte hat, zum Beispiel Hindenburg auf dem Gut Neudeck, und sie verkauft, ist sie weg.“

Den Onlineshop finanzierte er 2008 durch Ersparnisse und den Existenzgründerzuschuss. „Eigentlich habe ich mich aus dem Cashflow finanziert und nicht viel verdient.“ Die Förderung vom Staat sei gut gewesen, aber gleichzeitig auch psychologisch hinderlich. „Ein Jahr später ohne die Förderung habe ich mehr Fortschritte gemacht, weil ich wusste, dass ich jetzt wirklich arbeiten muss“, erinnert er sich. Das hat sich auch gelohnt: 50 bis 60 Prozent wuchs der Onlineshop in den ersten Jahren, und auch jetzt noch um 10 Prozent. „Durchschnittlich kann man 20 bis 30 Prozent Wachstum sprechen und es ist sicherlich noch mehr drin“, sagt Daniel Seidel.

„Der Umsatz wird 2014 wahrscheinlich um die 900.000 Euro liegen. 2008 waren es noch 200.000 Euro.“ Mittlerweile haben 13585 Menschen unseren Newsletter abonniert und rund 200 Bestellungen werden täglich versandt. Seit Geschäftsgründung bis Juli 2014 wurden über 1.030.000  Artikel  verschickt. 300.000 Postkarten sind jetzt im Archiv, nach Nummern sortiert. Aber noch immer gelte sein Motto: „Ich mache bis heute nur, was ich mir leisten kann, auch wenn ich schnell mehr Änderungen am Shop wollen würde, aber es geht nicht alles auf einmal.“

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Herausforderungen und Hürden

Viele Selbstständige beginnen zu Hause, an ihrem Projekt zu feilen. „Ich hatte auch ein Homeoffice und es war nicht einfach, zu Hause zu arbeiten.“ Es habe anfangs eine Struktur gefehlt: Wie viele Stunden sollte man arbeiten, zu welchen Uhrzeiten? „Für 40 bis 50 Stunden Arbeit pro Woche von 9 bis 18 Uhr muss man sich organisieren, das ist echt wichtig.“ Nach einigen Monaten kam dann die Frage nach einem Ladengeschäft ins Spiel. „Zufälligerweise im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich gewohnt habe. Aber das Geschäft hat mich behindert.“

Nun habe er sich bewusst dagegen entschieden. „Alleine um nicht mehr so viele Päckchen für die Nachbarschaft anzunehmen“, erzählt er mit einem Lachen. 2011 zog die Firma nach Friedrichshain in den dritten Stock ohne Ladengeschäft, aber Interessierte, Sammler und Kunden seien jederzeit willkommen, so Seidel. Sie recherchieren an unseren Rechnern nach Postkarten, das sei überhaupt kein Problem. Eine Herausforderung sei das wachsende Lager gewesen. „Den Bestand möchte ich übersichtlich halten. 300.000 Postkarten sind jetzt im Archiv, nach Nummern sortiert.“

Ziele

Ziele verändern sich mit der Zeit. „Meine Ziele haben sich relativiert, seitdem ich Familie habe“, so Seidel. „Früher wollte man schneller wachsen, mehr Ideen realisieren. Jetzt finde ich es entspannter ein Unternehmen zu haben, es wachsen zu lassen, und rund zehn Prozent Wachstum im Jahr zu generieren.“ Trotzdem stelle er sich die Frage, ob er auch etwas anderes könnte, als Postkarten zu verschicken. Mit der Bildagentur arkivi für historische Postkarten habe er sich eine neue Zielgruppe erschlossen, Verlage und Konzerne. Seit einem Jahr ist die neue Seite online und die Zahl der Kooperationen wächst. „Langfristig hoffe ich, dass sie sich am Markt etabliert und stärker wird.“ Schon jetzt seinen 700.000 Bilder online, monatlich kämen etwa 20.000 neue Motive hinzu.

Wenn ich nochmal etwas Neues machen würde . . .

„Schon in der Schule wollte ich Journalist sein, habe Artikel geschrieben bei der Schülerzeitung mitgemacht“, sagt Seidel. „Journalist zu sein, könnte ich mir auch jetzt noch vorstellen. Aber ein Neustart sei ziemlich unrealistisch. „Als Selbstständiger sehe ich mich in der privilegierten Lage, das zu tun, was ich möchte“, so Seidel. „Der Nachteil ist, dass ich auch Samstag oder am Sonntag arbeiten muss, aber das ist in vielen anderen Berufen genauso.“

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Tipps für Gründer

Was machen Sie? Von dieser Frage, egal ob beim Gewerbeanmelden oder von Freunden, sollte man sich nicht bremsen lassen. „Fragt nicht zu viele Menschen zu eurer Idee, denn je mehr Meinungen man einholt, umso unterschiedlichere Antworten bekommt man“, sagt Seidel, der genau diese Erfahrung gemacht hat. „Wenn man seine Idee in ein bis zwei Sätzen erklären kann und ein guter Bekannter versteht sie, ist das mehr wert, als die Antworten von zehn Leuten.“ Man müsse fest an seine Sache glauben und dahinter stehen.

Genauso relevant sei die Selbstdefinition: „Man muss wissen, was man ist und was man macht.“ Zum Beispiel sei ihm die Arbeit mit der Bildagentur Arkivi viel leichter, nachdem er wusste, dass es eine Bildagentur sei. Dazu komme die Freude an der Arbeit und dem Thema. „Wenn ich gute Laune habe und überzeugt von dem bin, was ich mache, dann klappt es auch“, sagt Daniel Seidel. Auch auf dem Flohmarkt verkaufe man schlecht, wenn man keine Lust habe.

Auch eine Schmerzgrenze sei wichtig, der Zeitpunkt aufzuhören, weil das Konzept nicht funktioniert. „Wirf schlechtem Geld nicht gutes Geld hinterher.“ Wichtig für Gründer sei zudem die Entscheidung über einen möglichen Teilhaber. „Ich hatte oft das Gefühl, Hilfe zu brauchen. Doch ich will auch nicht nur Leute mitziehen, die von der gleichen Idee nicht so überzeugt sind wie ich. Deshalb habe ich Angestellte und keinen Teilhaber.“

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Schließlich würden seit über 150 Jahren Postkarten verschickt und trotz der E-mail habe die Karte nichts an ihrer Popularität verloren. Alte Postkarten als neues Geschäftsmodell - diese Idee hatte Daniel Seidel auf dem Flohmarkt als Student. Er baute einen der ersten Onlineshops in Deutschland für alte Ansichtskarten auf. In Zeiten von Internet und SMS setzte er auf die persönliche Bildpost mit dem Portal Akpool. Die Bildagentur Arkivi für historische Motive vor 1945 ergänzt nun sein Portfolio. Die Idee: Onlineshop für historische Postkarten Parallel zum Geschichte- und Philosophie Studium in Halle an der Saale war Daniel Seidel jahrelang auf Flohmärkten unterwegs. Mit einem befreundeten Antiquitätenhändler suchte er Fundstücke und verkaufte selbst den „klassischen Trödel“ wie Meißner-Vasen, Gläser und Krüge. „Ich hatte die Idee mehr Postkarten zu handeln, weil ich manchmal etwas ungeschickt war und bei Postkarten kann man ja nicht so viel kaputtmachen, die lagen mir gut“, erzählt der heute 38-jährige Familienvater. „Das ist eine Ausnahme, denn die meisten Postkartenhändler kommen über das Sammeln zum Verkauf. Ich sammele aber erst seit Kurzem.“ Die Postkarten verkaufte er erst klassisch auf den Flohmärkten. Dann nahm er gezielt Kontakt zu Stadt- und Landesarchiven auf und bot ihnen historische Ansichten ihrer Region an. „Das war das erste Standbein und eine gute Vorbereitung. Ich war zu einer gewissen Ordnung gezwungen, was auf dem Flohmarkt vorher nicht nötig gewesen war. Da stellt man seine Kisten hin, wie man möchte“, erinnert sich Seidel. Im Jahr 2000 eroberte die Auktionsplattform eBay das Internet. Daniel Seidel versteigerte als einer der Ersten historische Postkarten. Dazu baute er sein Archiv immer weiter aus. 2008 machte er sich im Homeoffice mit einem Onlineshop für historische Postkarten selbstständig und gehörte wieder zu den Ersten, die Postkarten professionell über das Internet vertrieben. 2009 folgten der Umzug in ein Büro und die ersten Mitarbeiter. Jetzt beschäftigt er zwölf Mitarbeiter, einige von ihnen als Teilzeitkräfte. Finanzen Beschriftete Postkarten mit historischen Motiven über das Internet zu verkaufen, bot sich an, um den Ausschuss von den eBay-Auktionen noch mal auf den Markt zu bringen. Zudem hätten sie viele Vorteile ist Seidel überzeugt: „Postkarten eigenen sich gut für den Versand und sie ist einfach zu scannen. Aber sie hat auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn man eine besondere Karte hat, zum Beispiel Hindenburg auf dem Gut Neudeck, und sie verkauft, ist sie weg.“ Den Onlineshop finanzierte er 2008 durch Ersparnisse und den Existenzgründerzuschuss. „Eigentlich habe ich mich aus dem Cashflow finanziert und nicht viel verdient.“ Die Förderung vom Staat sei gut gewesen, aber gleichzeitig auch psychologisch hinderlich. „Ein Jahr später ohne die Förderung habe ich mehr Fortschritte gemacht, weil ich wusste, dass ich jetzt wirklich arbeiten muss“, erinnert er sich. Das hat sich auch gelohnt: 50 bis 60 Prozent wuchs der Onlineshop in den ersten Jahren, und auch jetzt noch um 10 Prozent. „Durchschnittlich kann man 20 bis 30 Prozent Wachstum sprechen und es ist sicherlich noch mehr drin“, sagt Daniel Seidel. „Der Umsatz wird 2014 wahrscheinlich um die 900.000 Euro liegen. 2008 waren es noch 200.000 Euro.“ Mittlerweile haben 13585 Menschen unseren Newsletter abonniert und rund 200 Bestellungen werden täglich versandt. Seit Geschäftsgründung bis Juli 2014 wurden über 1.030.000  Artikel  verschickt. 300.000 Postkarten sind jetzt im Archiv, nach Nummern sortiert. Aber noch immer gelte sein Motto: „Ich mache bis heute nur, was ich mir leisten kann, auch wenn ich schnell mehr Änderungen am Shop wollen würde, aber es geht nicht alles auf einmal.“ Herausforderungen und Hürden Viele Selbstständige beginnen zu Hause, an ihrem Projekt zu feilen. „Ich hatte auch ein Homeoffice und es war nicht einfach, zu Hause zu arbeiten.“ Es habe anfangs eine Struktur gefehlt: Wie viele Stunden sollte man arbeiten, zu welchen Uhrzeiten? „Für 40 bis 50 Stunden Arbeit pro Woche von 9 bis 18 Uhr muss man sich organisieren, das ist echt wichtig.“ Nach einigen Monaten kam dann die Frage nach einem Ladengeschäft ins Spiel. „Zufälligerweise im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich gewohnt habe. Aber das Geschäft hat mich behindert." Nun habe er sich bewusst dagegen entschieden. „Alleine um nicht mehr so viele Päckchen für die Nachbarschaft anzunehmen“, erzählt er mit einem Lachen. 2011 zog die Firma nach Friedrichshain in den dritten Stock ohne Ladengeschäft, aber Interessierte, Sammler und Kunden seien jederzeit willkommen, so Seidel. Sie recherchieren an unseren Rechnern nach Postkarten, das sei überhaupt kein Problem. Eine Herausforderung sei das wachsende Lager gewesen. „Den Bestand möchte ich übersichtlich halten. 300.000 Postkarten sind jetzt im Archiv, nach Nummern sortiert.“ Ziele Ziele verändern sich mit der Zeit. „Meine Ziele haben sich relativiert, seitdem ich Familie habe“, so Seidel. „Früher wollte man schneller wachsen, mehr Ideen realisieren. Jetzt finde ich es entspannter ein Unternehmen zu haben, es wachsen zu lassen, und rund zehn Prozent Wachstum im Jahr zu generieren.“ Trotzdem stelle er sich die Frage, ob er auch etwas anderes könnte, als Postkarten zu verschicken. Mit der Bildagentur arkivi für historische Postkarten habe er sich eine neue Zielgruppe erschlossen, Verlage und Konzerne. Seit einem Jahr ist die neue Seite online und die Zahl der Kooperationen wächst. „Langfristig hoffe ich, dass sie sich am Markt etabliert und stärker wird.“ Schon jetzt seinen 700.000 Bilder online, monatlich kämen etwa 20.000 neue Motive hinzu. Wenn ich nochmal etwas Neues machen würde . . . „Schon in der Schule wollte ich Journalist sein, habe Artikel geschrieben bei der Schülerzeitung mitgemacht“, sagt Seidel. „Journalist zu sein, könnte ich mir auch jetzt noch vorstellen. Aber ein Neustart sei ziemlich unrealistisch. „Als Selbstständiger sehe ich mich in der privilegierten Lage, das zu tun, was ich möchte“, so Seidel. „Der Nachteil ist, dass ich auch Samstag oder am Sonntag arbeiten muss, aber das ist in vielen anderen Berufen genauso.“ Tipps für Gründer Was machen Sie? Von dieser Frage, egal ob beim Gewerbeanmelden oder von Freunden, sollte man sich nicht bremsen lassen. „Fragt nicht zu viele Menschen zu eurer Idee, denn je mehr Meinungen man einholt, umso unterschiedlichere Antworten bekommt man“, sagt Seidel, der genau diese Erfahrung gemacht hat. „Wenn man seine Idee in ein bis zwei Sätzen erklären kann und ein guter Bekannter versteht sie, ist das mehr wert, als die Antworten von zehn Leuten.“ Man müsse fest an seine Sache glauben und dahinter stehen. Genauso relevant sei die Selbstdefinition: „Man muss wissen, was man ist und was man macht." Zum Beispiel sei ihm die Arbeit mit der Bildagentur Arkivi viel leichter, nachdem er wusste, dass es eine Bildagentur sei. Dazu komme die Freude an der Arbeit und dem Thema. „Wenn ich gute Laune habe und überzeugt von dem bin, was ich mache, dann klappt es auch“, sagt Daniel Seidel. Auch auf dem Flohmarkt verkaufe man schlecht, wenn man keine Lust habe. Auch eine Schmerzgrenze sei wichtig, der Zeitpunkt aufzuhören, weil das Konzept nicht funktioniert. „Wirf schlechtem Geld nicht gutes Geld hinterher.“ Wichtig für Gründer sei zudem die Entscheidung über einen möglichen Teilhaber. „Ich hatte oft das Gefühl, Hilfe zu brauchen. Doch ich will auch nicht nur Leute mitziehen, die von der gleichen Idee nicht so überzeugt sind wie ich. Deshalb habe ich Angestellte und keinen Teilhaber.“
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