Standardfragen in Vorstellungsgesprächen
Diese Standard-Fragen an Bewerber sollten Sie sich verkneifen

Sie wollen einen Jobkandidaten kennenlernen, doch so richtig gelingt das nie? Vielleicht liegt’s an den Fragen: Sechs Standardfragen, auf die Sie keine ehrliche Antwort von Bewerbern bekommen werden – und wie es besser geht.

Aktualisiert am 23. September 2024, 11:48 Uhr, von Lisa Büntemeyer, leitende Redakteurin und Chefin vom Dienst Digital

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Standardfragen in Vorstellungsgesprächen sind langweilig und bringen langweilige Ergebnisse.
Standardfragen in Vorstellungsgesprächen sind langweilig - es geht auch anders!
© Epoxydude / Getty Images

Fünf Kandidaten, fünf einstündige Vorstellungsgespräche – und danach das Gefühl, keinen der Bewerber wirklich kennengelernt zu haben. Weil sie auf die Fragen nahezu identische Antworten gegeben haben. Geht Ihnen das auch manchmal so? Dann haben Sie vielleicht die falschen Fragen gestellt.

Das Karrierenetzwerk LinkedIn hat Fragen gesammelt, die besonders häufig gestellt werden. Viele davon stehen im Internet oder in Bewerbungsratgebern. Doch wenn Sie diese im Vorstellungsgespräch benutzen, laufen Sie Gefahr, nur auswendig gelernte Antworten darauf zu bekommen, weil die Bewerber sich vorher Gedanken dazu machen konnten. Eine Auswahl der meistgestellten Fragen – und Alternativen, was Sie besser fragen können.

Sechs unnütze Standardfragen – und wie Sie es besser machen

„Erzählen Sie mal von sich“

Unkonkreter geht es kaum. Mit dieser Aufforderung steigen viele Arbeitgeber ins Gespräch ein – und verschwenden so wertvolle Zeit. Die Frage sorgt dafür, dass der Bewerber erzählt, was ohnehin schon in seinem Lebenslauf steht: „Ich wohne hier in Bad Bocklet. Zuletzt habe ich bei Firma Müller meine Ausbildung absolviert und will mich nun beruflich neu orientieren …“

Diese Frage ist besser

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Machen Sie es sich und Ihrem Bewerber einfacher und konkretisieren Sie die Frage. Zum Beispiel so:

  • „In welchem Job waren Sie bislang am glücklichsten? Und warum?“

Die Antwort zeigt Ihnen, wofür der Bewerber brennt, was ihm wirklich Freude bereitet. Spricht er von einem Vorgesetzten, der ihm viel Freiraum ließ? Vom Teamzusammenhalt oder seinen Aufgaben?

Sie können auch auf bestimmte Stationen im Lebenslauf des Kandidaten näher eingehen. Hat er beispielsweise nach Jahren in der Industrie die Branche gewechselt? Warum? Engagiert er sich in einem Verein? Lassen Sie ihn davon erzählen.

„Was sind Ihre Stärken?“

„Ich bin belastbar, teamfähig, arbeite hart und konzentriert“ – gähn! Tausendmal gehört. Genauso banal ist diese Frage: „Was sind Ihre Hard- und Soft Skills?“ Das gehört zum Standardrepertoire eines jeden Bewerbungsratgebers. Und bis Sie den Kandidaten bei der Arbeit erleben, können Sie kaum herausfinden, was wirklich hinter seinen Behauptungen steckt: Womöglich gibt er an, teamfähig zu sein, ist aber tatsächlich ein wortkarger Eigenbrötler.

Diese Fragen sind besser

Um mehr über die Stärken eines Bewerbers zu erfahren, sollten Sie nach Beispielen oder Situationen in der Vergangenheit fragen. Etwa so:

  • „Auf welche beruflichen Leistungen sind Sie besonders stolz?“
  • „Von welchem persönlichen Erfolg bei der Arbeit haben Sie Ihren Freunden oder Ihrer Familie erzählt?“

Ein Produkt, das er mitentwickelt hat, ein kniffliges Projekt oder der erste Vortrag vor hunderten Zuschauern – was auch immer den Bewerber stolz macht, haken Sie nach: Warum ist der Bewerber gerade darauf stolz? Wie hat er sich auf den Vortrag vorbereitet, welchen Part spielte er in dem Projekt und wie ist er es angegangen? Die Antwort sollte Ihnen zeigen, was der Kandidat gerne macht und welche Arbeit ihm liegt.

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Wollen Sie etwas über die Soft Skills des Bewerbers erfahren, helfen ebenfalls Fragen nach konkreten Situationen. Zum Beispiel:

  • „Erzählen Sie uns von einem Konflikt mit Kollegen oder ihren Vorgesetzten bei einem früheren Job. Wie sind Sie damit umgegangen?“

„Was sind Ihre Schwächen?“

Niemand antwortet hundert Prozent ehrlich auf diese Frage. Oder haben Sie schon mal einen Kandidaten sagen hören, dass er unordentlich arbeitet, häufig zu spät kommt und schlecht mit Kritik umgehen kann?

Bewerber, die sich auf diese Frage vorbereiten, überlegen sich eine vermeintliche Schwäche, die sie unversehens in eine Stärke verwandeln können: „Ich verzettele mich leicht, wenn ich viele Aufgaben gleichzeitig auf dem Tisch habe – deshalb habe ich mir ein System überlegt, mit dem ich Aufgaben priorisiere und abarbeite.“ Oder: „Ich versinke so in meine Aufgaben, dass ich völlig die Zeit vergesse und dann manchmal viel zu lang im Büro bin.“

Diese Frage ist besser

  • „Welche beruflich relevante Fähigkeit würden Sie gerne noch lernen? Worin möchten Sie sich fortbilden?“

Souveräner vor Gruppen sprechen, effizienteres Zeit- oder Projektmanagement: Was auch immer der Kandidat antwortet: Fragen Sie nach, warum – wenn er seinen Wunsch nicht ohnehin begründet.

„Warum möchten Sie hier arbeiten?“

„Weil ich meine Miete bezahlen muss, einen Job suche und Sie eine freie Stelle haben“, würde wohl oft die ehrliche Antwort lauten. Natürlich gibt es auch viele Kandidaten, die sich bewerben, weil das Unternehmen sie wirklich begeistert. Dennoch eignen sich andere Fragen besser, um den Bewerber besser einschätzen zu können.

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Diese Fragen sind besser

  • „Was müsste passieren, damit Sie nach Feierabend zu Hause erzählen: ‚Ich hatte heute einen super Arbeitstag überhaupt‘?“

Hat die Antwort etwas mit den Aufgaben der ausgeschriebenen Stelle zu tun? Spricht er von netten Kollegen oder Lob vom Chef? Die Antwort zeigt, was ihn begeistert, was seine Leidenschaften sind.

Wenn der Kandidat momentan noch einen Job hat, eignet sich auch diese Frage:

  • „Warum möchten Sie Ihren Job wechseln? Was versprechen Sie sich von dieser Stelle, was Ihnen in Ihrem jetzigen Unternehmen fehlt?“

Lästert der Bewerber über seinen derzeitigen Chef? Oder erzählt er, was er sich von seinen neuen Aufgaben und dem Arbeitsumfeld verspricht? Die Antwort gibt Hinweise darauf, ob der Kandidat sich professionell verhält, sich mit den neuen Aufgaben und der Firma auseinandergesetzt hat und wie er sich weiterentwickeln möchte.

„Warum sollten wir gerade Sie anstellen?“

Letztlich provoziert diese Fragen Antworten rund um die Stärken der Kandidaten – sie bleiben wieder im Bereich der Behauptungen.

Diese Frage ist besser

  • „Was erwarten Sie von Ihrer neuen Aufgabe, was ist Ihnen am wichtigsten?“

Diese Antwort sollte Ihnen zeigen, inwieweit sich der Kandidat mit Ihrer Firma und seinen potenziellen neuen Aufgaben auseinandergesetzt hat: Wie möchte er sich einbringen und das Unternehmen voranbringen? In welchen Bereichen kann er eine echte Hilfe sein?

„Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“

„Natürlich in Ihrem Unternehmen in einer Führungsposition“ oder „Idealerweise reich und sorglos an einem Karibikstrand“. Ganz ehrlich: Diese Frage kann man kaum beantworten. Kein Bewerber weiß, was die Zukunft bringt und ob ihm der Job wirklich so gut gefällt, dass er so lange in der Firma bleiben möchte. Verzichten Sie darauf.

Diese Frage ist besser

  • „Wie stellen Sie sich Ihren ersten Monat hier vor?“

So erfahren Sie, ob der Kandidat sich möglichst früh viel einbringen möchte, oder lieber erstmal Kollegen über die Schulter schaut. Ob er sich Ziele setzt und sich überhaupt schon richtig mit seinem potenziellen neuen Arbeitgeber beschäftigt hat.

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