Engagement Index
So schlecht bewerten Angestellte ihre Chefs

Schlechte Bilanz für deutsche Chefs: Der aktuelle „Gallup Engagement Index“ zeigt, dass jeder siebte Mitarbeiter innerlich bereits gekündigt hat. Wie Sie das verhindern.

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Engagement Index
Keine fünf Sterne für deutsche Chefs: Angestellte haben ihre Arbeitgeber bewertet.
© Marie Maerz / photocase.de

103 Milliarden Euro: So viel kosten schlechte Chefs laut dem „Gallup Engagement Index“ die deutsche Volkswirtschaft. Was hat das mit Ihnen zu tun hat, fragen Sie sich vielleicht? Möglicherweise mehr, als Sie denken – denn laut der Studie hat jeder siebte deutsche Angestellte innerlich gekündigt.

Hauptgrund: der Chef.

„Die Führung, die ich erlebe, motiviert mich, hervorragend Arbeit zu leisten.“ Dieser Aussage stimmte nur jeder fünfte befragte Mitarbeiter zu. Die überwältigende Mehrheit der Mitarbeiter (85 Prozent) fühlt sich emotional wenig oder gar nicht an ihren Arbeitgeber gebunden.

Mitarbeiter mit geringer Bindung sind unproduktiver

Das hat fatale Folgen für die Firmen: Mitarbeiter, die sich nicht mit ihrem Unternehmen identifizieren können, sind produktiver als hoch gebundene, sie sind häufiger krank, wechseln öfter den Job und haben mehr Arbeitsunfälle. „Der aktuelle Erfolg der deutschen Wirtschaft lässt Unternehmen träge werden“, sagt Marco Nink, Consultant bei Gallup. „Diese Einstellung ist gefährlich, da sich jedes Unternehmen fragen muss, ob sein Geschäftsmodell auch in fünf Jahren noch Bestand hat.“

Angestellte in agilen Unternehmen sind zufriedener

Die gute Nachricht: Die Studie zeigt auch, in welchen Betrieben Angestellte zufriedener mit ihren Chefs sind – nämlich in agilen Unternehmen. Agile Unternehmen können laut Gallup schneller handeln, effizienter arbeiten und seien mutiger, Neues zu wagen.

43 Prozent der Mitarbeiter in agilen Firmen fühlen sich emotional hoch an ihren Arbeitgeber gebunden – in den als nicht agil empfundenen Firmen war es nur jeder Siebte. Angestellte in ersteren Unternehmen gaben außerdem überwiegend an, ihren Arbeitgeber für die Zukunft finanziell gut aufgestellt zu sehen und das Gefühl zu haben, der Konkurrenz voraus zu sein.

Doch was läuft in diesen Firmen anders? Wie sorgen Chefs dafür, dass Mitarbeiter schneller und flexibler arbeiten und letztlich zufriedener sind? Laut dem „Engagement Index“ spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle, um Agilität zu fördern:

Zur Studie
Gallup erhebt den „Engagement Index“ jährlich seit 2001. Im Frühjahr 2018 hat das Meinungsforschungsinstitut 1000 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer zu ihrer emotionalen Bindung zu ihrem Arbeitgeber befragt.

1. Regelmäßiges Feedback

Führungskräfte in agilen Firmen geben häufiger Feedback: 80 Prozent der Mitarbeiter in solchen Unternehmen gaben an, dass sie täglich oder mehrmals in der Woche Rückmeldung von ihren Chefs erhalten. In Unternehmen mit weniger agilen Arbeitsweisen erhält nur jeder Dritte so oft Feedback – 66 Prozent sogar nur einmal im Jahr oder seltener.

Wie Sie konstruktiv Kritik üben, lesen Sie in unserem Artikel „Meckern bringt nichts: Die kluge Art, Kritik zu üben“.

2. Eine offene Fehlerkultur

Nur jeder fünfte Befragte gab an, dass sein Chef ein Arbeitsumfeld schaffe, in dem Mitarbeiter sich ausprobieren und scheitern dürfen und aus Fehlern lernen können. „Wir müssen in Unternehmen mehr Fehler zulassen und brauchen eine Kultur, die Versuch und Irrtum schätzt“, fordert Nink.

Chefs sollten Mitarbeiter bei kleinen Fehlern nicht gleich niedermachen, sondern sie ermutigen, selbst eine Lösung zu finden und aus ihren Fehlern zu lernen. Nink: „Im gesamten Unternehmen müssen wir Zonen der Angst beseitigen, um Innovationen zu fördern und neue Wege zu gehen.“

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3. Offener Wissens-, Ideen und Informationsaustausch

Plötzlich steht ist ein neuer Kollege da, der nicht angekündigt wurde. Oder zwei Angestellte arbeiten unabhängig voneinander an der gleichen Präsentation – ohne vom jeweils anderen zu wissen. Wenig ist frustrierender, als Informationen hinterherzurennen. Und doch ist es für viele Angestellte Alltag: Nur jeder vierte Befragte gab an, dass in seinem Unternehmen ein offener Austausch stattfinde.

Um agiler zu werden, sollten Chefs laut Gallup ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Wissen, Informationen und Ideen offen miteinander geteilt werden.

4. Schnelle Entscheidungen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter

Nur jeder dritte Arbeitnehmer gab an: Ihre Führungskräfte trauen denjenigen zu, Entscheidungen zu treffen, die im jeweiligen Gebiet am besten eingearbeitet sind.

Dabei erleichtert das die Arbeit von Chefs: Kontrollieren sie ihre Angestellten ständig und nehmen ihnen jede Entscheidung ab, kommen sie nicht mehr zu ihrem eigentlichen Job. Mitarbeitern  Verantwortung zu übergeben und sie Entscheidungen treffen zu lassen, ist zudem eine Form der Wertschätzung.

„Wenn Mitarbeiter mehr Eigeninitiative zeigen und größere Verantwortung übernehmen sollen, brauchen wir auch ein Umdenken auf allen Führungsebenen“, sagt Marco Nink. „Führungskräfte müssen sich vom Leistungskontrolleur zum echten Coach ihrer Mitarbeiter entwickeln.“

Mehr zum Thema agiles Arbeiten lesen Sie in unserem Artikel „Wie Sie Ihr Unternehmen flexibler führen“.

 

103 Milliarden Euro: So viel kosten schlechte Chefs laut dem „Gallup Engagement Index“ die deutsche Volkswirtschaft. Was hat das mit Ihnen zu tun hat, fragen Sie sich vielleicht? Möglicherweise mehr, als Sie denken – denn laut der Studie hat jeder siebte deutsche Angestellte innerlich gekündigt. Hauptgrund: der Chef. „Die Führung, die ich erlebe, motiviert mich, hervorragend Arbeit zu leisten.“ Dieser Aussage stimmte nur jeder fünfte befragte Mitarbeiter zu. Die überwältigende Mehrheit der Mitarbeiter (85 Prozent) fühlt sich emotional wenig oder gar nicht an ihren Arbeitgeber gebunden. Mitarbeiter mit geringer Bindung sind unproduktiver Das hat fatale Folgen für die Firmen: Mitarbeiter, die sich nicht mit ihrem Unternehmen identifizieren können, sind produktiver als hoch gebundene, sie sind häufiger krank, wechseln öfter den Job und haben mehr Arbeitsunfälle. „Der aktuelle Erfolg der deutschen Wirtschaft lässt Unternehmen träge werden“, sagt Marco Nink, Consultant bei Gallup. „Diese Einstellung ist gefährlich, da sich jedes Unternehmen fragen muss, ob sein Geschäftsmodell auch in fünf Jahren noch Bestand hat.“ Angestellte in agilen Unternehmen sind zufriedener Die gute Nachricht: Die Studie zeigt auch, in welchen Betrieben Angestellte zufriedener mit ihren Chefs sind – nämlich in agilen Unternehmen. Agile Unternehmen können laut Gallup schneller handeln, effizienter arbeiten und seien mutiger, Neues zu wagen. 43 Prozent der Mitarbeiter in agilen Firmen fühlen sich emotional hoch an ihren Arbeitgeber gebunden – in den als nicht agil empfundenen Firmen war es nur jeder Siebte. Angestellte in ersteren Unternehmen gaben außerdem überwiegend an, ihren Arbeitgeber für die Zukunft finanziell gut aufgestellt zu sehen und das Gefühl zu haben, der Konkurrenz voraus zu sein. Doch was läuft in diesen Firmen anders? Wie sorgen Chefs dafür, dass Mitarbeiter schneller und flexibler arbeiten und letztlich zufriedener sind? Laut dem „Engagement Index“ spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle, um Agilität zu fördern: 1. Regelmäßiges Feedback Führungskräfte in agilen Firmen geben häufiger Feedback: 80 Prozent der Mitarbeiter in solchen Unternehmen gaben an, dass sie täglich oder mehrmals in der Woche Rückmeldung von ihren Chefs erhalten. In Unternehmen mit weniger agilen Arbeitsweisen erhält nur jeder Dritte so oft Feedback – 66 Prozent sogar nur einmal im Jahr oder seltener. Wie Sie konstruktiv Kritik üben, lesen Sie in unserem Artikel "Meckern bringt nichts: Die kluge Art, Kritik zu üben". 2. Eine offene Fehlerkultur Nur jeder fünfte Befragte gab an, dass sein Chef ein Arbeitsumfeld schaffe, in dem Mitarbeiter sich ausprobieren und scheitern dürfen und aus Fehlern lernen können. „Wir müssen in Unternehmen mehr Fehler zulassen und brauchen eine Kultur, die Versuch und Irrtum schätzt“, fordert Nink. Chefs sollten Mitarbeiter bei kleinen Fehlern nicht gleich niedermachen, sondern sie ermutigen, selbst eine Lösung zu finden und aus ihren Fehlern zu lernen. Nink: „Im gesamten Unternehmen müssen wir Zonen der Angst beseitigen, um Innovationen zu fördern und neue Wege zu gehen.“ 3. Offener Wissens-, Ideen und Informationsaustausch Plötzlich steht ist ein neuer Kollege da, der nicht angekündigt wurde. Oder zwei Angestellte arbeiten unabhängig voneinander an der gleichen Präsentation – ohne vom jeweils anderen zu wissen. Wenig ist frustrierender, als Informationen hinterherzurennen. Und doch ist es für viele Angestellte Alltag: Nur jeder vierte Befragte gab an, dass in seinem Unternehmen ein offener Austausch stattfinde. Um agiler zu werden, sollten Chefs laut Gallup ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Wissen, Informationen und Ideen offen miteinander geteilt werden. 4. Schnelle Entscheidungen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter Nur jeder dritte Arbeitnehmer gab an: Ihre Führungskräfte trauen denjenigen zu, Entscheidungen zu treffen, die im jeweiligen Gebiet am besten eingearbeitet sind. Dabei erleichtert das die Arbeit von Chefs: Kontrollieren sie ihre Angestellten ständig und nehmen ihnen jede Entscheidung ab, kommen sie nicht mehr zu ihrem eigentlichen Job. Mitarbeitern  Verantwortung zu übergeben und sie Entscheidungen treffen zu lassen, ist zudem eine Form der Wertschätzung. „Wenn Mitarbeiter mehr Eigeninitiative zeigen und größere Verantwortung übernehmen sollen, brauchen wir auch ein Umdenken auf allen Führungsebenen“, sagt Marco Nink. „Führungskräfte müssen sich vom Leistungskontrolleur zum echten Coach ihrer Mitarbeiter entwickeln.“ Mehr zum Thema agiles Arbeiten lesen Sie in unserem Artikel „Wie Sie Ihr Unternehmen flexibler führen“.