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„Je höher jemand im Unternehmen steht, desto einsamer ist er. Für viele aber gilt das auch heute noch als Schwäche.“ Dieses Fazit zieht Christian Peter Dogs, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Coach mit Privatpraxis in Lindau, nach der Arbeit mit etwa 150 CEOs.
Dazu passt: Während Forschende Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Phänomen immer besser zu fassen bekommen, auch statistisch, gibt es kaum Zahlen für die spezifische Gruppe der Unternehmerinnen und Unternehmer. Eine stammt aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte. Für diese wurden 2022 gut 1000 Top-Führungskräfte, darunter Vorstände, aus Großbritannien, Kanada, Australien und den USA zu ihrem Wohlbefinden befragt. 30 Prozent gaben an, sich „immer“ oder „oft“ einsam zu fühlen.
Warum Sie das Thema Einsamkeit angehen sollten
Einsamkeit an der Unternehmensspitze zu ignorieren, ist ein Fehler. Fachleuten zufolge gilt chronische Einsamkeit inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für die psychische und physische Gesundheit. Immerhin: Dass Einsamkeit immer krank macht, ist Psychiater Dogs zufolge Unsinn.
Es sei wichtig, zwischen selbst gewählter und erzwungener Einsamkeit zu unterscheiden sowie zwischen innerer und äußerer: „Viele Menschen sind immer umgeben von Kontakten – und trotzdem innerlich stark vereinsamt“, sagt er. „Dieses Gefühl findet sich häufig in den Führungsetagen der Unternehmen.“
Warum sollten sich Menschen an der Unternehmensspitze möglichen Einsamkeitsgefühlen widmen? Dogs: „Entscheidungen sind nie rational, sondern abhängig von unserer Stimmung. Welche Investitionen wir tätigen, welche Strategien wir umsetzen, wen wir einstellen und wen wir entlassen – all das bestimmt unser limbisches System. Also jener Teil des Gehirns, in dem unsere Gefühle sitzen.“
Das Ungünstige: Menschen sind dem Experten zufolge grundsätzlich gut darin, Emotionen zu verdrängen – Unternehmerinnen und Unternehmer besonders. „Viele kennen ihre Gefühlswelt gar nicht. Sie verhärten innerlich und arbeiten immer mehr und schneller, weil das hilft, nicht fühlen zu müssen“, so Dogs weiter. Schließlich scheinen Emotionen eher hinderlich, wenn es darum geht, die To-do-Liste abzuarbeiten, neue Produkte zu entwickeln, den Laden in Krisen am Laufen zu halten.
„Die Gefühle bleiben aber da, ob Sie es wollen oder nicht“, sagt Dogs. Wer nicht in der Lage sei, Emotionen wahrzunehmen und bewusst mit ihnen umzugehen, könne daher nie die bestmöglichen Entscheidungen treffen.
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