Auszeit nehmen
Ich bin dann mal weg!

Geht das? Neun Wochen das Unternehmen alleine lassen? Chefin Vanessa Weber traut es sich. Im Januar geht sie auf Weltreise.

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Sich eine lange Auszeit zu nehmen - diesen Wunsch haben nicht wenige Unternehmer.
Sich eine lange Auszeit zu nehmen - diesen Wunsch haben nicht wenige Unternehmer.

Unternehmer brauchen auch mal Pause. Klar! Aber sie nehmen sie sich viel zu selten. Als ich in den Betrieb eingestiegen bin, habe ich die ersten drei Jahre überhaupt keinen Urlaub genommen. Stattdessen wurde mir auch in Seminaren oft gesagt: „Man muss auf sich selbst aufpassen“. Natürlich, das klingt gut, aber wie organisiert man eine Auszeit vom Unternehmen?

Seit einigen Jahren versuche ich, immer weniger „im“ als „am“ Unternehmen zu arbeiten. Als Führungskraft und Chefin möchte ich mehr für meine Mitarbeiter da sein, ihnen beim Wachsen helfen, an Strategien arbeiten. Ich möchte dadurch auch erreichen, dass die Mitarbeiter Sicherheit haben, wenn ich weg bin.

Und damit meine ich nicht einen zweiwöchigen Urlaub, sondern eine richtige Auszeit. Neun Wochen haben mein Partner und ich uns vorgenommen. Mit dem Schiff von Singapur nach Australien und Neuseeland, dann weiter über Hawaii nach San Francisco.

Wichtige Vorbereitungen für die Reise

Der Gedanke zu dieser Reise ist wie folgt gereift: Mein Onkel und meine  Tante sind leidenschaftlich gerne mit dem Wohnmobil verreist – und haben Ihr Leben lang bis zur Rente all Ihr Geld gespart, um sich ein eigenes Wohnmobil zu kaufen, um im Rentenalter nur noch auf Reisen zu sein. 3 Monate nachdem mein Onkel in Rente gegangen ist, ist er leider an Krebs erkrankt und nach weiteren 3 Monaten bereits gestorben. Sein neues Wohnmobil hatte er zwar ausgesucht und bestellt – doch gesehen, geschweige denn nutzen konnte er es nicht mehr…

Und so starten wir am 17. Januar in den Urlaub. Die Reise haben wir lange im Voraus geplant. Und auch meine Mitarbeiter habe ich früh informiert. Vor einem halben Jahr habe ich ihnen von meinen Plänen erzählt. Negative Reaktionen gab es keine, positiver Zuspruch vor allem von den langjährigen Mitarbeitern. Aber natürlich gab es auch Zweifel: „Oh Gott, wie soll das ohne dich funktionieren?“

Diese Ängste wollte ich ihnen in dem letzten halben Jahr nehmen. Da reichte es nicht zu sagen: „Schau mal, du bist jeden Tag in deinem Prozess und hast keine Schwierigkeiten, warum sollte das anders sein, wenn ich mal nicht da bin?“ Stattdessen habe ich mir mehrere Punkte überlegt, um die Reise gut vorzubereiten:

Der Notfallplan

In einem Notfallplan habe ich festgelegt, was in bestimmten Fällen zu tun ist. Welche Probleme könnten auftreten, wenn ich nicht da bin? Daraufhin wurden Verantwortlichkeiten verteilt und Mitarbeiter als Vertretungen für bestimmte Positionen ausgewählt. So wissen alle, an wen sie sich wenden müssen. Diesen Plan habe ich an alle verteilt. Meinem Bruder habe ich eine Vollmacht für Personalfragen erteilt. Die Jahresgespräche mit allen Mitarbeitern habe ich vorab bis Mitte Dezember geführt bzw. führe sie vor meiner Abreise noch. Mit unsichereren Kollegen habe ich mich zusammengesetzt und detailliert Fragen nach dem Schema „Wie würde Vanessa entscheiden?“ besprochen.

Die Kommunikation

Mir war es sehr wichtig, meinen Mitarbeitern die Reisepläne frühzeitig mitzuteilen. So konnten sie sich in Ruhe Gedanken machen und sich bei Fragen an mich wenden. Das war auch für mich hilfreich, denn ich plane ja auch zum ersten Mal eine lange Auszeit. Des Weiteren ist es mir wichtig, offen zu kommunizieren. Meine Reiseroute habe ich sogar auf Facebook gepostet. Das ist ja kein Geheimnis.

Das schlechte Gewissen

Es gab auch Reaktionen wie: „Was sollen denn die Anderen denken?“. Aber ehrlich gesagt, ist es mir nicht wichtig, was andere darüber denken. Wichtiger ist, wie ich darüber denke und was mir gut tut. Und ich habe es mir verdient: In den vergangenen Jahren gab es schließlich genug Entbehrungen. Ich bin jetzt 35, aber seitdem ich mit 18 Jahren Nachfolgerin im elterlichen Betrieb wurde, habe ich keinen längeren Urlaub mehr gemacht. Ja, es gibt eine Neidkultur in Deutschland. Das ist im Grunde sehr schade. Aber das Gute daran: Auch Neid muss man sich hart erarbeiten. Immer wenn in mir mal das Neidgefühl hochkommt, denke ich: „Ich gönne es dem anderen!“ Dann ist das Gefühl meist weg.

Die Kontaktmöglichkeit

In den neun Wochen möchte ich Abstand von der Firma gewinnen und keine E-Mails lesen. Was kann ich schon tun, von der anderen Seite der Welt. Und vielleicht ärgere ich mich den ganzen Tag über eine Nachricht, die ich gelesenen habe. Wer kennt das nicht? Das wäre wirklich Zeitverschwendung!

Aber im Notfall wäre es trotzdem gut, erreichbar zu sein. Nur wie? Ein Bekannter, der selbst länger unterwegs war, hat mir einen guten Tipp gegeben: nur eine Faxnummer für dringende Nachrichten zu hinterlegen. Der Vorteil der Faxnummer: Durch den hohen Aufwand, ein Fax zu verschicken, ist die Hemmschwelle viel höher als bei einer E-Mail. Das werde ich auch ausprobieren. Mein Postfach ist umgeleitet und wird natürlich bearbeitet.

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Warum jetzt der perfekte Zeitpunkt ist

Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Frage habe ich mir bei meiner Entscheidung für die Reise auch gestellt. Schließlich gibt es viele Gründe, die dafür sprechen: Meine Eltern sind noch im Betrieb, mein Bruder ist ebenfalls an Bord und gut im Thema, es gibt noch keine Kinder. Ich bin noch jung und gesund, kann alles machen. Ich habe viel länger etwas von meinen Erinnerungen an die Reise, wenn ich diese in jungen Jahren unternehme. Und warum sollte man eine Aktivreise auf die Rente verschieben? Wie eingangs erwähnt kann es auch schnell zu spät sein…

Aber ohne meine Familie und meine Mitarbeiter wäre ein solches Sabbatical natürlich unmöglich. Sie unterstützen mich alle sehr und dank ihrem Rückhalt habe jetzt ein wirklich gutes Gefühl vor der Abreise. Ich werde viel Neues auf dieser Schiffsreise kennenlernen, und mal einen anderen Blickwinkel auf viele Dinge bekommen. Das wird auch für die Firma von Vorteil sein. Und ich werde erholt und mit vollem Akku wieder zurückkommen, und den Kopf frei für neue Ideen und Strategien haben.

Planen Sie auch eine Auszeit? Im April werde ich darüber berichten, wie es mir und der Firma während meiner Reise ergangen ist – vorausgesetzt natürlich, beim Krokodilschwimmen in Australien geht nichts schief ;)!

Und? Auf was warten Sie? Was hindert Sie WIRKLICH daran, Ihre Träume zu leben? Oder sind es am Ende nur alles Ausreden?

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Wichtige Vorbereitungen für die Reise Der Gedanke zu dieser Reise ist wie folgt gereift: Mein Onkel und meine  Tante sind leidenschaftlich gerne mit dem Wohnmobil verreist – und haben Ihr Leben lang bis zur Rente all Ihr Geld gespart, um sich ein eigenes Wohnmobil zu kaufen, um im Rentenalter nur noch auf Reisen zu sein. 3 Monate nachdem mein Onkel in Rente gegangen ist, ist er leider an Krebs erkrankt und nach weiteren 3 Monaten bereits gestorben. Sein neues Wohnmobil hatte er zwar ausgesucht und bestellt – doch gesehen, geschweige denn nutzen konnte er es nicht mehr... Und so starten wir am 17. Januar in den Urlaub. Die Reise haben wir lange im Voraus geplant. Und auch meine Mitarbeiter habe ich früh informiert. Vor einem halben Jahr habe ich ihnen von meinen Plänen erzählt. Negative Reaktionen gab es keine, positiver Zuspruch vor allem von den langjährigen Mitarbeitern. Aber natürlich gab es auch Zweifel: „Oh Gott, wie soll das ohne dich funktionieren?“ Diese Ängste wollte ich ihnen in dem letzten halben Jahr nehmen. Da reichte es nicht zu sagen: „Schau mal, du bist jeden Tag in deinem Prozess und hast keine Schwierigkeiten, warum sollte das anders sein, wenn ich mal nicht da bin?“ Stattdessen habe ich mir mehrere Punkte überlegt, um die Reise gut vorzubereiten: Der Notfallplan In einem Notfallplan habe ich festgelegt, was in bestimmten Fällen zu tun ist. Welche Probleme könnten auftreten, wenn ich nicht da bin? Daraufhin wurden Verantwortlichkeiten verteilt und Mitarbeiter als Vertretungen für bestimmte Positionen ausgewählt. So wissen alle, an wen sie sich wenden müssen. Diesen Plan habe ich an alle verteilt. Meinem Bruder habe ich eine Vollmacht für Personalfragen erteilt. Die Jahresgespräche mit allen Mitarbeitern habe ich vorab bis Mitte Dezember geführt bzw. führe sie vor meiner Abreise noch. Mit unsichereren Kollegen habe ich mich zusammengesetzt und detailliert Fragen nach dem Schema „Wie würde Vanessa entscheiden?“ besprochen. Die Kommunikation Mir war es sehr wichtig, meinen Mitarbeitern die Reisepläne frühzeitig mitzuteilen. So konnten sie sich in Ruhe Gedanken machen und sich bei Fragen an mich wenden. Das war auch für mich hilfreich, denn ich plane ja auch zum ersten Mal eine lange Auszeit. Des Weiteren ist es mir wichtig, offen zu kommunizieren. Meine Reiseroute habe ich sogar auf Facebook gepostet. Das ist ja kein Geheimnis. Das schlechte Gewissen Es gab auch Reaktionen wie: „Was sollen denn die Anderen denken?“. Aber ehrlich gesagt, ist es mir nicht wichtig, was andere darüber denken. Wichtiger ist, wie ich darüber denke und was mir gut tut. Und ich habe es mir verdient: In den vergangenen Jahren gab es schließlich genug Entbehrungen. Ich bin jetzt 35, aber seitdem ich mit 18 Jahren Nachfolgerin im elterlichen Betrieb wurde, habe ich keinen längeren Urlaub mehr gemacht. Ja, es gibt eine Neidkultur in Deutschland. Das ist im Grunde sehr schade. Aber das Gute daran: Auch Neid muss man sich hart erarbeiten. Immer wenn in mir mal das Neidgefühl hochkommt, denke ich: „Ich gönne es dem anderen!“ Dann ist das Gefühl meist weg. Die Kontaktmöglichkeit In den neun Wochen möchte ich Abstand von der Firma gewinnen und keine E-Mails lesen. Was kann ich schon tun, von der anderen Seite der Welt. Und vielleicht ärgere ich mich den ganzen Tag über eine Nachricht, die ich gelesenen habe. Wer kennt das nicht? Das wäre wirklich Zeitverschwendung! Aber im Notfall wäre es trotzdem gut, erreichbar zu sein. Nur wie? Ein Bekannter, der selbst länger unterwegs war, hat mir einen guten Tipp gegeben: nur eine Faxnummer für dringende Nachrichten zu hinterlegen. Der Vorteil der Faxnummer: Durch den hohen Aufwand, ein Fax zu verschicken, ist die Hemmschwelle viel höher als bei einer E-Mail. Das werde ich auch ausprobieren. Mein Postfach ist umgeleitet und wird natürlich bearbeitet. Warum jetzt der perfekte Zeitpunkt ist Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Frage habe ich mir bei meiner Entscheidung für die Reise auch gestellt. Schließlich gibt es viele Gründe, die dafür sprechen: Meine Eltern sind noch im Betrieb, mein Bruder ist ebenfalls an Bord und gut im Thema, es gibt noch keine Kinder. Ich bin noch jung und gesund, kann alles machen. Ich habe viel länger etwas von meinen Erinnerungen an die Reise, wenn ich diese in jungen Jahren unternehme. Und warum sollte man eine Aktivreise auf die Rente verschieben? Wie eingangs erwähnt kann es auch schnell zu spät sein… Aber ohne meine Familie und meine Mitarbeiter wäre ein solches Sabbatical natürlich unmöglich. Sie unterstützen mich alle sehr und dank ihrem Rückhalt habe jetzt ein wirklich gutes Gefühl vor der Abreise. Ich werde viel Neues auf dieser Schiffsreise kennenlernen, und mal einen anderen Blickwinkel auf viele Dinge bekommen. Das wird auch für die Firma von Vorteil sein. Und ich werde erholt und mit vollem Akku wieder zurückkommen, und den Kopf frei für neue Ideen und Strategien haben. Planen Sie auch eine Auszeit? Im April werde ich darüber berichten, wie es mir und der Firma während meiner Reise ergangen ist – vorausgesetzt natürlich, beim Krokodilschwimmen in Australien geht nichts schief ;)! Und? Auf was warten Sie? Was hindert Sie WIRKLICH daran, Ihre Träume zu leben? Oder sind es am Ende nur alles Ausreden?
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