Vertrauen im Team stärken
„Wer Vertrauen aufbaut, gewinnt an Freiräumen“

Fehlt gegenseitiges Vertrauen im Team, schadet es am Ende der Firma. Es aufzubauen ist eine Führungsaufgabe. Was Sie konkret dafür tun können, erklärt die Wirtschaftspsychologin Ulrike Schwegler.

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Ulrike Schwegler, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart
Ulrike Schwegler, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart
© Berthold Steinhilber für impulse

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Diesem Satz würden viele Unternehmer zustimmen. Aber wie schafft man es, Vertrauen zu fassen? Ulrike Schwegler hat eine Professur für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart. Außerdem leitet sie das Institut für angewandte Vertrauensforschung und begleitet Mittelständler dabei, Vertrauen im eigenen Unternehmen aufzubauen. Im Interview erzählt sie, wieso gegenseitiges Vertrauen im Team wichtig ist und welche Faktoren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit fördern.

Frau Schwegler, vertrauen Sie mir?
Zu 100 Prozent.

Das kann ich mir kaum vorstellen. Wir haben uns erst einmal getroffen. Wie kann es sein, dass Sie mir hundertprozentig vertrauen?
Ich vertraue Ihnen ja nicht mein Erstgeborenes an, sondern nur 50 Minuten Gesprächszeit. Und diesbezüglich vertraue ich Ihnen zu 100 Prozent.

Während der Corona-Pandemie mussten Zigtausende Unternehmenschefs plötzlich darauf vertrauen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job machen – obwohl sie oft nicht mehr sichtbar waren.
Es ist eine ganz große Herausforderung, Menschen zu vertrauen, die wir nicht sehen. Führungskräfte, die vorab schon in Vertrauen investiert haben, waren gut auf die Situation vorbereitet. Andere, die sich stets auf Kontrollmechanismen verlassen hatten, bekamen ein großes Problem, mit den neuen Gegebenheiten vernünftig umzugehen.

Es gibt diesen berühmten Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Ich kenne viele Unternehmer und Unternehmerinnen, die das sagen, weil sie enttäuscht worden sind. Weil sie vertraut haben und es schiefgegangen ist. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, ich höre das tatsächlich sehr häufig, gerade auch von Führungskräften. Die Frage ist: Wie kam es zu diesem Vertrauensverlust? Wurden Erwartungen klar kommuniziert? Und wenn es zu einer Enttäuschung kam: Wurde nachgefragt, wie das Misstrauen entstand?

Vertrauen ist immer beidseitig. Ich als Unternehmer muss meinem Team vertrauen. Umgekehrt ist die Frage: Wie kommt mein Team dazu, mir als Geschäftsführer zu vertrauen?
Das ist ein Geben und Nehmen. Weil sich die Führungskraft in einer machtvolleren Position befindet, ist es in erster Linie ihre Aufgabe, einen Vertrauensvorschuss zu geben und in diese Beziehung zu investieren. Es ist ja eine Investition in der Hoffnung, dieses geschenkte Vertrauen wieder zurückzubekommen. Ich denke, gerade Führungskräften, denen es schwerfällt zu vertrauen oder die sagen, die Mitarbeitenden sind nicht zuverlässig oder vertrauenswürdig, sollten sich die Frage stellen: Inwiefern gelingt es, dieses Vertrauen tatsächlich zu schenken, zu leben, erfahrbar zu machen? Denn dann kommt es in der Regel wieder zurück.


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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Diesem Satz würden viele Unternehmer zustimmen. Aber wie schafft man es, Vertrauen zu fassen? Ulrike Schwegler hat eine Professur für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart. Außerdem leitet sie das Institut für angewandte Vertrauensforschung und begleitet Mittelständler dabei, Vertrauen im eigenen Unternehmen aufzubauen. Im Interview erzählt sie, wieso gegenseitiges Vertrauen im Team wichtig ist und welche Faktoren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit fördern. Frau Schwegler, vertrauen Sie mir? Zu 100 Prozent. Das kann ich mir kaum vorstellen. Wir haben uns erst einmal getroffen. Wie kann es sein, dass Sie mir hundertprozentig vertrauen? Ich vertraue Ihnen ja nicht mein Erstgeborenes an, sondern nur 50 Minuten Gesprächszeit. Und diesbezüglich vertraue ich Ihnen zu 100 Prozent. Während der Corona-Pandemie mussten Zigtausende Unternehmenschefs plötzlich darauf vertrauen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job machen – obwohl sie oft nicht mehr sichtbar waren. Es ist eine ganz große Herausforderung, Menschen zu vertrauen, die wir nicht sehen. Führungskräfte, die vorab schon in Vertrauen investiert haben, waren gut auf die Situation vorbereitet. Andere, die sich stets auf Kontrollmechanismen verlassen hatten, bekamen ein großes Problem, mit den neuen Gegebenheiten vernünftig umzugehen. Es gibt diesen berühmten Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Ich kenne viele Unternehmer und Unternehmerinnen, die das sagen, weil sie enttäuscht worden sind. Weil sie vertraut haben und es schiefgegangen ist. Können Sie das nachvollziehen? Ja, ich höre das tatsächlich sehr häufig, gerade auch von Führungskräften. Die Frage ist: Wie kam es zu diesem Vertrauensverlust? Wurden Erwartungen klar kommuniziert? Und wenn es zu einer Enttäuschung kam: Wurde nachgefragt, wie das Misstrauen entstand? Vertrauen ist immer beidseitig. Ich als Unternehmer muss meinem Team vertrauen. Umgekehrt ist die Frage: Wie kommt mein Team dazu, mir als Geschäftsführer zu vertrauen? Das ist ein Geben und Nehmen. Weil sich die Führungskraft in einer machtvolleren Position befindet, ist es in erster Linie ihre Aufgabe, einen Vertrauensvorschuss zu geben und in diese Beziehung zu investieren. Es ist ja eine Investition in der Hoffnung, dieses geschenkte Vertrauen wieder zurückzubekommen. Ich denke, gerade Führungskräften, denen es schwerfällt zu vertrauen oder die sagen, die Mitarbeitenden sind nicht zuverlässig oder vertrauenswürdig, sollten sich die Frage stellen: Inwiefern gelingt es, dieses Vertrauen tatsächlich zu schenken, zu leben, erfahrbar zu machen? Denn dann kommt es in der Regel wieder zurück. .paywall-shader { position: relative; top: -250px; height: 250px; background: linear-gradient(to bottom, rgba(255, 255, 255, 0) 0%, rgba(255, 255, 255, 1) 90%); margin: 0 0 -250px 0; padding: 0; border: none; clear: both; } Sie möchten weiterlesen? Anmelden impulse-Mitglieder können nach dem Anmelden auf alle -Inhalte zugreifen. Jetzt anmelden impulse-Mitglied werden impulse-Magazin alle -Inhalte digitales Unternehmer-Forum exklusive Mitglieder-Events und vieles mehr … Jetzt Mitglied werden